》𝟚𝟘《

H.

We were a perfect match. Maybe that's why we burned out.  
2458 words

𝕃𝕒𝕥𝕖 𝔸𝕦𝕘𝕦𝕤𝕥 𝟚𝟘𝟚𝟜


Noch nie fiel mir das atmen so schwer wie in diesem Moment.

Sobald ich die Haustür hinter mir geschlossen hatte, ließ ich mich in mein Auto fallen und schloss die Tür hinter mir.

Sag das nochmal.

Ich schloss die Augen, spürte wie meine Hände zitterten und das jene Abwehrhaltung, die ich so unbedingt vor Louis hatte aufrecht erhalten wollen, mit jedem Schlag den mein Herz tat weiter verschwand.

Sag das nochmal, Harry.

Bevor ich weiter nachdenken und womöglich wieder aussteigen konnte, setzte ich den Motor in Gang und ließ mich die Auffahrt herunter rollen. Im Rückspiegel konnte ich sehen wie sich hinter mir das große Tor schloss, während ich meinen zitternden Gliedmaßen befahl nun bloß nicht schlapp zu machen.

Schmerzhaft pochte mein Herz in meiner Brust, noch mehr als in dem Moment, wo ich am selben Tag von Jay's Tod und dem Betrug Louis' erfahren hatte.
Es erinnerte mich ein wenig an die kriechenden Soldaten, welche mit ihren vollkommen verwundeten Körpern noch irgendwie Richtung Rettung krochen. Mühsam tat es seine Arbeit und für einen Moment wünschte ich mir, es würde einfach aufhören und mich nicht mehr mit jedem Schlag daran erinnern, was ich gerade getan hatte.

Du willst unsere Ehe kontrolliert platzen lassen?

Ich hatte doch einfach nur versucht für uns beide das Beste zu tun. Mein Körper schien nicht mehr stark genug dafür, Louis fast jeden Tag aufgrund meiner Taten, die ich nicht einmal selbst verstand, traurig zu sehen. Natürlich hätte ich die Papiere nicht wirklich weggeworfen, aber in dem Moment sah ich einfach nur Rot. Ich sah die Zeilen - das was sie möglicherweise bald bedeuteten und ohne zu wissen warum, war mir klar, dass ich das nicht konnte.

Erneut schluchzte ich laut auf, als die Sicht sich aufgrund der Tränen in meinen Augen so sehr verschleierte, dass ich nichts mehr sehen konnte. Da ich jedoch dafür noch genug nachdachte, fuhr ich Rechts so weit in den Wald hinein wie ich konnte, ließ das Licht und die Warnblinkanlage an, ging in den Leerlauf und zog die Handbremse.

Ich ließ meinen Kopf auf das Lenkrad sinken, spürte die Tränen an meinen Händen ablaufen und versuchte irgendwie ruhig zu bleiben, während der Streit sich immer und immer wieder vor meinem inneren Auge abspielte. Louis' zittern und das klare Zeichen, dass er weinen würde, sobald ich das Haus verließ, waren der Grund wieso ich den Kopf schüttelte und versuchte mir einzureden, dass ich das Richtige getan hatte.

Du willst dich wirklich trennen?

Nein, von wollen kann hier nicht die Rede sein. Das Einzige was ich jemals wollte - das Wichtigste in meinem Leben - war mit Louis zusammen zu sein. Ihn meinen Ehemann nennen zu können ... mein Zuhause. Etwas was ich vor ihm nie gehabt hatte und für immer mein Anker hätte sein sollen. Ich liebte ihn so sehr, wie ich niemals gedacht hätte, dass man lieben könnte. Mit jeder Faser meines Körpers.

Eben jenem Körper, der nach ungemessener Zeit aufhörte zu beben, da er zu leer zum weinen war. Die Tränen konnten nicht mehr fließen und lediglich ein grässliches Keuchen entwich meinen Lippen, als ich den Blick hob und in die tiefe Nacht schaute.

Ich hatte mich getrennt, dementsprechend gab mir eigentlich auch nichts das Recht, hier so zu flennen. In Louis' Blick hatte ich sehen können, dass er bis zu jenem Zeitpunkt nicht über so eine Möglichkeit nachgedacht hatte und ich Heuchler hatte es sehr wohl getan. Zwar zu seinem Besten, doch bis heute hatte ich dies mit ihm nicht Kommuniziert. Wir hatten nichts kommuniziert.

Ich war wirklich ein Feigling.

Nachdem ich wieder sehen konnte startete ich den Motor erneut, wischte mir noch einmal über die Wangen und lenkte mich in den Verkehr ein. Ohne weiter nachzudenken machte ich mich auf den Weg zu Silas und Amalia, da ich wusste, dass die beiden auf jeden Fall noch wach waren - oder zumindest einer von Ihnen.

Sobald ich vor ihrem Haus geparkt hatte, schaltete ich den Wagen ab, blieb noch einen Moment sitzen und hoffte, dass dies etwas an meinem verheulten Aussehen ändern würde, doch eigentlich wusste ich, dass dies keinen Sinn machte. Deswegen stieg ich auch wenig später aus, nahm meine Tasche vom Beifahrersitz und ging auf die Haustür zu.

Aufgrund der Kinder entschloss ich mich jedoch kurzfristig dazu doch nicht zu klingeln und nachdem ich abgewogen hatte, ob eine Nacht im Hotel oder doch im Auto besser wäre, trugen mich meine Beine von ganz alleine um das Haus herum und auf die Terrasse. Von dort aus konnte ich sehen, dass das Licht im Wohnzimmer noch an war und die beiden gerade gemütlich einen Film schauten.

Auch dies wäre eigentlich mein Zeichen gewesen, zu verschwinden, doch plötzlich fanden Amalias Augen meine und sie schreckte hoch, ehe sie schnell vom Sofa aufstand und die Schiebetür öffnete.

"Harry, bist du verrückt?! Ich habe mich zu Tode erschreckt!" Das konnte ich ihr ansehen. Sie war noch immer ganz blass und hatte ihre Augen weit aufgerissen, als diese über meinen Körper fuhren und letztendlich an der großen Reisetasche hängen blieben. "Na los, komm rein. Wir haben noch Tee da." Über ihr geschocktes Gesicht legte sich nun eine liebevolle, besorgte Miene, als ich einfach nur nickte und über die leichte Erhöhung stieg.

Amalia nahm mir die Tasche ab und brachte sie direkt ins Gästezimmer, während ich mich zu Silas auf die Couch setzte und seinen Blick auf mir spürte. Ich konnte gar nicht sagen, wie viel es mir bedeutete, dass die Beiden mir einen Moment zum ankommen gaben, bevor sie mich mit Fragen löcherten. Sie waren beide unglaublich neugierige Menschen, doch wahrscheinlich sah ich gerade auch alles andere als gesprächig aus.

Die Frau meines besten Freundes kam nach einer halben Ewigkeit wieder, in welcher Silas mich nur ab und zu beäugt hatte; jedoch überraschenderweise weiterhin geschwiegen hatte. Amalia legte sich ihrem Mann in die Arme, welcher daraufhin die weiße Decke über sie schmiss und ihr einen Kuss auf die Stirn gab.

In Stille schauten wir den Film weiter, welchen ich jedoch nicht kannte und sowieso nicht folgen konnte, da ich ihm nicht genug Aufmerksamkeit schenkte. Stattdessen fuhr ich mit dem Daumen immer wieder über den Anker an meinem Unterarm und fragte mich, was Louis wohl tat. Ob er wenigstens okay war und auch wenn die Möglichkeit bestand, dass er gerade von Levi getröstet wurde, wäre mir sogar das Recht. Denn ich hatte ihn erneut einfach ohne Rücksicht auf Verluste alleine gelassen.

"H?", unterbrach Silas meine Gedanken mit gedämpfter Stimme und ließ mich somit meinen Blick heben. Kurz sah ich zu Amalia, welche jedoch eingeschlafen zu sein schien, weswegen ich nun doch meinen besten Freund ansah und auf ein besorgtes Gesicht traf. "Du musst nicht drüber reden aber.. wieso bist du hier? Was ist passiert?"

"Ich..", mir versagte die Stimme und ich spürte die Tränen wieder aufkommen, als der Klos in meinem Hals erschien und mich fast erneut zum schluchzen zwang. Doch Silas gab mir den Moment den ich brauchte um wieder Luft zu holen, während ich meinen Daumen auf meine Pulsadern presste und vergeblich versuchte meinen Herzschlag zu verlangsamen. "Louis.."

"Ich konnte mir denken, dass es irgendwas mit ihm zu tun hat. Was hat er gemacht?" Der Blonde war seit der Party, an welcher ich laut ausgeplaudert hatte das Louis mir einmal fremd gegangen war, nicht mehr besonders gut auf meinen Ehemann zu sprechen. Da half es auch nicht, dass ich das klärende Gespräch, nach welchem mich sowohl Silas, als auch Zayn, gebeten hatten, immer weiter nach hinten geschoben hatte und sie somit immer noch nicht Bescheid wussten. Doch das war jetzt nicht das Thema.

"Er hat nichts.. gemacht."

"Wieso ist da eine Schramme an deiner Schläfe?"

Eine Schra- Achso.
Wie von selbst hob ich meine Hand und fuhr über die leicht wunde, schmerzende Stelle, ehe ich mit den Schultern zuckte und erneut zu Amalia sah.

Wie friedlich sie in Silas' Armen schlief.. Dies könnten nun Louis und ich sein, doch stattdessen saß ich hier und könnte einfach nur erneut zusammenbrechen, wenn ich daran dachte, was ich eben getan hatte.

"Ich habe mich von Louis g-getrennt."

Es überraschte mich nicht, als meinem besten Freund alles aus dem Gesicht fiel. Genau wie jeder andere, inklusive mir, hatte er wahrscheinlich niemals mit dieser Neuigkeit gerechnet. Natürlich wusste er, dass Louis und ich seit einiger Zeit oft stritten und irgendwie nie zu Lösungen kamen, doch niemals hatte diese Möglichkeit im Raum gestanden. Deswegen klappte ihm auch der Mund mehrmals auf, bevor ich sogar in seinen Augen ein paar Tränen aufblitzen sah, die er jedoch direkt wieder weg blinzelte.

"Wieso?" Ich blieb still, doch er schien für sich selbst eine Antwort zu haben. "Ist es, weil er dir fremdgegangen ist?"

"Nein", antwortete ich sofort und schüttelte den Kopf. "Das ist schon vierzehn Jahre her.. Das spielt keine Rolle mehr."

"Wie kann das keine Rolle spielen? Und wieso hast du das nie erzählt?!", zischte er ungläubig und bei seinem Ton zuckte ich zusammen, weswegen er sich etwas leiser entschuldigte und seine angespannte Haltung ebenfalls etwas abnahm.

"Weil es euch nichts angeht. Und ich habe mich getrennt, weil ich ihn nicht mehr glücklich machen kann. Eigentlich mache ich genau das Gegenteil.. ich tue ihm nur weh." Alleine bei dem Gedanken fuhr ein stechender Schmerz durch meinen Brustkorb, welcher mich meine Hand darauf drücken ließ. So, als würde er dann verschwinden oder es wenigstens ein wenig lindern, doch nichts der Art passierte. Stattdessen spürte ich nun auch diese Hand zittern und merkte, wie die Tränen mir erneut die Sicht verschleierten.

"Harry.." Silas' Stimme war erstaunlich weich, als ich den Blick wieder hob und die dunklen, blauen Augen noch besorgter aussahen, als bei meiner Rückkehr nach meinem Unfall. "Das klärt sich wieder.. Ihr liebt euch doch. Morgen fährst du nach Hause, ihr redet vernünftig darüber und schafft dieses Problem aus dem Weg. Natürlich machst du ihn glücklich, Haz. In seinen Augen-"

"Nein", unterbrach ich ihn und schüttelte den Kopf. Ich konnte dies nun wirklich nicht hören. "Dieses Mal nicht. Dieses Mal ist es anders.."

"Wieso?"

"Weil.. es sich anders angefühlt hat. Ich konnte in seinem Blick sehen, dass auch für ihn etwas anders war - obwohl ich derjenige war, der es ausgesprochen und beendet hat."

Silas wollte gerade etwas sagen, als plötzlich leises Gewinsel aus dem Babyphon kam und noch bevor er sich aufrappeln oder Amalia wach werden konnte, nahm ich es in die Hand und stellte es leise.

"Ich geh schon."

"Harry, du musst nicht-"

"Ich möchte aber. Ich bin gleich wieder da.. Lass sie schlafen." Ich deutete mit dem Kopf auf Amalia und mein blonder Freund nickte mit einem schiefen Lächeln, als ich aufsprang und mich in das Zimmer von Amy begab.

Die einjährige winselte noch immer vor sich her und ich konnte leichte Tränen auf ihrer Wange erkennen, während sich ihre kleine Finger um die Stangen des Gitterbett krallten, damit sie aufrecht stehen bleiben konnte. Sobald ihre blauen Augen auf meine trafen, kullerte erneut eine Träne herunter und ich lächelte sie sanft an, bevor ich mich runter beugte und ihr unter die Achseln griff.

Langsam und vorsichtig hob ich sie hoch, setzte sie auf meine Hüfte und legte mit meiner freien Hand die Wickelunterlage auf dem Boden ab. Wenig später ließ ich das kleine Mädchen darauf nieder und legte sie auf den Rücken, bevor ich die Klebestreifen löste und ihr die Windel abnahm. Schnell griff ich nach den Feuchtüchern und machte Amy sauber, bevor ich ihr eine neue Windel ummachte und dann die Alte mit den dreckigen Tüchern in dem dafür vorgesehenen Mülleimer entsorgte.

Ich hob das kleine Mädchen auf meine Arme und ließ mich in dem Sessel nieder, welcher direkt neben ihrem Bett stand, bevor ich sie so auf meinem Unterarm platzierte das sie liegen konnte. Mein Daumen fuhr ihr über die Wange und entfernte die letzten Tränenreste, während mich diese Situation zu sehr an Louis' kleine Geschwister erinnerte.

Schon dort hatte ich mich, sobald ich konnte, um sie gekümmert. Anfangs war ich wirklich komplett überfordert gewesen, doch ich wollte unbedingt zeigen wie sehr ich zur Familie gehören möchte und hatte so, tatsächlich unbeabsichtigt, einen ziemlichen engen Draht zu den Kleinen aufgebaut.

Ich spürte die Bauchschmerzen aufkommen, sobald ich daran dachte und konnte nicht verhindern, dass mir sofort in den Sinn kam, ob ich diese Familie, meine Familie, nun überhaupt noch zu Gesicht bekommen würde. Immerhin konnte ich nicht erwarten, dass sie mich noch immer als einen Teil von sich ansahen, wenn ich die Person verlassen hatte, welche die Bindungsstelle dargestellt hatte.

Ich bemerkte erst, dass ich wieder weinte, als eine meiner Tränen auf Amys gelbes Schlafshirt fiel, welches mit kleinen Entenküken bestickt war. Schnell hob ich meine freie Hand, wischte mir über die Wange und wiegte das kleine Mädchen in den Schlaf, bevor ich sie wieder im Bett ablegte und zudeckte.

Einen kurzen Moment blieb ich dort noch am Bett stehen und ging sicher, dass sie nicht wieder wach wurde, ehe ich das Zimmer verließ und mich wieder auf den Weg ins Wohnzimmer machte.

Silas lag noch immer mit Amalia im Arm auf dem Sofa und schaute von seinem Handy auf, sobald er mich erkannte. Als ich an dem Babyphon vorbeilief, stellte ich es wieder an und blieb dann etwas wie bestellt und nicht abgeholt am Sofa stehen, als die Augen meines besten Freundes meinen Blick fanden.

"Willst du schlafen?", fragte er sanft und obwohl ich in seinem Blick erkennen konnte, dass er noch immer besorgt war und gerne noch weiter geredet hätte, nickte ich langsam.

"Ich würde es zumindest gerne versuchen.."

"Okay, ich denke Malia hat schon alles fertig gemacht. Wenn etwas ist schreib mir bitte oder komm einfach ins Schlafzimmer. Du musst damit nicht alleine fertig werden, wenn du es nicht möchtest." Ich formte daraufhin ein 'Danke' mit meinen Lippen, worauf er nur nickte, bevor sein Blick ernster wurde. "Versprichst du mir, dass wir morgen nochmal darüber reden?"

"Versprochen."

Auch wenn ich nicht so ganz wusste, worüber wir noch sprechen sollten, verabschiedete ich mich von ihm und holte meine Kulturtasche aus dem Gästezimmer, ehe ich mich im Bad fertig machte und dann mit meinen Schlafklamotten ins Bett stieg. Schnell hatte ich mich zum Fenster gedreht und zählte die Sterne, während meine Gedanken erneut zu Louis wanderten.

Louis, der nun nicht nur nicht in meinen Armen lag, sondern nicht einmal im gleichen Bett oder gar im gleichen Haus. Ich fühlte mich ihm ferner, als jemals zuvor in den letzten sechzehn Jahren und das, obwohl ich graphisch gesehen schon viel weiter weg gewesen war. Doch nun blieb nur die Frage, ob ich uns mit dieser Entscheidung wirklich einen Gefallen getan; oder doch den schlimmsten Fehler meines Lebens begangen hatte.

[...]

Nun haben wir Harrys Gedankengang zu der Trennung lesen können.. Auch ihm ist bewusst, dass Kommunikation definitiv das Problem war 😕

Was denkt ihr, wie geht es mit den beiden weiter? Wie wird sich Louis' Familie Harry gegenüber verhalten..? 🥺♥️

Lots of love
Michelle &' Carina xx

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top