Ordnung

[Hallo an alle die so geduldig gewartet haben. Ich entschuldige mich für meine Zeit offline, mit hat ein bisschen die kreative Energie gefehlt. Ich hoffe ich habe sie hiermit wieder :). Sagt mir gerne ob es euch gefallen hat und was ihr denkt, wie es weiter geht. Bild ist von Pinterest, nicht meins :) ]

Sobald die Tür hinter Marco ins Schloss gefallen war, atmete ich einmal tief durch, bevor ich wie wild anfing zu wiggeln. Ich hatte einfach einen sehr plötzlichen Drang, mich zu bewegen. Aus keinem bestimmten Grund und bestimmt nicht, weil Marco mich geküsst hatte.

Marco hatte mich geküsst!

Oder ich ihn? Wir hatten uns geküsst! Ich konnte nicht anders, als vor Begeisterung ein wenig auf und ab zu hüpfen. Genau genommen war es mein erster echter Kuss, wenn man über den Kuss mit Katie Mitch in der 2. Klasse großzügig hinweg sah.

„Du bist ein ganz schön schräger Vogel, weißt Du das?“ Erschrocken drehte ich mich um, nur um meinen blonden Bruder dort im Flur stehen zu sehen. „I-Ich was?“ Sabo schnaubte nur belustigt über mich. „Shishishi, Ace ist ein Vogel!“ giggelte Ruffy fröhlich, als er gerade, mit Würstchen in der Hand, aus der Küche gehüpft kam.

„Ein schräg tanzender Vogel!“ Nun begannen beide zu lachen, als hätten sie eine Ente rückwärts laufen sehen. Ich verdrehte die Augen, konnte aber nicht anders als auch zu lächeln. Heute konnte mir definitiv nichts meine Laune verderben. Ich brauchte nur an Marco zu denken und musste grinsen, wie der Vollidiot, der ich zugegebenermaßen auch war. „Was... Was machst Du da mit Deinem Gesicht? Hast Du einen Schlaganfall?" Sabo klang ehrlich besorgt, während Ruffy immer noch lachte. „Haha, sehr witzig, ihr zwei. Überlegt Euch lieber, was wir heute Abend essen wollen."

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Ist es nicht erstaunlich, wie schnell sich Dinge ändern können? In einem Moment bist Du der festen Überzeugung: Alles ist in Ordnung, Deine Familie ist in Ordnung, die Schule ist in Ordnung, mit dem Kerl, den Du magst, ist alles in Ordnung, alles ist absolut in Ordnung, bis es plötzlich nicht mehr so ist.

Es war kurz vor Unterrichtsbeginn, am Montagmorgen. Um mich herum hörte ich einige Beschwerden über die Uhrzeit. Wie es noch viel zu früh wäre und wer sich das eigentlich ausgedacht hatte. Andere sprachen angeregt über ihre Wochenenden. Mich interessierte das allerdings alles herzlich wenig, denn der eine, der mich momentan interessierte, war nicht hier. In dem Moment, in dem mir der Gedanke durch den Kopf ging, klingelte es und Marco war noch nicht hier. Ich hatte ihm gestern Abend noch geschrieben, allerdings hatte er die Nachricht bis heute nicht gelesen, er war sicher beschäftigt. Leise grübelnd saß ich auf meinem Platz, als der Lehrer den Raum betrat und direkt hinter ihm schlüpfte Marco in den Raum.

Marco! Meine Laune hob sich um circa 200 %. Mir war klar, dass ich Marco noch nicht lange kannte und dass wir uns lediglich einmal geküsst hatten (wir hatten uns geküsst!), aber ich konnte einfach nicht anders, als aufgeregt zu sein, ihn zu sehen. „Hi!“, strahlte ich ihn an, während er sich neben mir Platz nahm. „Hi", murmelte er, während er mich nur unsicher anlächelte. Merkwürdig. Ich würde ihn in der Pause danach fragen.

Ich hatte ihn nichts gefragt. Gar nichts. Ihr denkt jetzt vielleicht, ich hätte daran gelegen, dass ich mich nicht getraut hätte. Tja, wenn ihr das gedacht habt, liegt ihr zu 100 Prozent falsch. Ich hatte ihn nicht gefragt, weil er quasi aus dem Raum geflohen war, sobald der Unterricht beendet war, jedes Mal. Jedes einzelne Mal! Nennt mich merkwürdig, aber irgendwie bekam ich das Gefühl, er ging mir aus dem Weg. Langsam schlurfte ich nach Hause. Marco hatte mich gemieden, die Frage war nur: wieso? Hatte es ihm nicht gefallen? Hatte er es sich anders überlegt? Warum wollte er nicht mit mir sprechen? Was war passiert? Meine Gedanken kreisten. Was hatte ich falsch gemacht?

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Zwei Tage. Er wich mir nun schon zwei Tage aus. Heute war Mittwoch und er hatte mir weder geschrieben noch hatte er mir eine Chance gelassen, mit ihm zu reden. Meine Stimmung war seit Montag im stetigen freien Fall ohne Aussicht auf Besserung. Wenn er mir gesagt hätte, er bereut es oder so, wäre ich zwar enttäuscht gewesen, hätte es aber verstanden. Doch ich wollte einfach nicht einsehen, dass Marco so feige vor so einem Gespräch davonlaufen würde. Grummelnd kickte ich einen Stein vor mich her, jetzt, wo ich beinahe zu Hause war. Auch davon war ich nicht unbedingt begeistert. Gestern hatte ich Ruffy so unfair von der Seite angemacht, dass er Stunden lang nicht mit mir reden wollte. Für einen kurzen Moment befürchtete ich, dass er anfangen würde zu weinen. Ruffy konnte Streits mit jedem ab, hatte kein Problem damit, sich zu prügeln oder beleidigt zu werden. Wenn es allerdings um Streit, und ich meine echten Streit, nicht unser brüderliches Gezanke, mit mir oder Sabo ging, hatte Ruffy schon immer ein recht dünnes Fell. Schon seit er klein war, ertrug er den Gedanken nicht, dass jemand, den er so lieb hatte, wütend auf ihn war.

Ich schloss die Haustür auf, mit dem Vorsatz, heute vorsichtiger zu sein, was ich sagte. Sabo und Ruffy trafen schließlich keine Schuld an der ganzen Situation um Marco herum und ich hatte es ihnen auch nicht erzählt, obwohl die Veränderung in meiner Stimmung natürlich alles andere als unbemerkt blieb.

„Wieder da.“, murrte ich in den Flur, während ich mir die Schuhe von den Füßen trat. Am liebsten wäre ich einfach in mein Zimmer verschwunden und hätte mich meinem Trübsal hingegeben, doch bevor ich dazu die Chance hatte, tauchte ein blonder Schopf aus der Küche auf. Sabo lächelte mir entgegen „Hey Ace, komm, essen ist gleich fertig.“ Noch bevor ich etwas entgegen konnte, kam ein „WUUUUUU ESSEN!“ aus dem Wohnzimmer und Ruffy kam mit high-speed in den Flur geschossen. „Ohhhhhh Ace!“, war die einzige Vorwarnung, die ich bekam, bevor Ruffy mit Schwung in mich hineinrannte, um mich zu begrüßen, und mich mit sich zu Boden riss. Ich spürte, wie mir beim Aufprall die Luft aus den Lungen gequetscht wurde. Ich konnte nur ein Schmerz erfülltes „Ruuuuuffy“ stöhnen, während mein kleiner Bruder scheinbar zufrieden auf mir lag und mich knuddelt. Sabo kicherte nur und ging wieder in die Küche. „Komm Ace, lass uns den Tisch decken, dann gibt es schneller Essen!“ Mit diesen Worten zog Ruffy mich auf die Beine und hinter sich her in die Küche.

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Wenn ich nicht so beschäftigt damit gewesen wäre, wegen Marco zu schmollen, wäre mir vielleicht aufgefallen, dass es während und nach dem Essen verdächtig still war am Tisch. Nachdem auch Ruffy fertig war, schoben meine Brüder gleichzeitig ihre Teller bei Seite und schaute mich an. „So" begann Sabo, während er mich ungewohnt ernst ansah. „Erzählst Du uns jetzt, was mit Dir nicht stimmt?“ Bevor ich verneinen konnte, mischte sich auch der Jüngste am Tisch ein. „Jaaaa! Ace ist komisch, noch komischer als sonst. Und gemein! Gemeiner als sonst", pflichtete Ruffy ihm bei, während er nickte, als hätte er gerade das Mysterium dieses Jahrhunderts gelöst.

Noch bevor ich wusste, was geschah, bewegte sich mein Mund von alleine. Ich erzählte ihnen von dem Kuss, von der Nachricht, von den Pausen, davon, wie enttäuscht ich war und wie frustriert und was ich wohl falsch gemacht haben könnte. Beide hörten mir aufmerksam zu, während ich ihnen mein Herz ausschüttete, und während Sabo eher mitfühlend aussah, sah Ruffy wütend aus. Sobald ich fertig war, nickte Ruffy einmal entschlossen. „Alles klar, dann gehe ich und hau ihn zu Brei". Dazu müsst ihr wissen: Während Marco ca. 2 Meter groß sein musste, also mindestens 15 cm größer als ich, war Ruffy über 20 cm kleiner als Marco. Versteht mich nicht falsch, das würde Ruffy nicht davon abhalten, es zu versuchen, aber das mentale Bild alleine reichte, um mich zum Schmunzeln zu bringen. „Danke Ru, aber ich glaube, das wird nicht nötig sein.“

„Erstmal haut hier keiner irgendwen.“, mahnte Sabo sofort, was Ruffy allerdings nicht zu überzeugen schien. „Aber er verdient Haue Sabo! Er hat Ace traurig gemacht!". Einige Dinge änderten sich einfach nie. Für Ruffy schienen die Dinge schon immer so einfach gewesen zu sein. Sabo schüttelte nur den Kopf. „Ich weiß, Ruffy, aber das bringt uns dann auch nicht weiter. Wir versuchen erstmal, mit Marco zu reden." Ruffy verschränkte schmollend die Arme vor seiner Brust. „Na schön, aber wenn Dein Plan nicht klappt, darf ich ihn zu Brei hauen!“. Nach dieser Aussage nickten beide, als wäre es beschlossene Sache, und begannen den Tisch abzuräumen. „Hey Moment mal, was ist das denn für ein Plan!? Sabo, Du sollst hier der vernünftige sein!". Dieser schaute mich nur verständnislos an. „Der bin ich doch auch, aber Ruffy hat schon recht, er hat Dich traurig gemacht. Wenn er mit Dir nicht redet, und dann auch mit uns nicht, dann verdient er alles, was danach passiert.“ Damit deutete er auf Ruffy, welcher wie wild nickte. Seufzend ließ ich meinen Kopf auf den Tisch fallen. Jetzt konnte ich Marco nur noch die Daumen drücken.

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Es war schon dunkel draußen, als das Telefon klingelte. Ich war gerade dabei, eine Runde Mario Cart gegen Ruffy zu gewinnen, weshalb ich normalerweise Sabo gesagt hätte, er soll ans Telefon gehen. Dieser war allerdings seit heute Nachmittag mit Koala auf einem Date, und scheinbar lief es gut, er war nämlich länger weg als erwartet. Also blieb mir wohl nichts anderes übrig, als das Spiel zu pausieren, was mir Protest von Ruffy einbrachte, und selber ans Telefon zu gehen. „Portgas D Ace?" meldete ich mich, ohne irgendetwas zu erwarten. Doch von dort an war alles ein wenig verschwommen. Ich erinnere mich daran, wie sich eine müde klingende weibliche Stimme meldete, die mir mitteilte, dass mein Bruder sich zurzeit in der Pflege des Paradies-Hospitals befand. Scheinbar habe er einen Unfall auf dem Heimweg gehabt. Sie rufe mich an, da ich scheinbar sein einziger Notfallkontakt war.

Auf einen Schlag schien mir die Luft zum Atmen zu fehlen, während ich sie am Rande meines Hirns weiter reden hörte. Was genau sie sagte? Ich bin mir heute nicht mehr sicher. Ruffy schaute mich an. „Ne Ace, was ist los?“

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