Tränen
In der Pause flitzt Sugawara zum Mittags- beziehungsweise Nachmittagstraining. Daichi sorgt wie immer dafür, dass Harmonie innerhalb des Teams herrscht und hält ein Auge auf seine Schützlinge. Besonders auf die beiden total durchgeknallten Chaoten Hinata und Kageyama. Coach Ukai gibt wie immer Anweisungen und spricht mit dem Team vergangene Spiele durch, um ihnen ihre Fehler und richtig guten Momente aufzuzeigen. So sollen sie vor Augen haben, wie sie besser in ihren Techniken und somit noch stärker werden können. Geichzeitig schauen sie sich die Manöver anderer Mannschaften an, um sich wichtige Waffen zunutze zu machen. So auch das Zuspiel des Liberos aus Seijohs Team.
„Gesehen, Nishinoya? Wenn ihr das hinbekommt, habt ihr mehr Freiheiten auf dem Feld. Einerseits kann den Zuspielern noch mehr Möglichkeiten zum Angriff verschafft werden, und andererseits seid ihr auch flexibler bezüglich Angriffen von anderen Spielern, zum Beispiel von Asahi", erklärt der Blondhaarige, während das Team aufmerksam zuhört. So erklärt der Coach immer weiter bis das Team anfängt zu trainieren. Eigentlich läuft alles wie immer ab, nur Sugawara scheint sich anders zu benehmen als sonst. Irgendwie bedrückter. Selbst Kageyama bemerkt, dass es dem Zuspieler nicht gut geht.
„Du hast es auch bemerkt oder, Kageyama?", fragt nun die orangefarbene Knalltüte den König des Spielfeldes, welcher auf die Frage seines Partners nickt. „Was glaubst du ist los?", „vielleicht hat er einfach was Schlechtes gegessen", tippt Kageyama, was Hinata nur stutzen lässt. Wie kann er so klug und gleichzeitig so blöd sein?! Sogar ich habe bemerkt, dass es mit Daichi zu tun haben muss! „Kageyama, wie kannst du so blöd und so schlau gleichzeitig sein?", „WIE BITTE?!", rastet der Schwarzhaarige gleich wieder aus, weshalb Hinata kurz zusammenzuckt und auf Abstand geht. „Na ja, ich meine, es ist doch offensichtlich, dass Sugawara keine Magenprobleme, sondern Kummer hat!", entgegnet der Orangehaarige sofort, woraufhin Kageyama sich beruhigt und nochmal zu dem Grauhaarigen schaut. Seine Augen verengen sich zu schlitzen, ehe er zwischen Hinata und dem Zuspieler hin und her schaut und anschließend etwas Unverständliches murmelt. Nie und nimmer würde er offen zugeben, dass sein Spielpartner mal recht hat. Dafür ist er einfach viel zu stolz.
„Was?! Ich kann dich nicht hören, Nuschelyama~", provoziert der kleinere den größeren wieder, wobei er das Wort „hören" besonders lang zieht. „Klappe!", „Aber ich will wissen, was du gesagt hast, Murmelyama", „Noch so'n Spruch, Schädelbruch, klar?", knurrt der Schwarzhaarige, was den kleineren einen Schauer über den Rücken und ein Schlucken den Hals runter jagt. „Glasklar. Trotzdem ...", schmollt Hinata nun, doch konzentrieren sich die beiden schließlich wieder auf ihr Training. Natürlich bleiben die gegenseitigen Neckereien nicht aus.
„Ich glaube, sogar Hinata und Kageyama haben bemerkt, dass es Suga nicht gut geht", murmelt Asahi, der kurz zu den beiden Knallköpfen geschaut hat und daraufhin einen Ball an den Kopf geknallt bekam. „Man, Asahi! Pass doch auf!", wird er direkt von Nishinoya angemault, der auf der anderen Seite steht. Dort wurde gerade eben der Aufschlag gemacht, den der größere mit Leichtigkeit hätte annehmen können, wäre er nicht abgelenkt gewesen. Es ist kein richtiges Match. Viel mehr geht es darum, Noya dabei zu unterstützen seine Techniken zu verfeinern. Aber eigentlich wollte der kleinere einfach nur sehen, wie Asahi als Ass spielt. Jedes Mal zieht das Spiel des älteren den jüngeren in den Bann, doch dies ist eine andere Geschichte. So wurde das Team bloß zur Anmerkung der Gefühlsschwankungen des Grauhaarigen Zuspielers erwähnt.
Nach dem Training packen alle ihre Sachen zusammen, während erneut diejenigen die Halle putzen, die für das Einsperren verantwortlich sind.
Sugawara, der die ganze Zeit immer mal zu Daichi gelinst und ihn beobachtet hat, zieht sich, nachdem er beim Aufräumen schnell geholfen hat und bevor die anderen eintrudeln, schnell um. Danach begibt er sich schnell zum Unterricht ohne auf Asahi und seinen Schwarm zu warten. „Sag mal Asahi, weißt du, was mit Suga in letzter Zeit los ist?", fragt der Kapitän seinen besten Freund. „Na, er ist–", möchte sich nun Tanaka einmischen, doch wird er von Ennoshita aufgehalten. „Nicht so wichtig. Die Trottel hier haben sich einfach aus dem Staub gemacht. Tut mir leid, Daichi. Kommt nicht wieder vor", entschuldigt sich der Braunhaarige, ehe er Tanaka und die anderen wieder mit sich zieht und davon stapft.
Asahi und der Kapitän schauen sich gegenseitig verwundert und irritiert an, ehe sie beide anfangen zu lachen. Danach wird es jedoch wieder etwas ernst. „Also, ich ahne schon, was mit Suga los ist. Aber da wirst du wohl selbst hinter kommen müssen, Daichi. Tut mir leid", antwortet er und wird gegen Ende etwas leiser, während er sich etwas klein macht. Dennoch ist und bleibt er von der Größe her ein Riese. „Du bist eben doch nur eine halbe Portion", seufzt Daichi, schaut dann aber leicht lächelnd zu seinem Kumpel. „Na ja, trotzdem danke. Wenn nötig rücke ich Sugawara eben auf die Pelle, bis er mit der Sprache rausrückt. Ich weiß, er mag das nicht, aber anders kommt man da manchmal echt nicht voran", überlegt Daichi, „Aber jetzt erstmal schnell! Sonst verpassen wir den Unterricht!", fügt er am Ende gehetzt hinzu. Er nimmt seine Sachen, nachdem er umgezogen ist und sprintet in Richtung Schulgelände, Asahi ihm hinterher.
...
Im Unterricht sitzt Daichi ein paar Reihen hinter Sugawara, weshalb er diesen relativ gut im Blick hat. Selbst, wenn ein paar andere Schüler vor ihm sitzen. Während des Unterrichts starrt er immer wieder zu dem Grauhaarigen. Beobachtet, wie dieser sich eifrig auf den Unterricht konzentriert und alles Wichtige mitschreibt. Er hatte schon immer das Talent die wichtigen Sachen heraus zu filtern. Geht es ihm durch den Kopf, während er leicht verträumt zu dem Zuspieler schaut. Dennoch bemüht er sich darum, den Unterricht trotzdem konzentriert mitzuverfolgen.
Der Grauhaarige Zuspieler spürt deutlich, wie intensive Blicke auf ihm liegen, doch ignoriert er diese gekonnt bis es schließlich zum Ende der Stunde klingelt. Nicht mehr lange, dann wäre auch dieser Tag geschafft. Schnell packt er seine Sachen zusammen, will aufstehen und in Richtung Tür rasen, doch knallt er volle Kanne gegen einen starken Oberkörper und plumpst auf seinen Platz zurück. „Was zum?", murmelt er, hält sich kurz den Kopf, ehe er zu der Person aufschaut und schließlich einen Daichi mit strenger Mimik erkennt.
Sogleich wendet der Grauhaarige seinen Blick ab, um zu verhindern sich in den Augen seines Gegenübers zu verlieren. Er muss einfach darüber hinwegkommen. Niemals wird der Kapitän das Gleiche empfinden. Zumindest glaubt er nicht daran. Letztendlich kann er nicht wissen, wie der Braunhaarige denkt. Aber seine inneren Dämonen reden ihm immer wieder ein, dass Daichi nicht das Gleiche fühlt und verurteilen ihn dafür, wie er nur seinen besten Freund lieben könne. Tja, so genau weiß er das auch nicht. Also irgendwie schon, aber irgendwie auch nicht. Er weiß, wieso er Daichi so sehr mag, doch weiß er nicht, warum es Daichi sein muss. Es geht ja nichtmal darum, dass er ein Junge ist. Das ist dem Zuspieler eigentlich ziemlich egal. Es geht eher darum, dass er sein bester Freund ist. Praktisch sein zweites Zuhause, seine Seelsorge, sein Zufluchtsort. Doch genau zu diesem Zufluchtsort kann er im Moment nicht.
„Hey, wieso meidest du mich seitdem wir zusammen eingesperrt wurden?", konfrontiert der Braunhaarige sofort den Grauhaarigen und schaut ihn eindringlich an. Allerdings vermeidet der Zuspieler immer noch den Blickkontakt. „Ich meide dich nicht ...nicht wirklich ...ist nur viel Stress in letzter Zeit", antwortet Sugawara murmelnd. Er wagt es, zu Daichi zu linsen und erntet einen ungläubigen Blick mit skeptisch erhobener Augenbraue und streng verschränkten Armen. Ich fühl mich fast so als würde mich mein Vater als kleines Kind ausschimpfen wollen.
„Das glaub ich dir nicht", spricht der Kapitän das Offensichtliche aus, lässt den Grauhaarigen seufzen. „Mach dir nicht zu viele Sorgen um mich, Daichi. Mir geht's gut", versucht der Zuspieler zu versichern, erntet nur noch strengere Blicke. „Ehrlich, mir könnte es nicht besser gehen", „Und warum lächelst du ein falsches Lächeln?", „Wie gesagt, viel Stress. Ich bin erschöpft", „glaub ich dir aber nicht", entgegnet Daichi. So geht das eine Weile, ehe sich der Braunhaarige geschlagen gibt. Allerdings zieht er Sugawara in eine enge Umarmung. Überrascht atmet der Grauhaarige scharf die Luft ein und versteift sich kurz. Jedoch entspannt er sich danach und erwidert die Umarmung sachte, während er sich automatisch in diese schmiegt. „Mir gehts wirklich gut ...", haucht er, doch verlässt ihn letztendlich seine Selbstbeherrschung. Still laufen Sugawara die Tränen über die Wangen. Er sehnt sich so sehr nach dem größeren, nach seiner Nähe, seiner Liebe, er verzerrt sich danach! Allerdings glaubt er nicht, dass der Braunhaarige so empfinden könnte. Immerhin ist da ja auch noch Michimiya, die ganz offensichtlich auf den Kapitän des männlichen Volleyballteams steht. Daichi scheint ja auch nicht so abgeneigt zu sein.
Doch kann der kleinere ja nicht wissen, wie es in Daichi aussieht. Deshalb erlaubt er sich diesen Moment zu genießen, sich in das Oberteil zu krallen und sein Gesicht in die Halsbeuge von Daichi zu schmiegen und zu verstecken.
Daichi, der den Vizekapitän in seinen Armen hält, tröstet ihn einfach, während er ebenso den Moment genießt. Überall kribbelt es. Er fühlt sich als stände er unter Strom! Dieser Junge stellt wirklich seltsame Dinge mit ihm an, doch hat er gerade keinen Kopf für sowas. Viel lieber wüsste er, wieso Sugawara so viele Tränen vergießt und sich so an ihn festhält, als ginge die Welt bald unter. Als sich der Grauhaarige auch noch so an ihn schmiegt, drückt er diesen näher an sich ran, umklammert ihn und will ihn nie mehr loslassen.
Wenn das jemand sehen würde, würde nicht eine einzige Ausrede helfen. Das ist längst nicht mehr eine Umarmung unter gewöhnlichen Freunden. Viel mehr ist es eine Umarmung von zwei sich nacheinander sehnenden Herzen.
„Ist es besser?", haucht der Braunhaarige voller Sorge, erntet ein zögerliches Nicken seitens seines besten Freundes. „Ich denke schon. Danke, Daichi", antwortet der Grauhaarige murmelnd, löst sich schweren Herzens aus der Umarmung seines Schwarms. „Gerne. Du weißt, du kannst mit mir über alles reden", ja, aber nicht darüber. Zumindest noch nicht. Geht es dem Grauhaarigen durch den Kopf. Trotzdem nickt er auf die Worte seines besten Freundes. „Jetzt lass uns mal zu den anderen. Wir müssen uns vorbereiten, wenn wir die nächsten Spiele gewinnen wollen", grinst der Kapitän, steckt damit auch den Grauhaarigen an, welcher zur Antwort nickt.
Bei diesem Training scheint wieder alles wie gewohnt zu laufen. Daichi und Sugawara reden wieder miteinander. Sugawara konzentriert sich besser auf sein Training. Er schaut jedoch immer mal wieder zu dem Kapitän und erntet spitze Bemerkungen von Tanaka, welcher von Ennoshita wie immer im Zaum gehalten wird oder mit Noya auf Shimizu losgeht und dieser mal wieder hinterher sabbert. Letztendlich ist also alles so, wie man es von dem Team der Karasuno gewohnt ist. Nur scheinen die beiden Turteltauben nicht ihre Arschbacken zusammenkneifen zu können, um sich gegenseitig die Liebe zu gestehen.
Nachdem die Schule und das Nachmittagstraining am Abend geschafft sind, verabschiedet sich das Team voneinander. Dieses Mal geht Sugawara mit den anderen in den Clubraum, um sich umzuziehen. Eine schlechte Entscheidung. Wie er es die ganze Zeit befürchtet hat, fällt es ihm schwer seine Augen von Daichi zu lassen. Aber umgedreht genauso. Dem Kapitän fällt es genauso schwer, nicht zu dem Vizekapitän zu schauen und diesen anzustarren, was eigentlich das gesamte Team merkt. Zumindest diejenigen, die sich gerade mit dem Rest umziehen.
„Jetzt mal im Ernst. Es ist doch so offensichtlich, dass sie was voneinander wollen! Sie müssen sich doch nur gegenseitig die Liebe gestehen!", meint Tanaka, der draußen mit den anderen steht, die schon fertig sind. „Dann mach es uns doch bei Shimizu vor", merkt Tsukishima an, woraufhin Tanaka sich entsetzt zu ihm wendet. „Das geht doch nicht!", „Wieso nicht, du musst ihr doch nur deine Liebe gestehen", ahmt er Tanakas Worte nach. „Punkt für dich, du Rotzlöffel", knurrt Tanaka, bekommt noch einen Seitenblick von Tsukishima, der ihn hätte umbringen können. Doch Yamaguchi der Held schafft es, schlimmeres zu verhindern.
Schließlich kommt auch der Rest, ehe der Clubraum nun auch abgeschlossen wird. Natürlich sind noch aufprallende Bälle aus der Turnhalle zu hören, da die schräge Kombi mal wieder nicht genug Training haben kann. „Tanaka, hast du ein Auge auf die Verrückten da drin?", bittet der Kapitän den Außenangreifer, welcher dieser Bitte mit einem Nicken zustimmt. Daichi gibt ihm den Schlüssel, bevor sich das Team endgültig verabschiedet und jeder seiner Wege geht.
Die Drittklässler gehen wie immer zusammen, doch dieses Mal sollte es auf dem Weg etwas anders laufen. „Ich muss heute in diese Richtung, möchte noch wohin", verabschiedet sich Daichi, „warte, ich auch! Ich muss in die gleiche Richtung", meldet sich nun Sugawara, was Daichi kurz verwirrt, jedoch sagt er nichts dazu. „Okay, bis morgen ihr beiden", verabschiedet sich Asahi von seinen zwei besten Freunden bevor diese ihre Richtung antreten und er in seine Richtung läuft.
„Wo musst du eigentlich hin?", möchte Daichi schließlich von Sugawara wissen.
******************************************************************************************************************************************************************************
Hey, Sushinasen!
Ein weiteres Kapitel wäre also geschafft. Es ist echt schwer, miese Cuts zu einem guten Zeitpunkt einzubauen. Dieser hier ist vielleicht nicht so mies, aber ich denke erstmal mies genug. Ich möchte mich als Autorin einfach ein bisschen auf Cliffhanger konzentrieren und diese bewusster einsetzen, bis jetzt hab ich einfach immer die Gelegenheit genutzt, aber bei so einem eher ruhigen Kapitel ist das nicht so einfach.
Tja, wo werden die beiden wohl hingehen?
Passt auf euch auf und bleibt gesund!
Bis zum nächsten Kapitel und danke fürs Lesen!
Sayōnara
Yuko_Inuzuka
PS: Tut mir leid, dass ich wieder ein Tag zu spät bin. Dadurch, das Ferien sind, investiere ich einfach zu viel Zeit in das Zocken mit Freunden, weshalb ich gestern Abend einfach zu müde war, um hier drüber zu lesen und anschließend hochzuladen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top