5. Kapitel

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Coco nicht mehr neben mir. Sie saß mir gegenüber auf einer Spirale, und streckte gerade ihren Flügel aus, um sie zu lockern. Sie begann, jede einzelne ihrer Federn zu säubern, als sie mich bemerkte und aufsah. Sie begrüßte mich mit einem leisen Fiepen, und stupste mich mit ihrem Schnabel an. Ich sagte ihr guten Morgen und kuschelte mich neben sie, und begann ebenfalls mein Gefieder zu putzen.
"Na, ihr beiden, gut geschlafen?" Jaelyn war wach, hatte sich im Bett aufgesetzt und lächelte zu uns herüber. Sie trug ein grasgrünes Schlaf- Shirt und eine weiße Schlafanzug- Hose mit grünen Punkten. Sie strubbelte sich durch ihre schulterlangen, blonden Haare und klimperte mit ihren grün- blauen Augen. Ihr Schlafanzug passte perfekt in Jaelyn's grünes Zimmer, ich meine: Bettwäsche grün, Wände grün, Stuhl grün - alles war grün, außer ihren beiden Schränken, die waren weiß und natur. Sie stand auf, und verschwand im Badezimmer. Als sie wieder kam, trug sie nicht mehr den Schlafanzug, sondern ein grünes, bauchfreies T- Shirt mit Sonnenblumen am Ausschnitt, einen orangenen Rock und darüber eine goldene Kette mit gelben Anhängern.
"Na, habt ihr Hunger?" Und ob wir Hunger hatten! Jaelyn füllte unsere Näpfe neu auf, erneuerte unser Vogelbad und sah uns dann schmunzelnd zu, wie wir das Futter runterschlangen. "Was ist nur mit dir passiert..." murmelte sie vor sich hin. Ich schaute auf, und sie sah ganz nachdenklich aus. Als sie merkte, daß ich sie beobachtete, grinste sie und stand auf. "Alles gut, ich habe nur etwas nachgedacht." Ich widmete mich wieder meinem Futter, und sie setzte sich an ihren Schreibtisch neben unserer Voliere. Sie machte dort irgendetwas, und als ich genauer hinsah, zeichnete sie mich und Coco. Ich stieß einen hohen Laut aus, und sie drehte sich um." Na??", fragte sie und hielt uns das Bild vor den Schnabel, "Gefällt es euch?" Zur Antwort plusterte ich mich auf, und Coco erwiderte einfach ihren Blick mit leuchtenen Augen. "Heute kommt übrigens Micha, ich wollte ihm Coco zeigen. Du kenndt ihn doch noch, oder?" Na klar kannte ich ihn! Ich ließ einen freudigen Ruf ertönen und lief vor Aufregung hin und her. Micha war der beste Freund von Jaelyn, und er kam öfters zu ihr. Er hatte eine ruhige, leicht schüchterne, aber auch lebhafte und starke Persönlichkeit. Eigenschaften, die ich sehr an Menschen schätze. Er saß meistens einfach da, unterhielt sich mit Jaelyn, ließ uns aber keine Sekunde aus den Augen, er saß da, und sah uns unverwannt an. So ging das, bis er wieder fuhr. Er saß vor unserem Käfig und beobachtete uns. Er war fasziniert von uns, auch, wenn er selbst keine Vögel, sondern Katzen hatte. Man sollte meinen, Menschen und Menschen können nicht befreundet sein, wenn sie feindliche Tiere haben. Aber das ist Quatsch, Micha war nicht so. Er verurteilte keinen Vogel nach seinen Federn, sondern nahm die inneren Werte war.

Jaelyn war noch damit beschäftigt, ihr Zimmer ein wenig aufzuräumen, und ihr Bett zu machen, als Micha in der Tür stand. Jaelyn summte gerade ein Lied vor sich hin, und bemerkte ihn nicht, aber ich bemerkte ihn. Auch Coco bemerkte ihn, und ich fiepste zur Begrüßung. Jaelyn richtete sich auf und drehte sich um, und bemerkte sodurch ihren Freund. "Micha", freute sie sich und lächelte, "Hi!" Micha grinste. "Hallo" sagte er, und fuhr sich durch seine dunkelblonden Haare, die unter der dunkelgrauen Kapuzenjacke hervor lugten. Unter der grauen Jacke trug er ein rotes T-Shirt, was mich an den Rotton von Cocos Schnabel erinnerte. Coco! Ich sah mich um, und bemerkte, dass sie nicht mehr hinter mehr saß. Sie hatte sich lieber in das Vogelhaus zurück gezogen. Ich steckte meinen Kopf durch das Einflugloch, und piepste ihr zu, dass sie keine Angst haben müsste. "Keine Scheu! Er ist wirklich sehr lieb!" Diese Worte verliehen ihr etwas Mut. Sie schaute mit dem Kopf aus dem Haus raus. Micha, der sich mit Jaelyn entzwischen auf das Bett vor unserer Voliere gesetzt hatten, schaute Coco aufmerksam an. An Jaelyn gewandt meinte er spaßeshalber: "Na, wieder einen neuen Vogel?" Jaelyn grinste ihn spitzbübisch an "Du kennst mich doch!" "Und wie vermute, war sie nicht die letzte, oder?". Seine Stimme nahm einen leidenden Tonfall an. "Das wird ja immer schlimmer. Du hast jetzt 4 Vögel, und du hast bestimmt auch noch einen Vogel",er tippte sich gegen die Stirn, "wie weit soll das noch gehen? Bald hast du so viele, das du sie auf mich auslagerst!" jammerte er gespielt. Jaelyn boxte ihn freundschaftlich gegen die Schulter. Micha rieb sich die Schulter, als ob ihm der Stoß weh getan hätte. "Obwohl... Naja, wenn ich mal keinen Platz mehr habe, weiß ich ja, wo ich meine Vögel unterbringen kann..." meinte sie ironisch. "Untersteh dich!" rief Micha erschrocken. Sie sah ihn an, er sah sie an- Und sie lachten los. Sie lachten und lachten und kippten vor Lachkrämpfen nach hinten um. Ihr Gelächter brachte Coco dazu, sich nun komplett aus dem Häuschen zu trauen. Mit schief gelegten Köpfen schauten wir die zwei verrückten, sich totlachenden Hühner an.

Coco und ich sahen uns nur an. Diese Menschen... Irgendwann ließ ich mal einen Ton von mir hören, der sowas wie "Hey! Ruhe!" heißen sollte. Jaelyn kriegte sich langsam wieder ein und schaute auf. Als sie sah, dass Coco nun ganz draußen war, tippte sie ihn an die Schulter. "Hey, Micha! Schau mal wer da ist!" Micha sah ebenfalls auf, und bemerkte Coco. "Das ist also Coco? Sie ist echt hübsch. Wenigstens sieht sie nicht so aus, als hätte sie mit dem Kopf voraus eine Bruchlandung in einen Schornstein hingelegt..." stichelte er. Als Antwort gab ihm Jaelyn einen leichten Schubs gegen die Stirn, so dass er lachend wieder rückwärts auf Bett zurückfiel. "Du bist doof! Ich hasse dich!" lachte sie. Ich wusste genau, wen er mit der Bruchlandung meinte. Mich! Also Entschuldigung mal bitte! Ich kann sehr gut fliegen, eine Bruchlandung würde mir nicht passieren. Und wenn doch, garantiert nicht in einen Schornstein! Also ehrlich! Aber irgendwie fand ich es auch lustig. Ich hüpfte auf unser Haus, und lief einmal im Kreis. Dann kletterte ich in das Haus. Coco folgte mir. "Siehst du!", kam Jaelyns Stimme von draußen, "Jetzt hast du ihn beleidigt!" sie setzte sich wieder neben ihn,verschränkte die Arme und schaute eingeschnappt in die andere Richtung. Erst lachte er noch, doch dann dachte wohl auch er, dass sie wirklich sauer auf ihn wäre. "Hey..." meinte er, und stupste mit seiner Schulter gegen die ihre. Das brachte Jaelyn zum schmunzeln und sie lächelte. "Du bist echt gemein" meinte sie scherzhaft, und lehnte sich mit dem Kopf gegen seine Schulter.

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