Eine Postkarte
Und ich stehe mitten in der Menge an Menschen. Alle sind beschäftigt. Der Mann mit dem schwarzen Hut, die alte Frau mit ihrem kleinen Weißen Hund mit dem zotteligen Fell. Eine Mutter mit ihrem Kind. Eine Gruppe an Teenagern mit Zigaretten in der Hand und bunt gefärbten Haaren. Der Junge in der Marken-Jogginghose der seinen Blick nicht von dem Bildschirm seines Handys wenden kann. Die Touristentruppe die der Frau mit dem Regenschirm folgt und sich aufgeregt in einer Sprache unterhält die ich nicht verstehe. Der Boden ist weiß. Der Himmel ist weiß, eine Helle, dicke Wolkenfront, die das Blau nicht durchlässt. Als ich klein war habe ich mir immer vorgestellt wir würden alle nur auf einer Postkarte leben wenn alles so weiß war wie jetzt. Der Himmel ist das Papier auf dem jemand einen Gruß an seine Familie schreibt.
Der Wind weht mir durchs Haar. Ich weiß nicht aus welcher Richtung er kommt, er ist einfach da. Und ich weiß auch nicht woher ich komme. Ich bin einfach da. Und dann lege ich meinen Kopf in den Nacken, schließe die Augen und mitten in der Masse von Menschen fange ich an mir die Seele aus dem Leib zu schreien. So laut, dass es fast schon wieder leise ist. Der Mann mit dem Hut erschreckt sich und lässt dabei fast seinen Aktenkoffer fallen ehe er verärgert weiter geht. Die Frau hält ihrem Kind die Ohren zu und läuft schnell damit davon. Der Hund von der Frau, schaut sich erschrocken zu mir um, und auch seine Besitzerin ist etwas verwirrt, aber ihren Ohren sind schon zu schlecht um zu merken wie laut ich schreie. Es ist nur ein gedämpfter Laut in ihren Ohren und sie geht weiter. Genau wie die Gruppe an Jugendlichen wo die eine immer noch hustet weil sie vor Schreck den Rauch ihrer Zigarette verschlugt hat, aber stehen bleiben tun sie nicht. Ein Tourist macht ein Foto, und läuft seiner Gruppe nach, die schon ohne ihn weiter gegangen ist und der Junge mit der Jogginghose sieht nicht einmal auf. Seine Kopfhörer halten was sie versprechen und lassen keinen Laut der Realität an ihn heran.
Schließlich, als auch das letzte Fünkchen Wut über meine Stimmbänder aus meinem Herzen in die Welt entfloh, stelle ich mich wieder gerade hin, atme einmal durch und verlasse die Postkarte, mit einem Lächeln, dass nie jemand sehen wird.
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