Vamyx I.

Vamyx zwang sich zur Ruhe. Er war der einzige, der still stand - um ihn herum herrschte ein Gewimmel aus verschiedensten Kreaturen und Kämpfern.

Ritter aus den großen Auen ritten auf ihren riesigen Streitrössern, stachen mit ihren polierten Rüstungen und den klirrenden Eisenwaffen heraus. Denn direkt neben diesen bezahlten Kämpfern bereitete sich Vamyx' Volk auf die Schlacht vor. Sie besaßen weder Stahl noch Leder, waren in leichte, bunte Stoffe gekleidet, einige nur in Leinenwesten und luftigen Hosen, die hochrangigen Krieger trugen lange, wallende Gewänder und waren reich geschmückt.

Vamyx selbst trug seine schlichte Alltagskleidung, wie die meisten in seinem Alter: seine Brust war mit weißen Stoffbandagen umwickelt und die Beine mit dunkelblauen, sehr locker geschnittenen Hosen bedeckt. Auch sein Drache, Eomryg der Kluge, war in seiner üblichen Ausrüstung, bestehend aus einem Seilgebiss samt fingerdicken Filzzügeln, dem traditionellen Stirnschmuck aus Fortnum-Haar und bronzenem Halsring. Der hübsche, kupferfarbene Jungdrache trat unruhig von einem seiner zwei Beine auf das andere - es war eben nicht nur Vamyx' erste Schlacht und das Tier spürte die Aufregung, die ihn umgab. Seine blauen Federn aufgestellt versuchte er dem Gedränge auf dem Platz zu entkommen, doch sein Gefährte hatte ihn sicher im Griff.

Im Vergleich zu den anderen 15-jährigen tat Vamyx sich gut; seiner Meinung nach. Und das, obwohl er den jüngsten Drachen aus seiner Klasse hatte. Die anderen sieben hatten ältere Generationsdrachen, von ihrem Dav geerbt, da dieser selbst nicht mehr im Krieg tätig war. So war es üblich, da Drachen nun mal viele Jahrhunderte älter als Menschen wurden. Sie wurden stets an den Erstgeborenen weitergereicht, sodass dieser mit erfahrenen Kriegsdrachen in den Kampf ziehen konnte. Die großen Echsen hielten einiges aus und es geschah nicht allzu häufig, dass sie im Kampf getötet wurden. Vamyx jedoch hatte mal wieder Pech gehabt - sein Dav war ein berühmter Kriegsgeneral, in Besitz von einem sogar noch berühmteren Drachen - Nymayd der Gesegnete galt als das Ideal eines Gefährten.

Vamyx würde sich mit seinem unerfahrenen Jungdrachen noch einige Jahrzehnte rumschlagen müssen, bis dieser als wahrer Nachkömmling von Nymayd angesehen werden würde.

Plötzlich durchschnitt ein Horn das geschäftige Summen der Stimmen auf dem Sammelplatz. Das war das Zeichen für die Ritter, die Mayden, wie Vamyx' Volk sie nannte, sich vom Platz in den Tunnel zu begeben - dieser führte sie direkt zum Grunde der Berge, wo sie gegen die Feinde kämpfen würden, die von ihrem Drachen gestürzt waren. Für etwas anderes wurden sie nicht gebraucht; gegen noch berittene Krieger hätten sie keine Chance.

Das zweite Horn ertönte und die Bogenschützen begaben sich auf ihre Position. Nun wurde Vamyx doch unruhig. Er warf einen Blick zu seinen Kameraden, auch sie schienen nervös - kein Wunder, nach den Schützen würde die erste Abteilung folgen, voll von altbekannten Kriegern, angeführt von niemand anderem als Ystho, Vamyx' Dav. Und danach war er bereits selbst an der Reihe, an der Seite von dutzenden anderer Jünglinge.

Der dritte Hornstoß. Gewaltige Drachen begaben sich in die Luft, ihre Schuppen vernarbt und ihre Farben erblasst, doch alle noch genau so kräftig wie in ihrer ersten Schlacht. Mit einer Geschmeidigkeit und Anmut, die man ihnen am Boden nie zugestanden hätte, verschwanden sie aus Sicht, hinein in den Nebel der Berge.

Der vierte Hornstoß. Noch ein letztes Mal atmete Vamyx tief ein, bevor er sein Kommando gab. Jeder Drache hörte auf andere Befehlstworte, individuell von dessen Reiter bestimmt. Auf "Frigt", in etwa "Bereit", senkte Eomryg also seinen riesigen Oberkörper, sodass Vamyx auf seinen Rücken steigen konnte. Skött, den Stab, mit dem er kämpfte, fest in der linken Hand gab er mit den Waden das Signal zum Flug - mit einem kraftvollen Stoß drückte der Drache sich vom Boden ab, gab einen schrillen Schrei von sich und stieg in kalte Morgenluft. Umgeben von anderen schillernden Drachen und ihren Reitern begab Vamyx sich in die Schlacht.

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Hier also die erste kleine Kurzgeschichte, mit nur knapp 700 Wörtern!

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