8| Aktion bei Nacht
Nachdem Neville den Gemeinschaftsraum der Gryffindors verlassen hatte, um zum
Nachsitzen bei Amycus zu erscheinen, war Lunas Laune seltsam bedrückt geworden.
Sie wusste selbst nicht, weshalb dem so war... Sorgen waren eigentlich nie ihr Ding gewesen. Wahrscheinlich lag es an der nahe bevorstehenden Aktion, also versuchte Luna einfach, das beklemmende Gefühl, was sich in ihrem Brustkorb breit gemacht hatte, zu ignorieren.
Schließlich war es so weit: Einige Minuten vor zwölf ging die Truppe los, so dass sie pünktlich um Mitternacht bei der Bibliothek eintrafen. Von hier aus teilten sie sich auf:
Luna und Seamus gingen mit Terry, Parvati und Lavender, während Ginny und Colin mit Susan, Dennis und dem gerade noch eingetroffenem Ernie loszogen.
Zuvor hatte Ginny beide Gruppen mit blutroter, Magie resistenter Farbe ausgestattet.
Dann hatten sie noch einige Zeichen ausgemacht, die sie alle paar Minuten austauschen würden, käme es darauf an: Eine kurze Mitteilung per Galleone bedeutete, alles war in Ordnung und sie waren sicher. Zweimal hintereinander bedeutete Schwierigkeiten, beispielsweise durch Schülerwachen oder Filch. Drei bedeutete, sie waren aufgeflogen. Für nähere Informationen konnten sie sich ja ausführlicher austauschen. Luna hoffte trotzdem, dass es nie zum Einsatz der letzten Zeichen käme.
Mit dem kleinen Gefäß in der Hand lief Luna neben Seamus voran. Es war stockduster, doch sie hatten beschlossen, kein Licht einzusetzen, bevor sie nicht an ihrem Ziel angekommen waren: Dem Büro des Schulleiters Severus Snape.
Als sie die Stelle schließlich erreichten, zündeten Lavender und Terry Licht mit ihren Zauberstäben, so dass sie die Steinwand erkennen konnten. Es war direkt die Stelle neben dem großen, goldenen Wasserspeier, der den Eingang des Büros bewachte.
Luna fand ihn ziemlich hübsch und würde zu gerne einmal in das Büro kommen, um ihre Neugier auf das Innere zu befriedigen, doch dafür war nun keine Zeit. Außerdem hatte der Wasserspeier sich dazu entschlossen, niemanden mehr in das Büro zu lassen.
Mit einem kurzen Wink des Zauberstabes wischte Seamus schließlich den Staub von der Mauer, dann war alles bereit.
Grinsend tunkte jeder von ihnen, mit Ausnahme von Lavender, die sich „lieber auf das Leuchten konzentrieren" wollte - oder einfach saubere Hände behalten wollte, wie Luna insgeheim vermutete, die Fingerspitzen ausgiebig in die Farbe.
Jeder wusste, was zu tun war, jeder hatte zugeteilt bekommen, welches Wort, bzw. welche Buchstaben er oder sie zu schreiben hatte.
Die grimmige Vorfreude verscheuchte jede Nervosität in Luna, als sie die Buchstaben „ebt" an die kühle Wand kleisterte. Schon nach einigen Minuten waren alle fertig.
Gemeinsam traten sie zurück und betrachteten stolz ihr Werk.
„POTTER LEBT!" stand dortin großen, leuchtend roten Buchstaben.
„Wir haben noch etwas Farbe... Was haltet ihr davon?", fragte Seamus grinsend und schlug ihnen gleich darauf noch etwas vor, was sie schreiben könnten. Zur Antwort nickten sie alle, selbst schadenfroh grinsend und teilten sich direkt die Farbe und Buchstaben auf.
Luna selbst fand Seamus' Vorschlag höchst amüsant und pinselte gleich mit den anderen wieder drauflos, so dass am Ende zwei weitere Wörter die Wand zierten:
„...SNAPE STINKT!"
Kichernd wischte Luna ihre jetzt ebenfalls rot beschmierten Finger an einem Taschentuch ab, um ihre Kleidung nicht dreckig zu machen. Den Pullunder, den sie trug, hatte sie selbst aus Dutzenden alten Flicken, zusammen mit ihrem Vater genäht. Verträumt blickte sie nun auf den einen, besonderen Flicken, welcher sich direkt auf der Höhe ihres Herzens befand.
Es handelte sich um ein Stück des hellblauen Tuches, welches sie als Baby von ihrer Mutter bekommen hatte und war somit von besonderem Wert für Luna. Das Tuch war schon eine Weile zuvor etwas kaputt gegangen, weshalb Luna es schließlich mit der Hilfe von ihrem Vater zu etwas Neuem gewandelt hat. Der Rest des Stoffes befand sich einmal in einem ebenfalls aus Flicken genähten Schal und außerdem an einem Anhänger, der zu so etwas wie einem Talisman für sie geworden war.
Beides lag zurzeit sicher verstaut in einem Karton unter ihrem Bett.
„Luna, kommst du jetzt? Wir müssen langsam gehen", wurde sie auf einmal von Terry aus ihren Gedanken gerissen. Auch alle anderen sahen sie mit einer Spur von Belustigung an. Diese war Luna mittlerweile gewohnt, weshalb sie wieder ihr kleines Lächeln aufsetzte und nickte.
Mit leicht hüpfenden Schritten schloss sie sich den anderen an. Diesmal bewegten sie sich nicht im völligen Dunkeln, sondern folgten dem Licht von Lavender und Terry.
Seamus benachrichtigte Ginny mithilfe der Galleone, dass alles glatt gelaufen war. Noch kam keine Antwort... Wahrscheinlich waren sie noch nicht fertig.
Luna erinnerte sich, dass die anderen gleich zwei Plätze beschmieren wollten, wenn man es so nennen konnte.
Sie hatten gerade den ersten Korridor hinter sich gelassen, als Luna auf einmal etwas hörte. Verdutzt blieb sie stehen und lauschte... Waren das etwa Stimmen?!
„Zauberstäbe aus!", zischte Luna eindringlich, woraufhin sich ihre vier Begleiter überrascht umdrehten und sie fragend ansahen.
„Da ist wer", flüsterte sie. Seamus verstand als Erster und nickte.
„Schnell, Zauberstäbe aus", befahl auch er. Mit einem leisen „Nox" löschten Terry und Lavender ihr Licht.
„Lasst uns lieber verschwinden", drängte Parvati. Von allen kam ein zustimmendes Murmeln.
„Am besten in ein leeres Klassenzimmer", schlug Terry vor. „Das von Zauberkunst müsste doch gleich zwei Flure weiter sein! Von da aus kenne ich einen eigenen Weg"
„Geh voran", forderte Seamus ihn auf. Das ließ Terry sich nicht zweimal sagen. Im Dunkeln folgten sie alle nun den Schritten von ihm, schön an der Wand entlang, um sich nicht irgendwie zu verlieren. Luna bildete dabei das Schlusslicht.
Wachsam sah sie alle paar Sekunden über ihre Schulter, falls sie am vom fahlen Mondlicht erhellten, anderen Ende des Ganges etwas erkennen konnte. Als die anderen schon fast alle um die Ecke waren, hörte sie wieder Schritte, blieb stehen und drehte sich ganz um.
Als Erstes sah sie den Schein des Lichtes, der direkt aus Zauberstäben zu kommen schien. Sie waren beinahe um die Ecke und würden die DA gleich entdecken!
„Beeilt euch!", drängte Seamus, der direkt hinter Luna stand und sie gleich darauf am Handgelenk packte und eilig mit um die Ecke zog, um gleich darauf wie die anderen loszurennen. Hier war es, durch das bläuliche Licht der Nacht, welches durch die kleinen, verzierten Fenster schien, leichter, den Boden zu erkennen und zu laufen.
Beim Rennen sah Luna über die Schulter, ob sie verfolgt wurden. Tatsächlich hörte sie direkt eilige, feste Schritte von mehreren Personen. Waren das die Nachtwachen?
„Schneller, sie kommen!", keuchte sie mit einer Spur von Panik in der Stimme und sah wieder nach vorne.
„Egal, renn einfach, gleich sind wir hier weg!", gab Seamus ebenso gehetzt zurück.
„Hey, ihr da! Stehenbleiben!", tönte auf einmal eine tiefe, eingebildete Stimme durch die Flure. Ohne einen Blick nach hinten zu werfen, wusste Luna bereits, dass es Crabbe sein musste. Sie wusste nicht viel über ihn, aber dass er Liebling der Todesser war und oft mit Ärger mit Neville gehabt hatte, reichte aus, um ihm gegenüber ein negatives Gefühl zu haben.
„Benutzt schon eure Zauberstäbe!", schrie ein Mädchen, vermutlich Pansy Parkinson.
Schon im nächsten Moment erreichten Luna und die anderen das Ende des Ganges und bogen ab, gerade noch rechtzeitig, bevor die Slytherins anfingen, sie mit ihren Flüchen zu treffen.
In Windeseile zog Luna ihren Zauberstab hinter ihrem Ohr hervor, auch die anderen züchten ihre und rannten nun halb rückwärts weiter. Als sie schließlich an der Tür zum Klassenzimmer für Zauberkunst ankamen, waren die Slytherins ebenfalls beinahe um die Ecke gekommen.
„Mach schon auf", drängte Lavender Terry mit piepsiger Stimme. Dieser fummelte hektisch an dem Schloss herum. Auf einmal geschah vieles gleichzeitig:
„Crucio" hallte es mehrmals laut von der anderen Seite des Korridors, während Seamus hervorsprang und laut „PROTEGO" rief, um die Flüche abzuwehren. Ebenso drehten sich Luna und Parvati um, Parvati wehrte ebenfalls einen Fluch ab während Luna „Stupor" zauberte, dicht gefolgt von Lavender. Ob die Flüche ihr Ziel fanden, konnte sie nicht sagen, doch von ihnen Selbstbehauptung niemand einen Cruciatusfluch ab.
Luna konnte nun erkennen, dass die anderen zu viert waren. Inzwischen hatte Terry es mithilfe seines Zauberstabes und „Alohomora" geschafft, die Tür zu öffnen und scheuchte sie nun alle herein. Parvati und Lavender flüchteten zuerst hinter Terry hinein, gefolgt von Seamus, der Luna mehr oder weniger hinter sich her zog.
Endlich sicher in dem Raum angekommen, lehnten sie sich gleich alle gegen die dunkle Holztür, um niemanden reinzulassen.
„Was jetzt, Terry?", fragte Parvati aufgebracht.
„Gebt mir eine Sekunde", meinte Terry konzentriert und ging in die hintere Seite des Raums.
„Sollte einer vielleicht den anderen Bescheid geben?", schlug Luna vor. Im nächsten Moment gab es einen starken Ruck an der Tür, als hätte sich jemand starkes dagegen geworfen. Mehr als ein paar dumpfe Geräusche bekamen sie jedoch nicht mit.
„Tu das", antwortete Seamus gepresst, während er sich, wie der Rest auch, gegen die Tür stemmte, die nun ebenfalls energisch von der anderen Seite angeschoben wurde.
Luna drehte sich, ohne von der Tür abzukommen, zu Seite und gab zwei Zeichen mit der Galleone.
Noch in demselben Augenblick kam eine Antwort... Einmal erwärmte sich ihre Galleone.
Wenigstens eine Erleichterung.
„Den anderen geht es gut", sagte sie laut. „Oh... Und Ginny fragt, ob sie uns helfen können"
„Nein, je weniger hier sind, desto besser", bestimmte Seamus. Luna schickte die Antwort gleich los.
„Terry, wird's bald?!", rief Lavender leicht hysterisch.
„Ja, ich hab's schon! Kommt alle her!", antwortete er gleich darauf.
„Großartig", seufzte Seamus. Zuerst machte sich Parvati auf den Weg, gefolgt von Lavender. Seamus und Luna hielten weiter hin die Tür. Es schien, als gäbe es dort einen kleinen Geheimtunnel, zumindest verschwanden Lavender und Parvati bald.
„Soll ich die Tür vielleicht absichern, bevor wir gehen?", fragte Luna Seamus.
Dieser antwortete etwas verwirrt: „Nun... Ja, wenn du das kannst"
Luna nickte und wandte sich konzentriert dem alten Türschloss zu.
„Colloportus- das sollte reichen" Verwundert sah Seamus Luna an, die gerade von der Tür wegging. Als er nicht folgte, drehte sie sich nochmal um.
„Komm schnell, der Zauber hält nur ein paar Sekunden. Die Tür wird gleich wieder geöffnet werden können"
Etwas skeptisch ließ auch Seamus von der Tür ab, die nun, trotz der offensichtlichen Bemühungen von der anderen Seite, geschlossen blieb. Mit großen Augen ging er schließlich auch zu Terry und kletterte in ein, wie Luna nun erkennen konnte, kleines Loch in der linken Wand. An der Seite konnte sie die passende Verkleidung erkennen - anscheinend war das Loch zuvor durch eine Holzvertäfelung, die auch den Rest der Wände zierte, versteckt worden.
Terry deutete mit einem Handzeichen an, Seamus solle ebenfalls hindurch. Nach kurzem Zögern krabbelte er schließlich auch auf den Knien hindurch in die Dunkelheit.
„Kannst du mir gleich helfen, Luna? Und diesen Zauber vielleicht auch hier anwenden, so dass sie uns nicht entdecken?", fragte Terry nachdenklich.
„Natürlich", meinte Luna. „Geh du ruhig vor, ich schaffe das alleine"
Er nickte und bückte sich anschließend ebenfalls hinunter. Luna ging auf die lose Holzverkleidung zu und wollte sie gerade aufheben, als auf einmal ein lauter Knall ertönte und die Tür aufsprang. Der Schreck fuhr ihr durch alle Glieder, als die vier Slytherins, die allesamt größer als sie waren, auf sie zurannten.
Kurz wollte Luna in den Tunnel flüchten, doch da fiel ihr ein, dass das vielleicht keine so gute Idee wäre. Die Slytherins hatten Luna bereits entdeckt und kamen wild trampelnd auf sie zu. Wenn sie den anderen jetzt hinterherliefe, würden die Slytherins sie ebenfalls finden.
Doch ab dem Moment blieb ihr eh keine Zeit mehr...
„Stupor", schrie Pansy durch den Raum und schleuderte einen roten Blitz in Lunas Richtung, der sie augenblicklich zusammensacken ließ.
„Haben wir dich!", schrie ein Junge, der ebenfalls aus Slytherin war. Luna konnte es, vor allem in ihrem jetzigen Zustand, nicht genau sagen, vielleicht hieß irgendwie Gole oder Gale, doch was sie wusste war, dass es auch einer war, der Neville früher angegriffen hatte.
„Ich benachrichtige den Carrow", meinte Crabbe mit einem dämlichen Grinsen im Gesicht.
Lunas Kopf kippte zur Seite, so dass sie in das Loch gucken konnte. Die Slytherins würden es wahrscheinlich übersehen... Gut so. Immer noch unter dem Fluch stehend lächelte sie schwach... Und erschrak, als sie auf einmal von einer klobigen Hand angehoben wurde. Es war Pansy.
„Du kleine, dreckige Blutsverräterin... Wo sind deine Freunde jetzt, he? Keiner wird dir hier helfen können, also sei am besten brav und zu alles, was dir gleich gesagt wird"
Wird Luna da wohl wieder rauskommen?
Ob die DA ihr irgendwie helfen kann, vorausgesetzt, sie werden auch nicht erwischt?
Damit endet dieses Kapitel auch... Es ist auch etwas länger geworden, also hoffe ich, dass es euch gefallen hat :)
Nebenbei möchte ich sehr für die 127 Reads bedanken und außerdem bei allen, die hier voten. Das freut mich jedes Mal total!
Also dann, bis zum nächsten Kapitel ^•^
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top