2| Pläneschmieden
•Er ballte seine Hände zu Fäusten und stellte sich gerade trotzig auf die erwarteten Schmerzen vom Cruciatusfluch ein, als zwei andere Leute um die Ecke gelaufen kamen und sich entschlossen zwischen Neville und Alecto warfen.•
Neville fiel ein Stein vom Herzen, als er seine beiden Freundinnen erkannte: Ginny und Luna hatten seine Nachricht erhalten und waren gekommen. In einem Augenblick hatte Ginny die Situation erfasst und begann schnell zu reden:
„Pro-Professor Carrow! Ihre Klasse, Mugggelkunde, die Drittklässler, sie... Sie warten auf Sie!"
Während Ginny an einer passenden Ausrede feilte, um Alecto wegzulocken, beobachtete Neville sie mit rasenden Herzschlag. Gleichzeitig spürte er Lunas Blick an seiner Seite, so dass er sie nach einer Weile ebenfalls anblickte. Zuneigung überkam ihn bei ihrem Anblick. Luna trug zwar ihren Umhang, doch ihr Stil kam dank bunten Haarspangen und knalligen Kreolen dennoch zur Geltung. Ihren Blick konnte Neville nicht deuten, doch ihre angespannten Gesichtszüge verrieten ihre Nervosität.
Während die beiden mit Starren beschäftigt waren, hatte Ginny Alecto die überzeugende Geschichte geliefert, dass ihre Schüler das Klassenzimmer auf den Kopf stellten. Alecto blickte sie alle verhasst und misstrauisch an, als auch Luna das Wort erhob:
„Natürlich können Sie auch bleiben... Ich bin mir sicher, Professor Snape hält den Streit mit einem Schüler für eine angemessene Entschuldigung, wenn eine unbeaufsichtigte Klasse die Schule verwüstet"
Dieser Satz zeigte Wirkung, denn Alecto wurde augenblicklich blass wie ein Gespenst. Neville schätzte, dass sie großen Respekt vor dem Todesser, der ihm so nahestand, hatte. Endlich nahm sie ihren Zauberstab herunter. Bevor sie sich jedoch von den drei Schülern abwandte, warf sie Neville einen drohenden Blick zu.
„Nachsitzen, Longbottom. Und passen Sie bloß auf... Das nächste Mal wird Sie kein Zufall retten"
Sie spuckte dem Trio hämisch vor die Füße, dann hob sie ihr Kinn und stolzierte eilig davon. Neville vergewisserte sich, dass Alecto verschwunden war, dann atmete er vor Erleichterung auf.
„Danke für eure Hilfe, Leute. Das hätte hier noch übler ausgehen können..."
„Oh ja", stimmte Luna ihm mit betrübter Stimme zu, als Ginny fragte:
„Was war denn wieder mit der Carrow los?"
Angespannt erzählte Neville von dem jungen Ravenclaw und wie sich dieser schließlich in Sicherheit bringen konnte. Dann stellte sich ihm jedoch eine Frage.
„Das mit ihrer Klasse, war das gelogen?"
„Naja, nicht wirklich", meinte Ginny schmunzelnd.
„Colin war auch noch mit uns unterwegs, als wir dann deine Nachricht bekommen haben und schon aus der Ferne Alecto sahen, ist er gleich losgelaufen. Sein Bruder Dennis Creevey hat gerade jetzt Muggelkunde bei ihr und laut Colin lässt der sich ebenfalls keine Gelegenheit entgehen, den Todessern eins auszuwischen"
Neville nickte, dann sah er die beiden jedoch wieder erschrocken an.
„Bekommt er dadurch nicht selber Schwierigkeiten?"
Jetzt war es Luna, die schmunzelte.
„Nicht in dieser Klasse... Colin hat mir erzählt, dass selbst ein Flubberwurm reichen würde, um dort Chaos hervorzurufen. Außerdem stehen die meisten hinter Harry Potter und würden ihren Freund nie verraten."
Die Zuversicht seiner Freundinnen beruhigte Neville etwas, konnte seine düstere Stimmung jedoch auch nicht bessern. Zu dritt machten sie sich nun auf den Weg zum Innenhof, einem der wenigen Orte, an dem sie sich nicht permanent belauscht fühlten.
Zudem mochte Neville diesen Ort - es gab schattige Plätze und Sitzgelegenheiten, zusätzlich schien der Schrecken, der über Hogwarts gekommen war, diesen Ort verschont zu haben.
Hier hielten sich zwar auch andere Schüler auf, die gerade keinen Unterricht hatten, aber Ginny kannte den passenden Zauberspruch, um ihre Gespräche für andere lautlos zu machen.
„Muffliato"
Interessiert blickte Luna Ginny an und fragte: „Wo hast du den eigentlich her?"
„Von... Von Harry. Und er hat ihn aus Snapes altem Buch, daher ist er ziemlich unbekannt"
Es schien, als hätte der Gedanke an ihren Freund sie etwas neben die Spur gebracht. So blieb sie stehen, während sich Neville und Luna nebeneinander auf eine hellgraue Bank setzten.
Um sie herum herrschte typisches Herbstwetter, der Himmel war grau und bewölkt und es wehte zwischendurch kalter Wind. Einen Augenblick schwiegen alle, dann erhob Neville das Wort.
„Wir müssen endlich mehr tun. Da draußen kämpfen sie bestimmt alle, jeden Tag sterben Leute. Wir können hier zwar nicht viel daran ändern, aber... Ich kann das nicht einfach ohne Protest geschehen lassen"
Als er Ginny und Luna in die Augen sah, konnte er in ihnen dieselbe Entschlossenheit strahlen sehen, die er selbst spürte. Nachdenklich stemmte Ginny die Arme in die Hüften.
„So viel steht fest, was immer wir anstellen, darf nicht auf uns zurückzuführen sein."
Sie sah Luna und Neville ernst an.
„Ich mache mir hier nicht einmal Sorgen um uns, aber da draußen haben wir Familie. Außerdem ist Chaos stiften einfacher, wenn man nicht jeden zweiten Tag nachsitzen muss"
„Ich glaube Dad fände es super, wenn ich kämpfen würde. Wie ihr wisst, schreibt er das in beinahe jede Ausgabe des Klitterers", bemerkte Luna und lächelte, sichtbar stolz. Neville fiel auf, dass Luna von etwas anderem abgelenkt wurde und folgte ihrem starren Blick: Es war eine seltsame, blau-grün gemusterte Heuschrecke, die sich friedlich auf einem kleinen Fleck Wiese putzte.
„Aber wir sollten nicht alleine handeln", meinte Neville. „Fast jeder ist von dieser Sache betroffen, außerdem können wir als Gruppe mehr erreichen"
„Du meinst als Dumbledores Armee", sagte Ginny, wobei sie beinahe schon feierlich klang.
„Genau. Ich meine... Ohne Harry wird es zwar nicht dasselbe sein, aber wir müssen es versuchen", erwiderte Neville, während er gedankenverloren Luna betrachtete. Inmitten der blassen Herbstfarben schien ihr blondes Haar wie goldene Seide zu schimmern.
„Wir könnten uns wieder alle versammeln. Nach Hogsmeade dürfen wir nicht, aber wir könnten einen alternativen Ort finden und alle DA-Mitglieder sowie deren Freunde einladen", schlug Ginny vor.
„Und wenn wir erwischt werden? Das ist viel zu riskant", widersprach Luna murmelnd. Schließlich schien sie zu bemerken, dass sie von ihren Freunden angesehen wurde und hob auch ihren Blick. Neville konnte den kleinen Hüpfer, den sein Herz machte, als ihr Blick seinen streifte, nicht zurückhalten.
„Und woran denkst du dann?", fragte Neville.
„Naja... Ich fände es sinnvoller, wenn wir alle so benachrichtigen, dass wir keine Aufmerksamkeit erregen", meinte Luna, nachdem sie einen Augenblick nachdenklich in den Himmel geblickt hatte.
„Ihr wisst schon, mit den falschen Galleonen. So teilen wir den anderen mit, wenn wir etwas vorhaben oder können Hilfe rufen, wenn sich jemand in so einer Situation wie du gerade befindet."
„Da hast du Recht, gute Idee", stimmte Neville Luna zu, woraufhin ihre Mundwinkel nach oben wanderten. Irgendwie freute sie seine Zustimmung und ihr wurde ein wenig wärmer ums Herz. Auch Ginny nickte zustimmend. Anschließend überlegte sie laut:
„Wer war noch gleich alles in der DA? Wir drei, natürlich Harry, Hermine und Ron, dann Seamus, Dean, Lavender, Fred und George, Colin, Dennis, Hannah, Susan, Ernie..."
„Die Patils, Anthony Goldstein, Michael, Justin, Katie, Zacharias und Terry", ergänzte Neville ihre Aufzählung.
„Vergesst Cho Chang nicht", fügte Luna leichthin hinzu, woraufhin Ginny ganz leicht die Stirn runzelte. Neville vermutete, dass Ginny die Ex von Harry, ihrer eigenen großen Liebe, immer noch nicht besonders gut leiden konnte, doch Luna bemerkte dies wohl nicht und er ging nicht weiter drauf ein.
In Gedanken an die DA versunken blickte Luna zurück auf das Fleckchen Wiese vor ihr... Und sah ein wenig enttäuscht aus, als sie bemerkte, dass die Heuschrecke verschwunden war. Ehe Luna seinen Blick bemerken konnte, sah Neville schnell wieder zu Ginny.
„Also dann", hob diese an, „Ich muss mich jetzt auf den Weg machen, mein Aufsatz für Verwandlung wartet auf mich"
Neville nickte, er war ebenfalls etwas nachdenklich geworden.
„Ich habe jetzt auch eine Freistunde", meinte er, „Luna, bleiben wir noch hier und kümmern uns um alles? Also...Du weißt schon, Nachrichten schreiben, organisieren und-" „Jaa, natürlich", fiel Luna ihm ins Wort, bevor er anfangen konnte, ungeschickt zu plappern.
Einen kurzen Moment schwiegen sie wieder alle, dann verabschiedete Ginny sich von ihnen und sie verabredeten sich für später zum Abendessen in der Großen Halle. Dann waren Neville und Luna alleine. Er wusste nicht wirklich, was er sagen sollte, also herrschte zunächst wieder ein betretenes Schweigen. Schließlich meinte er:
„Ich würde für den Anfang sagen, dass wir eine kurze Nachricht senden um alle über das zu informieren, was wir uns vorgestellt hatten"
„Ja, so habe ich es mir vorgestellt", stimmte Luna ihm zu.
Auf einmal stand Neville auf, ging einen Schritt nach vorne, ballte energisch seine Hände zu Fäusten zusammen und drehte sich dann wieder zu Luna um.
„Und dann, dann werden wir es ihnen zeigen! Die werden uns nie klein kriegen, nicht hier!"
Luna blickte ihn leicht verblüfft und etwas belustigt an, als sie wieder abgelenkt wurde. Sie unterbrach Nevilles rebellischen Monolog, kurz bevor er richtig begonnen hatte, mit der Aufforderung, er solle sich nicht bewegen. Neville sah sie verwundert an, als sie langsam aufstand und mit kleinen Schritten in einer Art katzenhafter Lauerstellung auf ihn zuging.
„Luna, wa-„, wollte er fragen, wurde aber von einem eindringlichen „Schscht" Lunas zum Schweigen gebracht. Konzentriert starrte sie auf einen Punkt auf Nevilles Schulter...
Bis sie schnell wie ein Niffler auf Goldjagd mit den Händen hervorschoss und sie um etwas auf seiner Schulter schloss. Neville schreckte kurz zurück, in der Sekunde als ihr Handrücken seinen Hals leicht streifte und er ein warmes Kribbeln dort spürte, was Luna jedoch kaum mitbekam. Sie war ganz auf das fokussiert, was sich in ihren Händen befand.
„Hab ich dich", flüsterte sie glücklich.
„Was... Was hast du?", fragte Neville verwundert. Luna sah ihn begeistert an, da öffnete sie ihre Hände, so dass Neville ihren Fang ebenfalls sehen konnte.
Und als sein Blick auf eine blau-grün gemusterte Heuschrecke fiel, konnte er nicht anders, als wundernd aufzulachen - ihn auf so eine Weise aufzuheitern, schaffte wirklich nur sie!
Ob die drei es wohl schaffen, die DA wieder zusammenzutrommeln?
Und wenn ja, wie werden sie gegen die Todesser vorgehen?
Damit ist auch dieser Teil zu Ende! Ich hoffe sehr, er hat euch gefallen.
Wenn das so ist oder ihr noch Tipps habt, kommentiert oder schreibt mir gerne, ich freue mich über jede Rückmeldung ^-^
Der nächste Teil ist schon in Arbeit und kommt voraussichtlich wieder am Wochenende.
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