Jedi Training
Kanan war alles andere als erfreut, besonders da Ezra fast eine Stunde zu spät zu ihrem Training erschien. Als sein Padawan endlich den Gang herunterschlitterte und ganz außer Atem vor seiner Kabine zum Stehen kam, war er bereits tief in seiner Meditation versunken. Er nahm seinen Schüler kaum zu Kenntnis, als Ezra die Tür öffnete und den Raum betrat.
"Wo warst du?" Die Augen des Jedi blieben weiterhin geschlossen.
"Es tut mir Leid, Kanan. Ich..."
"Setz dich, damit wir endlich anfangen können."
Ezra erwiderte nichts, sondern setzte sich seinem Meister gegenüber. Er schloss die Augen und versuchte sich auf seine Meditation zu konzentrieren. Für gewöhnlich war es die Langeweile und die Inaktivität, die ihm den Fokus verloren ließen. Doch nun schien er keine Kontrolle über seine Gedanken zu haben. Er konnte nur an Calvin und seine Worte denken, insbesondere an seine "Warnung".
Was hatte der Kerl damit gemeint, dass er es noch genießen soll?
Warum hatte er ihm gedroht?
Was hatte dieses falsche Spiel auf sich?
Wie hatte er ihn würgen können, ohne ihn zu berühren? War er etwa machtsensibel? Aber wenn er es war, dann hätte Kanan ihn schon längst spüren müssen.
"Ezra." Doch der Padawan war zu sehr mit seinen eigenen Gedankengängen beschäftigt, um seinen Meister zu hören.
Hatte er seine Präsenz in der Macht verborgen?
Aber warum dann dieses Versteckspiel?
Was waren Calvins wahre Absichten?
Wieso hatte er seine Arbeit sabotiert? Etwa, um ihn vor Hera schlecht zu machen? Warum....?
"EZRA!"
Erschrocken schlug der Padawan die Augen auf und blickte direkt in das verärgerte Gesicht seines Meisters. Etwas musste ihn aus seiner Meditation gerissen haben.
"Meditation bedeutet seinen Geist zu befreien und sich der Macht zu öffnen, Ezra. Ich kann mich nicht entsinnen, dass ich einnicken dabei erwähnt habe."
"Ich habe nicht...Ich habe nur nachgedacht, Kanan."
Verlegen kratzte Ezra sich am Hinterkopf.
"Es tut mir Leid, aber irgendwie scheinen meine Gedanken heute ganz woanders zu sein. Ich kann mich nicht konzentrieren."
Der Jedi seufzte genervt auf und schüttelte den Kopf.
"Ich verstehe dich einfach nicht, Ezra. Wir haben darüber gesprochen, dass dein Training hohe Priorität hat - vor allem seit weitere Inquisitoren und der Sith Lord auf uns angesetzt wurden. Ich dachte du hättest den Ernst der Lage inzwischen verstanden und wie wichtig es ist, dass du deinen Geist kontrollierst."
"Das habe ich, Kanan! Es ist nur..."
Doch Kanan wollte keine weiteren Ausreden hören.
"Nur was, Ezra? Wenn du unsere Lage wirklich verstanden hättest, dann würdest du nicht immer versuchen dich aus allem herauszureden. Stattdessen erscheinst du nicht pünktlich zum Training und sabotierst meinen Unterricht!" Der Jedi war wirklich wütend. Er hatte genug von Ezras Ausflüchten. Was war nur in seinem Padawan gefahren? Kanan war enttäuscht. Er hatte gedacht, dass Ezra in der ganzen vergangenen Zeit deutlich reifer geworden wäre, als das....
"Ich musste noch etwas für Hera erledigen. Es ist nicht meine Schuld, dass ich zu spät gekommen bin!", erwiderte Ezra verteidigend. Kanan verschränkte die Arme vor seinen Oberkörper und zog fragend eine Augenbraue hoch.
"Jeder von uns hat seinen Auftrag für den Tag bereits heute morgen erteilt bekommen. Das ist mehrere Stunden her."
"Ich weiß..Ich musste die Phantom reinigen und..."
Doch Kanan unterbrach ihn erneut.
"Warum hast du es nicht gleich getan, anstatt es heute Morgen zu erledigen? Wieso musstest du es auf die letzte Sekunde verschieben?"
"Aber das habe ich! Ich habe den ganzen Morgen damit verbracht und war gegen Mittag komplett fertig! Ich war eine Minute abwesend und dann war die Phantom schmutziger als zuvor! Hera hat das mitbekommen und mich zu weiteren Aufgaben verdonnert. Sie hat geglaubt, dass ich ihr etwas vorspielen will, aber so war das nicht! Ich habe es versucht ihr zu erklären, aber sie hat mir nicht geglaubt. Also musste ich die Phantom nocheinmal putzen und anschließend invertieren, weshalb ich zu spät zu unserem Training gekommen bin!"
Kanan fasste sich an die Nasenwurzel und schnaubte.
"Du hättest ihr die Wahrheit sagen sollen, anstatt dich rauszureden."
"Aber es ist die Wahrheit, Kanan! Ich schwöre es dir! Ich weiß nicht was passiert ist, aber damit habe ich nichts zu tun! Ich war bereits fertig!"
"Hat dich jemand gesehen oder kannst du es beweisen?"
Ezra schüttelte den Kopf.
"Nein, aber ich sage die Wahrheit, Kanan! Irgendjemand muss das getan haben, während ich kurz abwesend war."
"Hast du eine Vermutung?"
Die hatte Ezra in der Tat, aber er hatte keine Beweise. Sollte er seinem Meister von seinem Verdacht erzählen? Nein, dafür musste er Calvin in der Hand haben.
"Nein, aber du musst mir glauben!"
Kanan seufzte. Er wollte seinem Padawan gerne glauben, aber er wusste wie geschickt Ezra sich aus Aufgaben herauszuwinden wusste - selbst bei ihrem Training war das kein Seltenheitsfall. Dennoch schien es dieses Mal anders zu sein, etwas schien seinen Schüler zu beunruhigen. Er konnte deutlich Ezras Unsicherheit und Unruhe spüren und noch etwas anders...Angst? Weshalb sollte er Angst haben? Er beschloss mit Hera darüber zu reden, vielleicht konnte sie sich das Verhalten seines Padawans erklären.
"Also gut, kid. Ich glaube dir und vertraue darauf, dass du die Wahrheit sagst. Wir werden die Sache schon aufklären können."
Ezra fiel ein Stein vom Herzen. Er konnte sich immer auf Kanan verlassen.
Sein Meister legte ihm eine Hand auf die Schulter und blickte ihm direkt in die Augen.
"Du weißt, dass du jederzeit zu mir kommen kannst, wenn dich etwas bedrückt, okay kid?"
Für einen Moment wollte Ezra sich alles von der Seele reden und Kanan sagen, was zwischen ihm und Calvin vorgefallen war. Das er sogar glaubte, dass er machtsensibel sei und nichts Gutes im Schilde führte. Aber er tat es nicht. Er wollte die Sache erst auf seine Weise angehen und erst seinen Meister einweihen, wenn er genug Beweise hatte. Stattdessen nickte er nur und schwieg.
Was beide Jedi nicht wussten war das sie nicht alleine waren. Calvin schüttelte amüsiert den Kopf und löste sich von der Kabinentür, wo er die ganze Zeit gestanden hatte. "Nicht, wenn ich das zu verhindern weiß", murmelte er lächelnd und entfernte sich von der Kabine des Jedi. Er wusste genau, was sein nächster Schachzug sein würde.
"Oh Ezzy, bald schon wirst du alles verlieren."
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