6.Kapitel
Valerian musste seine zukünftige Gefährtin zum Speisesaal tragen. Er tat es mit dem allergrössten Vergnügen, obwohl sie auf dem Weg dorthin die ganze Zeit strampelte und fluchte. Ihre brüste pressten gegen seinen Rücken und ihre Beine hingen vor seinem Bauch.
Er grinste. Ihm gefiel, wie temperamentvoll diese Frau war. Wie amüsant. Er wünschte nur, er wüsste, wie sie hiess. Du kannst mich mal. Sie weigerte sich , ihm die Wahrheit zu sagen und das wiederum gefiel ihm nicht. Früher hatte ihn der Name einer Frau nie interessiert, aber bei dieser hier war es anders. Zu erfahren, wie sie hiess, erschien ihm geradezu lebenswichtig.
"Ich werde nicht deine Sexsklavin und auch nicht die deiner Armee. Hast du mich verstanden? Das kommt nicht infrage!"
Nein, sie würde seine Geliebte werden. Seine Gefährtin. Seine frau. Und nur seine. Er hatte vorhin gemerkt, wie seine Männer sie angesehen hatten und wie deren Blick zu ihrer kurvigen Hüfte geschweift war, in der Hoffnung, ein stück der blassen Haut unter ihrem Bastrock zu erspähen.
Vielleicht würde er sie doch nicht in diesen Klamotten herumlaufen lassen. Vielleicht würde er sie von Kopf bis Fuss in dicke, dunkle Kleider einhüllen. Sonst würde sich bestimmt einer seiner Krieger für sie entscheiden. Welcher Mann konnte schon diesem leidenschaftlichen Temperament widerstehen, das unter der abweisenden Fassade kochte und förmlich danach schrie, befreit zu werden?
Valerian würde eher töten, als sie einem anderen Mann zu überlassen.
Er hatte ihr zwar gesagt, dass sein Ehrgefühl es ihm unmöglich machte zu lügen, aber er würde auf dieses Ehrgefühl pfeifen, falls er Gefahr lief, sie zu verlieren. Er würde lügen, er würde betrügen, er würde alles tun, was nötig war, damit kein anderer Mann sie bekam.
Als er um eine Ecke bog, wünschte er, die kleine Mondscheinfrau hätte sich von ihm auf sein Zimmer bringen lassen. Er hätte ihr den Ausblick auf die Stadt gezeigt, ja, aber vor allem hätte er die Zeit mit ihr allein in vollen Zügen ausgenützt. Er hätte seine Verführungskünste so lange spielen lassen, bis sie nur noch an ihn dachte. Ein verbotenes Streicheln, ein langer, feuriger Blick. Dann hätten seine Männer später gesehen, wie sehr sie ihn begehrte, nur ihn und hätten sie wahrscheinlich nicht für sich ausgewählt.
Jetzt musste er sich etwas anderes einfallen lassen.
"Bring mich an den Strand zurück." Sie trommelte mit den Fäusten auf seinen Hintern. "Sofort, verdammt! Ich habe das Ganze langsam satt, hörst du?"
"Ich weiss nicht, wie oft ich dir noch erklären soll, dass das hier dein Zuhause ist und du für immer hierbleibst." Vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass sie nicht auf sein Zimmer gegangen waren. So konnte er das Auswahlverfahren rasch hinter sich bringen. Er würde den anderen klarmachen, dass sie ihm gehörte, sodass seine Männer sich auf ihre eigenen Auserwählten konzentrieren konnten.
Und er könnte sich dann natürlich ganz ... Miss Du-kannstmich-mal widmen. "Wie heisst du?", fragte er wieder. Ihre Abwehrhaltung mochte ja ganz amüsant sein, aber sie war ebenso frustrierend.
"Wenn die Polizei davon erfährt, wird man dich ... wird man dich ... Das, was du getan hast, ist Entführung, du Mistkerl."
Dass sie nichts mit ihm zu tun haben wollte und lieber in der Oberwelt geblieben wäre, war eine vernichtende und schockierende Erkenntnis. "Du hast Angst", sagte er beschwichtigend. "Das tut mir sehr leid."
"Angst? Ha! Ich bin stinksauer."
Sie konnte es noch so oft abstreiten, er wusste einfach, dass sie Angst hatte. Er spürte ihren aufgeregten Herzschlag an seinem Rücken, ihren flachen Atem auf seine Haut. Allerdings kämpfte sie dagegen an und zeigte nur ihre Wut. Seine Bewunderung für sie wurde immer grösser.
Oh Götter, er wollte - nein, brauchte - sie. Er musste sie küssen. Musste ihre Zunge spüren. In der Höhle war er ganz knapp davor gewesen, sie zu küssen. Aber eine winzige Berührung ihrer süssen kleinen Zunge - und er hätte sich nicht mehr beherrschen können. Eine Berührung - und er hätte sich nach einer zweiten und dritten gesehnt. Er wusste, dass es so gekommen wäre. Er hätte ihre Beine auseinandergeschoben und wäre besitzergreifend in sie eingedrungen. So tief, dass sie nur noch seinen Namen hätte stöhnen können.
Er kannte die Frauen und wusste, dass diese Frau hemmungslos leidenschaftlich sein würde. Man brachte sich nur anzusehen, wie sie sch wehrte - mit Kratzen und Beissen. Ihr Temperament im Bett würde nicht anders sein. Sobald ihr Feuer entfacht war, würde es gewaltig lodern und ihren Geliebten zu Asche verbrennen.
Diese Leidenschaft musste ihm gehören, dachte er grimmig. Er blieb stehen und runzelte die Stirn. "Wirst du dich wehren, wenn ein Mann Anspruch auf dich erhebt?" Vorsichtig liess er sie herunter. Langsam, ganz langsam. Ihr Bauch streifte seinen nackten Oberkörper und sie atmete tief ein. Seine Muskeln wurden Hart.
Sie mochte es nicht eingestehen, aber sie spürte die sexuelle Spannung genauso stark wie er.
"Wirst du dich wehren?", fragte er wieder. Er würde es ihr so lange nahelegen, bis sie es verstanden hatte.
"Darauf kannst du Gift nehmen." Sie funkelte ihn aus ihren samtbraunen Augen drohend an, damit er ihr nicht widersprach oder wieder drohte, sie zu bestrafen. "Ich wehre mich bis zum Äussersten."
Als ob er sie für etwas bestrafen würde, das er sich so dringend wünschte. Er lächelte zufrieden. Da er sie nicht dazu bringen konnte, einzugestehen, dass sie ihn begehrte - noch nicht - , war das das Nächstbeste.
Bring es endlich hinter dich. Energisch verschränkte er seine Finger mit ihren und zog sie hinter sich her. Sie kamen an der Trainingsarena und an den Küchen vorbei. "Gefällt dir der Palast?", fragte er, ehe sie wieder zu protestieren anfangen konnte. Sie nur, wie schön alles hier ist, hätte er am liebsten gesagt. An den Wänden hingen Fackeln, deren flackernde Flammen alles rundherum in Licht tauchten.
Ihr Blick fiel auf die Wandmalereien, die so kunstvoll waren, dass sie fast lebendig wirkten. Farbenfrohe Szenen, in denen sich nackte Männer, Frauen und Kreaturen verschiedenster Gattungen in unterschiedlichen orgastischen Stadien rekelten. Valerian und seine Männer hatten die Bilder gemalt, um diesem ehemaligen Drachenpalast ihren eigenen Stempel aufzudrücken.
Nymphen waren von Natur aus flatterhaft. Sie waren ständig von einem Ort zum anderen unterwegs, immer auf der Suche nach der nächsten sexuellen Eroberung. Ihnen war immer egal gewesen, wo sie gerade wohnten. Aber irgendwann war Valerian dieser Art zu leben überdrüssig geworden. Er hatte mehr gewollt - sowohl für sich selbst als auch für seine Männer. Woher dieses Gefühl kam, hatte er sich nie genau erklären können; er wusste nur, dass er im Laufe der letzten Monate eine innere Unzufriedenheit gespürt hatte und die Vorstellung, ständig unterwegs zu sein, ihn nicht mehr reizte.
Als er erfahren hatte, dass ein junger, unerfahrener Drache als alleiniger Verwalter des Palastes fungiert, hatte er kurzerhand beschlossen, den Palast zu erobern.
Und genau das hatte er getan.
Er bereute die Entscheidung nicht. Sobald er den Palast betreten hatte, war seine innere Unruhe verschwunden und er hatte das Gefühl gehabt, angekommen zu sein. Valerian legte nachdenklich den Kopf schief. Vielleicht musste er die Frau an seiner Seite genauso erobern wie den Drachenpalast. Mit List. Zielstrebigkeit. Und ohne Gnade.
Oh ja. Er lächelte. Bald würde er zu einem unwiderstehlichen, überraschenden Frontalangriff übergehen. Er konnte es kaum erwarten.
"Gefällt dir der Palast?", fragte er noch einmal.
Sie zögerte. "Um ehrlich zu sein, dein Zuhause ... diese Wände ... das alles erinnert mich an dich."
Unser Zuhause, kleine Moon, unser Zuhause. "Vielen Dank." Sie machte ein finsteres Gesicht und schlug ihm auf die Hand, in der Hoffnung, dass er sie losliess. "Das war kein Kompliment."
"Dass du bei Bildern über Sex an mich denken musst, ist kein Kompliment?"
Ihr blieb für einen Moment der Mund offen stehen. "So habe ich das nicht gemeint, dass weisst du genau."
Er lachte. "Du kannst es abstreiten, sooft du willst, aber jedes Mal, wenn du mich ansiehst, denkst du an nackte Haut und hemmungslosen Sex."
"Fesseln und Knebel hast du noch vergessen", knurrte sie. "Lass mich gehen."
"Das mit den Fesseln klingt verlockend."
"das kann ich mir vorstellen, du perverses Schwein."
Als er den Speisesaal betrat, war die erwartungsvolle Spannung, die in der Luft lag, fast greifbar. Du-kannst-mich-mal erstarrte vor Schreck. Valerian blieb stehen und legte ihr einen Arm um die Taille. Diesmal liess sie es ausnahmsweise geschehen, ohne sich dagegen zu wehren. Wahrscheinlich war sie zu schockiert.
"Da sind wir.", verkündete er. Ein ganzer Trupp Krieger hatte sich an einer Längsseite des Saals aufgestellt., die wohlriechende Gruppe der Menschenfrauen auf der anderen. Zwischen ihnen stand ein langer Holztisch mit Schnitzereien, die wilde Drachenköpfe darstellten.
Valerian hatte ursprünglich vorgehabt, diesen Tisch zu zerstören, da er in seinem Zuhause keinerlei Besitztümer der Drachen haben wollte. Aber er hatte noch keinen anderen Tisch gefunden, der genug Platz für alle seine Männer bot. Vielleicht würde er ihn ja behalten und mit seiner Frau Sex darauf haben.
Die Wände bestanden aus einfarbigen Onyx und Elfenbein. Früher hatten hier Saphire und Smaragde, Diamanten und Rubine gefunkelt, doch die waren vor einigen Monaten von Kriegern aus der Oberwelt aus den Wänden geschlagen worden. Während die Drachen diese menschen niedergemetzelt hatten, hatte sich für Valerian die Chance ergeben, seine Männer unbemerkt in den Palast zu schicken und ihn zu erobern.
Normalerweise hatten Nymphen ihre bestialische Ader immer unter Kontrolle und griffen nur dann an, wen sie provoziert wurden. Allerdings waren die Drachen mit den einzigen Freunden verfeindet, die die Nymphen hatten: den Vampiren. Im Gegensatz zu allen anderen Spezies in Atlantis verurteilten die Vampire die Nymphen nicht wegen ihrer Macht über Frauen, sie waren nicht eifersüchtig. Layel, der Vampirkönig, fand es vielmehr amüsant.
Valerians Gefährtin wand sich neben ihm. "Ich stelle mich auf keinen Falls als Frischfleisch für diese ... diese Barbaren zur Verfügung." Sie stiess ihm mit dem Ellbogen fest in den Bauch, sodass er für einen Moment keine Luft bekam.
"Sei still, Weib."
"Fahr zur Hölle, Mistkerl."
Valerians Männer starrten entsetzt zu ihnen herüber. Da er der Überzeugung war, dass Wissen Macht bedeutete, hatte er jeden von ihnen die Sprache der Oberwelt beigebracht, deshalb verstanden sie ganz genau, was die kleine Mondscheinfrau gerade gesagt hatte. So benahm sich doch keine Frau, Zumindest nicht Valerian gegenüber. Frauen liebten und bewunderten ihn. Sie kämpften um seine Aufmerksamkeit.
Sie bettelten um seine Zuneigung.
Sie schickten ihn doch nicht zum Teufel!
Aber Valerian störte ihr Benehmen nicht im Geringsten. Im Gegenteil, er war bester Laune. Wenn er, der begehrteste Nymph von Atlantis, sie nicht für sich gewinnen konnte, würden seine Krieger wissen, dass auch sie keine Chance bei ihr hätten. Und wer sich für sie entschied und abgewiesen wurden, musste heute Nacht alleine schlafen. Dieses Risiko würden sie nicht eingehen. Im Moment wollten sie nämlich nur eins: Sex.
Keine Liebe, keine Gefährtin. Nur Sex.
Valerian musste sich zwingen, ein möglichst ernstes Gesicht zu machen, während er ihr einen strafenden Klaps auf den Hintern gab, um sie noch mehr zu provozieren.
Sie kreischte auf. "Hast du mich gerade geschlagen? Sag, dass ich mich geirrt habe, Valerian, sonst macht deine Nase gleich Bekanntschaft mit meiner Faust. Zum zweiten Mal heute."
Ach, er liebte es, wenn ihr sein Name selbstverständlich über die weichen rosa Lippen kam. Da ihr Gesicht so blass war, kam die Farbe ihres Mundes noch stärker zur Geltung.
"Ich warte", knurrte sie.
"Nein. Du bist wunderschön."
Im ersten Moment wurde ihre Züge ganz sanft, sodass Valerian kurz eine Ahnung davon bekam, wie sensibel und verletzlich sie in Wirklichkeit war. Beinahe hätte er sie geküsst. Dann funkelte sie ihn wieder zornig an und das herzergreifende Bild, das er vor Augen gehabt hatte, verschwand. "Sag so was nicht zu mir. Ich mag das nicht."
Er blinzelte verdutzt. War ihr lieber, dass er sich abfällig über sie äusserte? Interessant. Auch verwirrend und merkwürdig, aber etwas, worüber er nachdenken musste. Warum würde eine Frau so etwas wollen? War es eine Art Abwehrmechanismus? "Mein König", ergriff Broderick das Wort. "Wir sind bereit. Wir haben die Frauen angewiesen, in der Reihe zu bleiben, bis sie ausgewählt werden."
Valerian zählte alle Anwesenden rasch durch. Es gab mehr Männer als Frauen. "Zuerst wählt meine Kerntruppe aus." Sie hatten in mehr Kriegen gekämpft als alle anderen, waren stärker und schneller und brauchten mehr Sex als ein normaler Soldat.
Die Kerntruppe jubelte. Die anderen stöhnten enttäuscht auf. "Verhalt dich ruhig", sagte er zu seiner Gefährtin, obwohl er wusste, dass sie genau das Gegenteil tun würde. "Und stell dich zu den anderen Frauen. Meine Männer sollen dich gut anschauen können."
Zu seinem grössten Vergnügen fuhr sie ihn an: "Sonst noch Wünsche? Mir ist es egal, wie versessen die anderen Frauen darauf sind. Ich jedenfalls werde diese Titten-und-Arsch-Beschau nicht brav über mich ergehen lassen."
Sie lief aber auch nicht weg. Nein, sie drückte sich gegen ihn und liess sich von ihm beschützen, selbst wenn sie ihn nach wie vor nicht anschaute. Ihre Schulter berührte seinen Oberkörper und ein paar seidige Haare verfingen sich in seinem Piercing. Er konnte ihr aufgeregtes Herzklopfen und ihre warme, zarte Haut spüren.
Er legte seine Hand auf ihre Rippen und sie erzitterte.
Er musste ihr Gesicht sehe, musste sehen, welche Gefühle sich darin ausdrückte. Unbeholfen fasste er sie am Kinn und zwang sie, ihn anzuschauen. Ihre Blicke trafen aufeinander und er hatte das Gefühl, in ihren Augen zu versinken. Immer, wenn er sie ansah, schien alles um ihn herum zu verschwinden. Ihre Augen waren samtbraun, warm und unwiderstehlich tief.
"Wie heisst du?" Er musste es einfach wieder fragen.
"Das geht dich nichts an", antwortete sie schnippisch. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und biss sich dann auf die Unterlippe. Der Anblick erregte ihn ungeheuer. "Bald bin ich von hier weg. Sehr bald."
Als würde er ihr jemals erlauben, ihn zu verlassen! "Verräts du mir deinen Namen", flüsterte er, "wenn ich dir helfe, diese Männer zu vergraulen?"
"Ich ... Vielleicht." Sie senkte die Lider und ihre langen Wimpern warfen gezackte Schatten auf ihre Wangen. "Warum solltest du mir helfen wollen?"
Warum wohl? Eigentlich musste ihr das klar sein. "Ich möchte dich für mich allein", sagte er so kühl wie möglich und grinste provokant. Er brauchte eine extreme Reaktion von ihr.
Irgendetwas, das seine Männer abschreckend fanden.
Wie gehofft, versuchte sie, sich von ihm loszureissen. "Ich bin doch kein stück Fleisch. das hier ist kein Delikatessenladen. Ihr solltet euch alle schämen."
Valerian seufzte theatralisch. "Wenn du dich nicht in die reihe stellst, dann bin ich gezwungen, dich hier festzuhalten." Eine Welle des Triumphs überkam ihn. Alles lief genau nach Plan. "Broderick!", rief er.
"Ja, mein König." Broderick, der vor Aufregung ganz rote Wangen hatte, trat vor.
"Als stellvertretender Kommandant und Anführer der Kerntruppe darfst du dir als Erster eine frau aussuchen." Valerian lockerte den Griff um die Taille seiner Gefangenen, damit die anderen besser sehen konnten, wie sie sich wehrte. Sie versuchte noch verzweifelter, sich von ihm loszureissen und ihr Fauchen und Keuchen war für alle gut hörbar.
Broderick grinste und ging zu den Frauen, die sich an der Wand aufgestellt hatten. "Nimm mich, nimm mich", flüsterten sie ihm zu.
Langsam und mit sichtlichem Genuss schritt Broderick die Reihe ab. Zwischendurch blieb er immer mal stehen, um den Reissverschluss an einem Kleid aufzuziehen und einen Blick auf die Brüste der Frauen zu werfen. Ein paar Glückliche kamen sogar in den Genuss, sich von ihm über die Nippel lecken zu lassen. Dummerweise hatte er immer noch keine Wahl getroffen, als er sich schliesslich der kleinen Mondscheinfrau näherte und sie mit seinen smaragdgrünen Augen von oben bis unten lüstern musterte.
Valerian biss die Zähne zusammen. Sie gehört mir, dachte er wieder und legte den Arm fester um sie.
Broderick streckte die Hand aus, um die Fransen ihres Baströckchens auseinanderzuschieben.
"Ich heisse Shaya", sagte sie hastig. Es klang fast wie ein Kreischen. "Ich heisse Shaya Oktavia Holling."
Valerian wusste sofort, was sie von ihm wollte. Er hatte ihr versprochen, dass er ihr helfen würde, die Männer zu vergraulen, wenn sie ihm ihren Namen verriet. Hatte es Shaya versprochen. Shaya. Er liess sich das Wort auf der Zunge zergehen. Der Name passt perfekt zu ihr. Scheinbar kühl und unnahbar - und doch ungeheuer sinnlich.
"Verpass ihm einen ritt", flüsterte er ihr ins Ohr. "Einen festen."
Ohne zu zögern, trat sie Broderick in den Bauch. Der verblüffte Krieger taumelte zurück, stolperte über seine eigenen Füsse und fiel hin. Der Rest der Krieger brach in lautes Gelächter aus. Broderick stand schnell wieder auf und guckte Shaya verwirrt an.
Valerian musste sich das Grinsen verkneifen. Sein Stellvertreter entschied sich rasch für eine hübsche, brave Brünette. Die beiden stürmten sofort aus dem Speisesaal, ohne sich ein einziges Mal umzusehen. Einer weniger...
"Dorian." Valerian nickte dem schwarzhaarigen Krieger zu, dessen angespannte Muskeln verrieten, dass er es kaum erwarten konnte. "Du bist als Nächster dran." Dann wandte er sich an Shaya - ach, er konnte gar nicht genug von diesem Namen kriegen, der so wunderbar war wie die Frau selbst - und flüsterte: "Ignoriere ihn, wenn er zu dir kommt. Würdige ihn keines Blickes."
"Bist du sicher, das funktioniert?" Shaya konnte nicht fassen, dass sie sich auf Valerians Hilfe verliess. um aus dieser Misere rauszukommen. Aber sie wusste nicht, was sie sonst tun sollte. Die Vorstellung, dass einer dieser Barbaren sie als seinen Besitz beanspruchte, sie wegschleppte und weiss Gott was mit ihr anstellte, kam ihr alles andere als reizvoll vor. "Brechen nicht alle seine Höhlemenscheninstinkte aus, wenn ich ihn ignoriere?"
"Bei ihm nicht." Valerian klang belustigt.
Dorian hatte pechschwarze Haare und tiefblaue Augen. Seine geradezu märchenhafte Schönheit war atemberaubend. In gewisser Hinsicht waren seine Gesichtszüge sogar noch vollkommender als die Valerians. Trotzdem liess Shaya sein Aussehen kalt. Bei ihm kamen ihr keine eindeutigen Szenen mit nackten, sich windenden Körpern in den Sinn.
Shayas Magen zog sich nervös zusammen, als der Mann Brodericks Beispiel folgte und sich jede Frau in der Reihe gründlich ansah. Er guckte, grapschte und genoss das Ganze ein bisschen zu sehr. Shaya fand es furchtbar, wie er sich diesen Frauen gegenüber benahm. Wie konnte er es wagen, sie so respektlos zu behandeln?Es spielte keine Rolle, dass alle ganz hingerissen von ihm waren. Dass sie gar nicht genug davon kriegen konnten, von ihm betatscht zu werden.
Als sie an der Reihe war, blieb er in einiger Entfernung vor ihr stehen, verschränkte die Arme vor seiner breiten Brust und musterte sie von oben bis unten. Mehrere Sekunden verstrichen und Valerian wurde langsam nervös.
"Zieh den Muscheel-BH aus", sagte Dorian schliesslich. "Ich will deine Brüste sehen."
Ignoriere ihn, hatte Valerian ihr geraten. Sie senkte den Kopf und betrachtete interessiert ihre Fingernägel. Wenn er versucht, ihr das Bikinioberteil wegzuziehen, würde dort, wo seine Hand war, gleich nur noch ein blutiger Stumpf zu sehen sein.
"Hast du nicht gehört? Ich sagte, du sollst die Muschel da wegnehmen."
Sie gähnte - was ihr ziemlich schwerfiel. Da Valerian beide Arme um sie gelegt hatte, war sie total erregt, nicht gelangweilt. Trotz all der anderen Emotionen - Angst, Wut, Demütigung - hatte ihr Begehren nicht abgenommen. Im Gegenteil. In der Gegenwart dieses selbstgefälligen, egoistischen Riesen war sie einfach nicht dieselbe wie sonst. Vielmehr fühlte sie sich wie eine Frau, mit sexuellen Bedürfnissen, die nur eins im Sinn hatte: Lust.
Warum hatte sie bei ihren Dates nie so empfunden? Warum jetzt? Warum bei diesem Mann?
Dorian seufzte frustriert, fuhr sich durch seine seidigen Haare und sah Hilfe suchend zu seinem König. "Valerian, sag ihr, sie soll mich ansehen."
Valerian zuckte mit den Achseln. "Ich kann sie nicht zwingen."
"Aber..."
"Ist sie nun die Frau, die du möchtest oder nicht?", fragte er barsch und ungeduldig. "Die anderen möchten heute auch noch drankommen."
Dorians Miene verfinsterte sich. Er drehte sich um und marschierte zu der einzigen Rothaarigen der Gruppe. "Ich wähle dich."
Das entwürdigende Prozedere ging noch eine halbe Stunde weiter. Nur eine einzige andere Frau schien sich über das Geschehen zu ärgern - diejenige, die sich wie Shaya geweigert hatte, den Kriegern fröhlich ins Meer zu folgen. Sie war ein zierliches Persönchen und mit ihren dunklen Locken, den braunen Augen und der Stupsnase ausgesprochen hübsch. Uns sie strahlte trotz ihrer mädchenhaften Erscheinung eine dunkle, wilde Sinnlichkeit aus.
Leider wurde sie von einem grossen Krieger ausgewählt, der sich Perlen in seine hellen Haare geflochten hatte. Einer der Männer, die immer noch warten mussten, boxte daraufhin so fest mit der Faust gegen die wand, dass die Erschütterung im ganzen Speisesaal zu spüren war. "Die wollte ich", knurrte er böse.
"Dumm gelaufen, Joachim. Sie gehört jetzt mir." Der Perlenhaarmann nahm seine nervöse Beute an der Hand und versuchte, sie hinter sich herzuziehen.
Sie stemmte sich dagegen, sagte jedoch keine Wort.
Sichtlich verdutzt schaute er sich über die Schulter nach ihr um und runzelte die Stirn. "Hab keine Angst. Ich tu dir nichts." Die junge Frau hatte Tränen in den Augen und nagte an ihrer Unterlippe.
"Lass sie in Ruhe", rief Shaya. Sie hatte genug gesehen.
"Lass sie los, sofort! Sie will nicht mitkommen."
Die Falten auf der Stirn des Kriegers wurden tiefer und er sah verwirrt zu Valerian. "Aber... ich habe sie mir ausgesucht."
Die Frau schaute Shaya ängstlich an, schwieg jedoch noch immer und nagte weiter auf ihrer Lippe.
"Valerian." Shaya packte ihn grob am Handgelenk. "Du musst etwas tun. Sie will nicht mit ihm gehen."
Ein paar Sekunden vergingen in absoluter Stille. "Was bekomm ich dafür?", sagte er schliesslich. "Wenn ich etwas mache wie das, worum du mich gerade so unglaublich liebenswürdig gebeten hast, wird das meinen Leuten nicht gefallen. Sollte ich dafür allerdings in irgendeiner Form entschädigt werden, dann würde ich ihre Unmut riskieren."
"Ich erlaube dir zu leben", sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. "Das sollte als Entschädigung ausreichen."
Er lachte. Die Art, wie sie ihn behandelte, schien ihn köstlich zu amüsieren.
Zur Hölle mit ihm und seinem Lachen!
"Ich werde freundlich zu dir sein. Für eine Weile", brummte sie.
Er zögerte keine Sekunde. "Möchtest du von einem anderen Krieger gewählt werden?", fragte er die Frau.
Sie liess den Blick über die restlichen erwartungsvoll guckenden Männer schweifen. Dann erschauderte sie, schluckte und schüttelte schliesslich langsam den Kopf.
"Dann nimm sie mit, Shivawn, aber dass sie nicht an, ehe sie es dir erlaubt. Und zwing sie nicht, es dir zu erlauben." Er machte eine Pause. "Bist du jetzt zufrieden, Shaya?"
Die Art und Weise, wie er ihren Namen sagte ... sie bebte innerlich und musste sich zwingen, bei der Sache zu bleiben.
Nein, sie war nicht zufrieden. Sie wusste, dass er auch diese junge Frau nicht zum Strand zurückkehren lassen würde. "Kann man davon ausgehen, dass Shivawn sich an deine Anweisung hält?"
"Mir gehorchen alle meine Männer", antwortete Valerian hörbar entrüstet. "Geht", sagte er zu dem Paar.
Shivawn schob die Frau eilig hinaus, ehe Shaya noch etwas einwenden konnte. Der Krieger, der gegen die Wand geboxt hatte, fluchte leise.
Und weiter ging es mit dem "Auswahlverfahren".
Jedes Mal, wenn ein Nymph sich Shaya näherte, sagte Valerian ihr, was sie tun sollte. Spucken, Fluchen, in Ohnmacht fallen. Gott sei Dank wollte sie am Ende keiner. Langsam leerte sich der Speisesaal. Die meisten Krieger hatten sich bereits mit ihren Frauen auf ihre Zimmer zurückgezogen.
Shaya nahm an, dass Valerian später, wenn dieser ganze Zirkus vorbei war, irgendeine Belohnung für seine Hilfe einfordern würde. Mehr als nur die versprochene Freundlichkeit. Als gerade niemand sie beachtete, liess er unauffällig seine Finger von hinten über Shayas Taille gleiten und steckte seinen Daumen in den Nabel. Das Gefühl war so elektrisierend, dass sie sich wünschte, er würde sie überall so berühren.
Seltsamerweise gefiel seine besitzergreifende Art einem verdrängten teil ihrer Persönlichkeit. Einem Teil, von dem sie nicht gewusst hatte, dass es ihn gab. Immer wenn sich ein Krieger näherte, spannte sich Valerians ganzer Körper an. Ein paarmal knurrte er sogar laut, als könnte er sich kaum noch beherrschen.
"Gleich ist es vorbei", flüsterte er. Sein Atem streifte ihr Ohr, während er einen Finger ihre Wirbelsäule hinuntergleiten liess.
Sie wäre fast dahingeschmolzen. Nur das Gefühl, plötzlich gemustert zu werden, half ihr, sich äusserlich nichts anmerken zu lassen. Sie merkte, dass jemand in der Reihe der Krieger sie gierig anstarrte. Als sie zurückschaute, versteifte sie sich und bekam eine Gänsehaut.
Der gut aussehenden, braunhaarige Mann, der sie mit seinem Blick durchbohrte, machte ihr Angst. Die Art, wie er sie fixierte, hatte etwas Bedrohliches an sich.
"Lehn dich ruhig an mich, wenn du nicht mehr stehen kannst", sagte Valerian, der ihre Reaktion falsch interpretierte.
Sie zwang sich, den Blick von dem unheimlichen Mann abzuwenden. "Mir geht's gut, danke", sagte sie fast atemlos vor Angst. Dann runzelte sie die Stirn; eigentlich hatte sie Valerian anfauchen wollen.
Ihr Entführer brachte sie mit seinen fürsorglichen Kommentaren ständig aus dem Konzept. Er behandelte sie wie ein kostbarer Schatz. Ds gefiel ihr nicht. Es machte sie verletzlich und dadurch fiel es ihr immer schwerer, ihm zu widerstehen.
Es musste doch irgendetwas geben, was ihn dazu brachte, sie zu hassen. Aber was? Er lachte über ihre Beschimpfungen und ignorierte ihre spöttischen Bemerkungen. Streng dich an, verdammt, es muss doch gehen. Wenn er weiter so nett zu ihr war, würde sie irgendwann kapitulieren und ihr Panzer aus Eis, schmelzen. Was würde passieren? Liebe? Würde sie sich in einen Mann verlieben, der die Tiefe ihrer Gefühle nie erwidern konnte? Oh Gott, nein. Nein, nein, nein.
Sie nahm ihre ganze Kraft zusammen und versuchte, sich aus Valerians Armen zu befreien, um endlich Abstand von ihm zu gewinnen. Er drpckte sie so fest an sich, dass sie eine Sekunde keine Luft bekam.
"Hör auf zu Zappeln, Moon. Ich bin ohnehin schon verrückt nach dir und ich weiss nicht, wie lange ich es noch aushalte. Wir sind hier fast fertig."
Sie hielt still, damit sie ihn nicht noch mehr erregte. Aber verflucht, warum fühlte sie sich so geborgen in seinen Armen? Wunderbar geborgen und gleichzeitig erregt. Er stellte eine Gefahr für das einsame Leben dar, das sie sich so mühsam aufgebaut hatte.
"Joachim!", rief Valerian. "Jetzt bist du an der Reihe." Er senkte die Stimme und flüsterte ihr ins Ohr: "Du duftest einfach himmlisch. Ich begehre dich so sehr, dass ich dich am liebsten auf der Stelle..."
"Die da." Joachim, der brünette Mann, der sie so aggressiv angestarrt hatte, machte einen Schritt auf sie zu.
Valerian erstarrte. Shaya schnappte erschrocken nach Luft. Sie war sich so sicher gewesen, dass sie alle Männer vergrault hatte, aber dieser hier hatte sie gerade ... Grundgütiger. Ihr gefror das Blut in den Adern.
"Was hast du gesagt?" Valerian funkelte Joachim böse an. Dann verschränkte er seine Finger fest mit Shayas.
"Ich will die Blasse. Die, die du in deinen Armen hältst."
Joachim hatte sich breitbeinig vor ihnen aufgebaut und sah Valerian selbstgefällig und herausfordernd an. Wie ein Mann, der es auf einen Zweikampf ankommen lassen wollte. "Gib sie her. Sie gehört mir."
So 4370 Wörter. Hab doch ein Kapitel geschrieben. Nur um euch zu ärgern ;-)
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top