Ankunft in London
Lizzi schleppte ihren Koffer hinter ihr her. Sie hatte alles bereits gepackt, in der Hoffnung ihre Familie erneut zu sehen. Doch diese Erwartungen wurden zerstört. Einfach über Nacht wurde ihre Familie ermordet. Von Hexen und Zauberern, wie sie eine ist. Doch nur mit einem Unterschied: ihr Blut. Im Gegensatz zu dem Blut der anderen war ihr Blut anders. Es war nicht rein, so sagt man es. Sie war nicht rein. Sie sagen, sie wäre ein Schlammblut. Der Magie unwürdig. Sie hätte es nicht verdient diese Schule zu besuchen. Und doch ist sie hier. Sie ist hier, in Hogwarts, die Schule für Hexerei und Zauberei und hat sich ein Leben aufgebaut. Ein glückliches Leben. Bis auf die Auseinandersetzungen mit bestimmten Schülern, war alles in Ordnung. Doch dann las sie diesen Artikel und ihnen wurde zerstört. Ihr sonst so sicheres Leben brach über Nacht zusammen, ohne, dass sie etwas tun konnte. Sie konnte es nicht verhindern. Es tat ihr im Herzen weh, zu wissen, dass sie nichts daran ändern kann. Dass sie ihre Familie nicht mehr sehen kann. Dass sie für immer weg ist. Und sie konnte sich nicht einmal richtig von ihnen verabschieden.
Mittlerweile war die junge Hexe beim Hogwarts-Express angekommen und suchte sich ein Abteil. Mit ihrem Kater in den rechten Arm schlängelte sie sich durch den engen Flur des Zuges. Es dauerte eine Weile, bis sie ein passendes Abteil fand, da alle schon besetzt waren. Erst ziemlich am Ende des Zuges fand sie eines. Sie warf einen Blick durch das Fenster, vergewisserte sich, dass niemand drinnen war und ging hinein. Als sie das Abteil betrat, sprang ihr Kater von ihrem Arm und legte sich auf den Sitzplatz. Kaum war der Kater abgesprungen, schloss sie das Abteil und setzte sich zu ihn ans Fenster. Mit der linken Hand streichelte sie ihren Kater und mit der rechten Hand stützte sie ihren Kopf ab. Gespannt blickte sie aus dem Fenster. Die Bäume zogen an ihrem Fenster vorbei. So schnell, dass sie nur Umrisse erkennen konnte. Entspannt lehnte Lizzi sich gegen das Fenster und begann nachzudenken. Über ihr Leben. Was bisher geschah und wie es weitergehen würde. Sie wusste, dass sie kein normales Leben mehr führen konnte. Wie auch? Ihre Familie war tot. Ihr bisheriges Leben war vermutlich vorbei. Lizzi musste nach vorne blicken. Es hatte keinen Sinn ihnen hinterher zu trauern. Sie waren tot. Weg. Und das für immer.
Das Mädchen mit der Brille starrte aus dem Fenster und versuchte an etwas anderes als ihre toten Eltern zu denken. Sie streichelte noch immer ihren Kater und sag noch immer aus dem Fenster. Konzentriert beobachtete sie die Landschaft, die an ihr vorbeizog. Lizzi war so sehr in ihren Gedanken verloren, dass sie nicht merkte, wie sich jemand zu ihr ins Abteil setzte.
,,Hey Lizzi."
Die Brillenträgerin schreckte hoch und blickte auf. Vor ihr stand ein braunhaariger, dürrer Junge, der sie liebevoll anlächelte. Lizzi kannte dieses Lächeln nur zu gut. Und ihn ebenso.
,,Hey Michael", entgegnete sie etwas überrascht aber erfreut.
,,Ich dachte du würdest in Hogwarts bleiben", fuhr das Mädchen fort. Der Junge scheuchte den Kater weg und setzte sich auf dessen Platz. Michael nahm sie in den Arm und strich ihr über den Rücken. Es beruhigte sie. Es war entspannend, wie er über ihren Rücken strich, seinen Kopf auf ihren ablegte und mit ihr aus dem Fenster starrte. Lizzi fühlte sich geborgen. Sie fühlte sich sicher. Als würde ihr nichts passieren, wenn er bei ihr war.
,,Was ist los? Du wirkst so abwesend", unterbrach er die angenehme Stille zwischen den beiden. Lizzi atmete aus und schloss die Augen. Sie ordnete ihre Gedanken und begann zu reden: ,,Es ist nichts. Ich bin nur müde. Das ist alles."
Eine miese Lüge. Das wusste Lizzi selbst. Sie wollte es aber Michael nicht sagen. Sie war sich einfach nicht sicher. Sollte er es wissen? Würde er es verstehen? Vermutlich nicht. Es war nicht seine Art zu verstehen, wie sich andere fühlen. Er war dazu nie richtig in der Lage. Egal was war, er versuchte mitfühlend zu sein, schaffte es aber nicht. Lizzi hatte gelernt, aufzuhören ihm ihre Probleme zu erzählen. Es würde eh nichts bringen. Er würde zwar zuhören, aber sich nicht die Mühe machen, sie aufzumuntern. Es war nicht er.
,,Okay. Ich muss gehen Schatz."
Er drückt Lizzi einen zarten aber schnellen Kuss auf die Lippen und verschwand aus ihrem Abteil. Lizzi hatte in den Kuss hineingelächelt. Sie war glücklich. Für diesen einen Moment war sie glücklich. Als Michael aus dem Abteil verschwand drehte sich Lizzi um und starrte erneut aus dem Fenster. Wie zuvor huschten die Bäume an dem Fenster vorbei. Man konnte noch immer grobe Umrisse erkennen. Sie hatte erneut ihren Kopf auf ihren Arm abgestützt, als sie ein leises Klopfen wahrnahm. Sie war sich nicht sicher, ob sie es sich eingebildet hatte. Also schloss sie ihre Augen um etwas zu schlafen. Doch es klopfte erneut. Und dieses Mal etwas lauter. Sie blickte auf und an der Tür des Abteils, im Flur, konnte sie einen Jungen erkennen. Ein großer, schmächtiger Junge mit braunen Haaren stand vor der verschlossenen Tür. Lizzi erkannte diesen Jungen. Es war der junge Lupin. Er sah erwartungsvoll zu ihr und sie nickte bloß. Remus öffnete die Tür und kam auf sie zu.
,,Hey", flüsterte er zu ihr.
,,Hey."
Remus setzte sich gegenüber von ihr hin. Bommel, welcher sich auf der anderen Bank hingelegt hatte, sah auf und fauchte den Jungen mit den Narben an und flüchtet zu Lizzi.
,,Bommel", ermahnte sie ihren Kater flüsternd.
,,Schon in Ordnung. Ich bin wohl kein Katzenmensch."
Remus lächelte etwas verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. Lizzi lachte leise und streichelte ihren Kater vorsichtig. Es herrschte ein Moment der Stille im Abteil.
,,Was willst du Remus?", fragte Lizzi nach einer Weile. Der junge Lupin sah zu ihr. Nicht weil sie die Stille unterbrochen hatte, sondern weil sie ihn beim Vornamen nannte. Das hatte sie noch nie gemacht. Bis jetzt.
,,Seit wann bin ich nicht mehr "Lupin"?", fragte der junge Gryffindor belustigt. Lizzi rollte mit den Augen und entgegnete:,, Wenn es dir nicht gefällt, könne wir wieder anfangen uns mit den Nachnamen anzusprechen." Remus hob beschwichtigend seine Hände und entschuldigte sich wie wild. Das brachte Lizzi zum lachen, jedoch überkam sie das schlechte Gewissen.
,,Tut mir leid", meinte sie flüsternd während sie aus dem Fenster starrte.
,,Schon gut."
Nun herrschte erneut eine Stille zwischen ihnen. Diesmal noch unangenehmer als vorher. Nervös sah sie aus dem Fenster und beobachtete die Landschaft erneut.
,,Ich wollte wissen, wie es dir geht."
Es überraschte Lizzi, dass der vernarbte Junge die Stille unterbrach. Fragend sah sie zu ihm und wartete darauf, dass er fortfährt. Doch er tat es nicht.
,,Warum willst du wissen, wie es mir geht?" Lizzi war misstrauisch. Er war ein Rumtreiber und somit konnte man ihn nicht trauen. Das dachte sie zumindest.
,,Ich mag dich halt."
Lizzi zog ihre linke Augenbraue nach oben. Sie war verwirrt. Warum sollte Remus Lupin sie mögen? Sie war gemein zu ihm. Sie behandelte ihn wie Dreck. Und dieser Junge mochte sie? Warum?
,,Was ist passiert? Warum warst du außerhalb des Gemeinschaftsraums?"
Sie sah hoch und blickte in Remus' Augen. Seine haselnussbraunen Augen.
,,Warum willst du das wissen?"
Lizzi merkte, wie sich ihre Augen langsam mit Wasser füllten. Schnell wischte sie mit ihren Arm über ihre Augen.
,,Nichts. Es ist nur Scheiße passiert. Das ist alles."
Sie hatte gespürt, wie sich ihr Herz zusammenzog, als sie darüber nachdachte. Als sie über all das nachdachte.
,,Bist du dir-"
,,Ja, ich bin mir sicher!"
Lizzi spürte, wie ihre Augen anfingen zu brennen. Remus sah geschockt zu ihr und stand auf.
,,Tut mir leid", murmelte der vernarbte Junge während er auf dem Weg war, das Abteil zu verlassen. Lizzi ignorierte es. Sie reagierte nicht auf die Entschuldigung und auch nicht auf den Abgang des Jungen. Stattdessen sah sie aus dem Fenster und kämpfte gegen ihre Tränen. Es tat weh an das zu denken. So verdammt weh. Lizzi lehnte ihren Kopf gegen die Scheibe des Fensters und schlief langsam ein.
Laute Gespräche, das Dröhnen eines Hornes und der Lärm von Koffer, die über den Asphalt rollen, wecken Lizzi auf. Sie sah aus dem Fenster und streckte sich. Sie waren bereits in London angekommen. Das Mädchen hatte ein paar Stunden geschlafen, doch diese waren mehr als wohltuend. Langsam richtete sich die junge Hufflepuff auf und ging zu ihren Kater, welcher auf der gegenüberliegenden Bank lag.
,,Tut mir leid Bommel, aber London ist zu gefährlich."
Der Kater sah auf und Lizzi nahm ihn und packte ihn in seinen Käfig. Sie nahm den Käfig und den Koffer und ging aus ihren Abteil. Es drängelten sich viele Schüler durch den Gang und Lizzi hatte es schwer durchzukommen. Sie fühlte sich gar nicht wohl und versuchte so schnell wie möglich aus dieser Situation zu kommen. Sie war von Personen umgeben und das mochte Lizzi gar nicht. Sie fühlte sich nach und nach unwohl und hoffte bald aus den überfüllten Zug zu steigen.
Endlich stieg sie aus den Zug aus. Mit Koffer und Käfig in den Händen machte sie sich auf die Suche nach ihrer Tante Anne. Es gab zwei Möglichkeiten wo sie sein könnte: direkt hier am Gleis 9 3/4 oder am Kings Cross Bahnhof bei den Muggeln. Mit schweifenden Blicken über die Menge ging sie zum Ausgang des Gleises. Dort angekommen sah sie sich nochmals um, um sicherzugehen, dass ihre Tante nicht am Gleis war. Als sie sich vergewissert hatte, atmete sie tief durch und ran auf die Wand zu. Ein kurzer, kalter Windzug kam ihr entgegen. Wie jedes Mal fühlte es sich so an, als würde sie durch einen Tunnel laufen.
An der anderen Seite angekommen, sah sich Lizzi nochmals um, in der Hoffnung ihre Tante zu finden. Obwohl sie nicht wusste warum. Sie kannte Anne kaum, da sie wegzog, als sie erst sechs Jahre alt war. Und zu Besuch kam sie auch nie. Und das schon neun Jahre lang. Also warum meldete sie sich gerade jetzt, nachdem ihre Familie gestorben war? War es überhaupt ihre Tante? Oder war es nur ein Trick von Potter und seinen Freunden, um sie zu ärgern? Im Brief wurde nur gesagt, dass sie wüsste, was passiert sei. Aber nicht genau, was passiert ist.
Mit jeder Minute, die Lizzi länger am Bahnhof verbrachte, überkam sie immer mehr die Überzeugung, dass der Brief gefälscht war. Gerade als zum Ausgang des Bahnhofs gehen wollte, hörte sie hinter sich ein leisen plopp. Langsam drehte sie sich um und entdeckte eine große, blasse, schwarzhaarige Frau mit dunklen Augen.
,,Hey Elizabeth."
Die junge Frau blickte liebevoll auf sie herab und reichte ihr die Hand.
,,Tut mir leid, dass ich mich verspätet hatte, aber im Ministerium war viel zu tun und ich konnte nicht früher weg und es tut mir leid."
Sie redete wie wild vor sich hin und Lizzi konnte nicht aufhören zu staunen. Das war also ihre Tante Anne. Sie war wunderschön. Ihr schwarzes Haar lag locker auf ihrer Schulter und ihr Lächeln war bezaubernd.
,,Bist du bereit?"
Anne blickte Lizzi neugierig, belustigt und abwartend an.
,,Bereit, wofür?"
,,Für dein neues Zuhause. Wenn du es so nennen willst."
Es war lustig, wie Anne immer wieder schnell etwas an einem Satz anhing. Das brachte die junge Hufflepuff zum schmunzeln. Sie nickte und Anne nahm sie bei der Hand.
,,Und los geht's!"
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Hey!
Jap Kapitel 13 ist raus! Und ich hab da mal 2 Fragen:
○ Was haltet ihr von Michael. Er wurde schon in den ersten Kapiteln erwähnt (keine Ahnung, ob sich noch jemand daran erinnert).
○ Und eure Meinung zu Anne? Das ist mir besonders wichtig. Bitte schreibt, ob ihr die Charaktere mögt.
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