Reue

Seufzend blickte Kanan auf seinen Padawan, der mit geschlossenen Augen im Bett lag und noch immer bewusstlos war. Allein das Heben und Senken seines Brustkorbs unterschied ihn von einem Toten. Ein weißer Verband lag um seinen Kopf, genau wie um seine Schulter. Ezras Wangen wirkten eingefallen und seine Haut war totenbleich. Unzählige Hämatome und Prellungen zeichneten sich an seinem Körper ab und Kanan fühlte sich bei jedem Anblick schuldiger. Wie hatte es nur soweit kommen können? Reichte wirklich ein Sith aus, um ihre Bande zueinander zu trennen? Der Jedi legte den Kopf in seine Hände.

Flashback

Geschockt starrten Kanan, Hera, Zeb und Sabine auf die Holoprojektion vor sich. Chopper hatte sich die ganze Zeit verborgen und jede Sekunde von Ezras und Calvins Auseinandersetzung aufgezeichnet. Diese spielte sich nun vor den Augen der Crew ab. Hilflos sahen sie mit an, wie Ezra von Calvin erniedrigt wurde. Ezra versuchte sich zu wehren, aber war zu schwach. Als Ezra gegen die Wand geschleudert wurde, ging sein Schrei ihnen bis ins Mark. Die Worte, die danach folgten ließen sie vollkommen verstummen. Kanan machte sich schwere Vorwürfe. Ezra war von der Mission verletzt gewesen und niemand von ihnen hatte es bemerkt! Was für ein miserabler Meister er war..! Als Chopper die letzten Momente spielte und dann die Aufzeichnung beendete wurde es ganz still im Raum. Sabine und Hera hatten Tränen in den Augen, Zeb ließ den Kopf hängen und murmelte "Karabast" und Kanan...Kanan fühlte sich so miserabel wie nie zuvor in seinem Leben. Sein Padawan war vor seiner Nase misshandelt worden und was hatte er getan? Ihn angeschrien, nicht vertraut und ihm sein Lichtschwert genommen - die Existenz eines jeden Jedis.

Ezra hatte alles daran gesetzt, dass sie ihm glaubten und was hatten sie getan? Ihn des Lügens bezichtigt und ihn alleine gelassen... Er sah auf, als Hera ihre Arme um ihn legte.

"Kanan..."

"Wie konnte ich nur..."

"Love, es ist nicht deine Schuld", flüsterte sie leise und blickte ihm in die Augen.

"Hera hat Recht. Wir haben alle unseren Teil dazu beigetragen...", erwiderte Sabine, die sich eine Träne von der Wangen abwischte. Zeb nickte und grummelte etwas Unverständliches.

"Ich hätte mehr auf ihn achten müssen, ihn mehr darauf zu drängen mir zu sagen, was ihn bedrückt. Wie konnte das vor meinen Augen passieren?!"

"Du hast versucht mit ihm zu reden, Kanan. Ezra wollte es selbst in die Hand nehmen. Wahrscheinlich dachte er, dass wir ihm ohne Beweis nicht geglaubt hätten..." "Was wir auch nicht getan haben..", sagte Zeb leise und fuhr sich über seinen Kopf. "Karabast." "Ich will gar nicht wissen, was Calvin noch getan hat...", murmelte die Mandolorianerin und sah zu Boden. Sie fühlte sich schrecklich.

"Wenn wir nicht gekommen wären...Wir wären zurückgekommen und Ezra wäre nicht mehr da gewesen. Er hätte ihn mitgenommen und ihm dem Imperium übergeben. Und wir hätten es nie erfahren..." Niemand sagte etwas. Es war dieses Mal verdammt knapp gewesen, dass einer von ihnen in den Händen des Imperiums fiel. Allein die Vorstellung, dass Ezra einfach verschwunden gewesen wäre und sie nie über seinen Verbleib erfahren hätten...Allein der bloße Gedanke daran schnürte ihnen die Kehle zu. Hera war die Erste, die die Stille durchbrach.

"Aber wir sind gekommen und Ezra ist noch hier. Calvin wird ihm nie wieder etwas antun können, wenn wir ihm Sato übergeben haben. Ezra ist hier und am Leben, dass allein erzählt."

"Wie geht es jetzt weiter?", fragte Sabine und sah in die Runde. Kanan und Hera sahen sich an. Die Twi'lek legte ihre Hand auf Sabines und schenkte ihr einen aufmunternden Blick.

"Wir warten bis Ezra wach wird...und dann werden wir mit ihm reden. Was danach kommt werden wir sehen."

Sie schwiegen erneut. Keiner wagte den Gedanken auszusprechen, den sie alle hatten - dessen Antwort sie fürchteten: Würde Ezra ihnen überhaupt verzeihen?

Flashback Ende

"Noch immer keine Veränderung?"

Kanan blickte auf und sah in Heras besorgtes Gesicht. Sie hatte eine Hand auf seine Schulter gelegt und überreichte ihm eine Tasse mit warmer Flüssigkeit.

"Danke", erwiderte er leise und nahm einen Schluck. Er fühlte sich gleich etwas besser.

"Du solltest dich ausruhen und dir etwas Ruhe gönnen, Kanan."

Der Jedi schüttelte den Kopf.

"Nein, ich will bei ihm sein, wenn er aufwacht. Er wird Fragen haben."

Hera nickte und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

"Zerbrech dir nicht den Kopf, Love. Er ist dein Padawan, natürlich wird er dir vergeben."

Kanan seufzte.

"Wie kannst du dir da so sicher sein? Ezra wurde vor unseren Augen misshandelt und wir haben nichts gemerkt. Ich hätte versuchen müssen ihn über unser Band zu erreichen. Ich hätte mich nicht von der Blockade abhalten lassen sollen. Ich habe ihn angeschrien, ihn als rücksichtslos und egoistisch bezeichnet...anstatt ihn anzuhören. Hera, ich habe unser Jedi -Training unterbrochen und ihm gesagt, dass er sich bewähren müsste...Ich habe meinem eigenen Padawan nicht vertraut..wie kann er mir je vergeben? Ich kann es mir noch nicht mal selbst."

"Ich weiß, dass er dir vergeben wird, Kanan. Wir haben Fehler gemacht, ja aber er wird uns verzeihen. Wir alle machen Fehler und verzeihen einander, so etwas macht man in einer Familie."

Sie beugte sich zu seinem Ohr.

"Du willst wissen, woher ich das weiß? Weil er genau wie du ist, Kanan. Mach dir keine Gedanken und rede mit ihm, wenn er wach ist. Es wird euch beiden guttun, love."

Hera lächelte ihm noch einmal zu und verließ dann die Krankenstation. Kanan seufzte erneut und betrachtete seinen Padawan. Hoffentlich würde Ezra bald aufwachen.

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