Ein schweres Schicksal

Elizabeth saß mit ihren Freundinnen gemütlich an den Haustisch in der Großen Halle und frühstückte. Nun ja, sie frühstückten während sie nur einen Apfel auf den Teller liegen hatte. Sie war so aufgeregt, dass sie nichts essen konnte. Sie würde nämlich in weniger als 48 Stunden im Hogwarts-Express sitzen und auf den Weg nachhause sein. Lizzi freute sich tierisch auf ihre Heimkehr. Zwar war sie immer in den Ferien bei ihrer Familie gewesen, hatte aber trotzdem noch immer Heimweh. Es hörte sich irgendwie verrück an. Ein fünfzehnjähriges Mädchen hatte Heimweh.

,,Die Post kommt!", rief ein Schüler aufgeregt. Noch bevor diese Worte ausgesprochen wurden, kamen unzählige Eulen geflogen und schon bald war die Decke der Halle voll mit Eulen verschiedenster Arten: Schneeeulen, Waldkauze, Schleiereulen und sogar Uhus.

Gespannt blickten alle Schüler in die Luft und hielten Ausschau nach ihren Eulen ob sie Post für diese hätten. Auch Lizzi. Sie erwartete aber keine besondere Post. Nur den Tagespropheten. Und wie ein Zufall landete eine hübsche Schleiereule vor ihr und gab ihr den Tagespropheten, welchen sie zusammengeschnürt wie ein Päckchen, in ihren Schnabel hatte. Lizzi kramte schnell ein paar Knuts und Sickel aus ihrer kleinen Tasche und steckte sie der Eule in den Beutel. Ganz normal. Wie jedes Mal, wenn sie den Tagespropheten erhielt. Und wie jedes Mal sah sie die Eule kurz an und flogt wieder davon.

,,Diffindo", flüsterte sie und sofort waren die Schnüre durchgetrennt. Lizzi faltete die Zeitung auseinander und vermutete wieder Tratsch auf der Titelseite. Verschwörungstheorien. Das übliche halt. Doch dieses mal war nichts dergleichen auf dem Titelblatt. Stattdessen war ein Bild von einem abgebrannten Bauernhof, mitten im nirgendwo auf dem Titelblatt. Und groß über dem Bild stand etwas, was Lizzi einen Schlag versetzte.

Muggelfamilie auf grausamste Art von Todessern getötet!
Täter sind weiterhin auf der Flucht

Sofort schlug sie die Zeitung auf und betete, dass es nicht ihre Familie war. Aufmerksam und leicht zitternd las sie den Artikel, welcher mehrere Seiten im Propheten für sich beanspruchte.

Die Anhänger des dunklen Lords machen nicht vor Muggel halt!

Eine kleine Muggelfamilie aus Dundee (Schottland) wurde am Montag den 24. März 1975 auf brutalste Weise von Todessern ermordet. Noch ist nicht klar, welche der Todesser für diesen tragischen Mord verantwortlich sind. Die Ermittlungen der Aurorenzentrale laufen auf Hochtouren. Die Muggel im näheren Umkreis der getöteten Familie wurde über den Tod in Kenntnis gesetzt und es wurde ihnen gesagt, es sei ein Feuer im Kamin ausgebrochen und somit seien sie erstickt.

Das Haus der Familie wurde abgebrannt. Der Muggelpremierminster weiß über die Gefahren für die nichtmagische Bevölkerung Bescheid.

Weiter wollte Lizzi nicht lesen. Sie hatte schon die Befürchtung, dass es ihre Familie war, die ermordet wurde. Langsam tropften Tränen von ihren Augen auf die Zeitung. Sie wollte e nicht glauben. Sie hoffte, dass es nur ein Zufall war. Ein komischer Zufall. Immerhin gab es viele Häuser in Dundee. Vor allem Bauernhöfe.

,,Hey, Lizzi. Alles okay?", fragte Lou vorsichtig. Sie hatte wohl mitbekommen, dass Lizzi weinte. Diese antwortete nicht, sondern gab ihr nur den Propheten. Sie wollte es nicht laut aussprechen. Nicht hier bei all den Schülern. Lizzi merkte nicht, wie sich Sophie und Care zu Lou drängelten und den Artikel lasen.

,,Oh Gott, Lizzi", flüsterte Care mitfühlend.
,,Es kann nicht sein. Es darf nicht sein", meinte diese weinend. Sie wollte es einfach nicht glauben. Alleine bei dem Gedanken, sie könnten tot sein, brach ihr Herz in tausend Teile.

Ihre drei Freundinnen wussten nicht, was sie sagen sollten. Sollten sie ihr zustimmen und ihr somit falsche Hoffnungen machen? Oder ihr widersprechen und ihr somit das Herz endgültig brechen?

Lizzi stand auf und ging aus der Großen Halle. Sie wollte es nun wissen: ist ihre Familie tot oder nicht? Und diese Information bekam sie, ihrer Meinung nach, von Professor Dumbledore.

Deshalb ging sie zum Schulleiterbüro um nachzufragen. Vielleicht hatte sie sich geirrt. Vielleicht war ihre Familie noch quicklebendig und bereitete alles für ihre Ankunft vor.

In der Hoffnung sich geirrt zu haben ging sie zum Büro. Und da stand sie nun. Vor einen goldenen Greifen, oder was das darstellen sollte. Sie war sich nicht sicher. Als sie hinter das goldene Ding gehen wollte, merkte sie, dass da keine Tür oder sonst was war. Und wie kam sie nun zu Dumbledore? Während sie sich fragte, was sie nun tun sollte, ging sie vor dem Büro auf und ab. Sie hoffte, dass er bald auftauchen würde. Und sie ihn mit Fragen durchlöchern konnte. Doch er kam nicht. Weder aus noch zu seinem Büro.

Und deshalb entschied sie sich Professor McGonagall aufzusuchen. Vielleicht wusste sie wo der Schulleiter war. Ohne darüber nachzudenken lief sie wie eine Irre zum Büro von McGonagall. Sie stolperte fast die Treppen hinunter, konnte aber noch rechtzeitig ihr Gleichgewicht finden.

Ein paar Minuten und halsbrecherischen Fast-Abstürzten später, stand sie keuchend und um Luft ringend vor das Büro. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und sie musste mehrmals tief ein und aus atmen um irgendwie den Herzschlag zu verlangsamen. Falls das möglich war, den immerhin schlug ihr Herz so schnell, als wäre sie gerade die Tour de France zu Fuß gerannt.

Sie atmete noch einmal tief durch und klopfte an der Tür. Ihr Herz schien auszusetzen. Zumindest fühlte es sich so an. Es war ein leichter Stich zu spüren. Vermutlich von der Nervosität und der Tatsache, dass sie gleich erfahren würde, ob ihre Familie noch lebt oder ermordet wurde. Von schwarzen Hexen und Zauberern. Den Hexen und Zauberern die Hexen, wie sie, tot sehen wollen. Immerhin war ihr Blut nicht rein.

Es dauerte nicht lange, bis Professor McGonagall vor der Türe stand und auf sie herabblickte. Etwas war an ihrem Blick anders. Es war irgendwie bemitleidend. Als Lizzi das bemerkt hatte wollte sie zusammenbrechen. Doch das konnte sie nicht. Nicht, bevor sie wüsste, dass es wirklich ihre Familie war, die tot aufgefunden wurde.

,,Miss Wilson. Was brauchen Sie?", meinte die Professorin streng zu ihr. Lizzi zuckte zwar etwas zusammen, ließ sich aber nicht davon abbringen.

,,Verzeihung Professor aber ist Professor Dumbledore da? Ich müsste ihn etwas wichtiges fragen", antwortete sie.

,,Er ist da. Und er wollte Sie sprechen. Gehen Sie zu seinem Büro", meinte diese bloß. Als Lizzi losgehen wollte, meinte die Hexe noch: ,,Das Passwort ist Zitronensorbé" Dann schloss sie die Tür zu ihrem Büro und Lizzi konnte wieder zum Schulleiterbüro gehen. Genervt und erschöpft atmete sie aus und machte sich erneut auf den Weg.

Oben angekommen stand sie vor dem großen Greifen oder was auch immer. Sie überlegte was mit Passwort gemeint war, doch da fiel es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen: Sie musste das Passwort zu dem goldenen Etwas sagen, um zu Dumbledores Büro zu kommen.

,,Zirtonensobré", sagte sie laut und deutlich zu den goldenen Vogel. Dieser drehte sich, sobald das Passwort ausgesprochen wurde mehrmals um die eigene Achse nach oben und eine Treppe erschien. Erstaunt blickte Lizzi zur Treppe, wie sie sich langsam nach oben schlängelte. Und für einen kurzen Moment vergas sie ihre Sorgen um ihre Familie.

Nach einer langen oder kurzen Weile des Starrens bekam sie wieder einen klaren Gedanken: ihre Familie. Entschlossen stieg sie die Treppe hoch zum Büro des Schulleiters.

Oben angekommen stand sie vor der Tür. Und überlegte. Wollte sie es wirklich wissen? Wenn es nicht ihre Familie war, die getötet wurde, über was wollte er dann mit ihr reden? Vermutlich wegen den Fluch, den sie Sirius Black auf den Hals gehetzt hatte, weil er sie eine Schlampe nannte. Und das nur, weil sie ein bisschen mit Michael rumgemacht hatte. Und er hatte sie dabei erwischt. Und Lizzi wusste, dass Sirius sowas wie Gefühle für sie hatte. Oder sowas in der Art.
,,Dieser Vollidiot von einem Black hatte gepetzt! Das nächste Mal, wenn ich ihn sehe, reiße ich in den Kopf ab!", fluchte sie in ihren Gedanken.

Viele weitere Flüche später fasste sie ihren ganzen Mut und klopfte an der massiven Holztür. Ihr Herz klopfte mit jeder Sekunde, die verstrich, schneller und wilder. Doch es kam kein Herein. Entweder war Lizzi am durchdrehen oder Dumbedore ist nicht in seinem Büro. Gerade als sie nochmal klopfen wollte rief jemand: ,,Herein!".

Vorsichtig öffnete Lizzi die schwere Tür und blickte wie ein scheues Reh in das Büro. Und sie war erstaunt. Überall hingen Bilder von Männern. Und sie bewegten sich wie die Bilder im großen Treppenhaus.

,,Ahh Miss Wilson! Kommen sie nur herein", meinte Dumbledore knapp. Lizzi nickte bloß und folgte der Anweisung. Sie kam ins Büro und begann zu fragen: ,,Warum wollten Sie mich sprechen, Professor Dumbledore?"

Dieser verlor sein aufmunterndes Lächeln und wies Lizzi an, sich zu setzten. Und das tat sie auch. Und befürchtete schlimmes.

,,Sie werden, wie ich annehme, schon den Tagespropheten gelesen haben, nicht war?", fragte er etwas behutsam. Und Lizzi verlor die Hoffnung, dass ihre Eltern noch am Leben waren.

,,Wollen Sie sagen, dass meine Familie in der Nacht getötet wurde?", wollte sie wissen. Sie unterdrückte die Tränen und versuchte sie für eine Weile zurückzuhalten. Zumindest für eine Weile.

Dumbledore nickte nur. Und Lizzis Welt brach zusammen. Ihre Familie war tot. Einfach weg. Getötet von Hexen und Zauberern, die Muggel als Parasiten sahen. Nicht als Menschen, sondern nur als Parasiten.

Lizzi sprang auf und verließ das Büro. Sie wollte irgendwo hin, wo sie in Ruhe weinen konnte. Ohne Publikum. Mit Tränen in den Augen lief sie zu einem Ort in Hogwarts, wo sie alleine war.

Dort angekommen ließ sie sich an der Mauer absinken und begann zu weinen. Sie weinte und weinte und weinte.

,,Nein nein nein", flüsterte sie voller Tränen in den Augen. Sie wollte es nicht wahrhaben. Lizzi würde ihre Familie nie wieder sehen. Nie wieder mit ihnen feiern. Nie wieder.

,,Bitte nicht. Bitte..."

Sie vergrub weiterhin ihr Gesicht in ihren Händen. Immer mehr Tränen kullerten langsam auf den Boden.

,,Warum nur...?"

Warum mussten so herzensgute Menschen sterben? Warum nur?

Sie fühlte sich in diesen Augenblick leer. Als wäre nichts in ihr. Bloß Trauer. Und der Tod.

Ihr Herz war zerbrochen so wie ihre Familie. Ihre Mutter war tot. Ihr Vater war tot. Ihr kleiner Bruder war tot. Und ihre Großmutter war tot. Nur der Kater lebte. Und das nur, weil sie ihn nach Hogwarts mitnahm.

Sie wollte es nicht glauben. Mit einem Schlag hatte sie niemanden mehr. Keine Familie. Nur sich selbst. Sie war nicht darauf vorbereitet. Sie wollte nicht ins Waisenheim. Das konnte sie nicht.

Sie weinte so sehr und laut, dass sie nicht merkte, wie sich jemand neben ihr setzte.

,,Hey. Alles in Ordnung?", fragte eine männliche Stimme. Lizzi schüttelte bloß den Kopf und meinte der Junge solle abhauen. Doch der Junge dachte nicht einmal daran. Vorsichtig nahm er die weinende Lizzi in den Arm und ließ sie an sich ausweinen. Zuerst wehrte sie sich, doch schließlich gab sie nach und vergrub ihr Gesicht in die Brust des Jungen. Sie wusste, wer er war und dass sie ihn normalerweise ignorieren würde. Doch dies waren keine normalen Umstände. Und es wird auch nie wieder normal werden.

,,Es wird alles wieder gut", flüsterte der Junge in ihr Ohr. Aber sie glaubte ihm nicht. Nichts würde wieder gut werden. Immerhin war sie jetzt allein. Ohne Familie.

Lizzi weinte so sehr, dass sie nach einer langen Weile einschlief. Bei den Jungen, den sie normalerweise ignorierte. Sie erkannte ihn an seiner Stimme und seinen Geruch. Der Geruch nach Wald. Warum sie den Geruch kannte? Das wusste sie selbst nicht. Und ihr war es im Moment egal. Sie war nur froh, dass der Junge mit den Narben da war und sie tröstete. Warum auch immer. Immerhin hatten sie wenig bis kaum Kontakt miteinander.

Sie merkte nur noch, dass jemand einen Umhang oder eine Jacke auf sie legte, bis sie dann endgültig einschlief und in einen langen und traumlosen Schlaf fiel. Sie dachte an nichts mehr. Weder an ihre Familie noch an den Jungen, der sie tröstete.

Sie dachte an nichts. Und sie war im nachhinein dankbar dafür.

*******

Hey!

Ich hoffe dieses Kapitel hat euch gefallen und ja, der Zeitsprung von drei Jahren kam etwas schnell. Aber ich hoffe, dass es euch trotzdem gefallen hat und ich würde mich riesig über euer Feedback freuen!

Ich wünsche euch noch einen schönen Tag!

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