》𝟙𝟚《

H.

bittersweet defined us.
2194 words

𝕁𝕦𝕝𝕪 𝟚𝟘𝟚𝟜


"Love, wir sind da."

Louis' sanfte Stimme holte mich aus meinem sachten Schlaf und ich grummelte kurz vor mir her, ehe ich mich leicht streckte und ein wenig mehr an seine Hand lehnte, die über meine Wange gestrichen war und nun dort ihren Platz gefunden hatte. Leise hörte ich meinen Mann schmunzeln und spürte dann einen Kuss auf meiner Stirn, ehe ich schwerfällig meine Augen öffnete und sie auf ihr blaues Gegenstück trafen.

"Oops", murmelte ich und rutschte etwas hoch um mich aufrechter hinzulegen und rieb mir durchs Gesicht.

"Hi."

Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit, zeigte mir ein Blick in Louis' Gesicht vollkommene Freude. Seine Augen strahlten und ich konnte sofort erahnen wie sehr es ihn freute, nun bei seinen Großeltern sein zu können, auch wenn es nur für eine kurze Zeit war. Das glückliche Lächeln seinerseits brachte mein Herz dazu vor Freude schneller zu klopfen, als auch meine Mundwinkel sich hoben.

"Tut mir Leid, ich wollte nicht schlafen", beteuerte ich missmutig und schmollte etwas, jedoch schüttelte mein Mann sofort den Kopf.

"Ich habe doch gesagt das ich fahre, weil du unglaublich müde sein musst. Außerdem hat das Radio zur Ausnahme mal gute Musik gespielt."

"Es tut mir trotzdem Leid", wiederholte ich, lehnte mich zu ihm und legte meine Lippen für einen Moment auf seine, ehe ich ihm auf die Nasenspitze tippte. "Lass uns rein gehen, deine Nana steht bestimmt schon am Küchenfenster und beobachtet uns."

"Jede Minute die wir hier sind kann sie uns ja nicht mit Essen versorgen."

Louis kicherte niedlich als ich ihm zustimmte, dann stiegen wir beide aus dem Auto aus und ich holte unseren Koffer aus dem Kofferraum, ehe ich nach der freien Hand meines Mannes griff und wir zusammen zur Haustür liefen.

Wie bereits erwartet dauerte es keine Sekunde und jene wurde bereits schwungvoll von Louis' Oma geöffnet, nur damit sie vor Freude ihre Arme ausbreiten und meinen Mann direkt in diese ziehen konnte. Da wir wirklich nicht oft zu Besuch kamen, ich sogar noch häufiger wenn ich denn mal hier war, freuten sie sich immer umso mehr und belagerten uns gerne.

Doch ich liebte das Gefühl, was sich in mir breit machte, sobald wir hier waren. Die Herzlichkeit und Liebe in diesem Haushalt war unfassbar groß und auch die beiden hatten mich damals sofort liebevoll aufgenommen, sobald Louis und ich unsere Beziehung vor seiner Familie öffentlich gemacht hatten. Nach Jay's Tod wurde es noch etwas stärker und sie riefen öfter an oder nahmen einen Flug um in Amerika vorbeizuschauen, doch auch das ging nicht so häufig wie sie es gerne hatten.

Nachdem die beiden mit dem begrüßen fertig waren und auch Louis' Opa herbeigelaufen kam um uns beide in die Arme zu schließen, konnten wir endlich das Gästezimmer beziehen und uns in ein paar neue Klamotten werfen. Ächzend zog ich mir meine Jogginghose an und bekam erneut ein Schmunzeln von Louis zu hören, weswegen ich erschrocken meinen Mund öffnete und ihn schmollend ansah.

"Was denn? Du klingst wie ein alter Opa", grinste er und wollte sich aus dem Staub machen, doch noch bevor dies passieren konnte, hatte ich seine Hüfte umgriffen und ihn zu mir ans Bett gezogen. "He-Was- Harry!" Sein helles Lachen durchflutete den Raum und er schlang seine Arme um meinen Hals; dann suchte ich seinen Blick.

"Du bist älter als ich, mein Engel."

"Im Gegensatz zu dir scheine ich meinen Sport aber nicht zu vernachlässigen." Triumphierend hob er seine Augenbraue und ein vielsagendes Grinsen fand auf meine Lippen, als ich ihm diese Geste nachtat.

"Vielleicht muss ich dann ein wenig anderen Sport betreiben", hauchte ich nun etwas leiser, lehnte mich vor und platzierte ein paar sanfte Küsse auf seiner freien Schulter, dort, wo sein T-Shirt durch das herumalbern etwas herunter gerutscht war. "Und du kannst mir dabei helfen?"

"Wir sind bei meinen Großeltern, Harry", widersprach Louis wenig überzeugend, da er seinen Kopf so drehte, dass ich für meine Lippen noch etwas mehr Platz hatte.

"Das hat uns vorher auch noch nie gestört."

Ich löste mich von seiner süßen Haut und legte meine Lippen auf seine, um ihn in einen leidenschaftlichen Kuss zu verwickeln. Genau wie ich gedacht hatte, sprach auch jetzt nichts dafür das mein Mann sich zurückhalten wollte, als seine Finger sich in meine Haare krallten und sein Körper sich noch näher an meinen presste. Nur einen kurzen Moment löste er sich von mir, um zu flüstern, wobei es schon eher einem erregten Hauchen ähnelte, dass seine Großeltern nun aber auf uns warten würden, doch dies wurde in einem erneuten Kuss meinerseits erstickt.

Ein lautes Klopfen an der Zimmertür ließ uns jedoch auseinander schrecken und wir schnappten nach Luft, als plötzlich unangenehme Stille herrschte.

"Ja?", entgegnete Louis, nachdem er ein paar Mal tief ein und aus geatmet hatte und ich kaute auf meiner Unterlippe herum, um keinen belustigten Laut von mir zu geben.

"Der Tee und Rommé steht draußen bereit." Die Stimme von Len klang belustigt und bestätigte mir den Gedanken, dass er bereits ein wenig gewartet hatte um uns einen ruhigen Moment zu geben. Dabei konnte er wahrscheinlich erahnen, wo er reingrätschen könnte.

"Wir sind sofort da", rief mein Mann zurück und bekam rote Wangen, als ich ihm einen Kuss auf den Mundwinkel drückte.

"Deine Nana wartet", erwiderte Louis' Opa und jener verdrehte die Augen.

"Wir kommen gleich."

"Im wahrsten Sinne des Wortes", flüsterte ich und bekam einen Schlag gegen meine Brust, woraufhin ich lautlos lachte.

"Wie alt bist du, fünf?"

"Dann wäre das hier ziemlich illegal."

"Oh Gott." Louis presste seine Stirn gegen meine Schulter, während ein erneutes Lachen meinen Mund verließ.

Für einen Moment blieben wir noch so sitzen, bevor mein Mann sich von mir entfernte und wieder mit beiden Füßen auf dem Boden stand. Er schenkte mir ein verliebtes Lächeln und streckte seine Hand aus, sodass ich diese ergreifen und mich von ihm hochziehen lassen konnte. Für einen kurzen Moment fand er in meine Arme und ich drückte ihm einen Kuss auf die Stirn, ehe wir gemeinsam das Gästezimmer verließen und uns auf den Weg in den Wintergarten machten.

Tatsächlich hatten seine Großeltern die Sitzecke schon so weit vorbereitet und lächelten uns liebevoll an, als wir uns gemeinsam auf der Couch niederließen und uns ein wenig Tee eingossen. Louis war nicht der größte Fan des Kartenspiels, hielt sich deswegen lieber etwas raus und war Teil des Gesprächs über seine Arbeit, während sein Großvater mich mal wieder im hohen Bogen verlieren ließ.

Gerade als ich meinen nächsten Zug überlegte und mit meinen Gedanken etwas abschweifte, kam jedoch ein Thema auf, was in letzter Zeit für nicht allzu gute Stimmung zwischen meinem Mann und mir geführt hatte. Dies war auch der Grund, wieso mein Körper sich alleine bei der Erwähnung des Themas anspannte und ich die Karten in meinen Händen langsam sinken ließ.

"Wie weit seid ihr eigentlich mit der Adoption, mein Schatz? Gibt es schon etwas Neues?" Ich brauchte Louis' Großmutter nicht ansehen um zu wissen, dass ihre Augen wahrscheinlich so sehr strahlten wie die Sonne, sobald sie damit anfing. Es war nichts Neues, dass Louis' Familie allesamt darauf warteten, dass wir diesen Schritt taten und auch wenn sie es nicht wollten - uns gleichzeitig eine Pistole auf die Brust legten.

Oder eher gesagt... mir. Mir eine Pistole auf die Brust legten.

"Wir machen gerade eine kleine Pause. Harry ist viel arbeiten und ich habe dieses neue, große Projekt reinbekommen... da bleibt im Moment nicht ganz so viel Zeit. Aber es läuft. Nur eben.. schleppend."

Mein Blick fuhr zu Louis, nachdem er sich geäußert hatte und ich konnte genau erkennen, wie viel es ihm gerade kostete, nicht seine ehrliche Meinung kundzutun. Nämlich, dass es gar nicht lief und ich der Grund dafür war.

Mein Magen begann zu schmerzen und nachdem ich dem Blick von seiner Oma ausgewichen bin, schluckte ich erneut kräftig und widmete mich sogar lieber dem angespannten Gesicht meines Mannes, als den Adleraugen seiner Großmutter.

"Aber ihr seid doch nun schon eine ganze Weile dabei? Muss es da nicht irgendwann mal vorangehen?" Verwirrt zog Jen eine Augenbraue nach oben und auch ihr Mann wirkte plötzlich betrübt. "Ich habe letztens so süße Babyklamotten gesehen.. und so viele Ideen für das Kinderzimmer und-"

"Nana, wir wissen doch gar nicht, ob es ein Baby werden würde..", unterbrach Louis sie schnell und während ich stetig versuchte, ihn anzusehen, fand seinen Blick nicht einmal den meinen.

Nach der süßen Stimmung die eben geherrscht hatte, schien dies nun wie ein Schlag in die Magengrube und doch hätte ich mir denken können, dass nicht alles so perfekt bleiben würde. Nicht nach den vergangenen Wochen und Monaten, in denen wir stetig auf einem Seil balancierten und immer drohten durch irgendein Thema in den Abgrund zu fallen.

"Ich weiß, ich meine ja nur..", murmelte seine Großmutter nur betrübt und jagte mir damit ein größeres schlechtes Gewissen ein, als sie vermuten könnte.

"Ich weiß." Louis stand vom Tisch auf und wurde dabei von drei Augenpaaren beobachtet. Zwei davon sahen ihn verwirrt an, doch ich konnte schon ahnen, woher dies kam. "Ich setze mich noch ein bisschen an die Arbeit, ich habe genug mitgenommen."

"Louis, du hast doch Urlaub. Bleib sitzen", bat Len, doch mein Mann zuckte entschuldigend mit den Schultern und setzte dabei ein schiefes Lächeln auf.

"Ihr spielt doch sowieso gerade, dann kann ich mich einen Moment zurückziehen und muss morgen weniger machen. So richtig Urlaub habe ich übrigens auch nicht."

"Du kommst aber gleich nochmal wieder?", fragte seine Oma vorsichtig und Louis nickte.

"Ja, bevor ihr schlafen geht."

Ohne mich noch einmal anzusehen verschwand er aus dem Wintergarten und hinterließ uns in einer Stille, die nur durch das Radio gefüllt wurde. Ich spürte genau die Blicke des älteren Ehepaares auf mir, als ich die Karten senkte und mich ebenfalls an einem Lächeln versuchte, welches jedoch nicht erwidert wurde.

"Ist bei euch beiden alles okay?", fragte Jen und auch ich versuchte mich an einem kurz angebundenen Lächeln mitsamt nicken, doch die ältere Frau nahm mir dies nicht ab. Im Gegenteil, sie schüttelte sofort den Kopf und seufzte dann leise auf. "Geht es um das Kinder-Thema?"

"Es ist alles okay, wir sind nur beide ziemlich müde und fertig von dem Flug. Es ist im Moment viel los, ihr wisst ja wie das ist." So sehr ich es auch versuchte, ich war noch nie ein besonders guter Lügner gewesen. Sogar eher das Gegenteil und dieses nicht vorhandene Talent machte sich nun bemerkbar.

"Ja, das wissen wir...", murmelte Louis' Großvater, doch sein Blick verriet noch viel mehr. Sorge und Unsicherheit, die sich auch bei mir breit machte, wenn ich ihn länger ansah. "Wir wissen vieles, Harry. Wenn man eine lange Zeit zusammen ist, hat man nicht nur schöne Zeiten. Es ist normal, dass es zwischendurch zu Schwierigkeiten kommt und man etwas kämpfen muss. Die Hauptsache ist, dass man darüber spricht."

"Ich weiß." Aber wie sollte ich über etwas sprechen, bei dem ich nicht genau wusste, wo das Problem lag? Über etwas, wo alleine die kleinste Erwähnung in die Richtung dieses Themas eine Wut in mir auslöste, die ich einfach nicht zu stoppen wusste? "Tut mir leid, wir wollten euch keine Probleme machen."

"Ihr macht uns nie Probleme, Harry. Wir möchten nur, dass ihr glücklich seid." Die Augen der älteren Frau glänzten bei diesen Worten und ließen auch mich etwas sentimental werden. "Verliert euch nicht in unausgesprochenen Worten."

Es dauerte ungefähr eine Dreiviertelstunde, dann erschien Louis wieder in dem Wintergarten. Ihm fielen fast die Augen zu, als er sich neben mich auf das Sofa fallen ließ und sich, wider meiner Erwartungen, direkt an mich kuschelte. Auch die Blicke von seinen Großeltern sprachen Bände, denn niemand von uns hatte damit gerechnet.

"Bist du müde, mein Herz?", fragte ich vorsichtig und bekam sofort ein erschöpftes Nicken zurück. Ich spürte seine Haare an der freien Haut meines Halses und drehte mich zu ihm, um einen Kuss auf seiner Stirn zu platzieren. "Dann gehen wir also schlafen?"

Erneut nickte er und verkroch sich für einen Moment noch mehr in meiner Schulter, ehe er aufstand und sich mit einem Kuss auf die Wangen bei seinen Großeltern verabschiedete.

Ich tat es ihm nach, bekam noch einen sicheren Blick von beiden und versuchte mich mit einem Lächeln zu bedanken, ehe ich meinem Mann ins Gästezimmer folgte und wir uns gemeinsam im Bad fertig machten.

Wir sprachen nicht viel, wobei ich nicht davon ausging das es an dem lag was vorhin passiert war, sondern tatsächlich an Louis' Müdigkeit. Trotzdem kam ich nicht drum herum mich zu fragen, wieso wir uns nicht einmal hier richtig entspannen konnten. In einer Umgebung, in der bis jetzt immer alles toll gewesen war und die von positiven Emotionen nur so überschwappte.

Trotz dessen war es zu einer unangenehmen Situation gekommen, die auf jeden Fall nur deswegen nicht eskaliert war, weil wir bei seinen Großeltern waren und hier kein Fass aufmachen wollten.

Die Verdrängung half auch dabei, dass ich Louis in dieser Nacht in meinen Armen halten durfte und alles soweit in Ordnung schien. Bis auf die rote Warnleuchte in meinem Hinterkopf, die schon bald neue Wege suchen würde, um sich bemerkbar zu machen.

Denn diese rote Leuchte zu ignorieren, war noch viel zu einfach.

[...]

Am Anfang lief alles noch toll, doch es ist schon ein Thema aufgekommen, was anscheinend bei beiden für Bauchschmerzen sorgt. Ich nehme an, ihr habt es herauslesen können? Wenn ja, habt ihr auch eine Idee, wieso es so sein könnte? 😕♥️

Fühlt euch alle gedrückt, angetippt oder abgeknutscht. Oder alles. Wir sehen uns nächsten Freitag wieder ♥️

Lots of love
Michelle &' Carina xx

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