Immer und immer wieder
Sonntag, 2. Juni
Ruben - Power
Sie verschreckt mich. Immer und immer wieder. Mit ihrem harten Unterton. Es ist ein fieser, fast schon überheblicher Ton. Auch wenn ich ihn nicht hören kann. Es reicht schon, wenn ich wieder eine ihrer Nachrichten lese. Ich fühle mich zurückgestoßen. Immer und immer wieder. Trotzdem komme ich immer wieder zurück. Wie ein geprügelter Hund. Der sonst niemanden hat. Wie konnte ich in so eine Abhängigkeit kommen? Es ist als ob sie die Einzige ist, die mich wieder hoch holen kann. Auch wenn sie immer dabei ist, wenn ich gestoßen werde. Ist es das wert?
Ich mache mich klein für sie. Schlucke meinen Stolz runter. Meine Wut. Meine Bedürfnisse. Immer und immer wieder stelle ich sie über mich. Aber sie stellt sich auch über mich. Ist das Selbstsucht, dass ich nicht anderes kann ? Wahnsinn? Wahnsinn, dass ich immer wieder hoffe, dass sie mir entgegen kommt, aber sie nur darauf wartet, dass ich zu ihr komme?
Ich enttäusche sie. Immer und immer wieder. Aber ich weiß nicht, wer ich sonst sein könnte, als die Person, die ich vorgebe zu sein. Oder bin. Sie lässt mich zweifeln. Verzweifeln. Mache ich etwas falsch ? Ja, musst du ja. Oder nicht? Sonst würde sie dich nicht immer und immer wieder klein halten. Oder? Vielleicht passen wir zu gut zueinander. Wir vertragen uns zu gut. Können uns zu gut verletzten. Verletzten uns zu gut. Aber einer knickt immer ein. Einer muss ja nachgeben. Nachgeben. Oder Schwach sein. Schwach sein, damit die Andere sich stark fühlen kann. Stärke. Sie ist die Stärke. Neben ihr wirkt jeder schwach. Vielleicht weil sie uns alle schwach macht. Oder wir schwach sind. Ohne sie bin ich niemand. Aber ohne mich ist sie alles. Es ist einfach ungerecht. So wie sie. Ich gebe soviel. Ich würde so viel mehr geben als sie. Oder ? Ich muss meine Gefühle raus lassen. Ich kann nicht. Sie ist leichtfertig. Denkt, dass meine Wut nicht ihr gilt. Aber manchmal da gilt all meine Wut ihr. Und das ist pures Gift. Es würde uns beide zerstören und so zerstört es nur mein Inneres. Aber sie ist es wert. Sie ist wie eine Löwin. Sie würde sich für mich vor jeden werfen. Ich weiß nur nicht, ob ich es wert bin. Es wert bin, dass sie mich beschützt. Denn das tut sie.
Ich hätte ihr so vieles ersparen können. So viel Stress. Unnötiger Stress. Aber ich hab's nicht. Macht mich das jetzt Selbstsüchtig? Vielleicht bin ich doch nicht so aufopfernd, wie ich dachte.
Vielleicht verurteile ich uns auch zu Unrecht. Vielleicht zeigt die Zeit auch einfach, dass wie beide nicht fehlerlos sind.
Ich hasse es, wenn sie schlechte Laune hat. Wirklich. Ich sollte es nicht an mich ran kommen lassen, aber ich könnte jedes verdammte mal heulen, wenn ihr Ton mal wieder ausrutscht. Mein Fehler. Ich sollte langsam damit klar kommen. Es ist dumm und egoistisch von mir, ihr ihre Probleme und deren Auswirkungen auf sie vorzuwerfen. Aber ich kann nicht anders. Ich bin eine Heulsuse, wie sie immer sagt. Ich bin zu sensibel. Nächster Fehler auf der endlosen Liste.
Noch schlimmer ist es, wenn sie mich ignoriert. Oder meine Nachrichten nicht beantwortet. Denn ich weiß, dass sie sie gelesen hat. Es ist jedes Mal auf das Neue verdammt schmerzhaft. Sie hat auch Schmerzen. Aber sie will sie raus lassen. Vielleicht durch ihre Ignoranz. Ich hoffe, dass sie sich dadurch besser fühlt. Wirklich. Aber vielleicht tue ich das auch nur, damit nur einer von uns beiden leidet.
Ich möchte es ihr heimzahlen. All diesen Schmerz. Das pure Gift. Ich bin ein Arschloch und ja, vielleicht bin ich wirklich nicht allzu aufopfernd. Und vielleicht muss ich mir das nur immer und immer wieder vor Augen führen.
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Hay, wer auch immer du bist. Meine knapp 600 Wörter scheinen ja doch nicht so langweilig gewesen zu sein, wenn du das hier gerade liest.
Ich weiß gar nicht, was ich sagen kann. Aber vielleicht möchtest du etwas loswerden. Irgendwas. Ich höre dir immer zu. Denn manchmal bin ich doch kein Arschloch.
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