Ein Abend ohne Probleme

Hektik. Das herrschte an diesen Nachmittag in den Schlafsaal der jungen Huffepuffs. Während Sophie Kleider raussuchte und einschätzte wem sie am Besten passen würden, bereitete Care das Make-Up vor. Sie hatte zwar wenig davon, aber sie wusste wie man was am Besten verwendete. Und Lou suchte in Zeitschriften, die sie in den Ferien aus Spaß gekauft hatte nach hübschen einfachen Frisuren, die sie ausprobieren konnte. Lizzi hingegen suchte die passenden Schuhe und Ketten zu der Kleidung.

,,Also, ich würde sagen, das hier ist für Lou!"
Sophie hielt ein kurzes, blaues Kleid mit Punkten hoch. Es schien als hätte es mehrere Schichten. Die Ärmel waren hauchdünn und man konnte vermutlich die Haut unter dem Stoff erkennen.
,,Das ist wundervoll!"
Lou riss Sophie das Kleid förmlich aus der Hand und stürmte ins Badezimmer, wo sie es sofort anprobieren würde.

Sophie hatte sich wieder ihren Schrank zugewandt und suchte weiter nach Anziehsachen. Nach einer Weile kam Lou mit strahlendem Gesicht aus dem Badezimmer. Das Kleid passte wie angegossen.
,,Lou, du siehst wunderschön aus!"
Sophie schien stolz auf ihren ersten Erfolg zu sein. Lizzi nahm ein Paar schwarzer Schuhe und eine lange Kette mit einem riesigen Anhänger in die Hand und gab sie Lou.
,,Das müsste dazu passen."
Lou nahm sie entgegen und nickte. Während Lou die Schuhe und die Kette anzog, hielt Sophie eine eine schwarze Schlaghose mit matte, grünen Punkten hoch.
,,Hey, Care!"
Sie war der jungen Hexe die Hose zu, welche sie ungeschickt auffing. Noch ehe sie die Hose betrachten konnte, war Sophie ihr noch ein rotes Hemd zu.
,,Es müsste dir passen."
Care nickte und verschwand wie Lou vor ihr im Badezimmer, um die Kleidung anzuziehen. Lizzi suchte nach passenden Schuhen, wo sie nach einiger Zeit auch fündig wurde. Sie fand schwarze Sandalen, dessen Schnüre nur grob den Fuß an der Sohle halten würde. Als Care wieder rauskam, drückte Lizzi ihr die Schuhe in die Hand.
,,Versuch' die mal. Vielleicht passen sie dir sogar."
Care nickte und ging zu Lou, welche ihr half.

,,Und für dich Liz, hab' ich auch etwas gefunden", meinte Sophie voller Stolz. Sie hielt ein weißes, langärmliges Top mit unzähligen Rüschen und Spitzen hoch und hielt sie vor Lizzis Brust.
,,Super, das sieht fantastisch aus!"
Sophie schien überglücklich zu sein. Sie drückte ihr das Top sowie eine gewöhnliche Jeans in die Hand und schob sie regelrecht ins Badezimmer.

Lizzi machte die Türe zu und machte sich ran ans umziehen. Als sie ihren Strickpullover ausgezogen hatte und nun stand sie nur in Unterwäsche im Badezimmer. Zuerst zog sie sich die Jeans an und als sie die Knöpfe etwas unterhalb ihres Baunabels zugeknöpft hatte, nahm sie das Top, welches sie in das Waschbecken gelegt hatte und suchte die einzelnen Öffnungen. Es war nicht besonders leicht, da die Rüschen und Spitzen sie oftmals verwirrten. Nach einer halben Ewigkeit hatte sie es endlich geschafft. Lizzi richtete nur noch das Oberteil und betrachtete sich dabei im Spiegel. Es gefiel ihr, was sie sah: eine selbstbewusste junge Frau, die wusste, was sie wollte. Der Schein mag zwar trügen, doch es kann nicht schaden sich selbst auch mal für einen Abend zu belügen? Heute Abend würde es nur um den Spaß gehen. Um die Musik, den Spaß und die Freunde. Sonst nichts.

Lizzi ging aus dem Zimmer und ehe sie richtig reagieren konnte, hörte sie Sophie sagen: ,,Ich wusste es!"
Lizzi und ihre Freundinnen lachten leise und machten sich weiter ans Werk. Lou hatte bereits angefangen Cares Haare zu machen und Care schminkte sich währenddessen selbst so gut es ging. Care sah konzentriert in den Spiegel, damit sie den Lidschatten richtig auftrug und Lou arbeitete ebenfalls konzentriert mit dem Spiegel, um zu sehen, welche Strähnen sie noch von vorne brauchen würde.
,,Ihr wisst, wie lustig der Anblick ist, den ihr bietet, oder?"
,,Ja, ja, Bins ist todeslangweilig."
Lizzi hob eine Augenbraue und lachte nur leise. Sophie war im Badezimmer verschwunden um sich ihre Kleider anzuziehen. Lizzi ging zu ihrem Bett um passende Schuhe und eventuell auch passenden Schmuck zu finden. Aber außer ein paar normale Straßenschuhe und ein großes, silbernes Armband, fand sie nichts, was dazu passte.

,,Hey, Lizzi! Du bist dran!"
Care hatte sich bereits rangeschlichen und sie an den Schultern gepackt, um sie auf den Stuhl zu setzten.
,,Zuerst Make-Up und dann die Haare oder andersrum?", fragte Care.
,,Ich würde sagen, ich mache zuerst die Haare und dann machst du das Make-Up. Es ist leichter das passende zu finden, wenn du bereits den Rest hast", erwiderte Lou nachdenklich.
,,Du hast Recht. Dann mach mal. Ich breite mal das nötigste vor."

Lou schnappte sich eine Bürste und begann so vorsichtig wie möglich die vorderen Haare nach hinten zu bürsten. Doch das erwies sich schwieriger als gedacht: Lizzis dichten Haare hatten sich schon sehr verfangen und fast schon ein Eigenleben entwickelt.
,,Lizzi, kann es sein, dass du deine Haare nie bürstest?"
Man hörte, wie sehr Lou sich abquälte die Knoten rauszubekommen. Lizzi versuchte den Kopf so gut es ging gerade zu halten, aber es tat so sehr weh.
,,Ich kann nichts für meine Haare", entgegnete sie schnell.
,,Das sagen sie dann alle", erwiderte Lou mit ihren sarkastischen Unterton.
,,Also, jetzt bin ich enttäuscht", antwortete Lizzi ebenfalls sarkastisch.
Lou murrte nur. Sie war wieder in ihrer eigenen Welt. Und sie hatte auch mit dem Bürsten aufgehört. Gerade als Lizzi fragen wollte, stieg ihr der strenge Geruch von Haarspray in die Nase. Sie spürte, wie sich Tonnen von Haarspray auf ihre nach hinten gebürsteten Haare festsetzten.

,,Fertig!"
Lou drehte Lizzi zu dem Make-Up Spiegel, wo sie ihre Frisur betrachten konnte. Ihre Haare waren locker und doch fest nach hinten gekämmt, sodass keine Strähnen in ihr Gesicht konnten. Ihre Augen kamen auch trotz ihrer Brille wunderbar zur Geltung.
,,Und nun zum Gesicht!"
Care nahm die Brille aus dem Gesicht und machte sich ans Werk. Es dauerte nicht lange und schon konnte Lizzi ihre Brille wieder aufsetzten. Ihr Make-Up war schlicht gehalten. Sophie war schon dazugestoßen und auch schon fertig. Sie trug fast kein Make-Up und auch ihre Haare waren so natürlich wie möglich.

,,Also ich würde sagen: auf geht's!"
,,Absolut!"
Sie hackten sich zu viert ein und machten sich auf den Weg zur Party.

❧♕☙

Im Turm hörte man soviel Musik und so viele Stimmen auf einmal, dass man nicht die eigene Stimme verstehen konnte ohne fast zu brüllen. Lizzi hatte etwas Angst. Man wusste nicht wirklich wer, wer war. Sie hatte nicht wirklich Lust Michael zu begegnen. Oder noch schlimmer: Remus. Der Junge mit den Narben. Der Junge, der sie vor den Ferien tröstete. Alleine bei dem Gedanken an ihm hatte sie ein komisches Gefühl im Magen. Sie bereute es sofort hier zu sein.

,,Es ist verdammt laut hier!", brüllte Care zu den anderen.
,,Definitiv! Aber wo wäre dabei der Spaß?"
Lou verschwand nach diesen Satz in die Menge und so waren's nur noch drei.
,,Also ich geh' mal Dirk suchen!"
,,Gut, viel Spaß!"
Care und Lizzi sahen nun auch Sophie in der Menge verschwinden und so waren's nur noch zwei.
Lizzi hatte nicht wirklich Zeit gehabt um zu reagieren als Care meinte sie würde nachsehen, ob es "gute Getränke" gab. Lizzi hatte eine leise Vermutung, was sie unter diesen Begriff verstand. Und Care verschwand ebenfalls in der Menge. Nun stand Lizzi alleine vor dieser Menschenmenge. Sie erkannte weder ihre Freundinnen noch sonst jemanden. Es machte ihr etwas Angst. Dort alleine zu stehen. Eine Fremde zu sein. Man kannte sie zwar vom Sehen her, aber persönlich kannten sie nur wenige.
Was, wenn ich mich blamiere?
Was, wenn ich für mich zu persönliche Sachen ausplaudere?
Was, was, was?
Diese Gedanken schwirrten durch ihren Kopf wie ruhelose Gespenster. Lizzi hatte diese Gedanken satt. Sie war gekommen, um einen Abend lang nicht zu denken. Sie war gekommen um Spaß zu haben. Und den würde sie auch haben. Heute Abend sollte es egal sein, was vor ein paar Wochen passiert war. Das war nun Vergangenheit. Und Lizzi hatte nun die Möglichkeit damit abzuschließen.

Geh' einfach und hol dir etwas. Genieße den Abend!

Entschlossen ging die Schülerin zur Bar, welche man vom Eingang aus leicht erkennen konnte. Sie bestand nur aus zwei oder drei Tischen aus irgendeinem unbenutzten Klassenzimmer worauf man ein scheinbar weißes Tischtuch gespannt hatte. Darauf waren eine Bowle, mehrere Becher und auch mehrere Flaschen platziert. Den Flaschen wurden die Etiketten abgenommen, aber der Farbe nach zu urteilen könnte es Feuerwhiskey sein. Lizzi entschied sich für die Bowle. Sie wollte langsam anfangen. Gemütlich füllte sie sich etwas ein und hörte auf die Musik. Mittlerweile war ein etwas ruhigeres Lied dran. Im Hintergrund war ein Klavier zur hören, während der Sänger davon sang, dass er jemanden umgebracht hatte. Sie wippte gemütlich zu diesem Lied und nippte an ihrem Getränk. Es schmeckte sehr nach Erdbeere. Lizzi mochte es. Gerade als sie ihren Kopf wieder erhob, sah sie, wie vier Jungs wie verrückt auf dem Tisch weiter weg herumhüpften. Trotz der Entfernung hörte sie, wie einer der Jungs ganz schief Galileo sang während die anderen drei die Arme verschränkt hatten und den Chor spielten. Die vier hatten tanzen und sangen zu dem Lied, als wären sie alleine in diesem Turm. Die Gäste schienen sie nicht wahrzuhaben.

"Any way the wind blows..."
Mit diesen Worten beendeten sie ihren kleinen Auftritt und ernteten auch etwas Applaus. Auch Lizzi klatsche mit. Es war lustig anzusehen. Und auch irgendwie süß. Noch hatte sie nicht gemerkt wer die vier auf dem Tisch waren. Dafür war sie zu weit weg.

Lizzi beschloss, sich ein wenig mehr unter die Menge zu mischen. Sie füllte noch etwas Bowle nach und drang immer mehr in die Menschenmenge ein. Sie schlängelte sich so geschickt wie möglich durch. 

Nach ein paar Meter gab sie auf und blieb stehen. Es war schwer sich durch die tanzende Menge zu bewegen. Also entschied sie sich mit dem Becher in der Hand zur Musik zu tanzen. Mit der rechten Hand hielt sie ihren Becher während sie den linken Arm in die Luft streckte. Lizzi hüpfte zum Takt der Musik auf und ab. Ab und zu trank sie kleine Schlucke aus dem Becher, aus denen wiederum größere Schlucke wurden bis sie den Rest auf einmal runterkippte. Die Flüssigkeit floss in ihren Magen und schien ihren Kopf etwas freizumachen. Sie  fühlte sich etwas leichter. Lag es am Alkohol? Vermutlich. Lizzi war es egal und tanzte fröhlich auf der Tanzfläche zu Elvis Presleys "Jailhouse Rock". Sie liebte dieses Lied. In den Osterferien hatte Anne es rauf und runter gespielt. Wenn sie zuhause war. Und wenn Lizzi alleine war, hatte sie oftmals den Plattenspieler angeworfen und das neueste Album laufen lassen. Es war einfach ein tolles Gefühl Musik zu hören. Es fühlte sich an, als wäre man in einer anderen Welt. Als wäre die Realität gar nicht real. Als wäre der Schmerz gar nicht real.

Das Lied verstummte und Lizzi hörte wie jemand auf einen Tisch stieg. Da sie aber etwas klein war und sich mitten unter anderen Schülern befand, konnte sie nicht erkennen, wer die Musik unterbrochen hatte.

,,Also, meine sehr geehrten Damen und Herren", begann Black. Lizzi erkannte es schon an seiner Art zu sprechen. Sie war locker und entspannt.
,,Ich darf Sie alle herzlich zu der Geburtstagsfeier unseres geliebten James Potter. Und da James ein riesiger Fan einer sehr bekannten Pop-Gruppe aus Schweden ist, dachte ich mir wir werfen ein paar Lieder an! Viel Spaß!"
Im Hintergrund hörte man jemanden klagen und andere lachten. Nach wenigen Sekunden begann dann das erste Lied zu spielen. 

Lizzi entschied sich dazu noch etwas Alkohol nachzufüllen. Ihr Hals war sowieso trocken. Woher? Das wusste sie nicht. Hatte sie etwa mitgesungen? Sie könnte sich jedoch nicht daran erinnern.
,,Hey, Lizzi!"
Jemand legte seinen Arm um ihre Hüfte und drehte sie so, dass sie der Person ins Gesicht sah. Der Geruch und die Stimme erkannte sie sofort. Es war Michael. 

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