Kapitel 11
Während ich meine letzten Sachen noch zusammen packe, ruft mich Jacque schon das dritte Mal an. Wie hartnäckig ist denn dieser Typ bitte? Genervt stöhne ich auf, lasse meine Schultern sinken und nehme schließlich den Hörer ab.
,, Was gibt's, Jacque?"
,, Ich warte schon zwanzig Minuten auf dich. Wo bleibst du denn, verdammt ?" Ich kann hören, dass er laut seufzt und dabei wahrscheinlich die Augen verdreht.
,, Tut mir leid, ich musste heute länger machen." Ich klemme mir den Hörer zwischen die Schulter und das Ohr, während ich alles schön ordentlich beiseite räume. Jacque atmet tief aus.
,, Dein dritter Arbeitstag und du machst schon Überstunden!"
Ich verkneife mir ein Lachen und kann mir bildlich vorstellen, wie er ein weiteres Mal mit den Augen rollt.
,, Ich komme gleich runter." Eine letzte Unterlage schiebe ich in meine Tasche und atme hörbar aus.
,, Aber in Windeseile, bitte! Langsam wird es ziemlich frisch." Er klappert ganz leicht mit seinen Zähnen. Kein Wunder, den Wind kann ich sogar durch den Hörer hören.
,, Ja ja, zieh dir eine Jacke an." Und mit diesen Worten lege ich auch schon auf, mit der Hoffnung, dass er nicht nochmal anrufen wird.
Ich schiebe den Stuhl an meinen Schreibtisch, als mein Telefon ein weiteres Mal klingelt. Das darf doch nicht wahr sein!
Sichtbar genervt, nehme ich den Hörer ab, sodass die Person auf der anderen Seite es auch mitbekommt. Ich schwöre, wenn es Jacque ist, lege ich direkt wieder auf!
,, Was gibt's?" Ungeduldig trete ich auf der Stelle hin und her, schon darauf besinnt, dass ich direkt wieder auflegen kann.
,, Man, bist du aber schlecht drauf." Am anderen Ende der Leitung ist nicht Jacque, sondern Sam, die wahrscheinlich wieder fragen wird, wann ich zuhause erscheinen werde.
,, Ja ja, tut mir leid, bin in Eile. Wieso rufst du an?" Ich wollte einfach nur noch so schnell auflegen, wie es geht.
,, Wann kommst du?" Im Hintergrund raschelt es und ich hoffe, es sind die Kartons, die seit Tagen immer noch an der ein und derselben Stelle stehen.
,, Bin in circa einer Stunde da. Warte nicht auf mich." Ich wusste, dass sie es fragen wird, das tut sie ständig. Ich wäre etwas erleichtert, wenn sie es nicht jeden einzelnen Tag machen würde.
,, Na gut" Sie seufzt, bevor sie auflegt. Sie ist übervorsichtig geworden und bald macht sie meiner Mum Konkurrenz.
Ich bekomme das schon alleine hin! Es wird wieder!
Ich schnappe mir meine schwarze kleine Tasche, welche ich über meine Schulter schwinge. Noch einen letzten Blick zur Kontrolle, anschließend drücke ich auf den Lichtschalter, um die Lampen auszuschalten.
Als ich die Tür öffnen möchte, kommt sie mir schon entgegen. Um Haaresbreite schnellt sie an mir vorbei. Fünf Zentimeter näher an der Tür und ich hätte sie in meinem Gesicht wiedergefunden.
Leicht geschockt und überrascht blicke ich in Mr. Haverings Gesicht, welcher nun aufrecht vor mir im Türrahmen steht.
,, Kann ich irgendetwas für Sie tun?" Mit ein wenig verwundertem Blick, sehe ich zu ihm auf. Noch immer bin ich ratlos, weshalb er vor wenigen Augenblicken fluchtartig den Raum verlassen hat. Tausende Fragen schwirren in meinem Kopf herum und nur zugern möchte ich wissen, was los ist. Mann, bist du aber neugierig!
,, Ich bräuchte Sie heute noch etwas länger hier. Können Sie das bitte irgendwie einrichten?", fragt er mich, wobei seine Worte alles andere als gewöhnlich klingen. Sie wirken kalt und distanziert. Ein unangenehmer Schauer läuft mir über den Rücken.
,, Klar, kein Problem, kann ich machen." Ich nicke ihm zu und überlege schon, wie ich das Jacque beibringe. Er wird mich definitiv umbringen. Oh maaan.
,, Sehr gut. Dann kommen Sie bitte gleich mit in mein Büro." Ein leichtes Lächeln gleitet über seine Lippen, dann nickt er mir leicht zu und macht auf dem Absatz kehrt. Ich schüttel meinen Kopf. Der Mann hat ja mehr Stimmungsschwankungen als ich während meiner Periode. Vielleicht ist das etwas übertrieben, jedoch stimmt mit ihm irgendetwas nicht.
Ich stelle meine Tasche wieder ab, schalte das Licht und den Laptop wieder an und lasse mich auf meinen Stuhl plumpsen. Um ehrlich zu sein, bin ich ziemlich müde und kann nicht nachvollziehen, weshalb ich gerade zugesagt habe. Ich klatsche mir dummerweise mit der flachen Hand gegen die Stirn und verstecke mein Gesicht in meinen Händen.
Mist, Jacque! Beinahe hätte ich verpeilt, ihm Bescheid zu geben. Ich greife zum Hörer und wähle seine Nummer. Keine Sekunde später ist er auch schon dran und hat, wie erwartet, nicht die beste Laune, die man sich wünschen kann.
,, Skye, wo bleibst du denn? Ich warte schon ewig auf dich!" Man hört deutlich, dass er genervt ist.
,, Tut mir echt leid, aber mir ist etwas dazwischen gekommen." Ich ziehe eine komische Schnute.
In dem Moment, als auch Jacque anfängt sich darüber aufzuregen, dass er mittlerweile zum Eiszapfen geworden ist und keine Lust mehr zu warten hat, tritt Mr. Havering in mein Büro, mit einem Stapel in der Hand. Na super!
Mit der linken Hand halte ich den Hörer zu, damit Mr. Havering vielleicht nicht ganz mitbekommt wie Jacque gerade durchdreht und schaue ihn erwartungsvoll an.
,, Ich habe für Sie ein paar Unterlagen, für die sie ein psychologisches Gutachten erstellen müssen. Die Teile müssten bis morgen früh fertig sein, denn dann werden sie rausgeschickt." Er legt sie auf meinen Schreibtisch und so wie er das Papier mit seinen Händen umschließt, mit denen er mich aufgefangen hat, läuft mir das Wasser im Mund zusammen.
Mr. Havering schnippst vor meinen Augen, deren Blick immer noch auf seinen großen und starken Händen liegt. Ruckartig blicke ich zu ihm auf und blinzel kurz.
,, Alles in Ordnung geht? Ist das machbar?" Er schaut mich mit seinen saphirblauen Augen eindringlich an, mit seinen Händen in der Hosentasche.
,, Klar." Ist das einzige, was ich über die Lippen bringe.
,, Super." Er ist schon fast draußen, als er plötzlich stehen bleibt. Einen Moment lang weiß ich nicht, warum, als er sich zu mir umdreht.
,, Danke" gesteht er sanft und schaut dabei ehrlich in mein Gesicht. Ein leichtes Lächeln bildet sich auf meinem Gesicht, was er mir gleichtut. Er geht ein paar Schritte rückwärts, als er mir den Rücken wieder zuwendet und mich mit meinen Gedanken zurücklässt ehe ich um Fassung ringe.
,, Jacque, ich muss leider auflegen. Warte nicht auf mich!" Bevor er sich noch weiter darüber aufregen kann, lege ich schon auf.
Nach guten zwei Stunden, bin ich endlich fertig, halte mir gähnend die Hand vor den Mund und ringe damit, dass meine Augen offen bleiben.
Jacque wird vermutlich nicht mehr da, was bedeutet, ich muss mit der Subway nach Hause fahren. Urgh.
Müde und leicht schwach in den Beinen, stehe ich auf, um Mr. Havering die Unterlagen rüberzubringen.
Noch einmal streiche ich kurz über meinen Rock und schließe die Tür hinter mir, als ich mein Büro verlasse. Auch wenn ich darauf geachtet habe, dass sie sanft ins Schloss fällt, knallt sie mit voller Wucht hinter mir zu. Nicht damit gerechnet, reise ich vor Schock die Augen auf, wodurch ich wieder wach und bei vollem Bewusstsein bin. Das machst du wirklich super, Skye!
Ich setzte einen Fuß vor den anderen und schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter. Wie wird er wohl jetzt drauf sein? Noch immer kann ich mir sein Verhalten von vorhin nicht erklären und um ehrlich zu sein, macht es mich etwas unsicher. Liegt es an mir?
Nach kurzem Nachdenken, werfe ich den Gedanken beiseite und schüttel den Kopf. Das kann nicht sein. Er kennt mich ja noch nicht mal! Und vermutlich ist das auch besser so.
Geknickt lasse ich meinen Kopf nach unten hängen, richte ihn jedoch in dem Moemnt wieder auf, als ich vor seinem Büro stehe.
Ich atme tief ein und aus, ehe ich an die Tür klopfe. Ein lautes, tiefes 'Herein' ertönt.
Mit meiner kleinen Hand drücke ich den Türgriff sachte hinunter und trete ein.
Mr. Havering steht nachdenklich an der Fensterfront, mit dem Blick auf das Nachtleben von London gerichtet. Breitbeining, in seiner vermutlich Armani-Hose, steht er aufrecht da und seine Schultern sehen angespannt aus. Ich muss zugeben, es sieht verdammt attraktiv aus.
Von seinem Anblick gefesselt, bewege ich mich keinen Millimeter. Nur mühselig kann ich meinen Blick abwenden.
,, Ich bin fertig mit den Gutachten. Ich hoffe, es ist so in Ordnung." Gar schüchtern kommen die Worte aus meinem Mund.
Selbst als ich ihn anspreche, dreht er sich nicht um, sein Blick immer noch starr nach draußen gerichtet.
,, Legen Sie sie bitte auf meinen Schreibtisch." Seine Stimme klingt angespannt.
Mit schnellen Schritten laufe ich in den hinteren Teil des Raumes und lege sie auf seinem Schreibtisch ab, auf dem alles quer durcheinander liegt, als wäre eine Maus darüber gelaufen und hätte Chaos angerichtet.
In dem Augenblick, in dem ich mich umdrehe, dreht er sich plötzlich um. Gebannt starre ich in seine saphirblauen Augen, die mich in ihnen versinken lassen, sowie er in meine. Innerlich fängt es an zu kribbeln und ich suche akribisch nach etwas, damit es aufhört, obwohl es verdammt schwierig ist, nicht nachgeben zu wollen. Es ist wie Champagner, der gerade frisch geöffnet wurde und auf der Zunge brickelt. Alles in meinem Körper brickelt und ohne, dass ich ihn unter Kontrolle habe, bewege ich mich langsam auf Mr. Havering zu. Innerlich sträube ich mich dagegen, weiß, dass es falsch ist und absolut nicht gut, doch mein Körper ignoriert alle Anweisungen, die ich ihm gebe.
Ohne auch nur den Blick von einander abzuwenden, bewegen sich meine Füße immer mehr auf ihn zu und je näher ich ihm komme, desto intensiver wird das Gefühl in mir, sowie sein Flair von Vanille, von dem Parfum, welches er an sich trägt.
Tranceartig gehen wir aufeinander zu, nicht in der Lage, einander selbst zu beherrschen.
Ich atme schwer aus, um mein Kribbeln wenigstens etwas zu beruhigen, als ich schließlich vor ihm stehe. Ich schlucke den schweren Kloß in meinem Hals hinunter, während mein Herz auf Hochtouren läuft.
Langsam beugt er seinen Kopf zu mir hinunter und legt sachte seine Hand an meine Wange. Mit warmen blauen Augen sieht er mich an. Geschmeidig schmiege ich mein Gesicht in seine Hand, welches perfekt hinein passt und schließe für einen kurzen Moment meine Augen. Hmm.
Als ich meine Augen wieder öffne, läuft alles wie in Zeitlupe ab. Mr. Havering beugt seinen Kopf weiter zu mir hinunter und als ich meine Augen wieder schließe, landen seine weichen, warmen Lippen auf meinen.
Hey ihr Lieben,
lange habt ihr nichts mehr von mir gehört, und ich vermute, dass wird bis Ende März auch so bleiben, da die Endphase vom Abitur bevor steht *würg*, vorausgesetzt, ich bestehe ( schriftliche war nicht sooo...)
Na ja, das mal beiseite.
Ich hoffe, mein Kaptiel gefällt euch, uuuuund sie haben es endlich getan! Sie haben sich geküsst!
Na, wie vermutet ihr, geht es weiter?
Lasst es mich in den Kommentaren wissen ⬇️
Wenn euch mein Kapitel gefallen hat, lässt doch ein Vote und Comment da 💕 - würde mich sehr darüber freuen!
Ich hoffe, wir lesen uns bald wieder.
Bis zum nächsten Kapitel.
Alles Liebe,
Eure Vanessa ❤
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