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,,Shawn?" Andrews Stimme nehme ich nur nebenbei wahr. Meine Gedanken fokussieren sich auf meine Entscheidung. Ich bin hin und her gerissen. Soll ich es wagen?
Erwartungsvoll blickt mein Manager mich an. Er hofft, wie wahrscheinlich mein ganzes Team, dass ich zustimme. Ich könnte verneinen, aber mit welcher Begründung? Von meinen Gefühlen für Camila kann ich schlecht berichten. Es ist nicht so, dass ich meinem Team nicht vertraue, aber diese Sache ist mir etwas zu privat. Nicht einmal Brian, meinem besten Freund habe ich diese Information offenbart.
Camilas und meine Fans wünschen sich seit Längerem eine neue Kollaboration, so etwas wie eine Fortsetzung zu unserer ersten Single. Mit dem neuen Lied würde ich meine Fans glücklich machen.
,,Okay", antworte ich, ,,ich mach's." Ehe ich den Satz ganz ausgesprochen habe bezweifle ich, ob meine Entscheidung richtig ist. Will Camila mich überhaupt wieder sehen? Wir haben uns schließlich seit Jahren nicht mehr gesehen - wenn sie mich hätte sehen wollen, hätte sie mich doch kontaktiert.
,,Super Shawn, ich wusste wir können uns auf dich verlassen!" Zufrieden lächelt Andrew mich an. ,,Genaueres besprechen wir später. Ich gebe jetzt erst einmal dem Rest Bescheid." Kameradschaftlich drückt er meine Schulter und läuft dann in den hinteren Bereich des Privatjets, wo das restliche Team sitzt. Andrew hat mein Unbehagen scheinbar nicht bemerkt.
Seufzend lasse ich meinen Kopf an die Kopflehne fallen. Ob ich Camila wieder sehen kann? Wie wird sie wohl reagieren? Wird sie überhaupt zustimmen, mich wiederzusehen?
Ich schließe meine Augen und schlafe nach mehreren Minuten mit einem mulmigen Gefühl im Magen ein.
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Am Abend verlassen einige meiner Teammitglieder, Brian und ich unser Hotel in Tokio und rufen uns Taxis, die uns zu einer Bar fahren.
Eine viertel Stunde später halten die grünen Wagen vor einer Bar, die laut dem Besitzer unserer Unterkunft eine der besten in Tokio sein soll.
,,Vergiss nicht Shawn, trink nicht zu viel", ermahnt mich Andrew nachdem er aus dem Taxi gestiegen ist und zeigt mit dem Finger auf mich. Lachend rolle ich mit den Augen und laufe in Richtung Eingangstür. Andrew nimmt seine Rolle als Manager manchmal sehr ernst und behandelt mich wie ein Kind, auf das er ständig aufpassen muss. Natürlich hat er schon Recht, ich habe morgen schließlich ein Konzert. Der Alkohol schadet einerseits meiner Stimme, andererseits stehe ich ungern mit einem Kater auf der Bühne.
Beim Betreten der Bar nehme ich den stechenden Schweißgeruch, vermischt mit dem Geruch von Alkohol, wahr. Ich verziehe das Gesicht und laufe mit Brian zur Theke, vor der wir uns auf einen Stuhl setzen.
Mein Blick schweift durch die Menge. Seit ungefähr einer halben Stunde sitze ich auf dem Barhocker und nippe ab und zu an meinem Bier, während Brian verzweifelt versucht Mädchen herumzukriegen - zum Großteil bleibt er erfolglos. Er sieht nicht schlecht aus, sofern ich das beurteilen kann. Er hat kurze orangene Haare und trägt einen Dreitagebart, der ihn älter wirken lässt als er eigentlich ist. Mit seinen zwanzig Jahren ist er genauso alt wie ich.
,,Na, hast du auch keine Lust zu tanzen?" Eine weibliche Stimme erklingt hinter mir. Ich drehe mich um und mein Blick fällt auf eine schlanke, blondhaarige Frau, die vom Aussehen her so alt sein sollte wie ich. Ein schwarzes Nasenpiercing erregt meine Aufmerksamkeit und mein Blick bleibt einen Moment länger auf ihm, als es sollte.
Ich schüttele den Kopf und trinke einen Schluck aus der Glasflasche.
,,Ist der Platz hier noch frei? Wir könnten ein wenig reden." Die Frau deutet mit einer Kopfbewegung auf den schwarzen Barhocker neben mir.
,,Tut mir leid, der Platz ist besetzt." Auch wenn ich weiß, dass Brian dort wahrscheinlich nicht mehr sitzen wird, lüge ich sie an. Ich habe kein Interesse an irgendwelchen Frauen. Für mich gibt es nur eine und sie will mich nicht. Oft habe ich versucht sie zu vergessen. Meistens habe ich mit verschiedenen Bekanntschaften die Nacht verbracht, aber ich habe schnell gemerkt, dass es nicht hilft. Ich werde Camila niemals vergessen.
Camilas Sicht
,,Dad, kannst du mir dein Brötchen reichen?" Mein Vater übergibt mir ein Brötchen, das ich dankend annehme. Dann bestreiche ich es mit einer dicken Schicht Nutella.
,,Das ist doch viel zu viel Aufstrich. Wie kannst du das nur essen? Da bekomme ich ja schon vom Hinsehen Diabetes", bemerkt meine Mutter und schüttelt mit dem Kopf, woraufhin ich nur lache. Meine Mutter beschwert sich ständig über meine Essgewohnheiten. Ich kann schon nachvollziehen, wieso sie sich beschwert, immerhin achte ich nicht wirklich darauf, was ich in mich hineinstopfe. Trotzdem geht nichts über leckeres Essen, egal wie ungesund es ist.
,,Ist bei Ihnen alles in Ordnung?" Hinter mir steht ein Kellner, der jetzt schon zum gefühlten hundertsten Mal an unseren Tisch gekommen ist und nachgefragt hat, ob wir etwas brauchen. Ich schätze es wirklich sehr, dass die Leute sich um uns sorgen, aber manchmal würde ich gerne meine Ruhe haben. Vor allem dann, wenn die Bedienung mehrere Male im Abstand von wenigen Minuten an den Tisch kommt.
,,Es ist alles prima, danke der Nachfrage." Freundlich lächelt mein Vater dem Kellner zu, der daraufhin weiterläuft, um einen anderen Tisch zu bedienen.
,,Die Kellner sind echt aufdringlich." Meine Schwester, die neben mir sitzt, seufzt. Wortlos nicke ich mit dem Kopf.
,,Wie weit bist du mit dem Schreiben deines Albums?", fragt meine Mutter. Neugierig schaut sie zu mir und schiebt eine Strähne ihres brünetten Haares hinter das Ohr. Auf ihre Frage hin muss ich schmunzeln. Jedes Mal wenn wir uns treffen, was fast jeden Tag vor kommt, fragt sie mich nach neuen Ideen.
Nachdem ich aus meiner Handtasche mein rosa Notizbuch hervorgeholt habe, überreiche ich es meiner Mutter. Lächelnd greift sie nach dem Büchlein und schlägt es auf.
,,Hast du schon etwas davon aufgenommen?", will meine Mutter wissen, nachdem sie sich einige Seiten durchgelesen hat. ,,Die Text sind auf jeden Fall wunderschön."
,,Ich habe noch keine Aufnahmen gemacht. Ich möchte zu erst alle Texte schreiben und dann die Songs produzieren.", antworte ich.
Einigen von euch ist schon aufgefallen, dass ich das Cover geändert habe. Wir findet ihr es? Ich kann mich nicht wirklich zwischen diesem und dem ersten Cover entscheiden, aber ich glaube mir gefällt das hier etwas mehr.
Ich weiß, es ist zurzeit ein wenig langweilig, aber das erste Treffen von Shawn und Camila dauert nicht mehr lange.
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