11. Kapitel
Die Atmosphäre im Speisesaal war dermassen spannungsgeladen und testosterongeschwängert, das Shaya das Gefühl hatte, ihre Haut würde versengt. Beide Männer schienen vor Wut zu kochen und in Valerians türkisblauen Augen sprühten Funken.
Shaya waren gefühlsgesteuere Menschen nichts Fremdes. Wie viele Zornausbrüche und Eifersuchtsanfälle hatte ihre Mutter im Laufe der Jahre gehabt? Unzählige. Wenn einer ihrer Ehemänner zu spät nach Hause kam, wurden ihm nicht nur Vorwürfe, sondern auch das Porzellangeschirr an den Kopf geworfen. Wurde ihr Geburtstag vergessen, wurden Reifen aufgeschlitzt.
Dennoch wusste Shaya nicht, wie sie auf einen derartigen blindwütigen Zorn reagieren sollte, wie Valerian ihn gerade an den Tag legte. Bis zu diesem Augenblick hatte er nur Begehren, Belustigung und Geduld gezeigt. Gut, ein paarmal war er ansatzweise wütend gewesen, aber nicht annähernd so wie jetzt.
Sein Blick war mordlüstern. Seine Lippen waren schmal und er zeigte die Zähne wie ein Tier. Er wirkte, als wäre er zu allem fähig.
"Ich bitte dir einen Deal an, Joachim." Nie hatte seine Stimme schroffer geklungen.
Äusserlich zeigte Joachim kaum eine Reaktion. Nur sein Blick verriet, dass er genauso frustriert war wie Valerian und Shivawn. Scheinbar gelassen lehnte er sich an die mit Filigrangold verzierte, geschwungene Säule des Türrahmens.
"Ich höre."
"Ich gebe dir mein Schwert", sagte Valerian. "Du kannst es haben, aber musst deine Ansprüche auf die Frau aufgeben." "Inakzeptabel." Joachim nahm seinen Helm ab, klemmte ihn sich unter den Arm und zog arrogant die Augenbrauen hoch. "Mach mich zum König, dann kannst du sie haben. Dann gehört sie dir und du kannst mit ihr tun und lassen, was du willst."
Shaya legte die Handflächen auf den Tisch und sah zwischen den beiden Männern hin und her. Sie wusste nicht, was sie tun oder sagen sollte. Sie fühlte sich genauso hilflos wie als Kind, wenn ihre Eltern sich gestritten hatten.
Valerian schüttelte den Kopf. "Ich kann dich nicht einfach zum König machen, das weisst du genau. Meine Männer würden niemals einen Anführer akzeptieren, der sich der Aufgabe nicht als würdig erwiesen hat."
"Stimmt", gab Joachim zu. "Deshalb bin ich bereit zu zeigen, dass ich würdig bin, König zu sein."
"Und wie stellst du dir das vor?"
"Gestern warst du noch bereit, mit mir zu kämpfen. Bist du es immer noch?"
Valerian ballte die Fäuste."Ja."
"Aber bist du auch bereit, deinen Thron aufzugeben, wenn ich gewinne?"
Valerian hüllte sich in unheilvolles Schweigen. Wog er seine Optionen ab? "So etwas hat es nie gegeben", sagte er schliesslich betont ruhig.
Joachim legte seine Hand um den Griff seines Schwerts.
"Aber es wäre oft notwendig gewesen:"
Wenn Shaya eben noch den Eindruck gehabt hatte, die Spannung wäre bereits am Höhepunkt gewesen, hatte sie sich getäuscht. Mit Joachims Bemerkung begann der Saal jetzt regelrecht zu vibrieren. Sie wollte weniger denn je, dass diese beiden Muskelprotze um sie kämpften. Mit Schwertern, Herrgott nochmal. Sie wollte überhaupt nicht, dass Valerian kämpfte, Punkt. Die Vorstellung, er könnte verletzt werden, machte ihr seltsamerweise Angst.
Aber nur, weil du keinen anderen Mann am Hals haben möchtest, der weniger geduldig mit dir ist, versuchte sie sich zu beruhigen.
Misstrauisch betrachtete sie Valerians Kontrahenten. Joachim wirkte sehr siegessicher. Er strahlte die gleiche Arroganz wie Valerian aus, aber sein Blick hatte im Gegensatz zu dem seines Königs etwas unglaublich Blutrünstiges an sich.
"Warum kämpfst du nicht gegen mich, Joachim?", hörte sie sich plötzlich fragen. Es war ihr einfach so herausgerutscht. "Ich würde dir mit dem allergrössten Vergnügen die Eier abschneiden und dir damit das Maul stopfen."
An Joachims Wange zuckte ein Muskel. Um Valerians Mund zuckte es ebenfalls. Vor Ärger? Oder musste er sich ein Grinsen verkneifen? Die beiden Männer am Tisch lachten und entspannten sich ein wenig.
"Das würde ich gern sehen", sagte Dorian.
"Shaya wird nicht kämpfen", erklärte Valerian.
"Als ob eine Frau eine Chance gegen mich hätte." Joachim schnaubte verächtlich. "Also, Valerian?" Er stiess sich von der Säule ab und seine Rüstung klirrte unheilvoll. "Was meinst du? Sollten wir kämpfen? Der Sieger wird König und bekommt die Frau?"
Valerian stand langsam auf. "Ich nehme die Herausforderung an. Allerdings bleibt der Sieger König und behält die Frau."
"Das werden wir ja sehen", antwortete Joachim zufrieden.
"Moment mal." Shaya schlug mit der Faust auf den Tisch. Zu ihrer Enttäuschung schwappten weder die Krüge über noch klirrte Geschirr. "Ihr benehmt euch wie die Kinder. Es gibt keinen Grund zu kämpfen."
Valerian sah sie finster an. Immerhin hatte sie seine Aufmerksamkeit erregt. "In dieser Angelegenheit hast du leider nichts zu sagen, Moon. Ich muss meinem Cousin eine längst fällige Lektion erteilen."
"Er ist dein Cousin?" Sie fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht. Das Ganze war schlimmer als gedacht. "Bei mir hat es auch Zeiten gegeben, in denen ich meine Familie am liebsten umgebracht hätte, Valerian, aber du musst der Versuchung widerstehen."
"Du wirst es dir nicht anders überlegen?", fragte Joachim ihn, ohne Shaya zu betrachten. Sie schien Luft für ihn zu sein. "Wenn du verloren hast?"
Dorian und Broderick knurrten wie Tiere, weil jemand es wagte, ihren König derartig zu beleidigen. Dann herrschte Schweigen. Shaya spürte Valerians furchtbaren Zorn und war ungeheuer froh, dass dieser Zorn nicht gegen sie gerichtet war. "Willst du mich etwa einen Lügner schimpfen?", stiess Valerian mühsam beherrscht hervor.
Joachim wurde knallrot. "Entschuldige, das war nicht meine Absicht."
Nur leicht besänftigt breitete Valerian die Arme aus und wies in einer raumgreifenden Geste auf alle Anwesenden. "Wir haben Zeugen. Ich erkläre hiermit vor Dorian und Broderick, dass ich diesem Zweikampf ... und den vereinbarten Konsequenzen zustimme."
Jetzt wurde Shaya von Panik erfasst. Die beiden wollten es wirklich durchziehen; sie würden kämpfen.
"Was ist die Waffe deiner Wahl?" , fragte Valerian seinen Cousin und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Das Schwert natürlich. Die Waffe eines echten Kriegers."
"Auf Leben und Tod?"
Joachim runzelte nachdenklich die Stirn. "Ich will dich nicht töten, Valerian. Ich hasse dich nicht. Wir waren einmal Freunde, als Kinder aber ich bin zum Herrscher geboren. Ich sollte derjenige sein, der befiehlt, nicht der, der Befehle entgegennimmt."
Die beiden starrten sich lange an. Schliesslich nickte Valerian.
"Geh in die Arena, Joachim. Ich komme gleich nach."
"Schon wieder ein Befehl." Joachim sah aus, als wollte er protestieren, nickte letztendlich aber, machte auf dem Absatz kehrt und ging. Shaya kam gar nicht dazu, Einspruch zu erheben.
"Dorian", sagte Valerian, "hol die restlichen Männer. Ich will, dass sie sehen, was mit denen geschieht, die es wagen, sich gegen mich aufzulehnen. Broderick, du holst meine Ausrüstung."
Die beiden eilten davon.
Das kann doch alles nicht wahr sein, dachte Shaya.
Sie war während der Hochzeit ihrer Mutter entführt worden... und wenn schon. Sie war in eine versunkene Welt verschleppt worden ... gähn. Sie war als Mätresse des Königs auserkoren worden ... könnte mir jemand mal kurz die Nagelfeile reichen? Das alles kam ihr mit einem Mal total belanglos vor. Wie ein Traum.
Dieser Kampf allerdings ... das war ein absoluter Albtraum.
"Ich bitte dich, es nicht zu tun", sagte sie zu Valerian. Sie waren jetzt allein, weit und breit war niemand zu sehen. "Es ist offensichtlich, dass er sich nichts aus mir macht. Er will dir nur wehtun und dir deine Krone streitig machen."
Valerian setzte sich wieder auf die Bank, lehnte sich zurück und sah sie eindringlich an. "Hast du Angst um mich, Moon?"
Sie schnaubte verächtlich. Innerlich allerdings zitterte sie vor Angst. "Du bist mir so was von egal, echt." Das war gelogen, wie sie sich eingestehen musste. Und er war so ... süss, verdammt. "Ich will nur nicht, dass du dein Leben wegen diesem Idioten aufs Spiel setzt." Das stimmte.
Er schob sich lässig eine Weintraube in den Mund. "Ich habe dir doch gesagt, ich würde alles tun, um dich zu behalten und das meinte ich auch so. Jedenfalls bin ich nicht beleidigt, dass du so wenig Vertrauen in meine Fähigkeiten als Krieger hast. Schliesslich kennst du mich kaum."
"Und ich werde vielleicht keine Chance haben, dich besser kennenzulernen. Nicht, dass ich das möchte", fügte sie hastig hinzu. "Aber trotzdem."
"Allerdings", fuhr er fort, als hätte sie nichts gesagt, "werde ich es dir ziemlich übel nehmen, wenn du noch einmal so an mir zweifelst."
Sie zwang sich, ihn betont unbekümmert anzusehen. "jetzt habe ich aber Angst. Nein, wirklich."
Er starrte sie verdutzt ab und schüttelte den Kopf. "Hast du nicht verstanden? Ich habe dich gerade vor meinem Zorn gewarnt und du machst dich über mich lustig?"
"Kurz gesagt, ja."
Statt böse auf sie zu werden, schien ihn ihre Antwort zu amüsieren. "Mir gefällt dein Witz, Shaya. Und dein Mut. Du machst mir Freude, weil du eine würdige Gefährtin bist. Eine würdige Königin für meine Krieger."
Königin? Wohl kaum. Ihr eigenes Leben war jetzt schon chaotisch genug. Es war ein denkbarer schlechter Zeitpunkt, auch noch Verantwortung für andere Leute zu übernehmen. Und was das andere betraf ... Sie wollte nicht, dass Valerian sie gern hatte. Okay, sie wollte es schon. Sie wollte nur nicht, dass sie wollte, dass er sie gern hatte. Je mehr er sie mochte, desto entschlossener würde er versuchen, sie zu behalten. Er würde sich noch mehr um sie bemühen und für sie würde es immer schwerer werden, ihm zu widerstehen. Sie würde immer mehr vergessen, wer er war - ihr Entführer nämlich -, und der Gedanke an ihre Flucht würde immer mehr in den Hintergrund rücken.
"Komm. Ich habe lange genug herumgetrödelt - aber ich konnte nicht widerstehen einen Moment allein mit dir zu haben." Er stand auf und streckte ihr die Hand entgegen, mit der Handfläche nach oben, eine stille Aufforderung, sie zu ergreifen. "Sie warten in der Arena auf uns."
Shaya starrte seine Hand an. Wenn sie jetzt ihre Finger mit seinen verschränkte, würde es wieder zwischen ihnen knistern.
Gefährlich knistern.
Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie stand auf, aber behielt ihre Hände bei sich. "Führ mich hin."
Er rührte sich nicht vom fleck, sondern winkte auffordernd mit den Fingern.
Sie verschränkte trotzig die Arme.
Er runzelte die Stirn, als er merkte, dass sie ihn schon wieder zurückwies. "Ich habe dir einmal erlaubt, dich zu verweigern, aber jetzt lasse ich es nicht zu. Ich muss dich spüren, Shaya. Ich brauche deine Kraft. mein Erfolg bei diesem Kampf hängt davon ab."
Oh Mann. Auch eine Art, ihr das Messer auf die Brust zu setzen. Sie sahen sich herausfordernd an. Seine dichten schwarzen Wimpern warfen unglaublich lange Schatten auf seine Wangen. Wie konnte ein blonder Mann so dunkle Wimpern haben? Sie hätten hell sein müssen wie bei ihr. "Tut mir leid", sagte sie. Und es stimmte.
"Du bist stur. Und du möchtest unbedingt kalt und unnahbar wirken."
Sie reckte das Kinn empor. "Ich kann dir versichern, ich bin kalt. Ich bin ein richtiges Miststück."
"mit der Zeit", sagte er gelassen, "wirst du schon warm mit mir werden. Heiss sogar. Dafür sorge ich schon."
Seine Worte waren Versprechen und Drohung gleichzeitig; Ich gebe nicht nacht, bis du dich freiwillig ergibst.
Sie schluckte, nahm seine Hand aber immer noch nicht.
An seiner Wange zuckte ein Muskel. "Du hast die Wahl. Nimm meine Hand oder ich trage dich in die Arena."
"Du hast meine dritte Möglichkeit nicht erwähnt. Davonlaufen." Sie glitt neben ihren Stuhl und machte einen Schritt weg von ihm.
"Du? davonlaufen? Er schüttelte den Kopf. "Nein, dazu bist du viel zu mutig. Ich zähle jetzt bis drei, wenn du dich bis dahin nicht entschieden hast, dann treffe ich die Entscheidung für dich. Eins."
Noch ein Schritt zurück.
"Zwei."
Noch einer.
"Dr..."
Sie machte einen Satz nach vorne und ergriff seine Hand. Bei der Berührung breitete sich das gefürchtete heisse Prickeln sofort in ihrem ganzen Körper aus. Aber wenn er ihr nachgelaufen wäre, sie erwischt und über seine Schulter gelegt hätte - und genau das hätte er getan -, dann wäre das Prickeln noch viel schlimmer gewesen, intensiver.
Sie sah ihn finster an. Sein Gesicht war in Licht getaucht und in diesem Moment von einer geradezu atemberaubenden Schönheit.
Er grinste. "War doch gar nicht so schwer, oder?"
"Halt die Klappe. Halt einfach die Klappe."
Er lachte, wurde aber schnell wieder ernst. "Ich habe deinen Geruch in der Nase, Moon und ich würde dich überall finden. Egal, wo du bist. Also komm lieber nicht auf die Idee, während des Kampfs zu flüchten." Er drehte sich um und marschierte. Shaya hinter sich herziehend, aus dem Speisesaal.
Sie hatte Mühe, mit seinem Tempo mitzuhalten. "Nicht so schnell. Und was soll das heissen, du hast mein Geruch in deiner Nase?" Ihr fiel ein, wie er gestern unbedingt hatte wissen wollen, ob sie ihn riechen konnte.
"Nur, dass dein Wesen in jeder Faser meines Körpers eingebrannt ist." Er machte sich nicht die Mühe, sich zu ihr umzudrehen. "So wird es dir mit mir auch bald gehen."
"Das klingt mir sehr nach Brandmarken. Kommt nicht infrage."
"Du wirst schon sehen." Er klang sehr überzeugt.
Schon wieder ein Versprechen.
Lass dich nicht auf Diskussionen ein. Ermuntere ihn nicht auch noch. Ihr Blick fiel auf die Wand. Weisser Marmor, dessen Fugen mit Silber ausgelegt waren und der teilweise abbröckelte. Kratzspuren, als hätte jemand den Stein mit etwas Scharfkantigem bearbeitet. "Was ist hier passiert?", fragte sie, um das Thema zu wechseln.
"Soviel ich weiss, haben Menschen den Palast gestürmt." Sie richtete den Blick wieder geradeaus, auf Valerians Rücken. Unter der goldbraunen Haut sah sie Muskeln und Sehen arbeiten. "Die Menschen wissen, dass es Atlantis gibt?"
"Manche schon."
Wow. Das Wissen um die Existenz von Atlantis wurde also geheim gehalten. "Hast du schon in diesem Palast gelebt?"
"Nein, wir haben ihn erst vor Kurzem in Besitz genommen." In Besitz genommen? Also gestohlen? "Wem hat er denn vor dir gehört?"
"Den Drachen."
Sie blieb abrupt stehen, dass er ebenfalls stehen bleiben musste, wenn er sie nicht wie einen Kartoffelsack hinter sich herschleifen wollte. "Drachen? Sagtest du gerade, hier haben Drachen gelebt? Und du hast ihnen den Palast weggenommen?" Das erklärte die Wandmalereien und Schnitzereien mit den vielen Drachenmotiven und auch das Drachenmedaillion, von dem er ihr erzählt hatte.
Langsam drehte er sich zu ihr um und sah sie verwirrt an.
"Das scheint dich zu beunruhigen. Warum?"
"Drachen speien Feuer und fressen Menschen. Sie wollen ihren Palast bestimmt wiederhaben."
"Ja."
Sie sah ihn entgeistert an. "Und die Vorstellung, gegen solche wilden Bestien zu kämpfen, beunruhigt dich nicht?"
"Nein, warum sollte es?" Seine Brust schien vor ihren Augen förmlich anzuschwellen. "Ich bin noch wilder. Noch stärker."
Du lieber Himmel, so viel männliche Aufgeblasenheit. "Tut mir leid, dass ich deinen Optimismus nicht teilen kann", entgegnete sie trocken.
Er runzelte die Stirn. "Wenn du schon vor Drachen so grossen Respekt hast..."
"Entsetzliche Angst", korrigierte sie ihn.
"... wie wirst du erst reagieren, wenn ich dich mit den Vampiren bekannt mache?"
Sie stiess ein ersticktes Keuchen aus und schlug sich eine zitternde Hand vor den Mund. "Darauf kann ich gern verzichten."
"Sie sind unsere Freunde."
Er hatte <<unsere>> gesagt. Nicht <<meine>> sondern <<unsere>>, als wären sie beide schon ein Paar. "Du hast zwar erwähnt, dass es diese Wesen in Atlantis gibt, aber ich hatte doch keine Ahnung, dass du mich ihnen vorstellen willst! Vampire sind Blutsauger, Valerian."
"Dein Blut werden sie nicht trinken."
Grrr. Es hatte keinen Sinn, mit ihm zu streiten. Er hatte auf alles eine Antwort. "Sehr richtig. Ich werde sie nämlich nicht treffen und ich bleibe nicht hier."
"Die Vampire sind unsere Verbündeten. Du brauchst dich vor ihnen nicht fürchten. Ich werde dich immer beschützen. Notfalls schirme ich dich mit meinem eigenen Körper vor der Gefahr ab."
Das Versprechen seiner rauen Stimme rief ihr sofort wieder erotische Szenen von nackter, schweissnasser Haut und vor Lust bebenden Körpern vor Augen. Grrr.
"Weisst du, wenn du je die Chance gehabt hättest, mich zum Bleiben zu überreden - was du nicht hattest -, dann hast du sie dir mit diesem Gerede von Drachen und Vampiren endgültig verdorben."
Er schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. "Du lenkst mich ständig ab, Moon. Warum reden wir jetzt überhaupt darüber? Ich habe einen Zweikampf vor mir, den ich zu gewinnen gedenke." Er zog sie weiter.
Mist. Der Kampf. Von Weitem konnte sie schon das Klirren von Schwertern hören. Grunzen. Grölen. Aufgeregte Männerstimmen.
"Ich sage es noch ein letztes Mal: Ich will nicht, dass du um mich kämpfst."
Jetzt war es um seine liebenswürdige Art ihr gegenüber geschehen. Er bleib abrupt stehen, fuhr herum und machte drohende Schritte auf sie zu. Dabei kam er ihr so nahe, dass sie die Hitze und den intensiven Duft seiner Haut wahrnahm. Sie sah die blauen und grünen Flecken in seinen Augen, die heller als die kostbaren Juwelen funkelten. Er war sichtlich böse.
"Ich habe dich davor gewarnt, was passiert, wenn du noch einmal an mir zweifelst. Ich bin mächtig und gefürchtet und du wirst an mich glauben."
Falls er dachte, dass sie sich jetzt entschuldigen oder zurückweichen würde, hatte er sich getäuscht. Sie machte einen Schritt auf ihn zu und verringerte den Abstand zwischen ihnen noch mehr. Sie wusste nur, dass sie ihn nicht in diese Arena gehen lassen konnte. "Und ich habe dir gesagt, dass mich deine Warnung einen feuchten Dreck interessiert."
Das flackernde Licht der Wandleuchter war tanzende Schatten auf sein Gesicht. Er sah plötzlich noch wilder aus als zuvor.
Shaya spürte, wie die gleichen Flammen der Leidenschaft in ihr zu lodern begannen wie bei seinem ersten Anblick, als er aus dem Meer aufgetaucht war.
"Du wist an mich glauben." Er vergrub seine Finger in ihren Haaren und zog sie ungestüm an sich. Dann presste er seine Lippen dermassen fest auf ihren Mund, dass sie erschrocken aufstöhnte.
Er nützte es aus, dass ihre Lippen geöffnet waren und schob seine heisse Zunge so fordernd in ihren Mund, dass Shaya keine Chance hatte, sich zu wehren. Als er auch noch seine starken Arme um sie legte, spürte sie die himmlisch heissen Flammen durch ihren ganzen Körper züngeln. Das Feuer breitete sich mit atemberaubender Geschwindigkeit in ihr aus und innerhalb von Sekundenbruchteilen verwandelte sie sich von der kalten, abweisenden Shaya in eine entfesselnde, hemmungslose, leidenschaftliche Shaya. In eine Frau, der der sinn nur noch nach Lust stand. Nach wildem, aufregendem Sex. Nach diesem Mann.
Der Kuss war so feurig, dass jede Faser ihres Körpers zum Leben zu erwachen schien. Ihre Nippel wurden hart, sie spürte ein sehnsüchtiges Ziehen zwischen den Beinen und ein Flattern im Bauch. Valerian schmeckte nach purer Leidenschaft, exotisch, süchtig machend. Allen guten Vorsätze zum Trost schlang sie die Arme um seinen Hals und schmiegte sich an ihn. Sie wollte mehr.
Ein animalisches Knurren löste sich aus seiner Brust. "Willst du mich?", fragte er drängend.
Wie immer erregte der Klang seiner tiefen, rauen Stimme. Diesmal sogar mehr denn je. Es war, als wäre er wie für sie geschaffen, nur für sie. Alles was er tat, jeder Atemzug, den er machte, war nur dazu da, sie glücklich zu machen. Der Gedanke war berauschend. Wie der Mann selbst. Heissblütig, sinnlich und wunderbar.
"Willst du mich?", fragte er wieder.
"Nein", sagte sie gepresst, um sich selbst sofort zu widersprechen, indem sie über die Konturen seiner Lippen leckte. Wer war diese hemmungslose Frau, in die sie sich verwandelt hatte?
Valerians Frau, dachte sie benommen.
Er liess seine kräftigen Hände ihren Nacken hinuntergleiten, strich über jeden Wirbel ihrer Wirbelsäule und umfasste dann zärtlich ihre Hüften. Dann schob er seine Finger langsam unter den Saum ihres Hemdes.
"Ich will dich." Sein heisser Atem streifte ihre Wange.
Es gab gute Gründe, ihn wegzustossen. Ja, es gab eindeutig gute Gründe. Dennoch wollte sie nur eines ... sein Gesicht wieder an ihres ziehen, seine Lippen an ihren Mund. Ihn wieder schmecken. Seine breite Brust an ihrem Oberkörper spüren, fühlen, wie die kaum zu zügelnde Leidenschaft in seinen Adern pulsierte. Ihre Nippel wurden fester und taten weh, taten tatsächlich weh, weil sie nach seiner Berührung verlangten.
Er schob seine Hand unter das Hemd und streichelte zärtlich ihre Haut. Sie seufzte selig.
"Deine Nippel sehnen sich nach mir, ich weiss es." Sein feuriger Blick verharrte dort, wo sich ihre Brustwarzen befanden, die dadurch noch steifer wurden.
"Nein, tun sie nicht."
"Ich würde dir mit dem grössten Vergnügen beweisen, dass ich recht habe. Ich könnte dich vor einen Spiegel stellen, dir langsam das Hemd ausziehen und Stück für Stück deiner nackten Haut entblössen. Ich könnte meine Hände um deine Brüste legen und dir deine Nippel präsentieren, wie sie förmlich nach mir schreien."
Obwohl sie sich innerlich dagegen wehrte, sah sie die Szene, die Valerian beschrieb, genau vor sich. Er umarmte sie von hinten und streichelte ihre Brüste. In ihrer Fantasie glitt seine Hand langsam ihren Bauch hinunter bis zu den hellen Locken zwischen ihren Beinen.
"Ich hasse diese Idee", log sie atemlos. "Hasse sie." Sie legte ihre Hände auf seine Brustwarzen. Sie waren klein und hart und am liebsten hätte sie sofort an ihnen geleckt und gesaugt. Dann berührten ihre Finger sein silbernes Piercing und sie hatte das Bedürfnis, auch darüber zu lecken.
Er stöhnte. "Ich mag deine Art, mich zu hassen."
Oh, sie mochte sie auch. Ihr Atem vermischte sich mit seinem und sie sahen sich tief in die Augen - ein feuriges Aufeinandertreffen von Türkisblau und Braun, Leidenschaft gegen Leidenschaft.
"Hass mich noch ein bisschen mehr", flüsterte er.
Shaya dachte nicht einmal mehr daran zu widerstehen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen - ihr Körper schien einfach zu tun, was er wollte - und näherte ihre Lippen seinem Mund. Er umfasste fest und fordernd ihre Taille, sodass sie ihm nicht entkommen konnte. Dann presste er ihre Hüften an sein erigiertes Glied.
Sie stöhnte. Pfeile der Lust schossen durch ihren Körper.
"Ich möchte dich auch hassen", sagte er im gleichen sanften Flüsterton wie zuvor. "Ich will dich beim ersten Mal hart und schnell hassen. Langsam und zärtlich beim zweiten Mal."
"Mein König!", rief jemand.
Shaya nahm die stimme nur wie von fern wahr. Sie hasste es, dass sie ausgerechnet jetzt gestört wurden. Küssen. Sie wollte küssen.
Valerian hörte anscheinend nicht, dass man nach ihm rief - oder vielleicht war es ihm auch egal. Er hatte den Blick auf ihre Lippen gerichtet. Seine Augen funkelten so sehr vor Leidenschaft , dass es Shaya den Atem verschlug. Es bestand kein Zweifel, dass dieser Mann sie so oft küssen würde, wie sie es sich wünschte.
"Mein König", sagte die Stimme noch einmal. Diesmal klang es nicht nur respektvoll, sondern auch ungeduldig.
Valerian ballte die Fäuste. "Ich will nicht aufhören, dich zu hassen", brummte er.
Es brachte sie fast um, <<du musst>> zu sagen.
"Ich muss dich hassen?"
"Du musst aufhören."
Er fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. Seine Nasenflügel bebten, als würde er ihren Duft in sich aufsaugen. "Fürs Erste", nickte er.
"Für immer." Hast du den Verstand verloren, oder was? Shaya schluckte. Sie war noch nie so leidenschaftlich geküsst worden. So besitzergreifend. Als wäre der Mann, der sie küsste, ohne sie verloren. Und verdammt, sie wollte dieses Gefühl, dermassen begehrt werden, noch einmal erleben.
Gefährlich, flüsterte ihr Verstand.
Aber das Risiko absolut wert, antwortete ihr Körper.
"Wage es nicht, mich noch einmal zu hassen", zwang sie sich zu sagen, befreite sich aus seiner Umarmung und drehte sich weg. Plötzlich war sie wieder ernüchtert und distanziert. Und innerlich so leer wie damals als Kind.
Er packte sie an den Schultern und drehte sie zu sich. Seine Augen waren zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen, sodass sich seine dichten Wimpern berührten. "Es wird mir ein Vergnügen sein, dich dazu zu bringen, dass du zurücknimmst, was du gerade gesagt hast."
"Valerian!", rief wieder jemand. Diesmal war es Joachim und er klang ungeduldig. "Du darfst die Frau nicht küssen. Sie gehört dir nicht."
Shaya schlang die Arme um ihren Oberkörper. Ihr graute so sehr vor dem, was jetzt kommen würde, dass sie zitterte. Sie schaute über ihre Schulter zu Joachim. Der dunkelhaarige Mann erschien ihr plötzlich wie ein Todesengel. Na toll. Ein Vorzeichen?
"Noch nicht", sagte Valerian, ohne den Blick von Shaya abzuwenden. Seine Stimme war scharf wie ein Schwert. "Noch nicht."
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