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And I was never sure, whether you were the lighthouse or the storm
1948 words

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Louis und ich waren also erneut nur am streiten.

Eigentlich hatten wir vorgehabt, uns einen schönen Abend zu machen und waren gemeinsam mit Amalia und Silas Essen gewesen. In einem Restaurant, was für Silas trotz seines Rollstuhls gut zugänglich war und wo für jeden etwas passendes in der Speisekarte stand. Die Bedienung war toll gewesen, es war nicht zu voll besetzt sodass man sich gut unterhalten konnte und wir hatten nur so viel gegessen, dass man noch atmen konnte.

Dementsprechend hätte eigentlich auch alles auf eine weitere, wundervolle Nacht hingedeutet, wenn Silas nicht kurz vor Ende von unserem letzten gemeinsamen Einsatz erzählt hätte. Sofort hatten sich meine Muskeln angespannt und der Griff um mein Wasserglas war fester geworden, während mein Gesicht sich verhärtete.

Ich war schon davon ausgegangen, dass es niemand außer mir mitbekommen hatte, doch Louis kannte mich. Gut. Sehr gut sogar, das wusste ich mittlerweile. Es war also nur eine Frage der Zeit gewesen, bis er mich tatsächlich darauf ansprach und im Auto war es dann einfach explodiert.

"Es geht mir einfach gewaltig auf den Sack, dass du so tust, als hätte ich dich dazu gezwungen, deinen Job bei der Army zu kündigen!" Louis' Stimme war laut, als wir durch den Wald fuhren, welcher bald auf direktem Wege zu unserem Haus führen würde.

Meine Finger krallten sich fester um das Lenkrad und ich merkte mein Herz unangenehm pochen, während die Bäume an uns vorbei flogen und der Vollmond alles ein wenig heller erscheinen ließ, als es sonst der Fall war. Die kleinen Haare auf meinen Armen stellten sich auf, als ich eine Gänsehaut bemerkte die sich manchmal, wenn ich besonders wütend war, auf meiner Haut breit machte und ich versuchte tief durchzuatmen, um mich weiterhin auf die komplizierte Straßenführung konzentrieren zu können.

Immerhin hatte ich gerade einen Grund, meinen Mann nicht anschauen zu müssen, wodurch mir ein Blick in die wütenden, blauen Augen erspart blieb.

"Das habe ich auch nie behauptet", versuchte ich so ruhig es nur ging zurückzugeben und seufzte auf, bevor ich die Augen verdrehte. Ich hasste es einfach, wenn man mir Worte in den Mund legte, die ich nie so gesagt hatte.

"Du brauchtest es nicht auszusprechen. Ich sehe es dir an, jedes verdammte Mal, wenn dieses Thema aufkommt." Kurz herrschte Stille, dann seufzte auch er und wandte den Blick von mir ab. "Du hast eigenständig gesagt, dass du mehr Zeit mit mir verbringen und bei mir sein möchtest. Tut mir Leid, falls dir dies nun wohl zu viel ist und du mich doch lieber nur drei Mal im Jahr sehen wollen würdest!"

"Ich muss fahren, Louis. Hör auf mich anzuschreien, wir können gleich darüber reden. Ich will wirklich keinen Unfall bauen."

"Wieso denn nicht? Vielleicht verstehe ich ja dann deinen lebensmüden Willen, dich selbst in Gefahr zu bringen."

Ich beschloss nichts mehr darauf zu antworten und brummte nur missverständlich, bevor ich das Radio lauter drehte und mich wieder mehr auf die Straße konzentrierte. Entgegen meiner Erwartungen, hörte Louis tatsächlich damit auf, mir irgendwelche Sätze entgegen zu pfeffern und wir verbrachten die letzten zehn Minuten in Stille, bevor wir unseren Weg zum Haus entlang fuhren und ich mit einem Knopf im Auto die Garage öffnete, wodurch das Tor selbstständig hochfuhr.

Mein Mann sprang noch fast aus dem fahrenden Auto um so schnell es geht vor mir zu flüchten, während ich vernünftig vorfuhr und dann den Schlüssel umdrehte und rauszog.

Für einen kurzen Moment blieb ich noch sitzen und atmete tief durch, bevor mein Blick auf meine Hand fuhr, die noch immer auf dem oberen Bereich des Lenkrads lag. Der Saumen meines weißen Hemdes war ein wenig hochgerutscht, wodurch ich leicht den Anfang meines Ankers erkennen konnte. Obwohl es zu den vielen Partner-Tattoos gehörte, die Louis und ich besaßen, war dieser etwas ganz besonderes. Anstelle von Ringen hatten wir uns damals für Motive entschieden, die zueinander passten und sich ergänzten. Der Anker, gepaart mit Louis' Seilen an seinem Handgelenk, schien für uns perfekt.

Meine freie Hand ließ den Schlüssel los und umgriff vorsichtig meinen Arm, bevor ich meine Augen schloss und meinen Hinterkopf gegen die Kopfstütze fallen ließ. Mittlerweile war bereits der Bewegungsmelder in der Garage ausgegangen und mein Herz pochte noch immer unangenehm doll, als mir Louis' letzter Satz wie in Dauerschleife von meinem Gehirn abgespielt wurde.

"Vielleicht verstehe ich ja dann deinen lebensmüden Willen, dich selbst in Gefahr zu bringen."

Nachdem ich noch ein paar mal tief durchgeatmet hatte, stieg ich aus dem Auto und schloss es ab, bevor ich auch das Tor runterfahren ließ und dann ebenfalls ins Haus ging. Ich konnte bereits von unten die Musik und das Geräusch der Dusche hören, als ich die Schlüssel in der Holzschüssel ablegte und nach oben auf die unaufgeräumte Staffelei-Ecke schaute. Normalerweise hätte mich dies nun noch wütender gemacht, aber ich merkte die starke Müdigkeit welche sich in meinen Muskeln breit machte, als ich ein paar Klamotten holte und mich stattdessen im Gästebad fertig machte.

Doch auch der warme Wasserstrahl konnte mich der bösen Gedanken nicht befreien, weswegen meine Gesichtszüge noch immer eingefallen waren. Den Anblick im beschlagenen Spiegel ertrug ich kaum, weswegen ich nur schnell meine Haare trocken rubbelte und dann das Handtuch aufhing. Schnell war ich in mein graues T-Shirt und eine lockere schwarze Schlafhose geschlüpft, bevor ich das warme Badezimmer verließ und vorerst direkt vor der Tür stehen blieb.

Entgegen meiner Erwartungen konnte ich leise Musik aus der Küche hören, weswegen ich mich auf den Weg dorthin machte. Auch wenn ich noch immer nervös war und mir der Streit in den Knochen lag, zog es mich förmlich in die Nähe meines Mannes, welchen ich heute zum ersten Mal seit einer Woche wiedergesehen hatte.

Ich wollte nicht erneut in Stille ins Bett gehen. Louis auf seiner Seite und ich allein auf meiner.

In der letzten Nacht die wir vor meiner Reise zusammen verbracht hatten, hatte nach dem großen Streit nichtmal ein Zentimeter seines Körpers den meinen berührt und ich erinnerte mich daran, wie ich es beim aufwachen schon fast vergessen und nach ihm gegriffen hätte. Doch es hätte mir gar nicht passieren können, denn Louis war bereits aufgestanden gewesen und hatte mich alleine aufwachen lassen. Etwas, was damals ebenfalls niemals vorgekommen wäre - wir waren immer zusammen aufgestanden.

Oder hatten das Bett eben gar nicht erst verlassen.

Louis hielt seine gelbe Tasse, mit den Gänseblümchen drauf, in der Hand und starrte Gedankenverloren aus dem Fenster in unseren Garten, als ich den offenen Raum betrat. Seine Haare lagen verwuschelt und Nass auf seinem Kopf, während er in einem meiner liebsten Schlafanzüge gekleidet war und somit extra kuschelig aussah. Nun machte sich eine angenehme Gänsehaut auf meinem Körper breit und mein Bauch kribbelte aufgeregt, als ich mich auf meinen Mann zubewegte und mir bereits die bekannten Gefühle vorstellen konnte, die mich durchströmten, sobald ich ihn berühren durfte.

Meine Arme fanden leicht um seinen Bauch und mein Gesicht vergrub ich zwischen seinem Kopf und der rechten Schulter, als ich ihn fest an mich zog und ihm einen Kuss auf die noch warme, wundervoll nach Rosen duftende, Haut gab. Von seinen Haaren aus kroch ein leichter Melissen-Geruch in meine Nase und ließ mich kurz lächeln. Ich hörte und spürte meinen Mann tief und zitternd einatmen, bevor sein Puls neben meinem Ohr zu rasen begann.

"Es tut mir Leid", hauchte ich leise, küsste erneut das Stück Hals, an welchem meine Lippen bereits lagen und merkte, wie er schluckte.

Es herrschte noch einige Zeit Stille, bevor Louis seine freie Hand auf meine verschränkten vor seinem Bauch legte und seinen Kopf nun mehr an meinen anlehnte. Sein Körper hob sich noch immer unregelmäßig, wenn er zwischendurch zitternd einatmete und ich daraufhin meinen Griff um ihn noch ein wenig fester zog. Ich konnte ihm gerade nicht nahe genug sein, als mich einfach nur das Bedürfnis nach Frieden und Liebe durchzog.

"Es tut mir auch Leid. Ich hätte nicht so laut werden dürfen." Er stellte die leere Tasse ab, bevor er mit seiner Hand meinen Griff etwas lockerte, um sich in meinen Armen zu mir drehen zu können und nun seine Arme ebenfalls um meinen Körper zu schlingen. "Ich bin so müde."

Ich wusste nicht genau, wovon er sprach. In seiner Stimme schwang so viel mehr mit als einfach nur Müdigkeit, die jeder Mensch vor dem Schlafengehen hatte.

Müde von.. was? Müde vom streiten? Müde vom Tag? Müde vom schreien? Müde von mir? Müde von... uns?

Müde von was, Louis?

"Komm mein Engel, ich bringe dich ins Bett."

Ich hatte ihn seit einer halben Ewigkeit nicht mehr getragen. Dies hatte verschiedene Gründe, vor allem aber, war es in der letzten Zeit auch nicht besonders häufig vorgekommen, dass wir gemeinsam zu Bett gegangen sind.

Manchmal schlief ich auf dem Sofa ein und wachte, entgegen früherer Zeiten, nicht mit Louis in meinen Armen auf, sondern alleine. Das höchste aller Gefühle war eine Decke die mein Mann über mich warf, wenn er Nachts wach wurde um zur Toilette zu gehen. Manchmal hatte ich Louis aber auch wecken müssen, wenn er an seinem Schreibtisch über seinen Zeichnungen eingeschlafen war, doch auch dann, trug ich ihn eigentlich nie, sondern er lief grummelig in unser Schlafzimmer, während ich mich mit einem Kaffee um meinen Plan kümmerte.

Nun jedoch, hatte ich ihn ganz nahe bei mir. Fast jeder Zentimeter seines Körpers berührte meinen. Mit sanften Bewegungen fuhren meine Fingerspitzen über das wenige Stück nackte Haut, welche sich unter dem hochgerutschten Shirt zeigte, bevor ich ihn sanft in den Laken absetzte.

Fast sofort fand seine Hand in meinen Nacken und zog mein Gesicht zu sich.

Unsere Lippen trafen Leidenschaftlich aufeinander, als ich mich mit meinen Händen neben seinem Körper abstützte und mich ebenfalls auf dem Bett niederließ. Ich thronte über ihm, als unser Kuss hektischer wurde und sich die Finger meines Mannes in meine Locken krallten, während ich komplett vergessen hatte, wieso wir überhaupt gestritten hatten. Dann fuhr ein kleines Lächeln auf meine Lippen.

"Ich dachte du bist müde, Baby?", hauchte ich meine Frage gegen seine Lippen, woraufhin sich auch diese zu einem Lächeln verzogen, bevor er meine Unterlippe zwischen seine Zähne nahm und leicht an dieser zog.

"Müde bin ich gleich auch noch."

Unsere Klamotten wurden wir schnell wieder los. Beide Körper noch leicht aufgewärmt von der Dusche, heizten nun noch mehr auf, als wir jeden Zentimeter des anderen berührten und mit Küssen bedeckten. Meine Lippen strichen über jede kleine Wölbung, die der wunderschöne Körper meines Mannes besaß, während dieser sich hauptsächlich den Zeichnungen widmete, die auf meiner Haut ihren Platz gefunden hatten.

Zusammen mit der Gänsehaut wurden tausende Stromstöße durch unsere Körper geschossen, jedes Mal, wenn einer von uns einen Laut nicht unterdrücken konnte und er an den hellgrauen Wänden unseres Schlafzimmers widerhallte. Wir ließen uns unglaublich viel Zeit, den anderen gut fühlen zu lassen. Das Vorspiel war liebevoller und länger, als es in der letzten Zeit jemals gewesen war, bis wir uns endlich vollkommen und ohne jeglichen Schmerz vereinigen konnten.

Zum ersten Mal seit einer langen Zeit, schwebte über uns keine dunkle Wolke. Für diese langen Minuten waren unsere Köpfe frei von all den bösen Dingen, die sonst darin herum schwirrten und uns belasteten. Wir machten.. Liebe. Wir waren Liebe.

Zumindest so lange, bis wir wieder in unseren Schlafklamotten waren und ich Louis in meine Arme gezogen hatte, um ihm noch immer so nahe wie möglich sein zu können. Da die Bilder in meinem Kopf so langsam verschwanden, machten sie wieder Platz für all die anderen Dinge, die sonst in der Luft schwebten, weswegen ich meinen Mann nur noch näher zog und froh darüber war, dass auch er seinen Kopf in meiner Brust verkrochen hatte und dort meinen Geruch tief einatmete.

"Ich liebe dich", hauchte ich leise und unter Tränen, während mein Herz unangenehm stolperte und meine Finger weiterhin irgendwelche Formen auf Louis' Rücken malten. "So sehr."

"Ich liebe dich auch", seine Stimme verlor sich in der Dunkelheit des Zimmers, bevor er mir einen Kuss auf die Stelle meiner Brust hauchte, worunter mein Herz so kräftig für ihn schlug. "So sehr."

[...]
Ohje.. wieder ganz viel Streit. Harry scheint Louis vorzuwerfen (oder auch nicht 🥲), wegen ihm die Army verlassen zu haben. Konnten wir euren Kommentaren aus dem letzten chapter entnehmen, dass ihr Louis verstehen könntet, wenn es so wäre? 🤔

Wir wünschen euch ein schönes Wochenende und vielen Dank an alle die dabei sind und bleiben ♥️

Lots of love
Michelle &' Carina xx

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