6. Kapitel

Am nächsten Morgen, war Caleb ziemlich schnell auf den Beinen gewesen. Irgendwie war er in seine Kleidung geschlüpft und hatte einiges vor. Einen kurzen Morgenbesuch bei seinen Eltern, seinen Opa und Tante aufsuchen und dann der Ausflug mit Brianna. Wow, ein langer Tag.

Sein Vater war schon unterwegs, als er aus seinem Zimmer kam, denn das Schlafzimmer war verwaist. Also machte er sich direkt zur Krankenstation auf, wo seine Mutter war - allerdings alleine.

"Guten Morgen, Mum!"

Er küsste sie auf die Wange und lächelte. 

"Wie geht es dir? Ist es besser?"

Sabine saß zum ersten Mal und hatte ihr Frühstück bekommen.

"Ja, besser definitiv. Ich denke der Appetit ist wieder da."

Sie hob ihm ein Sandwich hin.

"Und dir?"

Er nahm es dankend an und setzte sich zu ihr ans Bett.

"Ganz gut. Ich habe heute viel vor. War Dad schon bei dir? Im Schlafzimmer war er nicht mehr."

Sie erhob eine Braue.

"Nein, also ich denke es. Bis eben war ich noch am schlafen."

"Dann war er sicherlich schon da."

Er deutete auf den frischen Straus Blumen, der neu in einer Vase auf dem Nachttisch war. 

"Oder du hast einen heimlichen Verehrer."

Sie stieß ihn leicht an.

"Natürlich nicht. Und du?"

"Was soll mit mir sein?"

Er lächelte. 

"Ich habe jetzt Training, dann Unterricht und dann reite ich mit Brianna aus."

"Hm, das freut mich. Du hast viel vor. Pass auf dich auf."

Sie lächelte und nippte an dem Tee.

"Immer, Mum."

Caleb nahm einen Bissen von seinem Sandwich. 

"Mum..kann Ich dich etwas fragen?"

"Natürlich, fang an", antwortete sie. Caleb biss sich auf die Unterlippe.

"Was hast du gemacht, wenn Dad und Depa sich richtig doll gestritten haben? Oder Dad und Opa?"

Sabine kicherte.

"Beide zusammengestaucht, ich glaube sogar einmal eingesperrt und auf Ezra sehr gut eingeredet."

Caleb nickte.

"Verstehe...aber sie haben sich immer vertragen? Kam das von alleine?"

"Ja, weil es beide Idioten sind und sich eben schnell vertragen. Das ist leider so."

Sie trank weiter.

"Auch wenn es weh tut sie so zu sehen, muss man manchmal die Böse sein."

Caleb nickte langsam. Das half ihm etwas.

"Gut, danke."

Er sah ihren Blick und seufzte. 

"Es..es ist einiges passiert, Mum."

"Und was? Erzähl es mir.."

Sie nahm seine Hand. Caleb wollte es eigentlich nicht. Seine Mutter musste gesund werden und sich nicht mit mehr Problemen befassen. Aber sie hatte diesen "Ich muss es wissen" Blick in den Augen und er hatte keine andere Wahl. So erzählte er ihr, dass gestern eine fremde Frau aufgetaucht war, die behauptete seine Tante zu sein. Von da an erzählte er ihr alles. Vom Essen, wie sein Opa regelrecht ausgeflippt war, von Depas Bemerkung, alles was er mitbekommen hatte. Doch von den Albträumen sagte er noch kein Wort. Vorerst nicht.

"....er versteckt es, aber das Ganze hat ihn schwer getroffen", murmelte er leise. Sabine lehnte sich zurück.

"Warum erzählt er mir sowas nicht.?"

"Weil er dich nicht belasten will, Mum. Du sollst gesund werden und Dad..Dad will das für sich ausmachen, du kennst ihn doch."

Er biss sich auf die Unterlippe. 

"Was...was sagst du dazu?"

"Ich finde es komisch, das diese Frau aufgetaucht ist..aber ich kann das nicht beurteilen bevor ich sie kennengelernt habe. Zudem kann Kanan doch nicht...argh."

Sie fasste sich genervt an den Kopf.

"Glaubst...glaubst du das wird wieder? Mal angenommen Dad könnte nicht so gut schlafen dadurch..was würdest du machen?"

"Sofort ihn zu Kanan schicken und sie das klären lassen. Ich dachte die beiden wären erwachsen. Sie benehmen sich wie Kinder."

Sie schüttelte den Kopf.

"Nicht dass es so wäre..aber wieso sind Dads Albträume immer so schlimm gewesen, Mum? Und was ist der Auslöser dafür gewesen? Also rein hypothetisch natürlich."

Sabine erhob skeptisch eine Braue.

"Weil er Befürchtungen hat verstoßen zu werden. Das er eine Gefahr darstellt, dadurch das er nicht ganz Heras und Kanans „leibliches" Kind ist. Und Streitereien waren immer sehr brutal.."

"Und...und das waren jedesmal Auslöser? Bist du dir ganz sicher? Und was heißt nicht ganz leibliches Kind?"

Caleb fühlte sich nur noch schlechter. Seinem Vater ging es mieser, als er bisher angenommen hatte, wenn das stimmte.

"Sag mal.. kann es sein das du mir eine Kleinigkeit verschweigst?"

"Was? Nein, nein ich..."

Caleb sah auf die Uhr. 

"Ich muss los. Opa erwartet mich unten, Mum."

Er gab ihr einen Kuss.

"Caleb, warte."

Und schon war er fort.

Sabine schüttelte den Kopf und überlege für einen Moment nachzugehen. Doch das wurde durch den Arztbesuch verhindert. Seufzend ergab sie sich der Untersuchung und hörte nur mit halben Ohr zu, was die Ärzte sagten. Sie dachte an Ezra und schwor sich mit ihm zu reden, sobald er sie besuchen kommen würde. Wenn es wirkich so war wie Caleb sagte...dann bräuchte ihr Mann dringend jemanden zum Reden. Und dann war da noch diese Sache mit dieser "Schwester"...

Er hatte wirklich eine weitere Schwester? Wirklich? Wie war sie so? Nett schien sie ja nach Caleb zu sein, aber ihr wurde unwohl bei dem Gedanken. Ein Pieken ließ sie aufzucken.

"Autsch."

Genervt lehnte sie sich zurück.

Irgendwas stimmte nicht. Nicht was ihre Untersuchung betraf, sondern was diese sogenannte Schwester anging. Irgendwie hatte sie da nicht so ein gutes Gefühl dabei. Hoffentlich würde Ezra auf sich aufpassen und sich da nicht in etwas verrennen.

###

Nachdenklich lief Caleb zum Trainingsplatz. Das Gespräch mit seiner Mutter war noch in seinem Kopf und er bereute es ihr nicht die ganze Wahrheit gesagt zu haben. Auch wenn sie ohnehin etwas zu ahnen schien, aber sie sollte sich allein auf ihre Genesung konzentrieren. Das war das Wichtigste. Und was seinen Vater anging, so würde er das übernehmen.

"Du bist ein bisschen zu spät, Kid", kam es von Kanan zurück, der sich gegen eine Säule lehnte.

"Sorry Opa, ich war noch bei Mum."

Caleb fuhr sich durch das Haar. 

"Entschuldige, wenn ich das Training aufhalte, aber ich muss mit dir reden. Und mit Depa, ist sie hier?"

Er schüttelte den Kopf.

"Sie ist noch mit deiner Oma essen. Sie hat nicht viel geschlafen."

"Kommt sie denn? Es ist wirklich wichtig."

Dann bemerkte er, dass Kanan auch etwas erschöpft aussah. 

"Hast du auch nicht viel geschlafen? Du siehst etwas müde aus."

Er winkte ab.

"Geht schon. Ich weiß nicht ob sie kommt, aber wenn Hera jemanden überredet dann kommt sie definitiv."

"Gut."

Caleb sah auf, als sein Opa ihm einen Arm um seine Schultern tat. 

"Opa...ich muss mit dir reden. Es ist sehr wichtig."

"Über was?", fragte er.

"Über Dad.."

Kanan seufzte.

"Caleb, ehrlich gesagt will ich genau darüber nicht sprechen."

"Mum, ich hab Arrest und Verbot und dazu emotionale Unlust, könntest du mich bitte in Ruhe lassen?"

Hera zog Depa die Treppen runter.

"Nein, weil ich die Schnauze gestrichen voll habe."

"Aber es ist sehr wichtig! Bitte Opa."

Caleb blickte zu seiner Oma und seiner Tante. 

"Depa! Ich muss mit dir reden! Bitte!"

"Nein."

Hera seufzte.

"Über was Hase? Die beiden werden zuhören und ich zeige dir, wie man das früher gemacht hat."

Während sie Depa am Arm hielt, nahm sie mit der freien Kanan und zog ihn mit sich.

"Hera!"

Sowohl Kanan, als auch Depa waren alles andere als begeistert. Caleb schluckte.

"Bitte ihr müsst mir zuhören."

"Kleiner, es tut mir Leid, aber über deinen Vater will ich gerade wirklich nicht sprechen."

"Aber..."

"Ihr zwei werdet ihm zuhören."

Sie stieß beide in den Trainingssaal, dabei warf sie Depas Lichtschwert rein. Caleb gab sie eine Schlüsselkarte.

"Ich will nichts von ihm wissen."

"Liebling, sperrt euch ein bis sie dir zugehört haben."

Sie küsste Caleb auf den Kopf.

"Ich bin morgen früh zurück."

"Danke, Oma."

Caleb sah auf. 

"Warte mal wo willst du hin?"

Kanan und Depa hatten die Arme verschränkt und verdrehten die Augen. Beide hatten nicht das geringste Bedürfnis zu reden.

"Ich hab einen Ausflug mit meiner Klasse, die ich im letzten Jahr unterrichte und wir fliegen ein bisschen weiter weg als sonst. Ein Trainingslager."

Sie fuhr über seinen Kopf.

"Ich versuche noch Ezra zu finden, aber ich werde da wohl wenig Glück haben. Willst du ihm das dann geben?"

Sie gab ihm einen kleinen Umschlag. Er nickte.

"Natürlich Oma. Viel Spaß."

Caleb wurde noch einmal sanft gedrückt, dann verließ Hera den Raum. Der junge Prinz sah zu seiner Tante und seinem Großvater.

"Bitte hört mir zu."

"Ich hab ehrlich gesagt weder auf Training, noch Konversationen lust, Cal. Tut mir leid."

"Ihr versteht nicht."

Caleb schüttelte den Kopf. 

"Dad geht es sehr schlecht. Er hatte..."

Erneut wurde er unterbrochen.

"Wenn es ihm nicht gut geht, soll er zu einem Arzt gehen. Er ist 34, Kid", seufzte Kanan und setzte sich auf den Boden.

"Nein! Das ist es nicht. Na ja eigentlich schon, aber es hat mit euch zu tun."

Caleb seufzte. 

"Bitte. Hört mir einfach nur zu. Es ist wirklich dringend und nachdem was ich von Mum erfahren habe weiß ich das es noch schlimmer ist."

"Caleb, dein Vater hat mir mehr als deutlich gemacht, das ich ihn in Ruhe damit lassen soll und erst melden soll, wenn ich mich entschuldige."

Depa schnaubte. 

"Und ich sehe das nicht ein, er interessiert sich auch nicht für mich, also brauch ich es auch nicht."

Sie warf sich auf eine Matte.

"Nein, das ist falsch. Er braucht euch. Mehr als das."

Beide schnaubten abwertend. 

"Gestern Nacht hat Dad mich geweckt. Er...er hatte wieder einen Albtraum."

Kanan schreckte auf.

"Wie bitte?!"

"Ich war gestern noch auf und dann habe ich seine Stimme gehört. Also bin ich in sein und Mums Schlafzimmer gegangen. Dad...er war.."

Caleb schüttelte den Kopf. 

"Ich habe das noch nie erlebt. Er..er war ganz verkrampft, hat nur noch gezittert und den Kopf wild umher bewegt. Und...und er hat immerzu etwas gesagt, aber so schmerzvoll und dann wieder furchtsam. Das...ich habe ihn noch nie so gesehen."

Depa sah langsam auf.

"Ich habe nichts gespürt, du etwa?"

Kanan schüttelte den Kopf.

"Nein, nichts."

"Mum hat mir erzählt wie schlimm das ist. Ich konnte ihn nur mit der Macht aufwecken, er..er hat geweint."

Caleb sah zu seiner Tante. 

"Und..und als er aufgewacht ist dachte er, dass ich du wäre, Depa. Er hat gesagt, dass es ihm Leid tun würde. Und er hat sich gleichzeitig so erleichtert und so furchtsam angehört. Ich...ich wusste nicht was ich machen sollte."

Kanan winkte seinen Enkel zu sich, der zögernd zu ihm kam.

"Das war sehr gut. Manchmal kann man ihn nicht so wecken. Meistens bin ich dann gekommen, wenn Sabine es nicht geschafft hat."

Er sah zu seiner Tochter.

"Offensichtlich ist der Traum ja um dich gegangen."

Depa senkte den Blick und biss sich auf die Unterlippe.

"Ich..ich kann mir nicht vorstellen das er Albträume wegen...mir hat."

"Es ging um euch alle. Er hat nach dir gerufen, Opa und nach Oma. Er..ich weiß nicht, was es war, aber es war grausam. Ich habe so viel gespürt und..."

Er ließ sich von seinen Opa in den Arm nehmen. 

"Bitte. Ich weiß das er die letzten vor meiner Geburt hatte. Irgendetwas muss das verursacht haben. Und.."

Er schluckte. 

"Ich habe kein gutes Gefühl bei dieser Sinya. Ich weiß nicht wieso, aber ich habe es nicht."

Kanan und Depa wechselten einen Blick.

"..Er ist gerade bei ihr. So viel wie ich weiß", meinte Ersterer.

Die junge Twi'lek seufzte. Jetzt half es auch nicht weiter, der wahren Realität aus dem Weg zu gehen.

"Dad, ich..ich hatte Visionen von dieser Frau. Erinnerst du dich, als Ezra auf einmal wie ein drogenabhängiger Idiot rumgerannt ist? Davor hatte ich eine. Und..ich spüre nur Dunkelheit. Aber eine andere, wie bei Ephraim. Sie ist anders."

"Warum hast du nicht gleich gesagt, das du was von ihr siehst?"

"Weil ich verunsichert war. Ezra wollte mich nicht sprechen, hat mich ignoriert und dann diese Frau ich...ich war einfach.. überfordert?"

Caleb schluckte.

"Dann...dann ist er in Gefahr? Dann könnte sie ihm wirklich etwas tun? Und was bedeutet andere Dunkelheit?"

"Ich weiß nicht. Verschleiert. Verschwommen. Dunkler, kälter. Wie eine Vorahnung, aber sie ist nah, sowie weit weg. Ich..ich kann das nicht so beschreiben, ich hatte schon lange keine Visionen von schlechten Dingen mehr, sonst immer Gutes, verstehst du."

Inzwischen lief sie nachdenklich durch den Raum. 

"Was will sie von ihm? Die Bridgers sind tot, sie eine Dunkelseiterin, das Imperium ist Geschichte."

Kanan sah nachdenklich zum Fenster.

"Zu Ahsoka hat sie etwas gemeint."

"Und was?", gab Caleb zurück und sah ängstlich auf. Seine Mutter hatte er beinahe gestern schon verloren, da konnte sein Vater nicht in solch einer Gefahr sein. Er sah auf den Umschlag in seiner Hand. Was hatte seine Oma damit vor?

"Das Kinder verschwinden..und sich was zusammenbraut."

Depa seufzte.

"Wir sollten mit ihm reden, Dad."

"Bitte. Ich...er zeigt es nicht, aber er ist sehr verletzt und ihm geht es nicht gut. Wieso ihr auch immer noch gestritten habt...das war bestimmt nicht so, Opa. Und Depa...bitte. Das Ganze ist lange genug gegangen. Wenn sie wirklich böse ist, dann müssen wir es verhindern. Bitte."

Caleb war am Rande der Verzweiflung. Kanan strich über seinen Kopf.

"Okay, ich denke du solltest nicht in den Unterricht, so aufgelöst wie du bist. Depa, wir haben was vor."

Caleb schluckte.

"Geht ihr sofort zu ihm? Bitte?"

Er vergrub sich bei Kanan. 

"Ich..ich habe Angst. Ich habe Mum fast gestern verloren, wenn Dad auch noch etwas zustößt..."

"Das wird es nicht."

Depa legte eine Hand an seine Schulter.

"Es gibt ein paar Sätze, die Ahsoka mir gelehrt hat. Einer davon ist nicht aufzugeben. Und das machen wir nicht. Wir helfen Ezra, und diese Sinya kommt nach Dathomir, oder Hoth."

"Wir kümmern uns um Ezra. Das haben wir immer, Kleiner."

"Danke."

Caleb rieb sich über die Augen. 

"Ich..ich sehe mal nach Brianna. Ich kann Mum jetzt unmöglich begegnen sie würde sich nur noch mehr Sorgen machen."

"Das ist ein Plan. Sag ihr Grüße."

Depa küsste ihn auf den Kopf.

"Beeilung Dad, oder wirst du alt?"

"Mache ich, bis später."

Caleb nahm den Brief, steckte ihn ein und lief aus dem Raum. Kanan schüttelte den Kopf und sah zu seiner Tochter.

"Du bist ganz schön neunmalklug, Kleines."

Sie wechselten einen Blick. 

"Also..reden wir mit ihm."

Sie nickte leicht.

"Ein Versuch ist es wert."

"Ich hoffe nur, dass es nicht noch schlimmer wird, als es ohnehin schon ist. Na komm."

Beide verließen den Raum und hatten ein seltsames Gefühl in der Magengrube. Hoffentlich würde ihr Vorhaben klappen und der ganze Streit würde endlich zuende sein.

###

Brianna saß mit ihrer Gitarre im Heu bei den gesattelten Pferden. Sie wartete geduldig auf Caleb, indem sie sich ihre täglichen Routine an Musik widmete. Schreckliche Sache mit diesem Zeug, aber sie mochte es irgendwie auf Mandalore. Kein Zwang, sondern sie selbst. Zudem war sie gerne hier, wegen der Gesellschaft ihrer Freunde. Sie strich leicht mit den Fingern über ihre Seiten und stimmte sie dann weiter. Sie summte etwas, bis es einen einigermaßen akzeptablen Ton ergab.

Ihre Haare waren zu einem langen Zopf geflochten, der ihr locker runter fiel. Problematik, sie hatte zu langes Haar. Es ging ihr immer noch zu weit hinunter und ständig musste sie drauf aufpassen.

Ein Pferd stupste sie an und sie kicherte.

"Gedulde dich, du ungeduldiger Hengst. Er wird schon kommen."

Caleb....immer wenn sie an ihn dachte musste sie unwillkürlich lächeln. Die blauen Augen, das verschmitzte Lächeln, sein strubbliger Haarschopf... Sie waren die besten Freunde gewesen, als sie klein waren. Und das hatte sich heute nicht geändert. Caleb war einfach...sie fand keine Worte dafür. Er brachte sie immer zum Lachen, war so unglaublich liebevoll, sanft, nett und aufrichtig. Anders als andere Jungs, die sie kannte oder die versucht hatten sie Zuhause zu beeindrucken.

Hier konnte sie einfach sie selbst sein, nicht auf ihre Etikette achten. Nur weil sie wie eine Echani aussah, hieß es ja nicht das sie eine war. Sie war irgendwie zwischen ihren Kulturen gefangen, aber er zeigte ihr, das man weglaufen konnte.

Sie lehnte sich ins Heu und zog eine Seite.

Er war anders. Wunderbar und...

Brianna schluckte leicht.

Aber war das richtig? Mit dem was sie hatte, unbedingt in ihn...

Sie waren beide Thronerben und konnten sich nicht...aber empfand er überhaupt dasselbe für sie? Caleb war zu allen nett, aufmerksam, charmant...wieso sollte er ausgerechnet sie wollen? Tat er das? Die Pferde wieherten und ein vertrautes, sanftes Lachen vernahm sie.

"Ja, ich durfte heute mal früher raus. Prinzen haben wohl auch mal frei."

Sie musste lächeln und tat die Gitarre weg.

"Und ich, Prinzessin von Eshan, darf mich zu Tode langweilen."

Sie stand auf. Er lächelte wieder sein charmantes Lächeln und nahm ihre Hand.

"Darf ich der verehrten Prinzessin sagen, dass sie wieder wunderschön aussieht?"

Brianna verdrehte lächelnd die Augen.

"Schleimer. Ich dachte ich bin hier sicher vor sowas", scherzte sie.

Er gab ihr einen Handkuss.

"Fühle es, Bria. Ich sage vollkommen die Wahrheit."

Caleb lächelte und beide setzten sich nebeneinander.

"Spielst du wieder?"

"Ja, immer mal wieder, wegen meinem Kopf und das Zeug."

Sie seufzte.

"Ich habs noch nie ausprobiert länger als ein Tag ohne Musik auszukommen, aber wenn ich meinen Vater sehe, wie er halb durchdreht, lass ich das lieber sein, bevor es ein Massaker gibt."

Sie lachten leise und Caleb nickte.

"Ich weiß, was du meinst. So geht es mir mit meinen Farben. Wenn ich einmal am Tag nicht etwas auf meinen Skizzenblock kriege, dann drehe ich durch."

Er klopfte auf seine Jackentasche. 

"Ist es okay, dass ich etwas früher da bin?"

"Okay? Ich freue mich sehr das du früher kommen konntest, das ist dann nicht so zwanghaft diese ungeduldigen Esel zu halten."

Die Tiere schnaubten.

"Ja, das meine ich ernst."

Sie kicherten.

Sie strich ihren Mantel zurecht.

"Nein, ich genieße die Zeit mit dir."

"Und ich mit dir..."

Caleb lächelte verlegen. 

"Also...wollen wir dann los? Bevor es diese sturen Esel nicht mehr aushalten können?"

Brianna nickte und erhob sich mit dem Padawan. Sie nahm die Zügel und führte ihr Pferd hinaus, wie Caleb seins.

"Ich hab da was losgetreten", kicherte sie. 

"Mal im ernst, Papa wollte erst gar keine, die gibts erst seit so hundert Jahren bei uns, wir siedeln gerade neue Tiere an."

Sie stieg auf.

"Tja, und wir waren so begeistert von dir und den Pferden, dass wir uns auch welche zulegen mussten."

Er strich seinem Hengst über die Blesse und saß dann selbst auf. 

"Die Zwillinge werden es uns übel nehmen, aber ich...ich finde es schön, dass wir zusammen ausreiten."

Alleine...

"Ich freue mich ebenso."

Sie zog leicht die Zügel.

"Wir werden ziemlich viel Spaß haben. Und nun zeige mir deinen besonderen Ort, Meister."

"Natürlich, Prinzessin."

Er zwinkerte ihr zu und gab seinem Pferd einen leichten Druck. Es trabte los und Caleb kriegte aus unerfindlichen Gründen nicht mehr sein Lächeln aus dem Gesicht. Egal ob sie nicht da war, sie schrieben oder etwas anderes, er fühlte sich gut dabei. Immer in ihrer Nähe war er glücklich. Sie war lieb, großzügig, warmherzig, schön...und das war eine untertriebene Beschreibung.

Sie war...sie war einfach das schönste und perfekteste Mädchen, was er sich vorstellen konnte. Er liebte ihr Lächeln, ihre Augen...einfach alles an ihr. Doch..doch er hatte keine Ahnung, ob sie seine Gefühle erwiderte.

Das war eine Frage die sie beide wurmte. Ob der Andere die Liebe erwiderte.

Gott war Liebe kompliziert.

###

"So das ist mein Schiff."

Ezra und Sinya standen vor einem Gozanti-Kreuzer.

"Mein Baby. Ist alt, aber macht was her. Er ist modifiziert und besitzt einen Klasse 2 Antrieb, gepanzert, stark bewaffnet, alles was das Herz begehrt, das Beste? Viel Platz für meine Sammlungen."

"Wow..."

Ezra betrachtete es staunend. 

"Was für ein scharfes Teil. Du musst eine gute Pilotin sein, um es fliegen zu können."

Sinya öffnete die Rampe und beide gingen hinein. Ezra sah sich um und war zutiefst beeindruckt.

"Nicht wirklich. Ich komme klar, normalerweise fliege ich auch nicht lang."

Sie lächelte und betrachtete ihre Wände. Geschmückt von Bildern, Artefakten und vielen Büchern waren die Gänge gehalten. Einige Türen waren geschlossen.

"Komm, hier entlang."

"Es ist wirklich toll. Wie ein fliegender Tempel. Wie viel Wissen du hier angehäuft haben muss.."

Ezra folgte ihr staunend und wusste nicht, was er sich zuerst ansehen sollte. 

"Das ist wirklich beeindruckend. Das muss man dir lassen."

"Danke. In den letzten zehn Jahren war es relativ gut von A nach B zu kommen. Das hier ist von Lothal."

Sie wies auf ein Stück Stein in einer Vitrine. Es war ein Wolf darauf gemalt. Ezra blinzelte und lächelte.

"Wow....ich kenne die Malereien. Die Wölfe sind unglaubliche Geschöpfe..." 

Er schmunzelte. 

"Und einer ist verspielt wie ein Hund. Wenn wir mal zusammen auf Lothal sind, dann muss ich dir Kyber vorstellen."

"Kyber? Ein Wolf?", fragte sie interessiert. 

"Interessant. Ich bin nicht oft auf Lothal. Aber ich war auch schon auf.."

Sie wies auf ein Bild einer leuchtenden Stadt.

"Christophsis."

Ein anderes.

"Kaller."

"Wow...du bist echt rumgekommen."

Ezra seufzte. 

"Ich wünschte manchmal das wir das auch noch machen würden. Früher sind wir viel gereist. Aber heute..."

"Viel im Palast oder? Ihr habt Verantwortung und Kinder. Da ist das nicht so gut so viel zu reisen."

Sie lächelte und ging vor.

"Also.. und hier. Das ist von Eshan. Ein sehr altes und kaum benutztes, im perfekten Zustand liegendes Lichtschwert von einer Echani. Ich finde es faszinierend.."

Sie tätschelte eine Vitrine.

"Deine Sammlung ist wirklich umfassend und einfach atemberaubend. Aber ja du hast Recht. Mit den Kindern, dem Palast...man hat nie wirklich Zeit, dass stimmt."

Er rieb sich über die Arme. 

"Sag mal...kann ich dich etwas fragen?"

"Natürlich, alles was du willst. Komm."

Sinya winkte ihn hinter sich her in eine Küche mit Esszeile.

"Tee? Saft?"

"Hättest du Kaf da? Ich könnte einen gebrauchen."

Ezra lehnte sich gegen den Türrahmen. 

"Hast du dich...hast du dich nie gefragt, wie es gewesen wäre wenn sie nicht böse gewesen wären? Wenn..wenn sie uns gewollt hätten?"

Sie hielt kurz inne.

"Es wäre schön gewesen..aber nein. Ich weiß nicht, ich bin mir sicher das es anders gekommen wäre. Schicksale ändern sich nicht."

Sie goss Kaf auf.

"Setz dich."

Er tat wie sie sagte und lehnte sich nachdenklich zurück.

"Denkst du...denkst du wir hätten die Chance gehabt eine Familie zu sein? Wenn es anders gewesen wäre.."

"Doch, wenn ich dich früher gefunden hätte, wären wir eine Familie gewesen."

Sie stellte ihm ein Kaf hin.

"Aber das können wir jetzt auch sein, Ez. Unsere Erzeuger sind weg, wir im Frieden."

Er nickte langsam.

"Natürlich. Du gehörst für mich zu unserer Familie, egal was die Anderen sagen. Du bist meine leibliche Schwester und sie werden es akzeptieren."

"Ich hoffe."

Sie lächelte leicht.

"Ich denke sie mögen mich nicht, was auch okay ist."

"Nein, nein das ist es nicht. Sie haben keinen Grund dazu. Ich meine...wenn sie dich aufgrund deiner Herkunft verurteilen, dann tun sie dasselbe mit mir. Ich meine wir haben so viel gemeinsam und unterscheiden uns da nicht. Was ist also bei mir anders? Richtig nichts. Entweder wirst du akzeptiert oder sie tun es bei uns beiden nicht."

"Sie haben dir so viel angetan..da ist es okay, dass sie vorsichtig sind mit Anderen.."

Sinya nahm ein Schluck.

"..Ich könnte dir meine Akte zeigen, wenn du willst. Wegen meinen Geburtsdaten und so. Ich bin gespannt wie weit unsere Geburtstage auseinander liegen."

Lächelnd trat sie zu einem Schrank den sie aufschloss. Sie nahm zwei volle Ordner heraus.

"Wenn..wenn du das willst. Ich selbst habe nie wirklich meine Akte durchgelesen. Ich habe mal kurz etwas von der Holo - Version gesehen, aber nicht so. Meine Eltern bewahren sie bei sich auf."

Ezra hob eine Braue. 

"Wieso hast du zwei Ordner?"

"Weil ich zwei Mal drin war. Einmal als Kind und.... glaube zwischen 18 und 25", gab sie zurück. 

"Und ich hasse es wenn Papiere über mich ein anderer hat. Ich hab alles gelöscht und nur für mich alles aufgehoben, damit ich weiß was man mit mir angestellt hat."

"Also wenn wirklich jedes Mal neue Daten angelegt worden sind...dann müsste es mehrere Akten von mir geben."

Ezra streckte sich. 

"Was steht denn in deiner?"

"Das Übliche. Geburtsdaten in der einen Seite und mal Experimente auf der anderen."

Sie lächelte.

"Tja, ich bin halt ein halbes Experiment."

"Wieso halbes?", hakte er nach und besah sich die erste Seite. 

"Kannst du dich daran erinnern, was du als Kind dort erlebt hast?"

"Ja, das Meiste zumindest. Die Wirkstoffe des Vergessens schlugen nicht an."

Sie blätterte um.

"Weil die Hälfte meines Körpers definitv dafür missbraucht wurde. Seren, Impfungen, neue Foltermethoden.."

Ezra schluckte.

"An...an mir auch. Ich konnte mich erst nach Jahren an alles erinnern, denn bei mir schlug das Vergessen sofort an. Und..."

Er stolperte über eine Zeile. 

"Verbindung mit Nummer Xy3489. Was...was bedeutet das?"

Sie sah zu dem Papier und flog darüber.

"Ähm..also da steht das ich eben Verbindung zu diesem...Gefangenen hatte. Wieso?"

"Das...das bin ich. Die Nummer...die haben..die haben sie mir verpasst."

Ezras Stimme zitterte. 

"W-wieso steht das da? Ist das nur in deiner Akte so? Das...das kann nicht.."

Sinya setzte sich geschockt hin.

"Warte, unsere Namen und Nummern stehen in Verbindung..aber..deine Eltern haben dich früher gefunden, das heißt..auch deine Akte. Aber da muss was stehen."

Sie fasste sich an den Kopf.

"Ich..ich hätte dich früher finden können..aber..nein."

Ezra begann leicht zu zittern. Eine fürchterliche Ahnung ergriff ihn und er umklammerte den Tisch, sodass seine Fingerknöchel weiß wurden.

"Da kann nichts stehen. In..in meiner Akte kann nicht so etwas stehen! Das..das kann nicht sein!"

Sinya las nochmal die Papiere durch.

"Da auch, hier. Hier."

Sie markierte die Stellen.

"Aber warum steht bei mir nur was?"

"Ich...ich muss wissen, ob bei mir sowas steht! Ich..ich muss wissen, ob..."

Ob sie mich die ganze Zeit belogen haben. Ob sie mir die ganze Zeit meine Schwester vorenthalten haben...

Allein der Gedanke sorgte dafür, dass Ezra sich fast übergeben musste. Das...das konnte nicht sein. Sie würden ihn niemals so verraten, niemals ihm so etwas Wichtiges vorenthalten!

"Ich muss meine Akte sofort sehen!"

"Wer hat sie denn?", fragte sie und klappte ihre zu.

"Ich will das nicht lesen."

Bei dem Gedanken, das sie ihn hätte früher finden können...wurde ihr ganz wurmig.

"Meine...meine Eltern."

Ezra stand zittrig auf. 

"Ich muss..ich muss sie sofort haben. Das..das kann nicht..."

"Ich...du solltest ruhig danach fragen. Ganz ruhig."

"Ruhig?! Was...was ist wenn...."

Ezra hielt sich den Kopf. 

"Wenn das auch in meiner steht...dann wussten sie die ganze Zeit von dir! Dann..."

Er schüttelte den Kopf. 

"Ich kann nicht fragen. Ich muss es sofort wissen!"

"Denk immer dran, sie wollen dich beschützen. Und zu diesem Zeitpunkt wäre ich sogar vielleicht schon tot gewesen."

Doch Ezra wollte keine Entschuldigung hören. Er musste es wissen. Jetzt sofort.

"Ich muss mir die Akte holen und Gewissheit haben! Ich..ich kann nicht anders..."

Er stand auf und ging durch die Tür.

Sinya folgte sofort.

"Warte, Ezra!"

"Nein! Ich..ich muss es wissen."

Er schüttelte den Kopf. 

"Es kann da nicht stehen, es..es kann da einfach nicht."

"Ich verstehe das, aber du darfst dich nicht mit ihnen streiten. Bitte, versprich mir das. Ich will das es dir besser geht wie mir."

"Sinya, wenn sie es die ganze Zeit gewusst haben, wenn sie all die Jahre Kenntnis von dir hatten...wie könnte das zu entschuldigen sein?!"

Er hielt sich die Schläfen. 

"Das hätten sie niemals getan. Das könnten sie nicht. Das hätten sie mir nie angetan."

Doch es gab eine Stimme in seinem Kopf, die das Gegenteil sagte und die in ihm das Bedürfnis auslöste es unbedingt zu wissen. Es wissen zu müssen!

"Ezra, bitte. Bestimmt gibt es eine vernünftige Erklärung", erwiderte sie.

"Und welche?! Welche, Sinya?!"

Er schluckte. 

"Ich muss es sehen! Ich muss Gewissheit haben!"

"Ezra."

Er rannte förmlich die Rampe runter. Doch der Jedi hörte nicht und rannte in den Palast, der kaum ein Katzensprung entfernt war. Sinya lief ihm nachund versuchte mitzuhalten, denn ihr Bruder war sehr schnell.

"Ezra!"

Er öffnete grade die Tür und er rannte seinen Padawan um.

"Ezra?!"

Kanan konnte rechtzeitig aus dem Weg gehen. Er half Depa hoch, die sich den Kopf hielt.

"Was ist denn bitte in ihn gefahren?!"

Depa hielt ihren Kopf.

"Urgh, Danke."

Ezra hastete die Treppen hoch und stürmte den Gang entlang. Sein Herz pochte wie verrückt und er schien weder Depa, noch Kanan wahrgenommen zu haben. Er riss die Tür zu den Zimmern seiner Eltern auf und überlegte, wobei sich seine Gedanken überschlugen sich. Wo würden sie die Akte aufbewahren?! Natürlich in ihrem Tresor!

Er ging zu dem kleinen Tresor unter dem Tisch seiner Mutter und öffnete ihn mit einer Handbewegung.

Er kramte und kramte durch den Haufen Datenpads, bis er eine blaue Mappe fand. Er schlug sie auf und....erstarrte. Seine Hände begannen zu zittern, alles in ihm schien seine Funktion einzustellen. Das konnte nicht sein, das konnte nicht...

Sinya hatte inzwischen ihren Bruder einholen können.

"Also, bei der Macht, kannst du nicht fünf Minuten mal Luft holen?", keuchte sie und schleppte sich zu ihm. Ezra antwortete nicht, sondern hielt ihr nur die Mappe hin. Er sah sie nicht an und gab sie ihr wortlos.

"Es ist wahr.."

Sinya nahm sie vorsichtig und schlug nach.

"XY-2533..meine Nummer."

Sie seufzte.

"Sie hatten bestimmt Gründe. Vielleicht wussten sie nichtmal das ich das bin."

"Das spielt keine Rolle. Sie..sie wussten, dass es mindestens einen oder eine Weitere gab. Als ich..als anfing mich mit der Akte auseinanderzusetzen habe ich...habe ich sie gefragt, ob es noch mehr gab. Ich wollte wissen, ob ich Geschwister hatte oder habe....und ihre Antwort war nein."

Ezra machte kehrt und ging aus dem Zimmer. 

"Schon wieder. Sie...sie wollten es nie wieder tun. Und doch haben sie es."

"Ezra.."

Sie folgte ihm.

"Bitte, ich wäre vielleicht tot gewesen, du hättest einem Geist nachgejagt.."

"Darum geht es nicht! Sie haben mich belogen, Sinya! Sie..sie haben es mir versprochen, mir geschworen mich nie wieder zu belügen! Und seitdem sie die Akte haben haben sie es getan!"

Ezra schnaubte und ging in seine und Sabines Gemächer. Er war...wütend? Enttäuscht? Entsetzt? Traurig? Er wusste es nicht mal selbst so genau. 

"Ich...ich kann nicht glauben, dass sie es mir angetan haben."

"Sie wollten dich bestimmt beschützen. Wer weiß, vielleicht wäre ich eine Dunkelseiterin gewesen, oder tot, oder schlimmeres", erwiderte sie. Ezra setzte sich auf das Bett. Er konnte es nicht fassen. Er wollte es nicht fassen.

"Sie haben mich belogen. Schon wieder. Sie..sie haben es geschworen..."

Er schloss die Augen. 

"Jetzt..jetzt ergibt das alles Sinn."

"Wieso? Es beweist doch nur, das sie dich beschützen wollen."

Sie legte eine Hand an seinen Arm. Ezra lachte sarkastisch auf.

"Das..das wollen sie immer. Das ist ihre Ausrede für jede Lüge gewesen, die sie mir aufgetischt haben. Ob es mit meiner Therapie war, mit Thrawn, damals mit Maul und jetzt das...Aber...aber diesmal nicht. Diesmal können sie es vergessen!"

"Aber Ezra.."

Sinya war etwas verzweifelt.

"Nein..."

Er legte den Kopf in seine Hände und atmete tief durch. 

"Deswegen haben sie dich sofort verurteilt. Sie wussten, dass es jemanden gibt, der mit mir verwandt ist und sie haben es mir die ganze Zeit über verschwiegen und vorenthalten! Kein Wunder, dass sie dich nicht kennenlernen wollen, so würde auch niemals ihre verdammte Lüge rauskommen!"

"Bitte, sei nicht sauer auf sie."

"Ezra?"

Depa sah hinein in das Zimmer. Ihre Augen irgendwie..voller Angst.

"Können wir mit dir reden? Allein?", fügte Kanan hinzu, der neben ihr stand. Ezra sah sie nicht an, sondern hatte nur die Fäuste geballt.

"Sinya, würdest du mich kurz mit ihnen alleine lassen? Wir haben da etwas zu klären."

Die graue Jedi schüttelte den Kopf und ging zur Tür.

"Verletzt ihn nicht."

Damit ging sie und Depa ging hinein.

Kanan folgte ihr. Ezra sah noch immer niemanden von ihnen an.

"Was wollt ihr?"

Seine Stimme...sie war voller Wut, Zorn und...und Enttäuschung. Aber woher? Wieso?

Depa rieb sich die Hände.

"Über den Streit reden.. ich.."

Sie setzte sich. 

"Und..über gestern."

Er schnaubte.

"Kein Interesse."

Depa und Kanan sahen sich verwundert und alarmiert an.

"Ezra..."

"Was immer ihr auch sagen wollt spart es euch. Ich habe kein Interesse auch nur einen Moment zuzuhören."

"Aber.. ich.."

Depa drückte ihre Hände.

"Du hast gesagt ich soll zu dir kommen, wenn ich mit dir reden will, Meister."

Ezra lachte sarkastisch auf.

"Meister? Bin ich das noch, Depa? Du hast es mir gestern Abend mehr als klargemacht. Ich bin weder dein Meister, noch dein Bruder. Bitte, wenn du es so willst."

Seine Stimme war kalt und gefühlslos. Kanan sah seinen Sohn völlig fassungslos an.

"Ezra!"

Depa fuhr zusammen. Ihre Lekku hingen weiter hinunter.

"Aber.. du.."

"Was?! Ich hätte doch meine Schwester gefunden, also hat sie sich entschieden! Wenn sie nicht mehr mein Padawan sein will, dann soll sie es tun! Ich habe sowieso genug von allem!"

Kanan packte ihn an der Schulter.

"Sag mal geht's noch? Was ist in dich gefahren?!"

Depa senkte den Blick und stand auf.

"Bitte.. es..es tut mir leid."

"Spare es dir. Gehe einfach, Depa. Wenn du nicht mehr mein Padawan sein willst, dann habe ich als dein Meister versagt. Obwohl das habe ich ja die ganze Zeit, nicht wahr?!"

Kanan sah wie Depa förmlich in sich zusammenbrach.

"Ezra, hör auf! Verdammt noch mal das ist jetzt lange genug so gegangen! Du wirst nicht so mit deiner Schwester sprechen!"

Kanan hatte allmählich wirklich die Nase voll.

"D-das stimmt nicht, ich hab das nie gesagt!", protestierte sie.

"Dein Verhalten hat es mehr als bestätigt!"

"Jetzt hört auf! Ezra, ich warne dich!"

"Ich wollte mit dir reden, und vernünftig sein, aber du hast mich einfach schon ersetzt, fertig oder? Dann...dann behalte sie doch einfach!"

Sie stieß ihren Vater weg und riss die Tür auf. Wenige Sekunden später knallte sie zu.

Ezra schloss die Augen und bewegte leicht den Kopf. Es tat weh, es tat unglaublich weh. Aber Depa wollte ihn ja ohnehin nicht mehr. Sie hatte sich am gestrigen Abend genug ausgedrückt. Als Schwester, sowohl wie als sein Padawan..aber wenn sie es wollte, dann schön.

"Sag mal gehts noch? Wir wollten mit dir reden, was ist in dich gefahren?", fragte Kanan und schüttelte den Kopf. Ezra lachte laut auf.

"Sollte ich das nicht eher euch fragen?!"

Er zog die Mappe aus seiner Jacke hervor und schmiss sie ihm zu. 

"Irgendwie sollte mich diese Tatsache nicht mehr überraschen, was?!"

Er fing sie auf.

"Deine Akte. Was ist damit? Warum hast du sie rausgenommen?"

"Vielleicht, weil Sinya mir ihre gezeigt hat und dadrin stand, dass sie in Verbindung mit der Nummer Xy3948 steht?! Kommt dir diese Nummer nicht bekannt vor?!"

Der Jedi schluckte. Verdammt.

"Ezra, das hat nichts zu bedeuten.."

"Nein?! Du weißt genau und das besser als jeder Andere mit Ausnahme von mir wofür diese Nummer steht! Ich würde dir jetzt sagen schlage die erste Seite auf, aber dass kannst du dir sparen! Weil genau dasselbe bei mir steht nur mit ihrer Nummer!"

Ezra schnaubte. 

"Ihr habt es gewusst..."

"Wir wussten nichts von ihr. Weder einen Namen noch was anderes, noch das sie deine Schwester ist. Das war zu diesem Zeitpunkt einfach eine Nummer die mit dir in Verbindung stand, Ezra."

"Verkaufe mich nicht für blöd!"

Der Jedi fuhr herum. Sein Gesicht vor Zorn gerötet, seine Hände zu Fäusten geballt.

"Ihr wusstet genau, was das zu bedeuten hatte! Nicht das es Sinya ist, aber dass es jemanden gibt, der wie ich ist und mit dem ich verwandt bin! Ich habe euch, ich habe dich damals gefragt, ob es noch Andere gab, ob ich Geschwister habe. Und was hast du geantwortet?"

Kanan seufzte.

"Wir haben gesagt, das es andere gab aber nach den Akten tot waren. Mehr nicht."

"Ja, Andere. Davon, dass ich aber einen Bruder oder eine Schwester haben könnte habt ihr kein Wort gesagt! Selbst wenn er oder sie tot gewesen wäre, ich hätte es zumindest gewusst! Jetzt weiß ich warum ihr Sinya nicht leiden könnt! Ihr hattet doch nur Panik, dass eure gut verwahrte Lüge auffliegen würde und tja genau das ist geschehen! Ihr habt mich, mal wieder, nur belogen!"

"Das ist falsch, Ezra! Verdammt, du verletzt deinen Padawan damit, das du sie bevorzugst!"

Er schnaubte.

"Es war..besser so."

"Besser so?! Mich wieder zu belügen?! Ihr habt es versprochen...ihr habt mir auf Lothal versprochen, dass ihr mich nie wieder anlügen würdet! Nicht so! Hat irgendeines von euren sogenannten Versprechen überhaupt mal eine Bedeutung für euch?!"

Ezra war wirklich wütend und vor allem eins. Enttäuscht und unheimlich verletzt.

"Natürlich haben die Bedeutung für uns! Aber das war nicht relevant!", protestierte er.

"Ach nein?! Mir ein Versprechen zu geben, was bedeutet mich nie so zu belügen, geschweige denn mich so zu hintergehen ist nicht von Bedeutung?!"

Ezra schnaubte. 

"Das würde ich euch niemals antun!"

"Ja, natürlich nicht. Aber in erster Linie war es unsere Aufgabe dich zu beschützen!"

"Das ist immer eure Ausrede, eure verdammte Entschuldigung gewesen!"

Ezra sah ihn wütend an. 

"Willst du ein paar Beispiele? Ihr habt mir die Wahrheit verschwiegen, als ich mein Gedächtnis verloren hatte, habt mir nichts gesagt, als ihr versucht habt mich zu "therapieren", ach ja und zu guter Letzt Lothal, wo ihr mir nicht gesagt habt, dass Thrawn hinter mir her war. Alles war bei euch immer nur aus Gründen, dass ihr mich beschützen wolltet, aber weißt du was?! Ich glaube mehr, dass ihr es einfach nicht getan habt, weil ihr zu feige dafür wart!"

Kanan schnaubte.

"Das ist nicht wahr!"

"Ist es doch! Und dank eurer Feigheit durfte ich es immer ausbaden sowie jetzt auch!"

Ihre Stimmen wurden immer lauter.

"Wieso ausbaden?! Wir versuchen dich zu beschützen! Depa sah Sinya! In ihr ist nichts Gutes, sie spielt ein falsches Spiel!"

Ezra sah ihn fassungslos an.

"Das glaube ich jetzt einfach nicht. Erst belügt ihr mich jahrelang, dann greift ihr die ganze Zeit Sinya an und jetzt soll sie auch noch falsch sein?! Das ist nicht wahr! Niemals!"

"Ezra, siehst du das Schema nicht oder bist du gerade einfach zu blind dafür?! Sie ist eine Dunkelseiterin! Durch und durch, sie ist nicht gut!"

"Das ist sie nicht! Ihr seid doch nur sauer, weil sie für mich auch Familie ist! Ihr seid doch nur eifersüchtig!"

"Natürlich, wir sind eifersüchtig auf was?! Auf sie?! HA! Das ich nicht lache!"

"Wieso tut ihr dann das?! Sie ist wichtig für mich!"

Ezra schluckte. 

"Sie belügt mich nicht, sie schreit mich nicht grundlos an, sie demütigt mich nicht und vor allem steht sie zu mir! Sie würde euch niemals verurteilen!"

"Ja, weil das ein Spiel ist Ezra! Sie will dich zu irgendeinem Zweck missbrauchen!"

"Wieso sollte sie das tun?! Sie ist meine Schwester! Sie ist meine Familie!"

"Die Bridgers waren das auch und haben versucht dich uns wegzunehmen! Dich zu verletzen, zu foltern, alles! Warum willst du nicht sehen das sie eine Gefahr darstellt?! Depa hat gesehen, das sie der dunklen Seite angehört, auch wenn dein Padawan gerade schwere Stimmungen hat, sie ist nicht dumm und sieht richtige Dinge, das hat sie immer!"

"Depa ist eifersüchtig, ganz einfach! Wieso könnt ihr es nicht gut sein lassen und euch einfach für mich freuen?! Wieso müsst ihr das alles kaputt machen?! Nur weil sie ihr Kind ist ist sie nicht böse!"

"Ich habe das nicht gesagt, Ezra! Warum sollte sie eifersüchtig sein?! Ein Grund?! Sie war für dich immer da, warum bist du es nicht für sie?!"

"Ich bin immer für sie da, aber sie will mich ja nicht mehr! Weder als Meister, noch als ihr Bruder, also ist es mir egal! Wenn sie es so haben will, dann ist es so! Mit Sinya habe ich mehr Spaß gehabt, als mit ihr in den letzten Monaten! Sie hört mir zu, sie redet vernünftig mit mir und vor allem betitelt sie euch und mich nicht als Abschaum! Oder als Gefahr, oder als eine dumme Maskerade!"

"Ich hab dich nie so betitelt und sie auch nicht! Ach komm, weißt du was?! Lassen wir es, ich habe keine Lust mehr!"

"Wenn du das von ihr denkst, dann denkst du das auch von mir! Sinya und ich sind Geschwister, wir unterscheiden uns da kein bisschen! Sie würde niemanden in Bezug auf ihre Herkunft verurteilen!"

Ezras Hände zitterten. 

"Und eigentlich hatte ich gedacht, dass ihr es auch nicht tun würdet!"

"Tun wir auch nicht! Sie ist böse, ich vertraue deiner kleinen Schwester! Sie hat uns alle gut geleitet, wenn es um solche Situationen ging!"

"Sie ist eifersüchtig und ihr glaubt auch noch diesen Quatsch! Sinya ist niemals so wie sie es waren! Sie ist wie ich! Wieso vertraut ihr mir nicht einfach, dass sie es nicht ist!"

"Weil wir es einfach wissen! Du vertraust viel zu schnell, Ezra! Bei uns hast du Monate gebraucht und ihr traust du über einen Tag hinweg als würdest du sie dein ganzes Leben lang schon kennen!"

"Weil sie meine Schwester ist und keine Fremde! Für mich nicht! Sie war damals auf der Suche nach mir, sobald sie herausgefunden hatte, dass ich existiere! Sie hat sich um mich gesorgt, obwohl ich ihr nicht bekannt war! Was drückt das für dich aus?!"

"Das sie ein falsches Spiel treibt!"

"Hast du irgendwelche Beweise? Abgesehen von Depas haltlosen Vermutungen?!"

"Haltlosen.."

Kanan atmete aus. 

"Nein, aber ich vertraue ihr."

"Dann...dann tust du es bei mir nicht. Wenn du Depas Anschuldigungen glaubst, dann vertraust du mir nicht, was Sinya angeht. Meine Worte sind völlig egal. Du glaubst ohnehin nur... deinem leiblichen Kind."

Kanan sah ihn entgeistert an. Das hatte er jetzt nicht wirklich..

"Du hast das jetzt nicht ernsthaft... okay. Wenn du meinst. Ich bin der Böse, gut. Wir sehen uns beim Abendessen."

Vollkommen genervt ging er zu Tür. Wie oft musste man das ihm eintrichtern? Zu oft.

"Ich werde nicht kommen."

Ezra schloss die Augen. 

"Ihr werdet mich in der nächsten Zeit nicht sehen. Es gibt einiges worüber ich nachdenken muss. Und die Tatsache, dass ihr mich schon wieder belogen habt und mal wieder euer Versprechen mir gegenüber gebrochen habt...Es ist offensichtlich, dass das immer zwischen uns stehen wird, dass...dass ich nicht leiblich bin. Und wenn ihr meine Schwester nicht akzeptieren könnt, könnt ihr mich auch nicht. Daher werde ich die Adoption überdenken. Ich glaube das ist das Beste für uns alle."

Kanan hielt den Türgriff fest. Er umklammerte ihn und drückte zu.

"Ich hoffe das du dich nicht für sie entscheidest."

Ezra wandte sich ab.

"Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sie mich damals gefunden hätte..."

Kanan machte die Tür auf und knallte sie hinter sich zu. Er war sauer und enttäuscht und wollte jetzt einfach seine Tochter suchen und trösten. Er konnte nicht fassen, was da gerade aus Ezras Mund gekommen war. Adoption überdenken? Er würde ihn als Abschaum bezeichnen? Sie sei seine Familie? Depa würde sich alles nur ausdenken? Er...er wünschte sich, dass es Sinya gewesen wäre, die ihn damals gefunden hätte?

Es war, als ob man ihn einen deftigen Schlag in die Magengrube gegeben hätte und seine Lunge sich zusammengezogen hätte. Diese Worte..waren kaum in andere umzuschreiben, so sehr taten sie weh. Wie entsetzt er war, wütend, traurig und verzweifelt konnte man nicht fassen. Er fuhr seine Schilde hoch und suchte seine kleine Tochter. Diese war nicht weniger von Ezra abgewiesen worden und er wusste, dass es an das Unmögliche grenzen würde Depa nach diesen Worten zu trösten oder abzulenken. Das hatte sein Sohn ja großartig hingekriegt! Er schloss die Augen und unterdrückte das Bedürfnis seine Faust in die nächste Wand zu rammen. 

 Sein Sohn...wie lange würde er das noch sein? 

..nicht sehr lang. Denn es schien sich wirklich etwas dunkles über das Haus und die Familie zu legen.

Etwas gefährlich Dunkles.

###

Der Wind huschte durch die Bäume hinweg, und auf den Trampelpfaden Pferde. Lachen und Jubel kam auf durch den eigentlich stillen Wald.

Brianna und Caleb lieferten sich ein gewaltiges Rennen, wo gerade Erstere führte.

"Na komm!"

Caleb lachte und trieb seinen Hengst noch etwas weiter an.

"Na los, mein Großer. Du schaffst das!"

Das Pferd holte auf und beide waren nun Kopf am Kopf.

"Ich mache es dir nicht leicht, Prinzessin."

"Übertreib es nicht."

Sie schmunzelte.

"Komm schon, Süßer. Zeig ihm was du drauf hast!"

Beide Tiere gaben alles sowie ihre Reiter. Schließlich hatten sie den Platz erreicht, wo Caleb mit Brianna hingewollt hatte. Lachend jubelten sie und gaben ihren Pferden das Signal langsamer zu werden, die in einem leichten Schritt fielen.

"Du hast gewonnen. Meinen Glückwunsch, Euer Hoheit."

Caleb stieg ab und grinste ihr zu. 

"Du bist ein harter Gegner, aber auf dem Rückweg kriegen wir euch."

Sie strich stolz über die Seite ihres ausgeliehenen Pferdes.

"Danke, Caleb."

Brianna stieg vorsichtig ab, wo er ihr etwas zur Hand ging.

"Und mich schlägt niemand", gab sie zurück und hob den Finger.

Er lachte und hob die Hände.

"Verstanden, Bria. Aber wir waren nicht schlecht."

Caleb gab seinem Hengst einen Apfel und ließ ihn grasen. Er nahm Briannas Hand und zog sie mit sich.

"Komm. Ich will dir etwas zeigen. Meinen Lieblingsort."

Sie warf ebenfalls ein paar Früchte hin.

"Warte, ich kann nicht so schnell."

Brianna hakte sich bei ihm unter. Er zog sie mit sich und stoppte kurz vor einer Lichtung.

"Schließe die Augen."

Sie erhob skeptisch eine Braue.

"Caleb, ich bin nicht der Typ von Mädchen der unbedingt die Augen schließt, wenn sie allein mit einem Typen ist."

Er schluckte und rieb sich den Nacken.

"Äh...ja natürlich, entschuldige. Das war nicht..."

Gott ist das peinlich!

Sie kicherte und stieß ihn sanft an.

"Ist schon in Ordnung. Ich vertraue dir. Zeig mir deinen Platz, ich bin gespannt wie Mandalore sich von der noch schöneren Seite zeigt."

Caleb errötete noch etwas mehr und war sich nun etwas unsicher. Brianna seufzte kichernd und tat seine Hände zurück an ihre Augen.

"Okay...ich...also es sind nur ein paar Schritte. Vertrau mir einfach."

Gott wieso bin ich auf diese dumme Idee gekommen?

"Ich bin nicht sehr gut im Blindlaufen. Verzeih, wenn ich gegen was stoße."

Sie lächelte und er führte sie vorsichtig durch den kleinen Weg.

"Ich bin ja bei dir. Dir passiert nichts, versprochen."

Der junge Prinz hörte seinen Herzschlag in seinen Ohren widerhallen. Gott, wieso war Liebe so schwer? Er führte sie ein kurzes Stück, dann legte er die Hände von ihren Augen.

"Jetzt kannst du schauen."

Sie öffnete ihre Augen und gewöhnte sich an das Licht der Sonne. Erstaunt und lächelnd betrachtete sie ihre Umgebung. Geschützt durch die Bäume lag ein kleiner See vor ihnen mit viel Wiesen, Sträuchern und vermosten Gestein, was diesen Ort unheimlich schön wirken ließ.

"Wow.."

Er lächelte.

"Ich komme oft hierher, wenn ich mal allem entfliehen will. Ich mag es sehr gerne hier und ich wollte, dass du ihn siehst. Meinen liebsten Platz auf ganz Mandalore."

Caleb nahm ihre Hand, wobei er dafür einiges an Mut brauchte. Er hatte es sich geschworen heute mit ihr zu reden, also würde er das auch tun. Er konnte es nicht mehr länger zurückhalten. 

"Bria..ich..ich würde gerne mit dir...reden."

Sie sah leicht lächelnd auf.

"Ja..bitte. Ich höre dir zu."

Er schluckte.

Okay, Caleb. Du kannst das. Du sagst ihr jetzt ganz einfach, was du für sie empfindest. Ganz langsam.

"Du bist das wunderschönste Mädchen, was mir je begegnet ist!"

....du Vollidiot...

Sie betrachtete ihn und bemerkte das mehr dahinter steckte. Vielleicht kam es unbeholfen rüber..aber sie bemerkte durch seine Berührung..das es anders war.

"Danke."

Caleb stöhnte und schlug sich gegen den Kopf.

"Ich kriege das einfach nicht hin. Ich bin einfach zu dumm dazu!"

Dann wurde ihm bewusst, dass er das laut gesagt hatte. Sie nahm seine Hand.

"Ganz ruhig. Atme durch und beginne nochmal. Es ist alles okay."

Brianna sah ihm in die Augen.

"Wirklich."

Er schluckte und wurde noch etwas röter. Caleb atmete tief durch und blickte in ihre Augen.

"Bria....ich..ich weiß nicht wie ich das sagen soll. Ich meine schon, aber dann würde ich nicht auf den Punkt kommen. Du bist das wunderschönste, einfach tollste und atemberaubendste Mädchen, was ich je begegnet bin und ich..."

Er drückte ihre Hand. 

"Ich bin nicht wirklich gut in so etwas und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich vor dir komplett lächerlich mache...Ich mag dich, Bria. Ich...ich mag dich sehr und das schon seit Langem.."

Da. Er hatte es gesagt. Jetzt konnte er bitte im Erdboden versinken vor Scham.

Erstaunt sah sie ihn an. Moment...der für sie süßeste, zudem im Abstand wirklich gutaussehenste, mandalorianische Prinz hatte ihr..

Gott, wie süß war er denn bitte? Jeder auf Eshan versuchte sie zu beeindrucken, sie für sich zu gewinnen, doch er hatte das nie versucht. Er war einfach ihr Freund gewesen und das war unheimlich besonders.

"Caleb?"

Sie hatte etwas Angst. Nicht vor ihren Gefühlen..sondern wegen ihr selbst, das es nicht..nicht so halten könnte wie sie wollte...aber ein Versuch war es das alle mal.

"Ich ebenso.."

Der Prinz sah sie mit geweiteten Augen an und brachte vor Schock kein Wort hinaus. Er wollte etwas sagen, aber alles was nur kam war:

"Was?"

Sie kicherte und senkte den Blick.

"Weißt du, jeder will mich wegen meiner Krone, wegen meinem Vater, weil ich..ich eine Prinzessin einfach bin. Niemand kümmert sich um mich und mein Herz. Und du tust das. Dich interessiert das nicht. Sondern bist einfach für dieses schräge, Mädchen da. Und das hat mich beeindruckt..und das ist ein Grund warum ich dich sehr gerne habe."

"Schräg? Nein, du bist wundervoll, wunderschön, sanft, gütig, humorvoll...mir fallen noch tausend Dinge ein, aber schräg sicherlich nicht."

Er nahm ihre Hand. 

"Brianna, ich mag dich nicht wegen dem was du bist, sondern ich mag dich und nur dich. Ich weiß was du meinst, aber ich habe mich in deine Person verliebt und nicht in das, was sie bedeutet. Sondern in dich, Bria."

Vorsichtig blickte sie auf und lächelte.

"Und ich..mich in dich. In Caleb."

Dieser hatte keine Ahnung woher er den Mut hatte oder vermutlich war es einfach ihrem Lächeln und ihren wunderschönen Augen zuzuschreiben...aber er lehnte sich vor und legte seine Lippen auf ihre und küsste sie sanft. Ein Feuerwerk schien in ihm auszubrechen und sein Herz schien beinahe aus seiner Brust zu springen.

Woah...das ist so viel besser als eine Umarmung..

Brianna fühlte das selbe. Das Vertrauen, das Gefühl von dieser Liebe in ihrem herzen fühlte sie im ganzen Körper.

Erwidern tat sie sanft und nur zu gerne. Nach einem Moment, der für beide viel zu kurz war, lösten sie sich wieder voneinander. Caleb schluckte.

"Das...das war toll."

Die Halbechani lächelte.

"Definitiv besser als eine Umarmung.."

Kichernd legte sie ihre Arme um ihn. Er schmunzelte und erwiderte die Umarmung.

"Also...sind wir jetzt zusammen?"

Als Antwort bekam er einen weiteren Kuss. Sie genoss vollkommen diesen Kuss.

"Nur wenn du willst."

"Ich glaube..ich glaube die Antwort kennst du bereits."

Er grinste und seine Augen strahlten. 

"Cyar'ika."

Sie fasste an ihren Anhänger.

"Ich..ich wollte dir..gestern schon was geben. Etwas, was dich an mich erinnert."

Sie kramte in ihrer Tasche und nahm den identischen Kristallanhänger hinaus.

"Ich denke das, das Wasser darin, dir mehr als einmal nützlich sein kann."

Calebs Augen weiteten sich und er nahm den Anhänger von ihr.

"Wow...danke."

Er legte sich den um. 

"Aber ich brauche nichts, um mich an dich zu erinnern. Warte.."

Er kramte in seiner Jacke und holte seinen Skizzenblock hervor. 

"Ich..ich habe dich nicht gestalkt, falls du das denkst. Nur ich fand es einfach wunderschön und..."

Er zeigte ihr die Skizze. 

"Ich weiß, dass es nichts besonderes ist, aber..."

Es hätte ein Foto von einem Holo sein können. Caleb hatte definitiv das Talent seiner Mutter geerbt.

"Nichts Besonderes? Caleb, es ist wunderschön."

Brianna strich über die Zeichnung.

"Du hast Talent. Wirklich großes Talent."

Er lächelte schüchtern.

"Meine Mum hat mir sehr viel gezeigt, ich schätze ich habe es von ihr."

Dann nahm er den Block, trennte vorsichtig das Bild ab und gab es ihr. 

"Für dich. Dann wirst du immer daran erinnert werden, wie sehr ich dich mag und was ich in dir sehe."

Sie sah ihn dankbar an und packte es vorsichtig in ihre Tasche.

"Vielen Dank."

Brianna nahm ihn am Kinn und küsste ihn leicht auf die Lippen. Er erwiderte den Kuss und zog sie zu sich. Beide konnten es nicht fassen. So sehr hatten sie sich davor gefürchtet, dass ihre Gefühle nicht erwidert wurden und nun...nun waren sie ein Paar. Ein wirklich küssendes, liebendes Paar. Und das würden sie definitiv genießen. Die Zweisamkeit und ihre gemeinsame Zeit. 

###

"Und du willst nicht in deinen Palast? Vielleicht zu Sabine?", fragte Sinya erneut und sehr besorgt. Ezra war in ihr Schiff geflüchtet und saß enttäuscht auf einem der Stühle.

Sie schob ihm verzweifelt eine Tasse Tee hin. Er schüttelte den Kopf.

"Nein. Sie..sie muss gesund werden und da würde ich nur stören."

Er schluckte. 

"Der Palast ist mir egal. Wie..wie kann er...wie konnten sie..."

Ezra sah betreten zu Boden. 

"Wie..wie war das mit deiner Familie?"

Sie setzte sich.

"Na ja..ich wusste das ich nur aufgenommen wurde. Aber sie haben mich geliebt..aber..beschützen wollten sie mich auch. Also versteckten sie mich, weit in den Wäldern Alderaans in der Hoffnung das das Imperium mich nicht findet..sie haben ab und an gelogen, aber ich war nie böse.."

"Aber wieso? Ich meine du hast ihnen vertraut, tust alles für sie und dann....dann belügen sie dich doch wieder nur? Da kannst du doch gar nicht wissen, ob der Rest auch alles gelogen ist", gab Ezra niedergeschlagen zurück und nahm einen Schluck von seinem Tee.

"Ich..ich wusste eben, das ich dort Zuhause bin, Ezra. Und ich wollte sie nicht verlieren. Ich wollte da bleiben, bei meiner Mutter, meinem Vater und meinen kleinen Geschwistern.. ich hab sie sehr lieb gehabt.. egal ob sie mich belogen haben, sie haben mich immer versucht zu beschützen. Du verstehst grade meinen Standpunkt nicht aber..das peilst du wenn du einen von ihnen verlierst..oder alle."

"Ich weiß, was du meinst. Ich..ich dachte schon oft, dass ich sie nicht mehr wiedersehen würde. Aber sie haben es mir versprochen und..."

Er schüttelte den Kopf. 

"Ich bin nicht nur deswegen sauer. Na ja nicht hauptsächlich. Aber ich habe etwas kapiert und das schon gestern."

Ezra sah in seine Tasse. 

"Ich...ich bin halt nicht ein leibliches Kind von ihnen und das wird wohl immer zwischen uns stehen. Vielleicht...vielleicht ist es besser, dass einfach alles sein zu lassen. Ich meine ich bin verheiratet, habe einen wundervollen Sohn und jetzt dich...vielleicht brauche ich da keine Eltern mehr. Zumindest keine für die ich nie genug sein werde.."

Tränen lösten sich aus seinen Augen und fielen in seinen Tee.

"Du brauchst deine Eltern. Bezugspersonen wie sie findet man selten."

Ein Klingeln ließ sie aufstehen und sie öffnete ihre Ofen. Sie nahm zwei Schalen heraus.

"Ich bin mir sicher, das du das nicht ernst meinst."

"Aber ich will nicht länger belogen werden und..."

Er rieb sich über die Augen. 

"Aber es ist offensichtlich, dass sie mich anders sehen. Ich meine...wo hat das noch einen Sinn? Depa will nichts mehr von mir wissen und sie akzeptieren nicht, dass ich dich jetzt habe. Und..und ich weiß einfach nicht, ob ich dann überhaupt noch dazu gehören will."

"Aber ihr seid doch ein Team, eine Familie."

Sie stellte die Schalen auf den Herd. Ezra seufzte.

"Das waren wir mal. Ich meine früher gab es nur uns und...nicht die ganzen Sachen Drumherum. Sabine und ich waren einfach nur Rebellen, der Orden war noch nicht so existent und wir waren viel öfter zusammen. Depa war noch klein und hat mich noch gewollt und..und geliebt. Ich...ich weiß nicht. Irgendwie hat sich einfach etwas verändert und...und ich weiß nicht was."

"Vielleicht wird sie einfach älter. Sie hat einfach eine schwere Zeit. Sie will selbstständig sein, wie die meisten Teenager."

Sie holte Besteck heraus.

"Schon mal alderaanischen Eintopf probiert?"

Er schüttelte den Kopf.

"Nein..."

Ezra stellte seine Tasse ab. 

"Ich..ich weiß einfach nicht was ich tun soll. Natürlich will ich das alles wie vorher ist, aber wie kann ich das, wenn ich weiß, dass ich immer anders für sie sein werde? Sie sagen, dass du mich für irgendetwas missbrauchen wollen würdest, dass du böse ist. Ich meine wenn sie das von dir sagen, dann müssen sie es auch von mir denken."

Sie runzelte die Stirn und stellte ihm ein Essen hin.

"Wie kommen sie darauf?"

Er zuckte die Schultern.

"Wegen Depa. Sie hat die Gabe Visionen der Macht zu empfangen und so ab und zu die Zukunft vorherzusehen. Sie meint, dass du dunkel und finster wärst. Dabei ist sie doch nur eifersüchtig!"

Ezra seufzte und nahm lustlos einen Löffel. 

"Was soll ich denn jetzt nur tun?"

"Es ausklingen lassen.."

Sie nahm einen Schluck aus ihrer Tasse. 

"Wie wäre es wenn du mich morgen nach Concordia begleitest? Ein Tag weg von allem?"

Er hob eine Braue.

"Du meinst nur wir zwei? Ganz allein? Ohne Pflichten, ohne Aufgaben und ohne Stress? Meinst du das ernst?"

"Ja? Also nur wenn du Lust hast. Ich muss ein paar Artefakte besehen und bestimmen", erwiderte sie und nahm einen Löffel ihres Eintopfes. Ezra lächelte etwas.

"Gerne. Das..das würde mich wirklich freuen."

Er seufzte. 

"Wie lange soll ich es ausklingen lassen? Ich meine..was würdest du an meiner Stelle tun?"

"ich würde einfach etwas warten und dann mit ihnen in Ruhe reden. Ganz entspannt, bei Tee. Oder einem Shake. Je nachdem welche Jahreszeit."

Sie stieß ihn leicht an.

"Okay. Ja, vielleicht hast du Recht."

Ezra nahm einen Bissen. 

"Weißt du was einfach schrecklich ist? Ich habe das Gefühl das niemand von ihnen wirklich ernst nimmt, wie ich mich dabei fühle. Obwohl...das hat sie nie sonderlich bei solchen Dingen interessiert.."

"Ezra, lass etwas die Sonne drüber fallen und morgen sieht die Galaxis wieder ganz anders aus."

Sie drückte seine Schulter. 

"Versprochen."

Kaum zu glauben, aber wahr Ezra brachte ein Lächeln zu Stande.

"Danke...es ist wirklich toll eine große Schwester zu haben. Ich bin sehr froh, dass wir uns jetzt gefunden haben."

"Ich ebenso. Und ich verschwinde nicht so schnell."

"Das ist gut."

Beide lächelten sich zu und waren bald darauf in andere Themen vertieft. Doch nach wie vor tat Ezras Herz weh und er konnte nie ganz vergessen, was geschehen war. Doch er hatte Sinya und seine ältere Schwester lenkte ihn ab und war für ihn da. So wie es Geschwister sein sollten.

###

Natürlich war Ezra nicht der Einzige, der sich nach dem ganzen Chaos mehr als miserabel fühlte. Kanan und Depa genauso. Wobei Letztere nun vollkommen ihre Tränen ausgeschöpft hatte. Sie saß neben ihrem Vater, der sie die ganze Zeit im Arm gehalten hatte und für sie da war. Kanan strich seiner Tochter über den Rücken.

"Lass es raus, Kleines. Ich bin für dich da."

"Er ist ein Vollidiot, ich hab dir gesagt das er mich nicht mehr will", schluchzte sie und zog fester ihre Beine an. Kanan drückte sie sanft an sich.

"Ach Depa...das hat er bestimmt nicht so gemeint. Das..."

Er seufzte. 

"Ich weiß auch nicht was mit ihm los ist. Aber es macht mir Angst."

"Wie soll er es nicht so gemeint haben?! Er hat mich ersetzt, fertig."

Sie vergrub sich bei ihrem Vater. Kanan seufzte und küsste sie auf die Lekku.

"Ich fürchte das hat er uns alle..", sagte er leise. Sie schluchzte bitterlich.

"Wo ist Mum? Sie biegt das meistens doch hin.."

"Sie ist noch unterwegs, Süße. Aber ich verspreche dir, dass dein Brud...dass er kräftig den Kopf von ihr gewaschen bekommen wird. Verlass dich drauf."

Depa strich sich über die Wange.

"Ich hab ihn doch lieb.."

"Das haben wir beide, Liebling. Und deine Mutter natürlich. So sehr, aber er scheint das in diesen Tagen nicht zu wissen...oder ihm scheint es vielmehr nicht zu kümmern."

Sie schluckte und schluchzte wieder auf.

"Ich will ihn nicht verlieren."

Kanan brach es das Herz seine Tochter so zu sehen. Vor allem sprach sie dieselben Gedanken aus, die auch ihm auf der Seele lagen.

"Ich auch nicht, Kleines."

Er strich sich eine Träne aus dem Auge. 

"Aber...aber wenn es so kommt, dann werden wir uns damit abfinden müssen."

Depa schüttelte den Kopf und vergrub sich schluchzend bei ihm. Sie hatte einfach so ein schlechtes Gewissen und so große Angst. Es klopfte leise an der Tür und Padmè sah hinein.

"Hallo Onkel.."

Sie sah traurig zu den Beiden. 

"D-Depa."

Sofort schlenderte sie zu den Beiden und legte jeweils eine Hand an die Schulter.

"Oh, ihr zwei.."

"Hey, Pad. Was..was treibt dich hierher?"

Kanan rieb sich über die Augen und lächelte sie etwas gequält an. 

"Dachte du wärst mit deinem Vater bei den Rekruten."

"Ich denke mich braucht meine Familie gerade mehr."

Sie strich Depa über die Wange.

"Du musst nicht lächeln, Kanan, wenn du es nicht kannst..", erwiderte die Mandalorianerin.

"Das ist nämlich wie ne Lüge."

"Hey.."

Der zweite Zwilling kam herein und schloss die Tür.

"Euch geht es nicht gut, was?"

"Wo kommt ihr beide denn her?", fragte der Jedi und strich über Depas Kopf. Er hatte es aufgegeben zu Lächeln. Padmè nahm Depa mit in den Arm und Anakin Kanan.

Die junge Twi'lek schluchzte und der Mandalorianerin drückte sie an sich.

"Lass es raus, Süße."

"Es wird alles wieder gut. Irgendwie wird das wieder", gab Anakin zurück und drückte seinen Onkel. Der Jedi seufzte.

"Es ist sehr ernst. Und..und Hera hat noch nichtmal die leiseste Ahnung was passiert ist. Geschweige denn Sabine.."

"Sie müssen erstmal wieder kommen und Sabine gesund werden.."

Die Zwillinge hielten die beiden fest an sich gedrückt und versuchten sie verzweifelt zu trösten. Beiden Trost zu spenden. Eventuell half es etwas, aber nicht wirklich viel. Depa war völlig am Ende und Kanan? Dem ging es genauso. Er hatte es noch nicht übers Herz gebracht Depa von Ezras...Entscheidung zu erzählen. Denn das hätte sie zerstört...so wie er es gerade wurde. Wie es auch Hera zerstören würde, wenn sie es erfahren würde. Doch dazu musste sie erstmal heimkehren..und die Sonne untergehen. Die Zwillinge verließen irgendwann das Zimmer und hatten ein schlechtes Gefühl was die ganze Sache betraf. Kanan blieb bei Depa und das den ganzen Abend lang. Beide brauchten jetzt einander. Und auch später, hatte Depa sich in den Schlaf geweint und lag dicht an ihrem Vater, der sie festhielt, genau wie er Ezra immer festgehalten hatte, wenn es ihm nicht gut ging. Doch jetzt? Jetzt ging es beiden mehr als miserabel und das wegen Ezra. Und was diesen betraf so wurde er auch die folgende Nacht nicht von Albträumen verschont. Ganz im Gegenteil diesmal waren sie noch schlimmer und heftiger als zuvor. Doch Caleb bekam davon diesmal nichts mit.

Denn er hatte mit Brianna sich einfach im Stall gemütlich gemacht und hörte ihr Erzählungen zu und tauschten sich offener denn je aus über irgendwelchen Quatsch. Machten sich über Etiketten lustig oder amüsierten sich über einige Politiker.

Aber spät am Abend hatte sich noch Anakin an seinen Meister gewandt. Dieser saß im Garten, während einer Meditation, als der Togruta sich zu ihm gesellte.

"Alles okay? Solltest du nicht schon schlafen?", fragte sein Meister und sah zu ihm. Die Grillen zirpten und die Glühwürmer flogen durch die Dunkelheit.

"Max...es gibt große Probleme." Anakin setzte sich zu ihm. "Ich war vorhin mit Pad bei Depa und Kanan. Und..und sie haben nur geweint und waren am Boden zerstört."

"Warum denn? Erkläre es mir."

Anakin seufzte und lehnte sich an seinen Meister.

"Ezra hat eine Schwester, die plötzlich aufgetaucht oder vielmehr behauptet es eine fremde Frau seine zu sein. Seitdem steht alles absolut Kopf."

"Ezra hat eine weitere Schwester? Wie heißt sie?", fragte er und legte einen Arm um ihn.

"Sinya...Sinya Bridger. Ich sage es dir, seit gestern ist hier eine absolute Katastrophe. Depa fühlt sich von ihr ersetzt, Kanan und Ezra hatten sich in den letzten 24 Stunden mehr als nur in den Haaren und..."

Er sah sein Gesicht. 

"Meister?"

"Sinya.. Bridger.."

Er runzelte die Stirn. 

"Anakin, weißt du was sie so erzählt hat?"

Der junge Togruta legte eine Hand an sein Kinn.

"Mhm warte...Sie hat davon erzählt. dass sie in imperialer Gefangenschaft war. So wie du und Ezra halt. Sie hat seine Nachricht, also en Aufruf zum Widerstand gehört. Laut Ezra jagt sie dunkle Machtnutzer uns ist denen begegnet, denen wir schon begegnet sind. Sie spürt Verschwundene auf, also verschwundene Kinder. Sie meinte, dass immer mehr Kinder verschwinden, junge menschliche Jungs. Sie hat sich Informationen des Imperiums angesehen und Thrawns Akten und...sie sagte, dass sie noch wichtige Informationen auf Mandalore sucht."

"XY2533..", murmelte er. 

"Anakin, ich muss etwas nachsehen. Ich verspreche dir, das ich das klären werde, aber du musst mir versprechen, deine Schwester von ihr fern zu halten. Wenn ich denke, was sie zu sein scheint, dann müssen wir auf alle Kinder aufpassen. Versprich es mir hoch und heilig", bat er und sah ihn bittend an. Anakin legte den Kopf schief.

"O-okay? Ich verspreche es dir. Aber was machen wir wegen Ezra? Hier herrscht ein einziges Chaos."

"Um Ezra kümmere ich mich, und auch um Sinya. Das klärt sich."

Er fuhr über seinen Kopf.

"Und jetzt geh zu deinen Eltern und schlafe etwas."

Anakin sah sie einen Moment an, dann nickte er und umarmte ihn kurz.

"In Ordnung, Meister. Aber versprich mir, dass du auch auf dich aufpasst."

"Versprochen. Meine Jungs töten mich, wenn ich es nicht tue. Und jetzt hopp. Ab ins Bett."

Er drückte ihn sanft und wies hinein. Anakin nickte.

"Gute Nacht!"

Damit lief er hinein, während der Jedi ihm nachdenklich nachsah. Sinya also. Wenn das stimmte, was er vermutete....dann hatte sich Ezra in einen fürchterlichen Schlamassel gebracht. Mal wieder.

"Und da sage einer, er würde auf sich aufpassen."

Er seufzte und zog ein kleines Pad. Er tippte schnell seiner Frau eine Nachricht, das er später nach Hause kommen würde. Sie waren grade nur zu besuch bei einigen Freunden auf Mandalore, sonst lebten sie auf Concord Dawn. Eigentlich hatte er vorgehabt etwas Zeit mit seinem Padawan zu verbringen und mit seinem besten Freund und natürlich seinem Patenkind. Doch das durfte jetzt warten. Ehrlich da war er einmal nicht da und sein Bruder verstrickte sie wieder in einer Katastrophe. Das war wirklich mal wieder typisch. Er ging zügig zu den hinteren Gärten, wo sein kleines Shuttle stand. Er mochte nicht die Plätze extra für das Schiff, sondern eher einen ruhigen Platz, also dort.

Er würde jetzt nachlesen. Und hoffentlich die große Katastrophe verhindern.

###

Am späten Abend, wollte Kanan Jarrus sich eigentlich schlafen legen, tat das natürlich auch, aber....aber er konnte nicht wirklich ein Auge zumachen. Nicht nur weil seine Frau nicht neben ihm lag, sondern auch wegen dem Streit, der ihm fest in den Knochen saß.

Es machte ihn fertig. Dabei wollten er und Depa alles klären und nun....nun schien es schlimmer und auswegsloser denn je zu sein. Ezra war verletzt. Sehr verletzt. Wegen dieser dummen Akte und wenn er verletzt war, dann neigte er dazu sehr schnell zu handeln, um sich zu schützen. Etwas, was er eigentlich hätte wissen sollen nach 20 Jahren.

Aber mal wieder hatte er es total verbockt. Oh, seine Frau hätte ihn geschlagen und sie beide eingesperrt, bis sie das geklärt hätten. Hera war da nie sehr gnädig gewesen und zog ihr Ding da knallhart durch.

Das wäre besser als alles andere gewesen. Besser...besser als das.

Vollkommen erledigt stand er auf dem Flur und musste sich regelrecht dazu zwingen nicht zu seinem Sohn zu gehen und diesen ganzen Mist zu klären. Er konnte es spüren Ezra ging es kaum besser, als ihm und Depa. Vor lauter Verwirrtheit, Trauer, Wut, Enttäuschung und was er noch darüber fühlte, hatte er es versäumt seine Schilde oben zu lassen. Sein Sohn...wenn es nach Ezra ging würde das nicht mehr lange der Fall sein. Etwas, was sein Herz förmlich bluten ließ.

Die Adoption auflösen...eine schreckliche, geradezu traumatische Vorstellung. Musste alles so enden? Nur durch diese Sinya? Seitdem sie da war, war alles so unheimlich schlimm zwischen ihm und Ezra. Wie eine dunkle Wolke über den Gemütern der Jedi schwirrte sie umher und schien Ezra mehr und mehr dumme Gedanken einzusetzen.

Er verleugnete es nicht. Wenn Ezra das wirklich tun würde...dann wäre er am Ende. Dann wäre alles zerstört. Ihre ganze Familie. Sie hatten alles darauf aufgebaut und es war alles so perfekt gewesen. Natürlich hatten sie sich hin und wieder in den letzten Jahren mal gestritten, aber nie so schlimm wie in den letzten Tagen und besonders nicht so...endgültig wie jetzt. Niemand konnte ihr Band trennen, dass hatten sie sich einst geschworen...wieso passierte das dann gerade? Wieso waren sie so zerstritten, dass ihm mit jedem Gedanken an ihm das Herz so furchtbar weh tat?

Es war ein grausames Gefühl. Er hatte es immer sehr verabscheut mit Ezra zu streiten. Er liebte sein Kind so sehr, das er alles aufgeben würde für ihn. Das er in ihm nichts anderes sah, außer sein leibliches Kind. Warum hatte er das nicht einfach...einfach ihm sagen können?

Dann...dann wäre alles anders gewesen. Dann hätte alles verhindert werden können! Sie hatten alle zusammen die letzten 20 Jahre als Familie gelebt....das durfte doch nicht einfach so zerstört werden. Es waren die besten Jahren, die perfekten Jahre gewesen. Sie waren eine Familie, ein Team. Eines, was niemand besiegen konnte. Und nun kam diese Sinya daher und nahm ihnen ihr Herz weg, wobei dieser das überhaupt nicht merkte! Die letzten Jahre hatte Ezra weder daran gedacht, noch an seiner Vergangenheit gelitten. Nein, er hatte damit abgeschlossen. Und nun tauchte diese Person auf und alles war wieder da! Nur wegen ihm hatte sein kleiner Junge wieder diese Albträume. Diese Angst. Diese...Unsicherheiten.

Das sie ihn nicht liebten, das sie nur die „Bridgers" in ihm sahen, dabei war es nicht mal so. Das war es nie gewesen. Es...es war einfach....wie sollte Kanan das beschreiben?

Der Jedi rieb sich verzweifelt die Stirn und fuhr um sein Gesicht.

Kaf. Ein starker Kaf. Jetzt.

Seine Frau war nicht da, also musste er selbst irgendwie mit diesen Gedanken klarkommen und eine Lösung finden. Es musste eine geben. Es musste doch irgendwie möglich sein wieder die Verbindung zu seinem Sohn zu finden. Zur Macht nochmal sie waren Meister und Padawan und noch viel wichtiger Vater und Sohn, sie waren die besten Freunde. Sie waren Seelenverwandte. Sie waren unzertrennlich und näher hätten sie sich niemals stehen können. Ihre Verbindung war einzigartig, besonders und....Das durfte nicht zerstört werden! Das konnte und würde er nicht zulassen! Ehe würde er diese falsche Schlange akzeptieren, als sein geliebtes Kind zu verlieren. Das konnte er nicht. Allein der Gedanke brachte ihn schon fast um.

Er grübelte den ganzen Weg über. Wie konnte er das klären? Hera war nicht da, also musste er es alleine und Depa war selbst vollkommen am Ende. Und selbst sie litt unter Sinyas Arbeit.

Dieses Miststück hätte niemals in ihre Leben kommen sollen. Ezra war nicht wie sie. Er war nicht ihr Bruder. Nein, er war sein und Heras Sohn, Depas großer Bruder. Er gehörte zu ihnen und ihnen allein. Das war schon immer so gewesen. Genau das Gleiche war damals bei den Bridgers gewesen, die versucht hatten ihn wegzunehmen durch ihre Intrigen und Lügen. Es war so lange her, doch es kam ihm noch immer wie gestern vor. Kein Wunder, denn wenn einem das eigene Kind weggenommen wurde, dann würde das ewig im Gedächtnis bleiben. Sowie so viele anderen Dinge, die passiert waren. Auch damals hatten sie nicht die Initiative ergriffen und Ezra nicht gleich gesagt, was sie fühlten, was er für sie war. Und jetzt wieder? Hatten sie wirklich wieder denselben, idiotischen Fehler gemacht?

Es war zum verzweifeln, weil er keine Antwort hatte!

Warum konnte sie nicht einfach wieder verschwinden?!

Sie war doch nur hier um Ezra zu schaden, warum sah es denn sein Sohn nicht, sondern nur seine Familie? Hatte Sabine überhaupt Ahnung davon?

Wenn dieser verdammte Mistkerl sie nicht vergiftet hätte, dann wäre das Thema bestimmt schon vom Tisch! Sie wäre längst hinter allem gekommen und hätte Ezra Vernunft eingeprägt! Es war zum Verrücktwerden und Hera war auch nicht da!

Er seufzte und betrat das Esszimmer, wo immer Kaf bereitstand. Wie sollte er das allein hinkriegen, wenn Ezra sich so derbe in dieser Sache verrannt hatte. Wieso glaubte er so an sie? Wieso tat er das?

Was war an Sinya, das ihn so faszinierte?

Er schreckte auf, als er die Stimme von Max hörte, der lächelnd an einem Audiohörer hing.

"Ja, Daddy kommt bald nach Hause. Ich muss nur was erledigen."

Max sah Kanan und lächelte etwas.

"Ihr passt auf Mummy auf? Das weiß ich. Und jetzt ins Bett, ihr zwei Rabauken."

Kanan sah seine Geste und schenkte eine weitere Tasse für seinen Freund aus.

"Ich hab euch auch sehr lieb. Gute Nacht."

Damit nahm er den Hörer aus dem Ohr.

"Dich hatte ich nicht erwartet, Kanan."

"Tja...um ehrlich zu sein hätte ich auch nicht erwartet noch einen Kaf um diese Uhrzeit zu brauchen."

Er reichte Max eine Tasse.

"Alles gut Zuhause? Wie geht es deinen Jungs und deiner Frau?"

"Danke."

Die Jedi setzten sich auf die Stühle.

"Denen gehts gut. Die Jungs werden viel zu schnell groß. Sie beschwerten sich, weil ich heute nicht Zuhause war.", erklärte er mit einem Schmunzeln.

"Sky gehts gut. Sie ist etwas... durcheinander und komisch, aber sie meinte es ist alles okay. Nur die Arbeit."

Er verdrehte die Augen.

"Du kennst das ja. Frauen."

"Allerdings. Und wenn du noch eine Tochter hast...ich sage dir Frauen werden auch nie leichter zu verstehen sein. Sabine ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Ich habe jahrelang mit ihr zusammengelebt und sie überrascht mich heute noch. Na ja irgendwie tun das Hera und Depa auch. Das liegt wohl allen Frauen."

Er nippte an seinem Kaf.

Max nickte und nahm einen Schluck.

"Tja, Frauen sind manchmal eben ein Rätsel. Man versteht sie, mal nicht, immer unterschiedlich."

"Oh da kann ich dir etwas erzählen. Ich sage dir etwas. Wenn du glaubst die Frauen zu verstehen, tja dann beweisen sie dir das Gegenteil. Sie sind noch geheimnisvoller als die Macht."

"Und die hats schon drauf geheimnisvoll zu sein."

Max lachte leise und lehnte sich an die Lehne des Stuhles.

Kanan seufzte.

"Ja...allerdings. Die Macht tut schon seltsame Dinge. Verstehen werden wir sie nie wirklich. Noch nicht mal ihre Entscheidungen.."

Max sah ihn an.

"Nun..aber wir müssen ihr vertrauen, das sie die richtige Entscheidung trifft. Sie hält unsere Balance."

"Dann frage ich mich, ob sie in den letzten Tagen so etwas wie Urlaub machte, was ihre Urteile betreffen", murmelte der Jedi und setzte seine Tasse ab.

Der Jedi nickte langsam.

"Du meinst euer Besuch?"

"Ich meine dieses Miststück, welches uns Ezra wegnimmt. Ja."

Er sah ihn mitfühlend an.

"Ich bin froh das er euch hat. Er streitet sich zwar mit euch, aber es gehört dazu. Ich streite mich auch mit meinen Eltern. Das renkt sich wieder ein. Wenn Sinya...nicht gut ist...dann sollten wir uns...beeilen. Nicht das ihm weh getan wird."

Kanan schnaubte.

"Erzähl mir mal etwas Neues. Ich wusste sofort, dass da nichts Gutes raus werden kann. Und Ezra sieht das einfach nicht oder vielmehr will es nicht sehen."

Er seufzte und umklammerte seine Tasse. 

"Wir...wir haben uns vor wenigen Stunden sehr schlimm gestritten, Max."

"Wirklich? Tut mir leid."

Er trank langsam daraus.

"Aber ihr kriegt das wieder hin. Ezra hat sich immer Familie gewünscht. Er..er liebt euch. Und ich muss das ja wissen."

Kanan sah in seinen Kaf.

"Inzwischen...bin ich mir da nicht mehr so sicher. Er ist so von ihr begeistert, so völlig in dieser Sache verrannt.. Er hat Depa abgewiesen und...."

Es tat so weh diese Worte zu sagen, aber mit wem sollte er sonst reden? Und Max würde ihm vielleicht wirklich helfen können.

"Er...er zieht es in Betracht die...Adoption rückgängig zu machen", sagte er leise und allein bei dem Wort hatte er den Wunsch sich zu übergeben.

"Er sagte es wäre besser gewesen, wenn Sinya ihn gefunden hätte und...und nicht wir."

Max erhob eine Braue.

"Okay...das ist nicht Ezra. Also ich kenne ihn ja wirklich ewig und mir kommt Sinya auch sehr komisch vor. Um ehrlich zu sein...glaube ich sogar sie mal gesehen zu haben."

Er runzelte die Stirn.

"Er wollte immer Familie. Und inzwischen bin ich mir ganz sicher, das er ständig von euch geträumt hat. Die Bridgers waren scheußliche Menschen."

Er erschauerte bei den Erinnerungen.

"Vor allem Ephraim."

Kanan sah ihn an. Es war der falsche Zeitpunkt, der völlig falsche Augenblick....aber wenn man es genau nahm, dann hatten er und Hera nur die Akte. Mehr nicht. Ezra hatte nach wie vor etwas Schwierigkeiten sich zu erinnern und ehrlich gesagt war es das Beste, wenn er es nicht tat. Aber Max erinnerte sich an alles...Und er und Hera wollten immer wissen, wie es damals gewesen war. Was genau ihrem Jungen zugestoßen war. Die Akte gab alle möglichen Dinge Preis, aber...nicht alles.

"Max...ich verstehe und das tue ich sehr gut, wenn du nicht darüber...reden willst. Aber...aber was ist damals passiert? Wie genau war das? Ich weiß, dass es der völlig falsche Zeitpunkt dafür ist und ich eigentlich ganz woanders sein sollte, aber vielleicht...vielleicht kann ich ihn so besser verstehen. Vielleicht kann ich so wieder...zu ihm durchdringen ohne das er mich..abweist."

Der ehemalige Inquisitor sah ihn musternd an.

"Ich verstehe deine Bitte. Ich würde es auch wissen wollen, wenn meinem Kind sowas zustoßen würde. Meine Eltern haben mich ab und an mal gefragt."

Er trank langsam weiter.

"Ich erinnere mich nicht mehr an alles. Gehirnwäsche und auch das Alter. Aber an einige Dinge erinnere ich mich schon."

Er grübelte und rieb sich die Stirn.

"Da war eine Zelle. Immer für zwei Kinder. Du musst dir das wie ein Camp auf einem Kreuzer vorstellen."

"Wo genau war diese Einrichtung? Gab es mehrere davon?"

Allein der Gedanke machtsensitive Kinder so wie Tiere zu züchten und sie zu Inquisitoren auszubilden war schon unerträglich. Aber das...das war Ezra und Max zugestoßen. Ersterer reingeboren, der Zweite seiner Familie entrissen.

"Ich weiß es nicht. Da wo man uns nicht gefunden hat. Und es waren genug...und zu viele sind aus den Zellen genommen worden und nie wieder aufgetaucht."

Er sah nachdenklich in die Tasse.

"Außer Mara...gab es keinen, der noch einen Funken Gutes in sich hatte. Außer ich, sie und Ezra."

Max seufzte.

"Es kam immer drauf an, wie sie Lust hatten uns zu brechen. Meistens war es das Lichtschwert oder der Foltertisch. Ich fand das Schlimmste nicht mal der Schmerz. Sondern wie man sich dadurch verändert hat. Ich..erinnere mich wie schlimm sie es an Ezra gemacht haben."

Kanan legte eine Hand auf seinen Arm.

"Max, es ist offensichtlich, dass es dich sehr schmerzt darüber zu reden und ich hätte darauf achten sollen. Es tut mir Leid. Das war dumm von mir, ich hätte dich nicht darum bitten dürfen. Das sind auch sehr schlimme Erinnerungen für dich. Wenn du es nicht kannst, dann tue es bitte nicht. Ich..ich möchte nicht, dass ich dir auch noch Schmerz hinzufüge.."

"Nein, es ist okay."

Er lächelte etwas.

"Ich denke...wenn du es verstehst, verstehst du den Schmerz von allen. Von Ezra. Und das will ich. Verständnis."

Er tätschelte seine Hand.

"Und...so sehr kann mir keiner mehr weh tun wie sie es getan haben."

Es entstand eine kurze Pause zwischen ihnen, dann...

"Du...du sagtest, dass sie an Ezra...?"

Kanan musste gar nicht weitersprechen, denn Maxs Miene verdüsterte sich sofort.

"Ja."

Er nahm einen Schluck und versuchte passende Worte dafür zu finden.

"Ich war vier..ich war noch jünger, als ich entführt wurde und wurde mit vier in dieses Camp gesteckt. Mit Ezra in eine Zelle."

Max musste etwas lächeln.

"Ich denke wir waren der einzige Halt gegenseitig in dieser Zeit."

Er grübelte.

"Ich erinnere mich, das er sehr oft geholt wurde. Und meistens nach Stunden wieder gebracht wurde. Seine eigenen "Eltern"..."

Er malte Anführungszeichen in die Luft und schnaubte abwertend.

"...folterten ihn..meistens hatte er so stark geblutet...es war grauenhaft..er war unterernährt und schwach. Aber trotzdem, war er für mich da, wenn es mir nicht gut ging. Er hatte immer versucht für mich da zusein. Wir waren unsere Familie da drin. Brüder fürs Leben. Das haben wir uns geschworen. Er hat zum ersten Mal...vertraut, als ich kam. Ich hab ihn versucht zu beschützen, einmal bin ich glaube ich so extrem an die Decke gegangen, das ich Ephraim verletzt habe.."

Kanan schluckte. Bilder von seinem Jungen, wie er blutend da lag oder verletzt war geisterten durch seinen Kopf. All die Male, wo Ezra etwas zugestoßen war versuchten sich in den Vordergrund zu drängen, doch er versuchte nicht daran zu denken. Er konzentrierte sich auf die anderen Worte, die Max sagte.

"Es...es ist schön, dass ihr euch da gefunden habt und füreinander da wart. Das ihr beide nicht ganz so alleine wart und wenigstens etwas Halt hattet. Ich bin dir sehr dankbar, dass du dich um ihn gekümmert hast, Max. Wer weiß was passiert wäre, wenn du nicht dagewesen wärst. Im Übrigen begrüße ich es sehr, dass du dem Mistkerl....nun, dass du es ihm gezeigt hast. Aber es überrascht mich, dass Ezras Gefühle nicht so außer Kontrolle geraten sind. Normalerweise zeigt sich die Begabung für die Macht in diesen Jahren. Sowie bei dir."

"Das ist das Problem. Ezra hat gestrahlt wie ein Stern, aber...aber die Macht hat er nicht benutzt. Er konnte sie nicht anwenden, warum auch immer. Das hat sie so erzürnt."

Er seufzte und dachte nach.

"Ich weiß nicht wieso, aber ich denke...das es wirklich mit der Macht persönlich zu tun hatte. Das er es absichtlich nicht einsetzen konnte. Das er für was anderes bestimmt war..und es auch ist."

Er lächelte.

"Ein Auserwählter der Macht? Huh, wenn ich das gewusst hätte."

Kanan musste schmunzeln und er nahm seine Tasse.

"Als ich Ezra das erste Mal begegnet bin hat seine Präsenz mich einfach umgehauen. Ich meine...ich habe sofort gefühlt wie stark er ist. Was für ein Feuer an Licht in ihm lodert. Es ist unmöglich ihn nicht in der Macht zu bemerken. So etwas habe ich noch nie erlebt gehabt. Sein Licht hat förmlich geblendet und er konnte bereits Dinge ohne Training, die mich von Anfang an fasziniert haben."

Max nickte lächelnd und hob die Tasse.

"Er ist unglaublich. Obwohl man ihm so weh getan hat, lebt er einfach. Er ist so stark. Ich bin sehr stolz auf ihn. Aber nicht so sehr wie du und Hera es sind."

Er nahm einen Schluck wieder.

"Ja..." Er sah in seine Tasse und schluckte. "Wenn...wenn er das auch mal erkennen würde. Aber alles woran er denkt ist..."

Der Jedi seufzte und sah auf. 

"Also..du hast Ephraim es etwas heimgezahlt?"

"Nur etwas.."

Max schenkte langsam nach und versuchte sich zu erinnern.

"Eine Frau hat Ezra danach sehr schlimm gefoltert. Besser bekannt als Gouverneurin Pryce. Sie..sie hat ihn sehr heftig geschlagen."

Er umklammerte die Tasse.

"So viele Flecken, Blut...hab ich noch nie gesehen. Ich versuchte ihm da zu helfen...aber das einzige was raus kam, das es weiter ging. Tage, Wochen, Monate. Ein ganzes Jahr. Sie kam immer wieder, wenn Ephraim ihm nicht weh tat, dann sie."

In ihm kam alles hoch. Pryce. Dieses Miststück von Lothal. Sie hatten keine Ahnung davon gehabt, dass auch sie daran beteiligt gewesen war. Sie hatte Ezra gefoltert. Wie konnte man einem kleinen Kind nur so etwas antun? Noch dazu hatte sie damals Hera gefoltert, Sabine...und er selbst wäre draufgegangen dank ihr, wenn die Wölfe nicht da gewesen wären. Pryce hatte ihnen mehr als genug angetan und am Ende dafür bezahlt.

"Wenn sie nicht schon tot sein würde, dann...."

Er umklammerte seine Tasse und atmete tief durch.

"Hera hat damals richtig gehandelt. Das wird mir jetzt mehr als zuvor klar. Wenn sie gewusst hätte, dass Pryce Ezra zuvor schon sehr weh getan hat....Hera hätte nicht so einfach abgedrückt. Und ich hätte nicht anders reagiert. Dieses verfluchte Miststück..."

"Nach den meisten Akten sind wegen ihr auch die meisten Kinder gestorben. Weil sie nicht aufgehört hat."

Max schnaubte.

"Sie war ein richtiges Miststück. Mara kannte sie auch. Sogar persönlich und länger als ich. Ihre Beschreibung passt wundervoll. Sie ist schlimmer als ein Sith. Denn sie benutzt nicht die Macht um zu vernichten. War eine super Beschreibung."

Er trank weiter.

"Jetzt wird es etwas schwierig...es ist sehr verschwommen.."

Er schloss langsam die Augen.

"Er hat mir von seinen Träumen erzählt.."

In seiner Erinnerung tauchten zwei Kinder auf, die auf der Pritsche saßen und sich im Arm hatten.

Die Erwähnung der Träume brachten Kanan unwiderruflich zum Lächeln.

"Also..ist es wirklich wahr. Er hatte Visionen von uns. Und das in diesem Alter, dass ist unglaublich. Ich wünschte ich hätte ihn damals als kleinen Jungen gesehen. Er muss furchtbar süß gewesen sein. Was hat er so geträumt? Weißt du das noch?"

Er rieb sich die Stirn und nickte leicht.

"Er hat Zeb gesehen, dich, Hera und Sabine. Chopper..die Ghost...ähm..ich glaube einmal deine Tochter. Und...er hat immer Worte gehört."

Max schien wirklich zu grübeln.

"Wenn du nur für dich selbst kämpfst, ist dein Leben nichts wert."

Kanans Lächeln wurde noch breiter.

"Das wusste er schon damals? Das ist mein Junge. So unglaublich stark in der Macht und das reinste leuchtende Energiebündel." 

Er sah zu Max. 

"Wie war er so? Erinnerst du dich daran?"

"Denke schon. Also..es ist schwierig.", gab er zu und rieb sich den Hinterkopf, wo eine kleine Narbe war.

"Er war so lieb. Er hat mich ja gefunden in der Zelle und gut behandelt. Wir...haben uns auf Anhieb verstanden und begonnen zu vertrauen. Er...er hat mir vertraut. Und mit der Zeit haben wir uns immer getröstet. Er war so gütig, obwohl es ihm schlecht ging und er nichts hatte, gab er mir zu Essen. Aber er war auch teilweise verängstigt."

"Das ist nur allzu nachvollziehbar und zu verständlich. Kein Kind wäre es bei diesen Umständen nicht.."

Er dachte an seinen Sohn. 

"Ja..ja das ist er. Kein Wunder, dass er es schon als Kleinkind war. Mit seinen großen blauen Augen und seinem verschmitzten Lächeln... er war bestimmt unheimlich süß."

Der Jedi seufzte. 

"Weißt du Max...das ist eines der Dinge, die Hera und ich uns mehr als alles andere wünschen. Das wir ihn früher gefunden hätten, dass wir ihn beim Aufwachsen zugesehen hätten. Das...das wir ihm einfach eine Kindheit gegeben hätten, ein Leben. Das er nicht so viel hätte durchmachen müssen... Ich wünschte, dass hättet ihr alle nicht."

"Weißt du..letzten Endes wäre doch das selbe rausgekommen. Wir hätten früher oder später Familie gehabt. Und wenn ich nicht drinnen geblieben wäre, hätte ich Ezra nicht helfen können. Oder ich hätte später, nach dem Ende des Krieges, Luke nicht helfen können Mara zu finden."

Er lächelte.

"Ezra hat euch jetzt. Ihr müsst nur das klären. Hera kommt bald Heim. Lasst euch nicht von einer Frau beirren. Ihr seid Familie."

"Da hast du Recht. Wenigstens siehst du das so."

Kanan seufzte und lehnte sich zurück. 

"Ich..ich weiß einfach nicht wie das alles so außer Kontrolle geraten konnte. Ich meine...wir hatten nie Probleme was das betraf in den letzten Jahren. Und jetzt taucht diese Frau auf und macht alles kaputt. Wieso glaubt Ezra ihr? Wieso spielt sich genau dasselbe ab wie damals?"

Er wandte den Kopf zur Seite.

"Wenn er sich wirklich dafür entscheidet, für sie entscheidet...dann wird nichts mehr wie es war. Dann..dann ist unsere Familie zerstört."

"Nein, sie ist nur zerstört, wenn ihr jetzt schon aufgebt."

Max trank weiter.

"Ezra liebt euch über alles. Er würde nichts in der Galaxis wollen, außer euch."

Er drückte die Schulter des Meisters.

"Sei zuversichtlich."

"Wie kannst du dir so sicher sein? Ich meine...du hast nicht gehört wie wütend er war. Wie...enttäuscht und abwertend. Ich meine er hat Depa abgewiesen und das hat er nie zuvor gemacht!"

"Ich hörte das Depa ihn als Meister mehr oder weniger in Frage gestellt hat und auch Ezra ziemlich...hart zu ihr war. Sie reden aneinander vorbei, das Gleiche hat jeder Meister und jeder Schüler durchgekaut."

Er lächelte.

"Ich weiß, das ihr das schafft. Ihr seid Familie."

Kanan erinnerte sich bei Max Worten an das Missverständnis, okay an die Missverständnisse, die ihn und Ezra mal betroffen hatten. Das war mehr als einmal der Fall gewesen und sie hatten auch da aneinander vorbeigeredet. Wie auch jetzt. Es gab Dinge, die schlimm zwischen ihnen gewesen waren. Aber...es hatte sich immer geklärt und sie hatten immer einander verziehen - oder eher hatte Ezra ihm in den meisten Fällen verziehen und sie hatten es überwunden. Auch da hatte er oft gedacht, dass alles vorbei wäre. Das er seinen Jungen verlieren würde...und doch war das niemals eingetreten. Er schluckte und sah auf.

"Du..du hast Recht. Zwischen uns ist schon viel vorgefallen, aber wir haben uns immer zusammengerauft. Selbst...selbst wenn es geradezu unmöglich gewesen war. Wir dürfen jetzt nicht aufgeben, ich darf jetzt nicht aufgeben. Ich muss mit ihm reden und erneut versuchen zu ihm durchzudringen. Ich muss herausfinden, was genau zwischen uns schiefgelaufen ist..."

"Das wollte ich hören. Also gut."

Der Jedi zwinkerte ihm zu und nahm die Tasse.

"Bleib nicht zu lange wach. Wir klären alles morgen."

"Das werden wir. Verlass dich drauf. Ich lasse nicht zu, dass diese Schnepfe alles zunichte macht und uns Ezra wegnimmt."

Von neuer Entschlossenheit und neuem Willen ergriffen erhob sich Kanan und trank seinen Kaf leer. Er sah zu Max.

"Danke, Max. Das du mir das erzählt hast und mich daran erinnert hast, was ich eigentlich zu tun habe."

Er lächelte nur.

"Gerngeschehen. Und da sage einer jüngere können Älteren nichts mehr lehren."

"Oh, wenn du wüsstest. Anakin wird dir auch das Ein oder Andere beibringen, mein Freund. Das haben Padawane so an sich. Sie bringen dir auch etwas bei und das was du am Wenigsten erwartest."

"Oh Anakin lehrt mich schon einiges."

Er erhob sich.

"Zu leben. Und das kriegt er wundervoll hin. Er zeigt mir, das meine Vergangenheit okay ist, das meine Gegenwart und Zukunft wichtig ist. Ich liebe meinen kleinen Jungen sehr."

Kanan lächelte.

"Ich weiß was du meinst. Auch das hat mir Ezra beigebracht. Und ein Meister und Padawan Duo ist perfekt, wenn der Schüler auch dem Lehrmeister etwas beibringt. Beide lernen gemeinsam, vergiss das nie, Max."

Er drückte seine Schulter. 

"Genieße die Zeit mit Ani. Sie werden so schnell groß und erwachsen. So schnell beenden sie ihre Ausbildung."

"Ich genieße es in vollen Zügen. Ich nehme ihn bald nach Dawn wieder mit um dort mit ihm in Ruhe zu trainieren. Er ist immer sehr nervös, wenn andere ihn beobachten, er muss mal entspannt ran gehen."

Er lächelte.

"Da erzählst du mir nichts Neues. Das sind aber die Meisten. Wenn wir auf der Basis trainiert haben, dann war Ezra meistens immer völlig durch den Wind, wenn Andere ihn beobachtet haben. Und du hättest ihn mal sehen sollen, wie das bei Sabine am Anfang war. Er wollte sie immer beeindrucken und hat...jedes Mal das absolute Gegenteil geschafft."

Er musste grinsen bei den Erinnerungen. Es fühlte sich wie gestern an, als Ezra noch so klein gewesen war und so unerfahren.

"Gott sei Dank, hab ich das Problem noch nicht. Anakin interessiert sich noch nicht für Mädchen...hoffe ich. Sonst ist das Training gelaufen."

Er kicherte und rieb sich die kaputte Hand.

"Ich sollte mal schlafen gehen."

"Natürlich. Oh pass auf, dass wird nicht mehr lange dauern. Dann kannst du dich mit der Problematik rumschlagen, wie man mit einem liebestollen Padawan umgeht."

Er lächelte und nickte ihm zu. 

"Gute Nacht, Max. Und danke."

"Gute Nacht, Kanan. Gerngeschehen."

Er lachte leise.

"Ich werde sehen...wie es mit Ani ist."

"Das wirst du. Schlaf gut."

Der Jedi nickte ihm zu und ging aus dem Raum. Es war kaum zu glauben, aber durch das Gespräch...fühlte er sich schon etwas besser.

Vielleicht war doch nicht alles verloren..



Wenn ihr genauer erfahren wollt wie es mit Max und Ezra damals war, dann findet ihr in "Past Times" von Protector151 die Antwort. Sonst bis Mittwoch und schön die Foltergeräte weglassen! :D


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