Zurück nach Hogwarts
Die Bäume zogen am Fenster vorbei wie am Fließband. Lizzi saß da, sah auf dem Fenster und kraulte ihren Kater Bommel. Dieser saß entspannt auf ihren Schoß und schnurrte. Das Streicheln entspannte Lizzi etwas. Sie kam nach einer schwierigen Zeit nach Hogwarts zurück. Zu ihren Freunden. Vielleicht musste sie nicht mehr daran denken, was ihrer Familie zugestoßen war. Hoffentlich konnten ihre Freunde und auch der Unterricht sie von diese Gedanken ablenken.
Es war eine gewisse Zeit seit der Abfahrt von Kings Cross vergangen. Mittlerweile konnte man sehen, wie sich die Sonne zurückzog und dadurch einen Sonnenuntergang verursachte. Es wirkte beinah' magisch. Lizzi liebte diesen Anblick. Wie Bäume an dem Fenster vorbeirasten. Komplett in den Gedanken versunken, starrte sie aus dem Fenster. Und dieses Mal dachte sie nicht an ihre tote Familie. Dieses Mal dachte sie nicht an die Personen, die sie ermordet hatten. Nein, sie dachte an ihre Freundinnen. Die lebensfreudige Caroline, die harsche und doch freundliche Sophie und kontaktfreudige Laura. Sie war dankbar sie ihre Freundinnen nennen zu dürfen. Sie liebte sie. Als wären sie wie eine Familie. Das waren sie auch. Ihre kleine Familie.
,,Hey!"
Lizzi drehte sich zur Türe und erblickte Michael. Er wirkte müde.
,,Hey", entgegnete sie und ging zu ihm um ihn zu umarmen. Dieser erwiderte die Umarmung und drückte sie noch ganz nah an seine Brust. Lizzi hörte Mihaels Herz pochen. Es pochte wild, so als wäre er nervös.
,,Wie geht es dir?", fragte der junge Ravenclaw.
,,Gut und dir?"
,,Lüg' mich nicht an, Schatz."
Verdammt. Wusste er davon? Wusste er, was vor den Ferien passiert war? Vermutlich. Lou könnte ihm davon erzählt haben. Aber das würde sie niemals tun, oder? Nein, Lou würde es niemanden erzählen. Nicht einmal ihren Bruder.
,,Du hast tiefe Augenringe. Offensichtlich hast du lange nicht mehr richtig geschlafen. Also, was ist passiert?"
Die beiden hatten sich bereits auf die Bank gesetzt. Noch bevor Michael Bommel verscheuchen konnte, sprang der Kater selbst von der Bank und setzte sich auf die Bank gegenüber von ihnen.
,,Nichts. Es ist nur etwas Scheiße passiert."
Lizzi fühlte sich noch nicht bereit es ihm zu erzählen. Sie musste es selber noch richtig verarbeiten. Und doch hatte sie das Gefühl ihn zu verraten. Ein zweites Mal. Sie hasste diese Gefühle so sehr. Warum konnte sie die Gefühle nicht einfach abstellen?
,,Bist du dir sicher?"
Michael rückte immer näher und legte seinen Arm um sie. Lizzi nickte bloß.
,,Vergiss nicht: ich bin dein Freund. Mir kannst du alles sagen."
,,Ich weiß."
Lizzi lehnte sich gegen ihn legte ihren Kopf auf seiner Schulter ab. Dieser legte seinen Kopf auf ihren. Es dauerte nicht lange bis sich seine Hand auf ihrer rechten Schulter bewegte. Lizzi fühlte sich schlecht. Sie sollte es ihm sagen. Er hatte ein Recht darauf. Immerhin war er ihr fester Freund. Er sollte wissen, was los war.
,,Michael, ich mu-", doch bevor sie den Satz beenden konnte, stürmte ein Schüler in ihr Abteil.
,,Michael, da bist du. Wir suchen dich schon überall!"
Michael sah zur Türe und begann zu grinsen.
,,Oh", er wandte sich an Lizzi und drückte ihre Hand.
,,Ich muss gehen Schatz."
Schnell drückte er ihr einen Kuss auf die Stirn und verschwand aus dem Abteil. Lizzi konnte sich nicht einmal verabschieden.
Nun war es wieder still. Nun war sie wieder alleine. Nun war es bevor Michael in ihr Abteil kam. Lizzi konzentrierte sich wieder auf die Bäume die draußen zu sehen waren und streichelte ihren Kater, der wieder neben ihr lag.
,,Verdammt, warum muss alles so scheiße schwer sein?", flüsterte die junge Hexe zu sich selbst. Ihre Augen fingen langsam an zu brennen. Dieses Gefühl kannte sie zu gut. Schnell wischte sich Lizzi mit dem Ärmel ihres Langarmpullovers die kommenden Tränen aus den Augen. Sie wollte nicht weinen. Nicht jetzt. Sie wollte mit einem Lächeln nach Hogwarts zurück. Und nicht mit roten Augen und tiefen Augenringen. Für Trauer war in den Ferien Zeit genug. Nun war Konzentration angesagt. Sie musste sich auf ihre Noten konzentrieren. Und das, was ihr noch blieb.
❧♕☙
Leise ging Lizzi zu den Gemeinschaftsraum. Sie durfte sich zwar außerhalb der Bettzeit in den Gängen aufhalten, um zu ihrem Gemeinschaftsraum zu kommen, jedoch fühlte es sich seltsam für sie an. Sie hatte Glück, dass sie nicht weit gehen musste um dort anzukommen. Als sie vor dem Eingang stand, klopfte sie den Rhythmus von "Helga Hufflepuff" gegen das zweite Fass von unten in der Mitte des Stapels. Als die diese Aufgabe gemeistert hatte, bewegten sich die Fässer zur Seite und offenbarten einen schmalen Treppenaufgang, der in den Gemeinschaftsraum führte. Bommel hatte sich sofort durch Lizzis Beine gezwängt um die Treppen rauf zu laufen.
,,Bommel", lachte Lizzi leise. Sie wusste, dass niemand im Gemeinschaftsraum schlief. Trotzdem musste sie leise sein, da sonst Professor Slughorn sie hören konnte. Und sie hatte gerade sehr wenig Lust auf ihn.
Schnell begab sie sich in den hellen Gemeinschaftsraum und bevor sie überhaupt reagieren konnte, hatte sich schon jemand auf sie geworfen.
,,Hey!"
Anhand der Stimme konnte sie erkennen, dass es Lou war.
,,Hey Lou."
Sie umarmte ihre beste Freundin zurück und sah, wie Care und Sophie langsam die Treppe hinunterkamen. Sie beiden Freundinnen verweilten noch eine Weile in der Umarmung bis Lou sich von Lizzi löste.
,,Hey Leute."
So schnell konnte Lizzi nicht reagieren, hatten die beiden sie schon in den Arm geschlossen.
,,Wie geht es dir, Liz?"
,,So gut, wie es geht", erwiderte Lizzi.
,,Ich hoffe eure Ferien waren in Ordnung."
Sie hatten sich wieder voneinander gelöst und saßen mittlerweile auf dem Sofa vor dem Kamin.
,,So erzählt mal: was ist alles passiert?", fragte die Brillenträgerin ihre Freundinnen. Diese begannen zu kichern.
,,Nun. Da ist etwas passiert", begann Care. Sophie hatte ihr Gesicht in das nächstbeste Kissen vergraben.
,,Da bin ich jetzt gespannt."
Was war passiert?
,,Unsere liebe Sophie hier hat sich verknallt."
Lizzi riss die Augen auf. Damit hatte sie niemals gerechnet. Sophie und sich verknallen. Niemals.
,,Unsere Sophie? Wer ist der Glückliche?"
Sophie war mittlerweile ganz rot im Gesicht geworden.
,,Verdammt", fluchte die junge Hexe. Alle Augen waren mittlerweile auf sie gerichtet.
,,Na gut! Es ist Dirk", gab sie schließlich nach.
,,Warte- DER Dirk. Also Dirk Cresswell?", fragte Lizzi.
,,Ja genau. Der Dirk."
Lizzi war beeindruckt. Sie hätte niemals gedacht, dass sich Sophie in einen wie Dirk verknallen könnte.
,,Nun Sophie, du hast Geschmack, das muss man dir lassen", begann Care nach einer Weile. Lizzi musste sich das Lachen krampfhaft unterdrücken, während Lou nicht so viel Glück hatte.
,,Haltet die Klappe!"
Nun musste Lizzi auch lachen. Sophie gefiel das gar nicht und so warf ein Kissen nach Lizzi. Lizzi wich geschickt aus und lachte nur noch lauter. Care hatte sich auch ein Kissen geschnappt und schlug es Sophie ins Gesicht.
,,Hey!", rief sie lachend. Care prustete los und konnte beim besten Willen nicht mehr aufhören.
,,Na warte."
Care hörte den Ernst in Sophies Stimme und sprang auf. Die blonde Hexe sprang ebenfalls auf und lief ihr hinterher. Nun war es eine Verfolgungsjagd quer durch den Gemeinschaftsraum. Während die beiden sich gegenseitig jagten, lachten Lou und Lizzi sich kaputt. Es tat ihr gut endlich wieder zu lachen. Wieder Freude zu empfinden. Wieder die Nähe ihrer Freundinnen zu genießen. Lizzi war glücklich. Und die fühlte sich sicher. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten fühlte sie sich sicher. Dank ihrer Freundinnen.
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