》𝟛𝟡《

L.

If your sky is falling
Just take my hand and hold it
You don't have to be alone, alone yeah
I won't let you go.
3768 words

TW: Panikattacke

𝟙𝟘𝕥𝕙 𝔻𝕖𝕫𝕖𝕞𝕓𝕖𝕣 𝟚𝟘𝟚𝟜

"Da!"

"Da rein Nelly?" Das kleine Mädchen, welches vor mir auf dem Boden saß nickte wild und versuchte erneut das kleine rote Rechteck in die runde Öffnung zu quetschen. Ich lächelte, als sie ein leises und fragendes "mhm" von sich gab und mich dann mit großen Augen ansah, bevor sie mir das rote Teil hinhielt. Ich zeigte ihr erneut, durch welche Öffnung sie das Rechteck stecken musste und kurz darauf war schon ein erfreutes Quieken zu hören. "Sehr gut Kleines", bestärkte ich sie und beobachtete sie dann dabei, wie sie den Turm zur Seite schob und sich an meinem Arm hochzog, um wenig später auf meinem Schoß rum zu turnen.

Ich ließ sie ein paar mal auf und ab hüpfen, bevor irgendwas ihre Aufmerksamkeit auf sich zog und sie schon wieder von meinem Schoß klettern wollte um dort hin zu laufen. Ich schnappte sie allerdings vorher und hielt sie sanft an der Hüfte zurück. Erneut sah sie mich mit großen Augen an, brabbelte dann etwas unverständliches und drehte sich in meinem Griff um, bevor sie sich versuchte von mir wegzuschieben.

"Hier bleiben Prinzessin."

"Ball?", fragte sie und ich nahm eine Hand von ihrer Hüfte, hielt sie mit der anderen so fest, dass sie nicht umfallen konnte und stupste ihr auf die Nase.

"Hmmmm.. Kuscheln?" Sie grinste, ehe sie ihre kleinen Arme um meinen Hals legte und mich so fest wie sie konnte drückte. Ich hörte sie leise kichern und musste ebenfalls lachen, als sie sich von mir löste und mir ein Küsschen auf die Nase gab. Ich gab ihr ebenfalls eins, um unser kleines Ritual zu vervollständigen und ließ sie dann los, damit sie endlich zum Ball verschwinden konnte, der mitten in dem Spielzeug-Chaos rumlag.

Sie spielte einen Moment lang alleine damit, schoß ihn ein wenig unbeholfen durch die Gegend und versuchte dann hinterher zulaufen, darauf bedacht nicht über das Chaos zu stolpern. Wir hatten die letzten Tage nicht wirklich aufgeräumt, weil Nelly sich kurz nach dem Magen-Darm Chaos auch noch Windpocken eingefangen hatte. Es fehlte dann also wieder mehrere Tage lang sowohl die Zeit als auch die Energie, um das Haus ordentlich zu halten. Heute, an dem ersten Tag an dem es ihr wieder besser ging, hatte sie definitiv zu viel Zeit und Energie hatte und forderte die ganze Aufmerksamkeit ein, die sie nur irgendwie bekommen konnte.

Somit hatte sich einiges an Wäsche und Spielzeug angesammelt. Ich seufzte leise, ehe ich einfach beschloss heute auch nicht aufzuräumen. Ich warf einen Blick zu Mica, die auf ihrem Lieblingsplatz vor dem noch leicht lodernden Kaminfeuer saß und interessiert Nelly beobachtete, die den Ball immer noch durchs Wohnzimmer beförderte. Mir sollte es recht sein, so könnte sie sich hoffentlich auspowern, denn sie war schon über ihre Schlafenszeit drüber und so langsam fragte ich mich, wie sie morgen früh zur Tagesmutter sollte, wenn sie nicht ausgeschlafen genug ist, weil sie zu viel Energie zum Schlafen gehen hatte.

Nach ein paar weiteren Minuten, in denen ich Nelly durchs Wohnzimmer gejagt hatte und sie irgendwann laut lachend in meinen Armen lag, merkte ich, wie sie immer ruhiger wurde und ihre Augen verdächtig blinzelten. Ich hob sie also hoch und lief mit ihr in das Gästezimmer, was in den letzten Wochen mehr oder weniger zu ihrem Schlafzimmer geworden war und setzte mich dort noch auf den Schaukelstuhl, der es fast immer schaffte sie zum schlafen zu bringen.

Es dauerte tatsächlich nicht lange, da schlossen sich ihre Augen und die Hand, die sich in meinen Pullover gekrallt hatte rutschte auf ihren Körper. Ich legte sie vorsichtig in ihr Bett und deckte sie zu, bevor ich das kleine Nachtlicht anmachte und das Babyphone anstellte. Ihr Zimmer war so weit weg von dem Wohnzimmer, dass ich mich am sichersten fühlte, wenn das Ding an war, damit ich sie im Zweifel hören könnte. Eigentlich schlief sie aber immer durch und wachte selten auf. Zumindest bekam ich davon nie was mit, denn Levi kümmerte sich nachts, wenn irgendwas war.

Ich seufzte als ich wieder im Wohnzimmer ankam und ließ mich auf die Couch plumpsen wo ich mir die Augen rieb und mich ein wenig ins Kissen sinken ließ. Ich spürte Micas Blick auf mir und rief sie zu mir rüber. Kurz darauf hüpfte sie aufs Sofa und legte ihren Kopf auf meinem Bein ab. Harry hätte sich jetzt beschwert, weil er dann nicht genug Platz hätte um mit mir zu kuscheln.

Harry..

Obwohl wir uns nun schon einige Tage nicht gesehen oder gesprochen hatten, drifteten meine Gedanken noch des Öfteren zu ihm. Es waren immer die kleinsten Dinge, die mich an ihn denken ließen. Am schlimmsten war es, wenn ich wie jetzt alleine hier war und nichts zu tun hatte, mich nichts und niemand davon ablenken konnte. Und ich mich eher davor drückte was zu tun. Bevor ich allerdings noch weiter drüber nachdenken konnte, hörte ich schon die Wohnungstür auf- und kurz darauf wieder zugehen.

"Hey Lou, schläft sie- oh wow.. du hast nicht übertrieben, hier ist eine Bombe eingeschlagen", gab Levi ein wenig entrüstet von sich, als er in den Wohnbereich kam und sich umsah.

"Deine Tochter ist die Bombe, die hier eingeschlagen ist", erklärte ich schmunzelnd und gähnte dann herzlich.

Levi ließ sich neben mich auf die Couch plumpsen, bekam einen kurzen Blick und ein Schnüffeln von Mica, bevor diese sich wieder an mein Bein kuschelte. Er seufzte leise, bevor ich seinen Blick auf mir spürte und diesen schließlich erwiderte. Seine braun-grünen Augen waren warm, wirkten aber auch ziemlich müde und ich konnte das Feuer darin widerspiegeln sehen.

"Tut mir leid, dass du so viel mit ihr zu tun hattest Lou.." Ich winkte nur ab und lächelte leicht.

"Ach, das war doch nicht schlimm Levi, ich mach das gerne. Du warst ja auch den halben Tag da und ab morgen kann sie ja wieder in die Betreuung gehen."

"Jetzt hast du aber einen Haufen Arbeit aufzuholen.."

"Es ist gar nicht so viel, ich hab vormittags das meiste erledigt. Es ist wirklich okay, versprochen. Und das Chaos stört mich auch nicht so." Er runzelte seine Stirn und rümpfte seine Nase, was mich grinsen ließ. "Ja, ja ich weiß. Es stört dich aber."

"Gefühlt schafft sie es jede Woche mehr Chaos anzurichten, als die Woche zuvor", murmelte er gedankenverloren und sah sich wieder in dem Zimmer um. Ich pikste ihm in den Arm, um seine Aufmerksamkeit wieder auf mich zu lenken.

"Schau einfach nicht hin, dann ist es auch nicht da." Er verdrehte seine Augen, lachte dann aber kurz.

"Haha guter Tipp, der klappt aber auch nur so lange, bis der Weg zum Kühlschrank nicht mehr unfallfrei machbar ist." Ich zuckte mit den Schultern und schnappte mir eine Decke und das Buch, welches ich gerade las. Bevor ich allerdings anfing zu lesen, drehte ich mich nochmal zu Levi, der gerade mit Mica kuschelte.

"Wie war dein Tag?", fragte ich und brachte ihn dazu sich von dem Hund zu lösen und mich wieder anzusehen.

"Ganz gut, die neuen Bewohner gewöhnen sich langsam ein und es ist nicht mehr durchgehend ein Kampf mit ihnen", erklärte er und ich nickte, bevor ich seine Hand spürte, die sanft meinen Oberarm auf und abfuhr und dann auf meinem Unterarm liegen blieb, um dort ein paar Kreise zu zeichnen. "Und deiner Lou?"

"Laut, es ist aber auch schön, wenn sie nicht mehr nur rumliegt, schläft und weint. War echt heftig die letzten zwei Wochen, hoffentlich schleppt sie jetzt erstmal nichts mehr mit an.." Er lachte leise und nickte zustimmend. Ich lächelte, bevor ich nach meinem Buch griff und gerade anfangen wollte. Normalerweise ging Levi nach der Arbeit erstmal duschen und kochte dann etwas, oder aß die Reste, die noch da waren.

Heute blieb er allerdings sitzen und ich merkte, dass er irgendwie ein wenig nervös wurde, weswegen ich das Buch doch wieder weglegte und mich ein wenig mehr zu ihm drehte. Ich streichelte Mica an ihrer liebsten Stelle hinterm Ohr und wartete geduldig darauf, dass Levi das ansprach, was er offensichtlich gerade auf dem Herzen hatte.

"Lou?", hörte ich ihn dann nach einigen Augenblicken fragen.

"Ja?"

"Umm.. also.. I-ich weiß, du hast uns gerne hier.. und in den letzten Wochen wolltest du eigentlich auch nie, dass wir wieder in meine provisorische Wohnung gehen, sondern hier bleiben.. bei dir.. a-aber ich weiß nicht ob.. also naja, o-ob ich sie noch brauche, oder weiter nach einer richtigen suchen muss? Verstehst du was ich meine? Ich will nicht einfach beschließen hier zu bleiben.. aber i-ich muss wissen ob-"

"Levi, Hey, vergiss nicht zu atmen." Er nickte und atmete tief durch, bevor er sein Gesicht in Micas Fell vergrub und sich erst nach ein paar Sekunden traute mich wieder anzusehen. "Ich verstehe was du mir sagen möchtest.. können wir morgen darüber reden, in Ruhe und wenn wir vielleicht weniger müde und du weniger hungrig bist?"

"I-ich bin nicht-" Bevor er seinen Satz aussprechen konnte, grummelte sein Magen wie aufs Stichwort und ich zog meine Augenbrauen hoch.

"Ja ja, jetzt geh schon duschen, ich mach dir was zu essen warm, okay?"

"Okay.. aber wir reden wirklich morgen darüber?" Sein Misstrauen machte mich ein bisschen traurig, aber ich konnte es auch verstehen. Er hatte bislang überhaupt nichts von mir erwartet und das er jetzt ein Gespräch dieser Art wünschte, musste ihn viel Überwindung und Kraft gekostet haben.

"Versprochen", erwiderte ich und er lächelte, bevor er aufstand und sich erneut in dem Raum umsah. Er würde wahrscheinlich am liebsten gleich alles aufräumen, aber dann wäre er wohl nicht vor 2 Uhr nachts im Bett. Ihm schien das aber nicht so bewusst zu sein, denn er fing an irgendwas vom Boden aufzusammeln und sich suchend umzusehen. Ich schüttelte meinen Kopf und riss ihm das Plüschtier aus der Hand, als er nah genug an mir vorbei huschte.

"Hey!", grummelte er und setzte dabei den größten Schmollmund des Jahrtausends auf, was mich zum lachen brachte. "Ich räume gerade auf."

"Du sollst aber duschen gehen. Du stinkst."

"Ich gehe nicht duschen, weil ich stinke, sondern-"

"Weil du sonst nicht schlafen gehen kannst, weiß ich. Also los jetzt geh und lass den Kram bis morgen liegen. Das schaffst du jetzt auch noch eine weitere Nacht." Er gab ein unzufriedenes Brummen von sich, ehe er alles was er in den Händen hatte, auf dem Couchtisch ablegte und sich mit vorgeschobener Lippe auch noch den Plüschdino aus meiner Hand nahm, um diesen ebenfalls abzulegen. Ich verdrehte meine Augen und schnappte mir nun endgültig mein Buch, während Levi im hinteren Teil des Hauses verschwand.

Ich wärmte ihm sein Essen auf, während ich nebenbei noch weiter las und bemerkte erst das Levi wieder da war, als er plötzlich so nah hinter mir stand das ich seinen Atem in meinem Nacken spüren konnte. Er hauchte ein leises "Danke" und kurz darauf spürte ich seine Lippen, die mir einen Kuss auf den Hinterkopf gaben und seine Hände die sich unter meinen herschoben und mich ganz sanft und leicht umarmten. Ich atmete einen Moment lang durch, lehnte mich ein wenig gegen ihn und hörte ihn wohlig seufzen, bevor er sich wieder löste und sich sein Essen schnappte.

Nachdem Levi gegessen hatte, ließen wir uns auf der Couch nieder, um noch einen Film zu schauen. Levi war wie fast immer schon am Anfang des Filmes eingeschlafen und lag dabei ähnlich an mein Bein gekuschelt, wie Mica zuvor. Ich zupfte die Decke, die über ihm lag zurecht, sodass sie ihn komplett bedeckte und beobachtete sein zufriedenes Gesicht ein paar Momente lang.

Wie gerne ich doch auch einfach so unbeschwert und zufrieden schlafen würde.. es machte mich fast neidisch, denn ich wusste, dass ich trotz starker Müdigkeit ewig nicht in den Schlaf finden würde. Viel zu viele Gedanken waren in meinem Kopf, die mich davon abhielten zu schlafen und die gleichzeitig so ein durcheinander und Wirrwarr waren, dass ich keinen einzigen Gedanken davon so richtig fassen konnte.

Als mein Handy, was neben mir auf einem Beistelltisch lag, plötzlich aufleuchtete, runzelte ich fragend meine Stirn. Ich versuchte mich so vorsichtig wie möglich danach zu strecken und merkte wie die Falte auf meiner Stirn noch tiefer wurde, als ich erkannte, dass es das Sicherheitssystem unseres Hauses war, welches eine Bewegung an der Tür meldete. Ich schaltete die Kamera an und brauchte nur eine Sekunde, um in dem Nachtmodus zu erkennen, wessen Auto dort vor dem Tor stand.

Harry war hier. Aber Harry war nicht alleine, ich konnte noch eine Gestalt in dem Auto erkennen und wie eine der beiden Personen mit den Armen rumfuchtelte. Mein Herz rutschte mir in die Hose, als ich merkte, dass meine Hände plötzlich ganz schwitzig wurden und ich nicht wusste, wie mir geschieht. Was wollte er hier? Um diese Uhrzeit.. und nicht alleine? Etwas holen? Aber das würde er wohl kaum um halb 12 nachts machen.. oder war etwas passiert? Aber dann hätte er mir doch Bescheid gegeben, oder? Die Fragen in meinem Kopf überschlugen sich, als sich das Auto plötzlich wieder bewegte und an der Kamera vorbei durch das Tor fuhr. Da erkannte ich dann auch, dass die Person hinterm Steuer Dianna war.

Da schaltete dann auch endlich mein Kopf und ich stand so schnell, aber gleichzeitig so vorsichtig wie möglich auf, um Levi nicht zu wecken und ging dann mit schnellen Schritten und pochendem Herzen zur Haustür, ohne zu wissen was mich jetzt erwartete.

Als ich die Haustür öffnete, parkte Dianna gerade direkt vor der Haustür und rollte noch leicht, als die Beifahrertür schon aufgerissen wurde und Harry torkelnd zur Haustür lief. Verwirrt sah ich ihn an, noch immer nicht ganz begreifend was hier eigentlich vor sich ging. Aus seinem Mund kam ein ganzer Redeschwall und ich verstand kein Wort als er plötzlich unterbrochen wurde, weil Mica auf ihn zu gestürmt kam und ihn fast umgehauen hätte.

Völlig überfordert und überfragt beobachtete ich die Begrüßung der beiden, wobei mir auffiel, wie fertig Harry aussah. Seine Augen waren gerötet und ich konnte sehen wie sie mit Tränen gefüllt waren. An seiner Ausstrahlung und seiner Körpersprache erkannte ich, dass er getrunken haben musste, was zumindest sein Lallen und die unverständlichen Worte erklärte, die er mir gerade versucht hatte zu übermitteln.

"Harry?", fragte ich vorsichtig und Harry schien plötzlich wie aus einer Blase gerissen worden zu sein. Seine Augen wurden groß und er atmete zittrig ein, während er sich an Mica festhielt, als wäre sie sein Anker. "Was machst du hier?"

"D-du.. d-das Bild ich.. es.. kann nicht.. du", stammelte er überfordert und die Tränen fanden ihren Weg aus seinen Augen. Ein kalter Windzug wehte mir entgegen und ließ mich zittern, während Harry dies gar nicht wahrzunehmen schien. Seine Augen huschten unruhig über mein Gesicht und er seufzte verzweifelt, bevor er sich durch die Haare fuhr und irgendwie versuchte ruhig weiter zu atmen. Ich konnte sehen wie sein ganzer Körper zitterte und fing an mir ernsthafte Sorgen zu machen, als er immer wieder laut schluchzte. "Bild von-", er unterbrach sich selbst mit einem Schluchzen. "uns.. du bist alles Lou, alles", fügte er noch hinzu, bevor sein Schluchzen noch lauter wurde und er zunehmend Probleme bekam vernünftig zu atmen.

Dann ging plötzlich alles ganz schnell. Harry sackte zu Boden und hielt sich die eine Hand an die Brust, während die andere sich noch immer in Micas Fell krallte, die nun winselnd und hechelnd Harry mit ihrer Schnauze anstupste und puren Stress ausstrahlte.

Ich ging so schnell ich konnte ein paar Schritte auf ihn zu und hockte mich vor ihn, als ich erkannte, dass er gerade eine Panikattacke hatte und anfing zu hyperventilieren. Sofort schaltete mein Kopf und sprang auf Alarmbereitschaft, als ich meine Arme um ihn schlang und ihn so fest ich konnte an mich drückte. Sein ganzer Körper bebte und zuckte und er versuchte immer wieder röchelnd zu Luft zu kommen, als ich immer mehr seiner Tränen spürte, die meinen dünnen Pullover schnell durchnässten.

Ich konnte fühlen, wie sein Herz raste und wusste, dass er auch meins spüren konnte, weswegen ich versuchte es zu beruhigen, damit sich das irgendwie auf ihn auswirken könnte. Normalerweise war ich in dem Moment einer Panikattacke immer ruhig gewesen, doch jetzt war nicht normalerweise und sein Auftauchen hier hatte mich völlig durcheinander gebracht und aufgewühlt. Leise summte ich ihm die Melodie von 'I won't let you go' ins Ohr, so wie ich es schon seit vielen Jahren tat.

Auch jetzt wirkte es und Harrys Körper beruhigte sich langsam, als er ein paar Mal hustete und ich plötzlich Angst hatte, dass er sich übergeben müsste. Doch stattdessen wurde er immer ruhiger, versuchte tief durchzuatmen. Ich löste mich ein wenig von ihm und strich ihm eine Locke aus dem Gesicht. Der Moment hier auf dem Boden vor unserem gemeinsamen Haus fühlte sich an wie die Zeit vor den Streitereien, Problemen und der Trennung.

Harry, der es nur schaffte sich in meinen Armen zu beruhigen und mich dann mit so viel Liebe ansah. Ich, dem ein Blick in diese grünen Augen reichte um sich geborgen zu fühlen, Zuhause - egal wo wir waren und egal, wie viel Stress und Unbehagen, diese Augen ausstrahlten. Ich hatte immer gewusst, dass wir alles schaffen konnte, ob Panikattacken oder monatelanges ohneeinander sein. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit und doch waren es vermutlich nur ein paar Sekunden, als Mica uns mit ihrem Bellen aus unserer Trance holte.

Ich nahm ein wenig Abstand zu Harry ein, bliebb aber nah genug um ihn noch weiter stützen zu können, denn er zitterte noch immer stark und schwankte vermutlich vom Alkohol und vor Erschöpfung, die so eine Panikattacke bei ihm immer mit sich brachte.

Er versuchte erneut mir seine wirren Gedanken mitzuteilen, aber ich konnte ihm auch jetzt nicht richtig folgen und wusste, dass er in dem Zustand sowieso kein richtiges Gespräch führen konnte, weswegen ich ihn versuchte zu unterbrechen. Es klappte allerdings erst, als ich meine Hand auf seine Wange legte und ihn damit zwang mich anzusehen und nicht wegschauen zu können.

"Harry.. schau mich an bitte, hör mir kurz zu ja?" Er nickte schwach und zuckte zusammen als ein erneuter Windstoß uns umhüllte, den er dieses mal scheinbar ebenfalls spürte. "Es ist spät und du bist völlig fertig. Ich weiß nicht, was du mir sagen möchtest, aber-" Harry unterbrach mich indem er wild anfing mit dem Kopf zu schütteln und wieder ansetzte mir etwas zu erklären.

Natürlich konnte ich mir denken, dass er nicht hier war um sich zu streiten, oder irgendwas in die Richtung. Er war emotional, aber eben auch ziemlich betrunken, weswegen ich seine Zurechnungsfähigkeit nicht einschätzen könnte. Er könnte genau so gut morgen bereuen jemals hier gewesen zu sein. Bei dem Gedanken daran spürte ich einen Stich in meinem Herzen, den ich aber versuchte zu ignorieren. Stattdessen konzentrierte ich mich wieder vollständig auf Harry und nahm nur am Rande wahr, wie Mica sich an seine Seite lehnte und leise winselte.

"Pscht, hey bitte du hast gleich wieder eine Panikattacke, wenn du dich nicht beruhigst Harry, bitte. Atme tief durch, mach mir nach, ja? Zusammen, okay?" Er nickte erneut schwach und atmet ein paar Mal mit mir zusammen tief durch. "Okay und jetzt.. lass mich bitte ausreden. Wir können jetzt gerade so nicht reden, aber das heißt nicht, dass ich dir nicht zuhören möchte, sobald du mir sagen kannst, was du mir gerade sagen möchtest. Verstehst du mich Harry?" Ein erneutes Nicken seinerseits und ich schluckte, als eine einzelne Träne seine Wange herunter kullerte. "Fahr bitte mit zu Dianna und leg dich schlafen, du brauchst jetzt ein bisschen Ruhe. Okay?"

"N-nicht g-gehen..", murmelte er und schniefte. Ich schüttelte leicht meinen Kopf.

"Schlafen Harry", erklärte ich ihm erneut und er seufzte, bevor er seine Stirn runzelte und es noch immer nicht schaffte seinen bebenden Körper zu beruhigen. Die kalte Luft um uns herum half dabei aber auch nicht wirklich und ich wusste, dass wir beide krank werden würde, wenn wir hier noch länger auf dem Boden hockten.

"Morgen?", flüsterte er, kaum hörbar und nun war ich es der leise seufzte. Ich half ihm auf die Beine und stützte ihn, während ich mit einer Hand kurz Micas Kopf streichelte, die sich zumindest ein wenig beruhigt hatte, aber noch immer in Alarmbereitschaft war.

"Morgen. Versprochen", erwiderte ich sicher, damit die Unsicherheit in seinem Gesicht verschwand und er sich von mir zum Auto bringen lassen würde.

Dort angekommen, öffnete Dianna die Beifahrertür, nachdem sie selbst ausgestiegen war. Ich half Harry auf den Beifahrersitz und erkannte schon, dass er die Augen kaum noch offen halten konnte. Ich schnallte ihn an, widerstand dem Drang ihm durchs Gesicht oder Haar zu streichen und schloss leise die Tür, bevor ich mich zu Dianna drehte und sie kurz umarmte.

"Hey", murmelte ich leise, um Harry nicht zu wecken, der mich aber sowieso durch die Tür nicht hören konnte.

"Hey.. tut mir leid, ich hab ihn nicht davon abhalten können her zu kommen", erklärte sie ebenso leise und sah mich schuldbewusst an.

"Schon gut. Soll ich mitfahren und dir helfen ihn ins Haus und ins Bett zu verfrachten? Du kriegst ihn jetzt nicht mehr wirklich auf die Beine normalerweise.." Sie warf einen Blick zu Harry, der den Kopf an die Fensterscheibe gelehnt hatte und selbst im Schlaf noch so unfassbar angespannt aussah, dass es mein Herz brechen ließ.

"Ich weiß nicht, vielleicht schaffe ich es auch alleine? Dann musst du nicht extra mit Lou."

"Das ist kein Problem, das solltest du nicht alleine machen Di. Warte ich zieh mir nur eben Jacke und Schuhe an und fahre dann mit meinem Auto hinterher." Sie nickte und ich konnte sehen wie dankbar sie mir dafür war, während ich ihr noch kurz über den Arm strich und mich dann zur Haustür drehte.

Meinen Blick auf den Boden gesenkt lief ich in schnellen Schritten zur Tür, bis ich den Blick hob und plötzlich in Levis Gesicht sah, der mich mit einem nicht deutbaren Gesichtsausdruck beobachtete. Mein Herz schlug schneller in meiner Brust und mir lag die Frage auf den Lippen, wie lange er schon da stand.

Stattdessen entschuldigte ich mich leise und ließ ihn wissen, dass ich gleich wieder da sei, während ich mir Schuhe und Jacke überzog und mein Portmonee sowie meine Schlüssel schnappte. Mica lief unruhig hinter mir auf und ab und drehte ihre Kreise, weshalb ich kurzerhand beschloss sie mitzunehmen. Levi blieb still, reagierte weder auf meine Entschuldigung noch darauf, dass ich mich leise von ihm verabschiedete.

In dem Moment war mir klar, dass er vermutlich beobachtet hat, wie ich Harry in meinen Armen gehalten hatte und, dass ich ihm versprochen hatte morgen mit ihm zu sprechen.

[...]

Die beiden haben endlich (!) ein Gespräch ausgemacht.. was denkt ihr wie wird dieses laufen?

Außerdem möchte zeitgleich auch Levi ein "ernstes" Gespräch mit Louis führen.. hmm.. 👀

Ohne zu viel zu sagen möchten wir euch an dieser Stelle gern wissen lassen: Wir haben nun einen Wendepunkt in der Geschichte erreicht - was auch immer das heißen mag erfahrt ihr noch später oder vielleicht.. auch schon früher? 👀🤫

Lots of love ♥️
Michelle &' Carina xx

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