7. Kapitel
"Valerian", sagte Shaya mit bebender Stimme. Sie zitterte am ganzen Körper. "Hilf mir."
"Ich erledige das, keine Sorge." Einerseits war Valerian wütend, dass jemand anderes es wagte, ihm Shaya streitig zu machen, anderseits war er überglücklich, dass sie sich bei ihm sicherer fühlte. Und gleichzeitig hatte er Angst, er könnte sie tatsächlich verlieren.
Noch dazu an seinen Cousin.
Sie beide hatten nicht gerade ein unkompliziertes Verhältnis zueinander, da Joachim wegen seiner Machtgier oft rebellisch war. Aggressiv. Valerian hatte keine Ahnung, wie er den Krieger von seinem Vorhaben abbringen konnte.
"Es sind noch zwei andere Frauen übrig", sagte Valerian. "Bist du dir sicher, dass du nicht eine von ihnen haben möchtest?" Joachim nickte, ohne die beiden Frauen auch nur eines Blickes zu würdigen. Er wirkte entschlossen. Entschlossen... und geil. Auf Valerians Machtposition oder Shayas Körper? In beiden Fällen würde Valerian nicht kampflos aufgeben.
Joachim genauso wenig, wie es schien. "Ich will sie haben." sagte er energisch.
Valerian spürte, wie sich Shayas zarter Körper an ihn schmiegte. Ihr Duft hüllte ihn ein und stachelte seinen Kampfgeist an.
"Ich fordere dich zu einem Duell heraus." Valerian sah seinen Cousin scharf an. "Ich gebe dir die Chance, deinen König zu besiegen." Joachim konnte auf diese Weise zwar nicht de Thron übernehmen, aber der Sieg über einen König brachte Ruhm und Ehre. Selbst wenn Joachim verlor - wovon auszugehen war -, würde er die Teilnahme an einem so seltenen Kampf viel Anerkennung bekommen.
Kurz - und doch eine Spur lang - liess Joachim sich das Angebot durch den Kopf gehen. Er wollte schon nicken, besann sich dann aber eines Besseren und schüttelte den Kopf. "Inakzeptabel." Stirnrunzelnd umfasste er den Griff seines Schwertes. "Letzte Nacht hattest du Frauen im Überfluss und der Sex hat dich stark gemacht. Ich bin seit Wochen zur Abstinenz gezwungen. Wir haben nicht die gleichen Startvoraussetzungen."
Valerian biss die Zähne so fest zusammen, dass es wehtat. Hoffte sein Cousin vielleicht auf eine Nacht mit Shaya, um danach mit seinem König zu kämpfen? "Du kannst die Nacht mit den drei Frauen verbringen, die mich befriedigt haben. Sie werden dir wieder Kraft geben. Wir können dann morgen um Shaya kämpfen."
Joachim zog die schwarzen Augenbrauen hoch und in seinen blauen Augen blitzte plötzlich irgendetwas auf - ein Gefühl, das Valerian nicht deuten konnte. "DU hast gesagt, du würdest dir keine Frau aus der Oberwelt nehmen und doch erhebst du jetzt plötzlich Anspruch auf eine."
"Moment." Shaya hob abwehrend die Hände. "Jetzt mal langsam. Du hast mit drei Frauen gleichzeitig geschlafen, Valerian?" Wäre sie ihm zugewandt gewesen, hätte sie ihm jetzt eine geknallt, dessen war er sich sicher. "Erwartest du etwa, dass ich mich dieser Love Parade anschliesse? Du bist widerlich! Ihr alle seid widerlich."
"Was ist, willst du die drei, oder nicht?", fragte er Joachim, ohne Shaya zu beachten.
Joachim deutete grinsend auf Shaya. "Ich will die da. Es ist mein gutes Recht."
"Mit der hast du nichts als Ärger." Valerian presste die Zähne so fest zusammen, das er Mühe hatte, die Worte auszusprechen.
"Sehr richtig." Shaya nickte eifrig, sodass ihre weissblonden Haare auf den Schultern auf und ab wippten. "Ich ersteche dich im Schlaf. Ich schneide dir die Eier ab und mache Ohrgehänge daraus. Ich... Ich..."
Joachim erbleichte und schluckte. Immerhin waren ihre Drohungen gegenüber Joachim noch blutrünstiger, stellte Valerian fest. Ihm selbst hatte sie nur die Augen auskratzen wollen.
"Ich will sie trotzdem", sagte Joachim, auch wenn er nicht mehr ganz so überzeugt klang.
Sein Cousin wollte einfach nicht nachgeben. Valerian knurrte böse. Er hatte seine Männer nie belogen und nie sein Wort gebrochen. Da sein Vater früh gestorben war, hatte Valerian schon als junger Mann das Kommando über die Armee der Nymphen übernommen und sich ständig als seiner Position beweisen müssen. Es war ihm gelungen.
"Behandle deine Männer mit Wertschätzung", hatte sein Vater auf seinem Sterbebett gesagt. "Sei ihr Anführer und ihr Beschützer. Ihr Schicksal liegt ganz in seinen Händen."
Wenn Valerian Shaya für sich beanspruchte, konnte niemand etwas dagegen tun. Gut, es würde Gemurre geben, man würde sein mangelndes Ehrgefühl kritisieren und ihn vermutlich sogar zum Teufel wünschen. Aber tun konnte niemand etwas dagegen.
Aber wie konnte er von ihr erwarten, dass sie sich in einen Man verliebte, der sein Wort brach? Und sie würde ihn lieben, so viel stand fest.
"Ich habe gesagt, dass ich keine der Frauen, die wir hergebracht haben, für mich beanspruchen würde und mein Wort gilt", sagte er.
Shaya erstarrte. Sie legte ihre Hand auf seine Arme, die sie immer noch umschlungen hielten und bohrte ihre Fingernägel in seine Haut.
"Ich werde es nicht tun", fuhr er in seiner Muttersprache fort, damit Shaya den Rest des Gesprächs nicht verstand, "solange wir keine einvernehmliche Lösung finden. Erlaube mir, sie dir abzukaufen."
Joachim schüttelte wieder den Kopf. "Nein."
Verdammt! "Was soll ich sonst machen, Cousin? Diese Frau..." Er brach ab und presste die Lippen zusammen. "Diese Frau ist mir vom Schicksal bestimmt."
Joachims Nasenflügel bebten und er fletschte die Zähne. Dann kam er drohend einen Schritt näger. "Sie scheint das nicht so zu sehen. Sie hat dich nicht als Gefährten akzeptiert."
"Sie ist ein Mensch. Menschen reagieren anscheinend anders als wir."
"Du würdest doch alles sagen, nur um sie zu behalten."
"In diesen Dingen lüge ich nicht. Wenn du sie nimmst, wird sie dich nie lieben können. Sie wird dir nie ihr Herz schenken können. Ihr Herz wird immer mir gehören." Sie beide wussten, wie es sich mit Nymphen und ihren für sie bestimmten Partnerinnen verhielt. Liebe war Liebe. Es machte keinen Unterschied, dass Shaya ein Mensch war. Genau das musste er Joachim irgendwie klarmachen. "Wenn du mit ihr schläfst, wird es immer mein Gesicht sein, das sie vor sich sieht. Mein Körper, den sie begehrt, Würde dein Stolz das verkraften?"
Sein Cousin schwieg. Die Farbe wich aus seinem Gesicht und seine Miene verdüsterte sich.
"Was hast du zu ihm gesagt?" Shaya sah verwirrt von ihm zu Joachim, von Joachim zu ihm.
Joachim sah Valerian mit zusammengekniffenen Augen an. "Ich muss mir das, was du gesagt hast, erst noch durch den Kopf gehen lassen. Lass uns beide die heutige Nacht ohne sie verbringen und die Besitzrechte morgen früh besprechen."
Da er in der Sprache der Oberwelt geredet hatte, hatte Shaya alles verstanden. "Besitzrechte?", wiederholte sie fassungslos.
Die Nacht ohne sie verbringen? Valerian zuckte vor Entsetzen zusammen. Seit er Shaya zum ersten Mal gesehen hatte, dachte er an nichts anderes mehr als daran, sie zu besitzen. Darauf zu verzichten würde vielleicht das Schwierigste sein, was er je hatte tun müssen.
"Ich bin... einverstanden." Wenigstens würde sein Cousin sie dann auch nicht berühren dürfen.
"Tja, ich bin nicht einverstanden." Shaya stampfte mit dem Fuss auf, um sich Gehör zu verschaffen.
Er drückte sie fester an sich und hoffte, sie damit zum Schweigen zu bringen. Es funktionierte nicht.
"Ich helfe euch, euer Problem zu lösen", sagte sie. "Ich will keinen von euch beiden. Seht mal, ich bin eine vernünftige..."
Valerian schnaubte.
"... vernünftige Frau", fuhr sie fort und warf ihm einen vernichtenden Blick über die Schulter zu. "Und bin gerne bereit, diese ganze Episode aus Die männlichen Huren von Atlantis zu vergessen, wenn mich nur endlich jemand nach Hause bringt!"
Ohne sie zu beachten, verschränkte Joachim die Arme über der Brust. "Wo übernachtet sie?"
"Ich bringe sie in dem Zimmer neben meinem unter. Wir werden beide die Tür bewachen."
Sein Cousin schwieg einen Moment und liess sich den Vorschlag durch den Kopf gehen, Dann nickte er. "Von mir aus." Valerian liess Shaya los und vermisste sofort ihre Weichheit und Wärme. Ihr musste es ähnlich gehen, denn sie schlang fröstelnd die Arme um ihren Körper.
"Verdammt noch mal!" Sie trommelte genervt mit ihren Fingern auf ihrer Taille herum. "Kann mich vielleicht auch mal jemand beachten und verraten, wer mich jetzt zurück nach Hause bringt?"
"Ich!, antwortete Valerian ehe Joachim etwas sagen konnte.
"Ich bring dich nach Hause."
Sie fuhr herum und sah ihn überrascht an. "Wirklich? Du bringst mich nach Hause? Jetzt gleich?"
Er sah sie an und war wieder überwältigt von ihrer Schönheit. Wie war es möglich, das eine Frau ihn dermassen faszinierte und ihn alle anderen vor ihr vergessen liess? Für ihn gab es nur noch sie.
Er streckte ihr die Hand entgegen. "Kommst du freiwillig mit mir?"
Misstrauisch runzelte sie die Stirn. Nicht einmal das beeinträchtigte ihre Schönheit. "Du lügst mich doch nicht an, oder?"
"Das würde ich niemals tun."
Eine Weile rührte sie sich nicht. Dann legte sie zögernd ihre Hand in seine.
Ihm war klar, dass sie ihn missverstanden hatte; das hier war ihr neues Zuhause. Aber er sagte nichts. Noch nicht.
Joachim brummte etwas in sich hinein und hielt ihr dann ebenfalls die Hand hin. Die Sekunden zogen sich dahin, während Shaya sie anstarrte. Jeder Muskel in Valerians Körper spannte sich an. Wenn sie jetzt Joachims Hand nahm, würde er glauben sie hätte Interesse an ihm. Das wiederum würde er Valerians Erklärung widerlegen, dass er allein der für sie bestimmte Gefährte war.
Sein herz setzte einen Takt aus. Dann noch einen.
Sie sah Valerian ungeduldig an. "Also? Worauf wartest du? Lass uns endlich gehen. Wenn wir uns beeilen, kann ich vielleicht heute noch nach Cincinnati fliegen."
Fliegen? Sie konnte fliegen? Unmöglich. Oder? Allerdings war er so überrascht von ihrer Reaktion, dass er seine Verwirrung einfach überging. Sie hatte Joachim und seine ausgestreckte Hand wie Luft behandelt. Ihn selbst aber hatte sie um Hilfe gebeten. Innerlich stiess Valerian einen Triumphschrei aus.
"Crosse", rief er einem der übrig gebliebenen Männer zu, "bereitet das Zimmer neben meinem vor." Hoffentlich wusste der getreue Krieger, was damit gemeint war: die Beseitigung aller Spuren der drei Menschenfrauen, die er die letzte Nacht beglückt hatte. Leider hatte sie sich bei ihren Aktivitäten nicht nur auf sein Hauptzimmer beschränkt. Shaya flippte immer gleich aus bei allem, was auch nur im Entferntesten mit Sex zu tun hatte und er wollte sie nicht verärgern.
Crosse nickte, warf den zwei übrig gebliebenen Frauen einen wehmütigen Blick zu und entfernte sich gehorsam.
Joachim, der die ganze Zeit reglos dagestanden hatte, liess endlich seinen Arm sinken. "Verscherz es dir nicht mit mir, Weib", sagte er mit tiefer, unheilvoller Stimme. "Ich könnte es mir anders überlegen und dich doch zu mir mitnehmen."
"Na, na, streitet ihr euch etwa schon?", sagte Valerian spöttisch, obwohl er Joachim am liebsten die Gurgel gesprungen wäre.
"Warum fahrt ihr nicht einfach beide zur Hölle? Dann bräuchte ich euch nicht mehr dahin schicken", sagte Shaya, gespielt unschuldig, mit zuckersüsser Stimme. "Und jetzt sei ein braver Junge, Valerian, und bring mich nach Hause, wie du es versprochen hast."
Als Valerian Joachims verblüfftes Gesicht sah, musste er sich das Grinsen verkneifen. Shayas freches Mundwerk würde sie vielleicht retten. Er wandte sich an die anderen Krieger. "Terran Aeson, ihr könnt euch jeweils eine der letzten zwei Frauen aussuchen." Während die beiden in Jubel ausbrachen, führte er Shaya hinaus in die Eingangshalle. "Hier entlang."
Ein paar Krieger, stellte er fest, hatten es nicht mehr auf ihre Zimmer geschafft und waren gerade dabei, ihre neuen Frauen direkt in der Halle zu beglücken. Man hörte Stöhnen und Keuchen, Seufzen und laute Lustschreie.
"Mein Gott", stiess Shaya aus.
Szenen wie diese waren unter Nymphen keine Seltenheit, aber das verschwieg Valerian ihr jetzt geflissentlich.
Er ging, gefolgt von Shaya und Joachim, vorbei an den verschiedenen Küchen, an der Trainigsarena und den Schlafsälen der Krieger, aus denen ebenfalls lautes Gestöhne und Geseufze zu hören war.
"Kriegen die denn nie genug?", murmelte Shaya.
Sie klang entsetzt, aber irgendwie auch ... geil? Ja, dachte Valerian. Ja, das war's. Sie war geil. Das Entsetzen amüsierte ihn und die Geilheit erregte ihn ungeheuer. Wenn sie ihm gehörte hätte, hätte er ihr geholfen. Ersteres zu überwinden und Letzteres auf der Stelle genüsslich ausgekostet. Bald, schwor er sich. Bald.
Seine Gemächer befanden sich in einem abseitsgelegenen Flügel des Palasts. Die Zimmer waren geräumig, verfügten alle über ein Badebecken, ein grosses Bett und riesige Fenster, durch die man einen atemberaubend schönen Ausblick auf die Äusser Stadt hatte.
"Danke, dass du mich nach Hause bringst", sagte Shaya. "Ich weiss, dass du es nur ungern tust und ich bin dir wirklich dankbar."
Er hatte sie noch nie in diesem sanften Ton reden hören. Auch ihr Gesicht wirkte jetzt weicher und entspannter; sie strahlte förmlich vor Dankbarkeit und Erleichterung. Er durfte ihr nicht länger etwas vormachen. "Ich bringe dich nicht in deine Welt zurück, Moon, ich bringe dich in dein neues Zuhause."
"Du hast die ganze Zeit gewusst, dass ich von etwas anderem ausgegangen bin, falscher Dreckkerl", zischte sie. "Redet sie immer so?" fragte Joachim, dem zum ersten Mal Zweifel zu kommen schienen.
"Immer", antwortete Valerian und Shaya wie aus einem Mund.
"Ich übernachte nicht in deinem Zimmer", knurrte sie dann Valerian an. "Das habe ich dir schon mal gesagt."
Er musste sie den Rest des Weges hinter sich herziehen - ganz sanft natürlich. Joachim beobachtete das Geschehen mit einem schwer zu deutenden Blick, bis sie endlich bei Valerians Gemächern angekommen waren.
Crosse schob gerade den Vorhang eines Zimmereingangs zur Seite und taumelte ihnen entgegen, mit glühenden Wangen, verzückter Miene und halb geschlossenen Augen.
Die drei nackten Menschenfrauen liefen ihm hinterher und umzingelten ihn. Im Nu hatten sie ihre Hände überall auf seinem Körper, streichelten ihn und stöhnten sehnsüchtig.
Ungeduldig.
Als Valerian die Szene beobachtete, begann sich ein Plan in seinem Kopf zu formen - und es irritierte ihn, dass er sich jetzt schon Strategien ausdenken musste, um eine Frau für sich zu gewinnen, die doch eigentlich wild auf ihn sein sollte. Immerhin war er ein König! Ein Anführer. Sein Wort war Gesetz. "Such dir eine von den Frauen aus, Crosse und geh mit ihr ins Bett."
Der Krieger riss verdutzt die Augen auf. "Mein König..." Eine der Frauen griff ihm an die Eier und er stöhnte auf. "Darf ich auch alle drei haben?"
Valerian verdrehte die Augen. "Nein. Zwei werden... woanders gebraucht."
Shaya klappte mehrmals mit dem Mund auf und zu und dabei stiess sie jedes Mal ein erstickendes Keuchen aus. "Ihr behandelt diese Frauen wie Objekte und was meinst du mit woanders?" Sie zeigte mit dem Finger auf Crosse, sah jedoch weiter Valerian an. Was, wenn die Frau, die er sich aussucht, nicht mit ihm gehen will? Was dann?"
"Hast du Zweifel an ihrer Bereitschaft?" Valerian deutete mit dem Kinn auf den flotten Vierer. "Sie sind gerade dabei, ihn bei lebendigem Leib zu vernaschen."
Sie betrachtete Crosse und die drei Frauen mit zusammengekniffenen Augen. "Du hörst dich trotzdem an wie ein Zuhälter", murmelte sie und wandte sich dann an die Frauen. "Lasst euch das nicht gefallen, Mädels. Macht diesen Männern unmissverständlich klar, das ihr für solche Ausschweifungen nicht zu haben seid."
Statt einer Antwort leckten alle drei über Crosse nackten Oberkörper und Rücken. Der Mann seufzte verzückt. Shaya massierte sich die Nasenwurzel und schüttelte den Kopf.
"Nimm deine Frau, Crosse und geh."
"Danke, mein König." Crosse schnappte sich die Braunhaarige, die sogar jetzt noch versuchte, ihre Hand in seine Hose zu schieben und eilte mit ihr davon. Man hörte die beiden noch kichern, als sie längst verschwunden waren.
Die anderen nackten Frauen seufzten frustriert, doch dann fiel ihr Blick auf Valerian und sie klatschten begeistert in die Hände. Er wich zurück. Er schob Shaya sogar wie eine Art Schutzschild vor sich.
"Ich habe bereits eine Gefährtin", erklärte er ihnen. Nymphen, die bereits die richtige gefunden hatten, zogen Frauen normalerweise nicht ganz so magisch an wie die Single-Männer. Diese Frauen hier mochten ihn zwar immer noch begehren, aber sie würden nie so verrückt nach ihm sein, dass sich dabei selbst vergassen.
Aber vielleicht hatten die Menschenfrauen kein Gespür für derlei Dinge. Diese zwei jedenfalls kamen trotzdem immer weiter auf ihn zu.
"Lasst das, Ladies", fauchte Shaya sie plötzlich an. Die Frauen gehorchten sofort und zogen sich schmollend zurück.
Valerian blinzelte verdutzt. Hatte er da etwa einen Hauch Eifersucht in Shayas Stimme gehört? Ein besitzergreifenden Unterton? Durfte er hoffen? "Joachim braucht eine Geliebte", sagte er und deutete auf seinen Cousin.
Die Frauen sahen zu Joachim hinüber, dessen Augen sich misstrauisch - und zugleich voll Vorfreude - weiteten. Sie beiden grinsten wissend und tänzelten dann, ohne zu zögern, auf ihn zu.
"Du bist so gross", flötete die Blonde.
"Und stark", fügte die Rothaarige hinzu.
Joachim wich tapfer zurück. "Ich habe schon eine Wahl getroffen", sagte er, aber es klang eher wie eine Frage als eine Feststellung. "Die...die Blasse da drüben wird meine zukünftige Gespielin sein und ich muss heute Nacht vor ihrer Tür Wache halten. Aus diesem Grund dürft ihr.. mich .. nicht ... anfassen. Oh ja, anfassen." Das letzte Wort war das geseufzte Eingeständnis endgültiger Kapitulation.
Die beiden hatten ihn erreicht, streichelten ihn überall und hüllten ihn in ihren heissen Atem und ihren Duft ein. Valerian musste sich ein Grinsen verkneifen. Vielleicht habe ich meine Ehre schon verloren, dachte er, noch während er sagte. "Shaya hat bestimmt nichts dagegen, wenn du heute Nacht nicht vor ihrer Tür stehst. Ein Mann hat nun mal gewisse Bedürfnisse und sie weiss das.
"Bedürfnisse", wiederholte der Krieger ganz benommen vor Lust.
"Ich will spüren, wie deine nackte Haut über meine gleitet", sagte die Blonde atemlos.
"Ich will dich, heiss in meinem Mund."
Joachim schluckte. "Valerian, ich..."
"Geh schon. Wir sehen uns morgen früh."
"Die Blasse...."
"... wird nicht angerührt." Heute Nacht zumindest. "Ich habe dir mein Wort gegeben."
"Ich vertraue dir." Joachim legte einen Arm um jede Frau und ging eilig mit ihnen davon. Valerian bezweifelte, dass die drei es bis auf ein Zimmer schaffen würden. Höchstwahrscheinlich war Joachim inzwischen nackt und mit einer der Frauen zugange, drückte sie gegen die Flurwand und...
Der ekstatische Schrei einer Frau hallte durch die Gänge.
Valerian schmunzelte. Jetzt, da Joachim beschäftigt war, hatte er Shaya für sich allein. Aber er durfte sie nicht anrühren. Das hatte er schliesslich versprochen und sein Cousin vertraute ihm . Sein Lächeln erstarb.
"Unglaublich", murmelte Shaya.
Er fasste sie an den Schultern und drehte sie zu sich um, damit sie sein Stirnrunzeln sah. "Was genau findest du denn so unglaublich?"
"Diese ständige Rudelbumsen natürlich. Habt ihr noch nie was von Geschlechtskrankheiten gehört?"
Sie sah so süss aus, wie sie dastand und sich empörte. So überirdisch schön. Der Spitzname Moon passte genau. Sie war so unwiderstehlich, dass ihm heiss vor Erregung wurde. Er hatte ihre weiche Haut heute schon gespürt, aber noch nicht geküsst. Er hatte sie im Arm gehalten, aber noch nicht mit ihr geschlafen.
Sogar in Valerians abseitsgelegenem Flügel waren die Lustschreie aus allen Winkeln des Palasts nicht zu überhören . Shaya errötete und sah ihn an, als wäre ihr gerade bewusst geworden, dass sie jetzt endlich allein waren. Ihre Nasenflügel bebten. Vor Verlangen?
Er ballte die Fäuste, damit er nicht in Versuchung kam, sie zu berühren. "Shaya, hör mir jetzt genau zu", sagte er mühsam beherrscht. "Ich begehre dich, aber ich darf heute Nacht nicht mit dir schlafen. Wenn du nicht sofort in dieses Zimmer gehst, kann ich für nichts mehr garantieren."
Sie wich zurück und sah ihn mit ihren unglaublich grossen Augen an. In ihnen funkelte - wenn ihn nicht alles täuschte - Verlangen.
"Der Vorhang hinter dir verdeckt die einzige Tür zu deinem Zimmer. Wenn du auch nur einmal herauskommst, werde ich das als Einladung auffassen, mir das zu nehmen, wonach ich mich so verzweifelt sehne."
Sein Ton musste sehr überzeugend gewesen sein, denn sie erbleichte, drehte sich blitzschnell um und lief in das Zimmer. Ihre weissblonden Haare tanzten dabei wie Sternschnuppen auf ihren Schultern.
Der Vorhang schwang noch eine Weile einladend auf und zu. Dann bewegte er sich nicht mehr und Valerian schlug sich eine bebende Hand vors Gesicht. Eine Gefährtin zu haben würde, wie es schien, einen hohen Tribut von seinem Körper fordern, denn er sah eine lange, qualvolle Nacht vorraus.
Und keine Ende in Sicht.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top