Kapitel 8

,,Gott meine Liebe, wie schaust du denn aus? Du schaust aus als hättest du Tage nicht geschlafen und dir die Augen ausgeweint." Jacque kommt mir gerade entgegen als ich die Eingangstür passiere.
,, Ich hatte keinen guten Schaf." Müde reibe ich mir dir Augen und versuche nicht an letzte Nacht zurückzudenken. Ich habe heute Morgen so gut es ging versucht die Augenringe zu kaschieren sowie die Spuren von den Tränen. Doch so mehr ich es versuchte, desto schlimmer sah es aus und ich entschied mich dafür, es überhaupt nicht weiter zu versuchen und es einfach dabei zu belassen, wie es in dem Moment aussah.
Sam bin ich heute morgen glücklicherweise nicht begegnet. Vermutlich hätte es mir den Rest gegeben.
,,Du brauchst erst mal einen starken Kaffee!" Er klatscht sich in die Hände, als würde jetzt ein Kellner kommen, der die Bestellung aufnimmt. Schmunzelnd schaue ich ihn an. Heute trägt er einen dunkelblauen Anzug mit Streifen, was schon ein wenig verrückt aussieht. Aber es passt zu ihm, auch wenn ich es mich niemals trauen würde.

Die Empfangsdame von gestern Abend steht wieder hinter dem Tresen und setzt ihr alltägliches Guten-Morgen-Lächeln auf, welches sie vermutlich schon so einstudiert hat, dass sie es nicht mehr anders kann, obwohl sie vermutlich genau so müde sein mag wie ich mich gerade fühle. Ein paar Stunden Schlaf mehr, hätten echt gut getan. Vor allem hätte ich nicht diese verdammten Augenringe.

Jacque spaziert gemütlich neben mir her und pfeift währenddessen fröhlich und leise vor sich hin.
,, Welchen Clown hast du denn heute morgen zum Frühstück gegessen?" Ich lächle ihn an woraufhin er grinst.
,, Man sollte jeden Morgen fröhlich anfangen, damit der Tag nur halb so langweilig wird. Solltest du auch mal probieren." Er zwinkert mir zu, worauf ich nur den Kopf schütteln kann.
Vor lauter Müdigkeit übersehe ich die mit Lichterketten geschmückte Säule vor meiner Nase und hätte Jacque nicht im letzten Moment seinen Arm vor mich gehalten, wäre ich vermutlich auch noch dagegen gelaufen. Wo kommt die denn plötzlich her?
,, Da ist wohl jemand noch nicht richtig wach." Er muss sich das Lachen verkneifen, um nicht direkt loszuprusten wegen meiner Tollpatschigkeit.
,, Haha, sehr witzig." Gespielt beleidigt schaue ich ihn an und verschränke meine Arme vor der Brust.
,, Ja, schon." Mit einem kleinen Stupser gegen meine Schulter und einem Lachen in seinem Gesicht, kann ich mir mein schmunzeln nicht mehr zurückhalten.

Im Gegensatz zu mir scheint Jacque ein totaler Morgenmensch zu sein, denn er grüßt alle ihm bekannten Geischter, die ihm über den Weg laufen und verliert dabei nicht einmal die Nerven, falls er kein 'Guten Morgen' zurückbekommt. Ich brauche immer erst einen Kaffee und eine kalte Dusche bevor man mir überhaupt über den Weg laufen kann ohne einen genervten Blick zu kassieren.
Doch heute Morgen hatte wohl auch der Kaffee nichts gebracht, um mich wenigstens ein bisschen wach zu bekommen.
Mit meinen kurzen Beinen ist es ziemlich anstrengend mit Jacque Schritt zu halten, denn wenn er einen Schritt macht, muss ich fast drei machen und das in einem Tempo, in dem ich auch nebenher joggen könnte.
Doch nicht nur Jacque läuft schnell, sondern auch die anderen Menschen, die hier zu arbeiten scheinen. Tja, du bist halt langsam.

Inzwischen sind wir am Ende der Lobby angekommen und je näher ich dem Fahrstuhl komme, desto mehr mache ich mir darüber Gedanken, ob ich Mr. Havering über den Weg laufen werde.
Es ist einfach nicht gut in seiner Nähe zu sein, und ich hoffe inständig, dass ich ihm heute nicht über den Weg laufe. Doch bei meinem Glück, falle ich bestimmt auf ihn drauf.

,,Skye?" Mit schnippsenden Fingern versucht Jacque mich aus meiner Trance zu holen. Ich muss wohl stehen geblieben sein. Tja Skye, Multitasking ist wohl nicht so dein Ding. Klappe.
Noch nicht ganz in der Realität angekommen, schaue ich ihm in die Augen.
,, Ich würde ja nur zu gern wissen, was dich gerade aus der Fassung gebracht hat, dass du vergisst weiter zu laufen, aber ich hab's eilig." Mit seinem Zeigefinger tippt er auf seine silberglänzende Armbanduhr, die schon kurz vor 8 AM anzeigt.
Mit schnellen Schritten schreiten wir richtig Fahrstuhl, welcher mehr als überfüllt ist.
Mit einem Lächeln und einem leichten Nicken, verabschiedet Jacque sich als sein Stockwerk angezeigt wird. Auch wenn mittlerweile schon einige Leute ausgestiegen sind, ist es immer noch ziemlich voll, wodurch es nicht wirklich angenehm ist. Gibt es denn nicht mehr als einen Fahrstuhl?

Ich atme erleichtert auf als ich endlich in meinem Stockwerk ankomme, mich mit einem müden Gähnen durch die Masse dränge, die so dicht aneinander steht, dass es für mich fast unmöglich ist auch nur einen Schritt zu machen. Gerade als sich die Türen schließen wollen, schaffe ich es noch rechtzeitig heraus.
Puuh.

Grace sitz schon wieder ehrfürchtig über ihren Aufgaben, den Kopf dabei auf ihrer Hand gestützt, während sie leise etwas vor sich hin murmelt. Es dauert ein paar Sekunden bis sie bemerkt, dass ich direkt vor ihrem Tresen stehe, der schon mit Weihnachtssachen verziehrt ist, welche gestern noch nicht da lagen - okay, es ist nur eine Girlande mit Lichterketten, die mit ein paar kleinen Kugel geschmückt ist. Zudem steht auch ein Glasbehälter - gefüllt mit Kecksen - da.
,,Guten Morgen, meine Liebe." Sie setzt ihr goldiges Lächeln auf, wobei sich kleine Lachfältchen um ihre Mundwinkel bilden.
,, Guten Morgen, Grace."
,, Nah, nicht so viel Schlaf gehabt?" Sie zwinkert mir zu. Oh Gott, wenn selbst Grace es sieht, muss ich wohl ziemlich miserabel aussehen - und dabei hatte ich mir solche Mühe gegeben es zu vertuschen.
,, Nein, nicht wirklich." Ich halte mit die Hand vor den Mund als sich ein Gähnen bemerkbar macht, woraufhin Grace mich nur mitleidig anschaut. Ich seufze.
,, Na dann hoffe ich mal, dass Sie von der Arbeit wach werden." Grace schaut mich freudig an ehe sie sich wieder ihrem Computer widmet und was eintippt.
Ich greife in den Glasbehälter neben mir und stibitze mir ein Kecks. Als Grace es bemerkt, muss sie lachen. Verdutzt schaue ich sie an während der Kecks halb in meinem Mund und halb in meiner Hand steckt.
,, Ich habe noch nie jemanden erlebt, der in diesen Glasbehälter hineingreift und sich einen Kecks nimmt. Sie sind da die erste." Sie schüttelt ihren Kopf und versucht das Lachen zurückzuhalten. Einerseits bin ich verblüfft Grace so lachen zu sehen, aber andererseits ist es mir etwas peinlich. Verlegen blicke ich nach unten auf meine Füße, die sich fest in den Boden manövrieren. Das kann auch nur mir passieren.
,, Keine Sorge, es ist kein Verbrechen. Bedienen Sie sich ruhig. Es hat mich nur etwas überrascht." Sie erhebt sich von ihrem Stuhl, und stellt mir sogar den Glasbehälter direkt vor die Nase. Irritiert bklicke ich sie an. Nur langsam kaue ich den immernoch vorhanden Kecks und schlucke ihn schließlich runter.
,, Wenn Sie schon die einzige sind, die die Kecks isst, können Sie es sich auch ins Büro mitnehmen." Sie zuckt mit den Schultern.
Nun blicke ich Grace noch mehr verdutzt an als ich es vermutlich schon tun. Sprachlos, nicht wissend, was ich sagen soll.
,, E-h-h-h, da-a-anke, aber das kann ich nicht annehmen. Es ist ja bestimmt so befohlen, dass es hier steht." Ich umgreife mit meinen kleinen Händen den Glasbhälter und schaue die runden schokoladigen Keckse an, die anscheinend nur darauf warten von mir gegessen zu werden. Gott, ich liebe einfach Gebäck. Ein Wunder, dass ich nicht wie ein Kloßteig durch die Gegend rolle.
,, Ich sehe doch, wie Sie sie anstarren, und ich glaube kaum, dass Mr. Havering sich aufregend wird, wenn die Keckse verschwunden sind. Zur Not verweise ich auf Sie." Sie macht ein Petzauge.
Mr Havering. Oh. Das kann ja noch was werden. Ich habe ihn so gut es ging verdrängt, doch Grace holt die Gedanken wieder hervor.
,, O-k-kay. Danke." Ich schmunzle leicht, denn auch wenn ich es vor Grace nicht zugeben will, freue ich mich total darüber, sie mit in mein Büro nehmen zu können. Ich liebe sie einfach. Sei nicht so fresssüchtig.

Es muss wohl total bekloppt aussehen als ich durch den Gang zu meinem Büro schreite und den Glasbehälter mit Kecksen in den Händen halte.
In meinem Büro angekommen, stelle ich sie auf den Tisch wodurch ein lautes Geräusch ertönt, da Glas auf Glas trifft, dass ich Angst habe, es befindet sich ein Riss darin. Der Tisch kostet vermutlich mehr als mein teurstes Kleidungsstück.

Ich zucke zusammen als es an der Galstür klopft, in der keine geringere als Grace steht.
,, Werden die Keckse vermisst?"
Sie lacht und schüttelt den Kopf. ,, Nein. Du wirst in zehn Minuten in Mr. Haverings Büro erwartet. Ein Stockwerk höher." Und mit diesen Worten verlässt sie schon das Büro.

Hey ihr Lieben,

Die stressige Woche ist nun eeeeeendlich vorbei 🥳 und ich kann mich wieder dem schreiben widmen!

Ja ja, Skye und ihre Keckse.
Wenn ich ehrlich bin, geht's mir oft genau so!
Mal ehrlich, wer liebt denn keine Keckse?!

Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen!
Mit einem Vote und Comment würdet ihr mir eine riesige Freude machen!💕

Nochmal vielen Dank für mehr als 2.1K Reads - der Wahnsinn seid ihr! 🎉

Bis zum nächsten Kapitel.

Alles Liebe,
Eure Vanessa ❤

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