13| Loony
Verschlafen rieb Luna sich die Augen - eigentlich befand sich ihre Gedankenwelt noch viel zu sehr in Träumen, um sich jetzt schon bald auf den Unterricht zu konzentrieren.
Sie war eben erst von dem Lärm aufgewacht, den ihre Mitbewohnerinnen machten.
Von dem hereinfallenden Sonnenlicht geblendet konnte Luna nur ungefähr ausmachen, wie die drei Ravenclaws ihre Schubladen nach passenden Socken und Schmuck durchwühlten oder auf ihrem Bett saßen. Die vielen Eindrücke zogen an ihrer Kraft und brachten sie dazu, herzhaft und laut zu gähnen.
Eve, ein brünettes Mädchen, welches vor allem durch ihre untypische Größe (von einem Meter achtzig) und der Tatsache, dass sie immer ihr braunes Notizbuch mitnahm auffiel, zeigte als Erste eine Reaktion.
„Oh, guten Morgen Loony"
Nun drehte sich auch Natalie Kay die zuvor ganz in ihrem Klamottenberg vor ihrem Himmelbett vertieft war, zu Luna um und nickte ihr kurz zu.
„Hey", murmelte Luna vergnügt. Schließlich entdeckte sie auch Maria Glossop, die auf der mitternachtsblauen Decke ihres bereits gemachten Bettes saß. Vor ihr hatte sie einige Schokofroschkarten ausgebreitet - in ihrem Jahrgang war sie für ihre vierfache Sammlung bekannt.
Und gerade sah es so aus, als würde sie bald die fünfte voll machen.
Maria strich sich, immer noch auf ihre Karten konzentriert, eine ihrer braunen Haarsträhnen hinters Ohr - für sie war der Morgen also ganz normal.
Ohne noch länger warten zu wollen, schlug Luna ihre Decke zurück und sprang aus dem Bett.
Sie war nie eine Langschläferin gewesen, was ihr nach dieser langen Nacht wahrscheinlich besonders zugute kam.
Ohne viel Zeit zu verschwenden, zog die Ravenclaw sich an und wollte gerade aus dem Zimmer verschwinden, als sie auf einmal ein Ziehen am Ärmel spürte.
„Hey Loo, warte doch mal", sagte Eve, die plötzlich direkt hinter ihr stand, so dass Luna sich wieder umdrehte.
„Ja?"
„Also, wegen heute Nacht... Mir ist aufgefallen, dass du nicht da warst. Das heißt, eigentlich uns allen..."
Etwas verlegen sah sie zur Seite und kratzte sich kurz an der Nase, bevor sie weiterredete.
„Wie auch immer, ich weiß, dass das bei dir nicht ungewöhnlich ist. Du bist halt so - ungewöhnlich. Nur, naja... Das ist ein schwieriges Jahr, also pass auf dich auf, ja?
Du bist eine Ravenclaw und naja, ich auch. Und wir sind Zimmernachbarn. Solltest du etwas brauchen, dann kannst du auf mich zählen, in Ordnung?"
Eine Weile lang herrschte Schweigen. Natalie und Maria hatten kurz einige skeptische Blicke auf das Geschehen geworfen, sich dann aber wieder ihren Sachen zugewendet.
Eve schien eine Weile zu überlegen, bevor sie ihre Hand wieder von Lunas Schulter nahm und Luna...
Luna war das erste Mal aufgrund ihrer Zimmergenossinnen sprachlos.
Nachdem sie nach einigen Sekunden immer noch nicht reagiert hatte, wurde Eves Blick verwunderter, so dass sie noch einmal fragte: „Ist das in Ordnung?"
„Oh... Ja, geht klar", antwortete Luna aus ihren Gedanken gerissen und nickte.
Das schien der großen Ravenclaw zu genügen, so dass sie sich mit einem freundlichen Lächeln wieder von Luna abwandte.
Diese schüttelte verwirrt den Kopf, machte sich dann aber nichts weiter draus und begann ihren Weg zur Großen Halle.
Als sie durch den großen Torbogen trat, weiteten sich Lunas Augen:
Alles war über und über mit dicken, teilweise schwebenden Kürbissen und lauter Spinnenweben dekoriert.
Wie konnte sie das vergessen haben... Bald war Halloween!
Eine vertrauliche Wärme breitete sich um ihr Herz aus. Vielleicht war doch nicht alles verloren. Ob Professor Flitwick dafür verantwortlich war?
Während Luna eintrat, konnte sie bei genauerem Blick erkennen, dass die Dekoration schon ordentlich nachgelassen hatte, wenn man sie mit den letzten Jahren verglich. An den Tischen fehlten die verzierten Süßigkeiten, die Kürbisse waren nur angeschnitzt oder in ganz normaler Form gelassen, auf Fledermäuse, Spinnen oder Ratten wurde ganz verzichtet.
Der Anblick bereitete Luna ein solches Vergnügen, dass sie milde lächelnd vorbei an den Tischen von Slytherin und Hufflepuff hüpfte, bevor sie sich an den Ravenclaw-Tisch setzte.
Ihr Magen begann schon zu protestieren, als sie nicht sofort etwas zu sich nahm, so dass die junge Hexe sich schnell eine große Schüssel Vanillepudding besorgte und sie gemütlich anfing zu löffeln.
„Luna Lovegood!"
Erschrocken schnellte Lunas Kopf zur Seite, wo sie Ginny entdeckte, die sich mit einem Honigtoast in der Hand neben ihr niederließ. Neben ihr war wie üblich immer etwas Platz, da die anderen Abstand von ihr hielten.
„J-Ja? War es nötig, so zu schreien?"
„Ja, verdammt nochmal. Weißt du eigentlich, was für Sorgen ich mir gestern gemacht habe? Hätte Neville noch langsamer erzählt, wäre ich vermutlich-"
„Ohh warte, geht es ihm denn gut?", fragte Luna, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen.
Ginnys Augen funkelten wild und sie biss von ihrem Toast ab. Mit vollem Mund antwortete sie:
„Keine Ahnung, hab ihn noch nicht gesehen, wahrscheinlich schläft er noch. Zumindest gestern Abend ging es ihm blendend... So ganz plötzlich, weißt du?"
Sie blinzelte einige Male unschuldig und aß weiter. Luna hingegen blieb kurz das Herz stehen - wusste ihre Freundin etwa Bescheid?
„Naja... Wir waren schließlich auch erfolgreich, also die DA", murmelte sie ausweichend, woraufhin Ginny in ein wildes Kichern ausbrach.
„Ich weiß schon längst was Sache ist, also tu nicht so", brachte sie glucksend hervor.
Luna fiel beinahe ein Stein vom Herzen - Ginny schien nicht sauer oder so zu sein. Immerhin hatte sie der Gryffindor kaum etwas erzählt, obwohl diese sie öfters mit Fragen gelöchert hatte.
„Erzähl schon, wie war es für dich?"
Luna überlegte. Sie hatte sich gestern wirklich etwas getraut und es war gut ausgegangen, außerdem war es ihr erster Kuss gewesen - selbst wenn er nur auf die Wange war.
„Es war das zauberhafteste, was ich je in Hogwarts erlebt habe", sagte sie dann mit einem milden Lächeln auf den Lippen.
Ginny rastete daraufhin praktisch aus. Sie schlug begeistert ihre Hände zusammen, so dass ihre Toastscheibe herunter auf die Tischplatte fiel. Gleichzeitig stieg ein Ton in ihrer Kehle auf, der einer sterbenden Katze glich.
„Bei Merlin, das ist so süß!"
„Ginny... Sicher das alles in Ord-"
„Ja, alles super. Tut mir leid, ich reiß mich jetzt zusammen. Ich hab einfach nur solange darauf gewartet und - hier gibt es sonst so wenig, worüber man sich freuen kann"
Die Hexe blickte Luna entschuldigend an, die dann schulterzuckend weiter ihren Pudding aß.
Ginny war schon immer etwas extrovertierter gewesen, so dass Luna sich nicht daran störte. Das einzige, worüber sie gerade nachdenken wollte, war Neville - hatte er verschlafen oder warum war er bis jetzt noch nicht da?
„Aber bevor du noch auf die Idee kommst, dich ja womöglich mit mir zu unterhalten... Ich muss dir etwas ganz wichtiges sagen"
Ohne auf die Neckerei zu reagieren blickte Luna auf.
„Also hör zu... Das mag jetzt sehr plötzlich kommen, aber ich habe bereits seit einigen Tagen auf eigene Faust recherchiert und wollte dir und Neville heute davon erzählen"
„Worum geht es denn?", fragte die Ravenclaw interessiert. Daraufhin lächelte Ginny grimmig.
„Mach dich auf etwas gefasst, Luna. An Halloween werden wir Hogwarts, beziehungsweise die Todesser, in ihre größte Angst und den gewaltigsten Schrecken versetzen!"
Überrascht blinzelte Luna einige Male, bevor sie antwortete.
„Wie das? Was hast du-"
„Keine Angst, ich hab mich schon beinahe um alles gekümmert und brauche nur etwas Hilfe. Ich wollte euch als erstes einweihen, bevor wir es mit der DA besprechen"
Ginnys Augen glühten förmlich vor Begeisterung, so dass in Luna auch das Verlangen wuchs, von der Idee zu erfahren.
„Und was genau hast du vor?", fragte sie leichthin.
Bevor sie antwortete, blickte Ginny sich skeptisch um, als hätte sie Angst, belauscht zu werden. Anschließend beugte sie sich näher zu Luna, so dass diese ihren warmen, nach Honig riechenden Atem auf der Haut spüren konnte.
Dann begann sie endlich, ihr die Details zu ihrem Plan zu verraten - und schaffte es nur mit wenigen Sätzen, dass sich Lunas Augen überrascht weiteten.
Ihr stand der Mund noch offen, als Ginny sich wieder zurücklehnte.
„Meinst du, das wird was?", fragte Ginny grinsend.
„Und ob das was wird", gab Luna verschwörerisch zurück.
Das würde ein Spaß werden.
Ich hoffe, euch hat dieses Kapitel gefallen :)
Auch wenn es ja gerade vorbei ist, hier steht Halloween ja noch kurz bevor...
Habt ihr eine Idee, was Ginny geplant haben könnte?
Wir sehen uns beim nächsten Mal ^•^
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