XX - Um Mitternacht

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I never understood desire until I felt your hands around my throat.

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Elisabeth wusste nicht was sie tun sollte. Die Stille war erdrückend. Sie hörte das Rascheln von Manuelas Röcken, als sich diese erhob und das Klacken ihrer Schuhe als sie näher kam. Sie wollte den Blick heben, Manuela erklären, was sie gesehen hatte, ihr sagen, dass es nicht das war, wonach es ausgesehen hatte, doch verließ kein einziger Ton ihre Lippen. Tränen formten sich in ihren blauen Augen als neben ihr eine Hand erschien, welche ihr aufhelfen wollte. Langsam hob sie den Blick. Manuelas Gesicht war neutraler Regung, unleserlich. Rasenden und schweren Herzens ergriff Elisabeth die Hand und erhob sich. Sie öffnete den Mund um zu einer Erklärung anzusetzen, doch kam sie nicht dazu, denn augenblicklich wurden ihre Lippen verschlossen, als Manuela sie küsste. Ihre Hände griffen fest ihre Taille. Elisabeth sah sich selbst überrascht von der Kraft hinter diesem Kuss, welcher kaum Zärtlichkeit beinhaltete. Beide Hände an Manuelas Schultern legend, drückte sie diese von sich. „Manuela!", rief sie schockiert aus und hielt die Jüngere auf Armlänge, während sie sich umsah. Was war in sie gefahren sie so allenthaltend in der Öffentlichkeit zu küssen?
Still sahen sich beide Frauen an. „Es sind Eltern und Schüler in der Nähe!", flüsterte Elisabeth mit Nachdruck und ließ ihre Arme sinken. Manuelas Blick wanderte an Elisabeth hoch und runter, sie wusste nicht was sie sagen oder tun sollte, also sah sie Elisabeth fest in die Augen und ging dann an ihr vorbei in den Speisesaal aus welchem noch immer heitere Musik tönte. Sie wurde empfangen von angeheiterten Mädchen, welchen der Punsch zwar zu bekommen, ihre Sinne aber nicht zu betäuben schien. Sie umringten sie und sprachen aufgeregt auf sie ein. „Mädchen, bitte, so beruhigt euch doch!", rief Manuela lachend. „Haben Sie die Kaiserin gesehen Fräulein?", konnte Manuela eine Frage ausmachen und sie kicherte sanft, sie wusste nicht, ob den Mädchen und Frauen im Raum der dunkle Glanz ihrer Augen bei der Erwähnung ihrer kaiserlichen Hoheit auffiel, aber sie antwortete ruhig: „Nur kurz, sie war im Gespräch mit der Oberin vertieft und war zeitlich sehr gebunden." „War der Kaiser auch da?", kam eine weitere Frage. „Nein", antwortete Manuela knapp, verschwieg den Mädchen, was alle Erwachsenen im Raum wussten. Der Kaiser war in den Niederlanden im Exil. Die Mütter im Hintergrund tauschten traurige Blicke. Es dauerte etwas, bis die Mädchen wieder zum Tanzen übergingen und Manuela sich endlich setzen konnte. Sie war überrascht Fräulein von Adelsheim zu entdecken. „Fräulein von Adelsheim", begrüßte sie die Frau freudig, „Sie sind zurück, wie erfreulich". Die alte Dame lächelte. „Ich befürchte , ich bin nicht wirklich zurück, Meinhardis". „So?", Manuela griff nach dem Glas, welches Adelsheim ihr anbot. „Ich habe festgestellt, dass es für mich wohl an der Zeit ist in Rente zu gehen und Sie machen meine Arbeit wirklich hervorragend", die alte Frau schmunzelte und nippte an ihrem Glas, während sie Manuela in die Augen sah. „Ich mag gut sein, aber mir fehlt noch immer Ihre Expertise", gestand Manuela und tat es ihr gleich, der fruchtige Weißwein hinterließ ein warmes Gefühl in ihrem Bauch. „Vielleicht, aber Sie haben etwas anderes, Fräulein". Adelsheim sah, lächelnd den Kindern zu, wie sie miteinander tanzten und lachten. „Was könnte das sein?", fragte Manuela neugierig. Adelsheim schenkte ihr einen wissenden Blick. „Sie scheinen das Fräulein von Bernburg gut zu kennen, besser als wir alle". Manuelas Haltung versteifte sich. „Ich bin mir gar nicht so sicher, ob ich sie wirklich kenne", sagte sie leise. In dem Moment wurde das Getümmel wieder lauter. „Da ist sie ja", sagte Adelsheim und trank einen weiteren Schluck. Manuela wandte sich nicht um, stattdessen kam es ihr plötzlich wie eine gute Idee vor, das Glas vor sich einfach in einem Zug zu leeren, aber sie erinnerte sich an ihr gute Kinderstube. Eine Frau tat so etwas nicht. „Was ist los, Meinhardis?", fragte Adelsheim, den Blick noch immer auf die Oberin gerichtet, welche umringt von Müttern und Mädchen von der Kaiserin erzählen musste. Manuela entließ einen kleinen Seufzer, nicht wissen, ob es eine gute Idee war, der älteren Dame etwas von sich anzuvertrauen. Noch während sie mit sich selbst debattierte lehnte sich Adelsheim vor, stellte ihr leeres Glas in die Mitte des Tisches: „Manche Menschen haben einen Preis, sie würden alles tun für Geld und Anerkennung. Diesen Menschen ist ihre Ehre nichts wert, denn sie verkaufen sie an den Höchstbietenden.", ihr Blick flackerte kurz zu Elisabeth, „Aber lassen Sie mich Ihnen sagen, dass nicht einmal die Kaiserin den Preis für die Ehre von Elisabeth von Bernburg zahlen konnte". Mit diesen Worten erhob sich Adelsheim. Sie legte eine Hand auf Manuelas Schulter und flüsterte: „Es ist aber nicht so, dass ihre kaiserlichen Majestäten es nicht oft genug versucht hätten".
Eine kurze Weile saß Manuela noch dort, sie war nie allein, es gab immer jemanden, der sie erkannte und mit ihre über ihre Schauspielerkarriere zu sprechen wünschte. Sie führte diese Gespräche geschickt, doch hingen ihre Gedanken noch immer an den Worten von Fräulein von Adelsheim. Ihr Blick wanderte zu Elisabeth, welche am anderen Ende des Raumes stand, noch immer umringt von Müttern und Damen. Sie war wahrlich ein Magnet für Frauen. Nicht weiter verwunderlich, dachte Manuela, bei dieser einzigartigen Schönheit, der unerreichten Intelligenz, ihrem Charme und dem guten Herzen. Sie verstand wieso man sich zu ihr hingezogen fühlen musste. Wieder wanderte Manuelas Blick Elisabeths Körper auf und ab. Die Brosche fehlte, ebenso der Ring, welchen die Kaiserin ihr gegeben haben musste. Unkäuflich, dachte Manuela und fühlte sich etwas schuldig wegen ihrer Reaktion auf die scheinbare Intimität zwischen der Oberin und der Kaiserin. Sie hatte eine Kaiserin abgelehnt. Als Manuela das bewusst wurde, hielt sie nichts mehr auf ihrem Platz. Sie erhob sich, bahnte sich den Weg durch die tanzende Menge. Elisabeth stand mit dem Rücken zu ihr als sie sie erreichte. Sanft und unauffällig legte sie ihre Hand an die Taille der Älteren, welche überrascht neben sich sah. „Ich hoffe, die Damen können mir verzeihen, wenn ich die Werte Frau Oberin kurz zu einem Tanz entführe?". Die Damen nickten. „Aber natürlich, entschuldigen Sie, dass wir Sie bis jetzt von einem Tanz abgehalten haben".
Langsam führte Manuela Elisabeth auf die Tanzfläche, legte ihre Hand an den Punkt kurz über Elisabeths Taille, der nötige Anstand musste gewahrt werden. Anders als die Nacht davor führte nun Manuela und sie führte den Walzer raumumfassend. Elisabeth trug ein sanftes Lächeln auf den Lippen. „Was hat sie dir geboten?", fragte Manuela und sie wusste, dass Elisabeth sofort wissen würde wovon sie sprach. „Sie bot mir viel. Geld, einen Titel, ein Anwesen, die Hand eines ihrer Söhne...Alles, was eine Kaiserin bieten kann." „Und du hast abgelehnt". Elisabeth seufzte während sie eine Drehung vollführten. „Ja" „Wieso?". Manuela erwartete eine ausführliche Antwort, eine Reihe vieler Gründe, doch war Elisabeths Antwort überraschend simpel: „Ich bin keine Mätresse. Ich lasse mich nicht kaufen."
Nach dem Tanz gingen beide Frauen vorerst wieder getrennter Wege, doch zog es sie immer wieder zueinander. Aus Blicken wurden auffällige Brührungen der Hände, aus jenen längeres Hände halten. Mit voranschreitender Zeit, war die Aufmerksamkeit der Kinder und der Damen immer weiter auf sie selbst gerichtet und kaum noch auf die Oberin und die berühmte Schauspielerin, welche gemeinsam lachend an der großen Tafel saßen, die Hände unter dem Tisch in Elisabeths Schoß verschlungen.
„Wer hatte eigentlich die Idee den Kindern Alkohol in den Punsch zu geben?", fragte Elisabeth angeheitert durch das Gespräch, wie dem Wein und sah schmunzelnd hinüber zu den Mädchen. Manuela lachte vor sich hin. „Ich", sagte sie schließlich und griff nach ihrem Glas und verschluckte sich fast als Elisabeths Blick sah, welche versuchte streng in ihre Richtung zu blicken. „Gerade du, wo du doch am besten weißt, was passiert, wenn man in diesem Alter zu viel trinkt", ihr Ton war streng, doch ein sanftes Schmunzeln konnte sie sich letztlich doch nicht verkneifen. „Lieber habe ich die Kontrolle über die Menge an Alkohol, als dass wieder so etwas passiert wie zu meiner Zeit", erklärte Manuela und sah freudigen Herzens den Mädchen beim Lachen und tanzen zu. Sie sahen so sorgenfrei aus. „Dann will ich es dir mal durchgehen lassen", sagte sie, lehnte sich dabei zurück, den Blick und die Gedanken scheinbar an etwas hinter Manuela geheftet, welche sich sogleich umdrehte, um zu sehen, was ihre Aufmerksamkeit beanspruchte. Gerade noch so erblickte sie die langen blonden Haare von Tornow im Türrahmen bevor sie verschwanden. „Wo wollen die beide denn hin?", fragte Elisabeth und machte Anstalten sich zu erheben, Manuela griff nach ihrer Hand. „Vielleicht müssen sie ja auf die Toilette", sagte sie und versteckte ihr Schmunzeln in ihrem Weinglas, welches aber sogleich wieder abstellte, da war noch etwas, was sie einlösen wollte und die beiden Mädchen hatten sie soeben daran erinnert: „Sag, Elisabeth, war es denn eine gelungene Vorstellung". Augenblicklich schoss der Blick der Älteren von der Tür zu Manuela, ihre blauen Augen bohrten sich in das Grün, welches in Manuelas Augen leuchtete. Mit ihrer Zunge befeuchtete sie kurz ihre Unterlippe, bevor sie sich nach vor lehnte und sich mit ihren Unterarmen und ihren Schoß stützte. „Sehr gelungen, Fräulein Schauspielerin", hauchte sie," Das Lob wollte förmlich gar nicht aufhören". Manuela kopierte Elisabeths Haltung: „Wird es dann nicht Zeit, dass ich meine Bezahlung erhalte, Frau Oberin?". Elisabeth lehnte sich wieder zurück, nahm ihr Glas und musterte Manuela, als würde sie überlegen. Dann setzte sie an und trank das Glas aus. Sie erhob sie und flüsterte im Vorbeigehen: „Komm mir nach, aber lass dir noch etwas Zeit". Manuela nickte, lehnte sich wieder zurück und sah den Mädchen zu, gelegentlich an ihrem Glas nippend. Es juckte sie in den Fingern aufzustehen und Elisabeth zu folgen, aber sie verstand natürlich, dass sie besser nicht gemeinsam gehen sollten, vor allem nicht nachdem die ersten Mädchen Verdacht geschöpft hatten. So blieb sie also sitzen, unterhielt sich mit Fräulein von Ehenheim, welche, ebenfalls etwas angeheitert, nun gar nicht mehr so streng wirkte. „Es ist wichtig den Mädchen solche Auszeiten zu gönnen. Besonders in diesen schweren Zeiten", sagte sie ernst. Manuela nickte: „Da magst du ganz Recht haben. Wer weiß was die Zukunft für uns alle bereithalten wird", die Dienstältere nickte in Gedanken versunken, bevor sie ihr Glas auf dem Tisch abstellte. „Manuela, erlaube mir eine Frage" „Ja, bitte". Das Fräulein verschränkte die Hände im Schoß. „Woher kennst du die Oberin von Bernburg?". Die Frage überraschte Manuela etwas, aber sie beschloss ehrlich auf sie zu antworten, was sollte daran auch schon verwerflich sein? „O, sie war meine Lehrerin in dem Stift in welchem sie vor diesem hier arbeitete. Es war reinster Zufall, dass ich hier anfing". Ehenheim lächelte zufrieden. „Wie schön! Ihr beide müsst euch schon vorher gut verstanden haben, man merkt wie gut ihr befreundet seid. Es ist immer schön, wenn manche Schüler zurückkehren. Der Marienstift in Potsdam, richtig?". Manuela nickte und erschauderte, als alte Erinnerungen wieder aufkamen, welche sie zu verdrängen gewünscht hatte. „Der Stift hat wohl eine neue Oberin", sagte Ehenheim und schwenkte den Wein in ihrem Glas. „So?", fragte Manuela. War die alte Oberin, dann wohl doch endlich einmal gestorben? Gott sei gesegnet. Wahrscheinlich hatte sie die Niederlage des Reiches nicht verkraftet. „Ja, eine gewisses Fräulein von Racket soll ihre Stelle übernommen haben. Die Frau Oberin wird sie sicherlich in der nächsten Versammlung sehen, vielleicht freut sie sich ja eine alte Kollegin zu sehen". Manuela unterdrückte ein verächtliches Schnauben. Von der Pest zur Cholera. „Wohl kaum", sagte sie leise und stand auf. „Katerina, ich werde mich wohl langsam zu Bett begeben, der Tag war reichlich lang". Katerina gab ihr die Hand. „Wohl wahr. Wir werden morgen alle etwas länger schlafen. Gute Nacht, Manuela" „Gute Nacht".
Als Manuela die Tür zum Speisesaal hinter sich schloss atmete sie zunächst tief durch, genoss die kältere Luft in ihren Lungen. Es war eine klare Nacht, sie konnte es an der klirrenden Kälte fühlen, welche durch die Gänge des Stiftes zog. Nachdem sie sich kurz gesammelt hatte, kehrte das Kribbeln in ihre Fingerspitzen zurück, ein Grinsen der Vorfreude umspielte ihre Lippen als sie begann die Treppen hinauszusteigen. Auf ihrer Etage angekommen betrat Manuela zunächst ihr eigenes Zimmer. Wenn es etwas gab, was ihnen beiden Zeit sparen würde, dann war es ein Kleidungswechsel. So schön wie die Mode der Zeit doch anmuten wollte, so war sie reichlich hinderlich, wenn man es eilig hatte. So zog sich Manuela bis auf das Korsett aus, legte das blaue Samtkleid über die Lehne ihres Sessels und griff eine weiße Seidenrobe, welche sie für gewöhnlich trug, wenn sie die Dusche verließ. Zufrieden betrachtete sie sich im Spiegel und ging wieder zur Tür. Sie sah sich unauffällig um, bevor sie noch eine Etage höher stieg, das Geräusch ihrer nackten Füße auf dem kalten Boden und die gedämpften Stimmen von weiter unter die einzigen hörbaren Geräusche. An Elisabeths Büro angekommen blieb sie kurz stehen, strich sich die Robe glatt und öffnete dann die Tür.
Elisabeth erwartete sie bereits, sie lehnte mit ihrem Rücken an ihrem Schreibtisch. Ihr Blick hellte sich auf, als Manuela den Raum betrat und das obgleich der Raum nahezu nicht erleuchtet war. Manuela schloss die Tür hinter sich und lehnte sich im selben Augenblick gegen eben jene Tür. Ihr Blick haftete an der Älteren, welche die Zeit ebenfalls genutzt hatte, um sich umzukleiden. Sie trug die schwarze Robe der Nacht davor, die Arme verschränkt vor der Brust. Ihr Blick wanderte Manuelas Körper hoch und runter, ein Lächeln tauchte auf ihren Lippen auf. „Du hast dir wirklich viel Zeit gelassen", sagte sie, ihr Blick haftete an Manuelas Hals, dann an der Stelle zwischen ihrem Busen, welcher nicht von dem Stoff der Robe verhüllt wurde. „Ich wurde länger aufgehalten als beabsichtigt", gab Manuela zur Antwort und stieß sich von der Tür ab. Auch ihr Blick wanderte an Elisabeth auf und ab, blieb besonders bei ihren langen, eleganten Beinen hängen. Elisabeth tat einen Schritt auf Manuela zu und machte mit ihrer Hand eine bittende Bewegung. Mit einer spielerischen Eleganz trat Manuela nach vorn, heraus aus den Schatten, in das gedimmte Licht der Kerzen, welches Elisabeth umgab. Die Ältere verwob ihre Hände miteinander, legte die noch freie Hand an Manuelas Taille. „Möchtest du mit mir tanzen?", fragte Manuela etwas sarkastisch, als sie sich bereitwillig in Elisabeths Arme begab, welche nur leise lachte. „Du sagst es so höhnisch, dabei ist kein Tanz leidenschaftlicher als jener der Lust", nach diesen Worten hauchte Elisabeth einen einzelnen Kuss auf Manuelas zierliche Hand.
Wie sie sie dort hielt, so nah und doch auf Abstand, fest im Griff, brachte Manuela um den Verstand. Nichts wollte sie mehr als über Elisabeth herzufallen, doch verstand sie schnell, dass diese das nicht erlauben würde. Sie spielte ihre Spielchen, spielte mit ihrer Geduld, ihrem innersten Wunsch. Wie eine Fliege im Netz der Spinne, hing Manuela in den Armen von Elisabeth, welche sie mit intensiven Blicken musterte. Es war wie das vergangene Mal. Langsam begann sie Ältere Manuela zu küssen. Erst ihre Lippen, dann ihren Kiefer, ihren Hals... Mit einer sanften Bewegung strich sie den hellen Stoff von Manuelas Schulter, küsste diese so sanft und hingebungsvoll, dass die Jüngere ihren Griff um Elisabeths Schulter verstärkte, sich ihr entgegen drückte. „Du riechst gut", hauchte Elisabeth als ihre Lippen wieder zu Manuelas Hals wanderten. Mit tiefen Atemzügen nahm sie den leicht herben Duft in ihre Lungen auf, verstärkte den Griff um Manuelas Taille während ihre Lippen über die zarte Haut tanzten. Ein tiefes Summen verließ die Kehle der Jüngeren. Sie spürte wie Elisabeths Hand an dem Band, welches ihre Taille umschloss, zog, wie der Knoten des weichen Stoffes sich löste. Ein Kribbeln der Ungeduld stieg in Manuelas Hände. Mit einem Ruck befreite sie ihre Hand aus Elisabeths Griff, umfasst fest ihr Gesicht und küsste sie verlangend, dabei taumelten sie leicht nach hinten und stießen an den Schreibtisch der Oberin. Jene sah Manuela aus überraschten Augen an nachdem sie den Kuss beendet hatte. „Du hast mich so lange hingehalten", hauchte Manuela gegen Elisabeths warme Haut bevor sie begann jenes zu küssen und daran zu saugen. Die Ältere sog scharf die Luft ein und umklammerte reflexartig ihre Schultern. „Gott, Manuela! Wenn du so weiter machst, dann bleiben noch Flecken zurück", sie versuchte gefasst zu klingen, doch brach ihre Stimme immer wieder kurz ab während sie sprach, was Manuela amüsierte und sie dazu animierte noch stärker an ihrem Hals zu saugen. „Vielleicht ist ja genau das mein Ziel", gab Manuela sinnlich zu und wanderte mit ihren Küssen weiter zur Schulter. Anders als Elisabeth schob sie den Stoff direkt von beiden Schultern, küsste diese ebenso intensiv während der Stoff nicht nur von ihren Schultern, sondern auch über ihre Hüften zu Boden glitt. Langsam tanzten Manuelas Finger über Elisabeths warme Haut. Von ihren Schlüsselbeinen, über ihre Brust, zu ihrer Taille. Sanft erst umfasste sie ihre Hüfte. Finger für Finger schloss sich um die Kurven, welche sie so herbeigenseht hatte. Elisabeth summte vergnügt, als sich der Griff plötzlich verstärkte und Manuela sie auf den Tisch hob. Bereitwillig ließ sie sich nach hinten fallen, hob die Arme über ihren Kopf und drückt den Rücken etwas durch. Ihr Lächeln wurde breiter. Da war er wieder, der Blick eines Künstlers, welcher sein Werk betrachtet. O, wie sie sich unter ihm sonnen konnte, unter diesem begierigen Blick. Manuelas Blick ruhte lange auf ihr, ihre Finger folgten in sanften Berührungen, welche ein heißes Gefühl hinterließen.
„Du willst mich doch nicht etwa warten lassen?", fragte Elisabeth sinnlich mit geschlossenen Augen und seufzte schwer als Manuelas Finger über das innere ihres Oberschenkels strichen. Das leise Kichern der Jüngeren, ließ sie ihre Augen einen kleinen Spalt breit öffnen. „Frustrierend, nicht wahr, wenn man etwas will und es nicht bekommt?". Manuela beugte sich herab, sodass ihre Gesichter übereinander schwebten. Ein schelmisches Lächeln, zierte Manuelas Lippen als sie Kreis auf Elisabeths Oberschenkeln und ihrer Hüfte zog. Die Ältere stützte sich auf, ihr Blick bestimmend. Langsam hob sie ihre Hand, ließ sie an Manuelas Hals entlang gleiten, nur um sie um diesen zu schließen, wie sie es bereits die Nacht davor getan hatte. Manuelas Herz begann schneller zu schlagen, stärker, als sie fühlte, wie der Druck sich leicht erhöhte und obwohl sie mehr als genügend Luft bekam, hatte sie das Gefühl ihr würde schwindlich. „Du spielst mit dem Feuer, mein Herz", flüsterte Elisabeth gegen ihre Lippen. Vielleicht fehlte Manuela wirklich etwas Sauerstoff, denn anstatt sich ihr unterzuordnen lehnte sie sich herausfordernd ein kleines Stückchen weiter nach vorn, legte ihre eigne Hand an die von Elisabeth und flüsterte herausfordernd: „Fester".

„Wie du willst", hauchte sie und schneller als Manuela ihre Situation begreifen konnte, lag sie auf dem Teppich zu ihren Füßen, Elisabeth über ihr thronend auf ihr sitzend.
Ein tiefer Laut verließ Elisabeths Kehle, während sie sich auf die Unterlippe biss und zeitgleich die Kraft in ihrer rechten Hand erhöhte. Nicht wirklich sanft küsste Elisabeth die junge Frau unter ihr. Ein leises Stöhnen entwich Manuelas Lippen.
Etwas an ihrer Situation kam Manuela unbegreiflich vor, nie hatte sie jemanden davon sprechen hören, nie auf nur in kleinster Weise, dass etwas eigentlich so vulgäres wie die Hand an der eigenen Kehle im tiefsten Inneren so ein Feuer, eine so glühende Lust entfachen konnte. Die Kontrolle über die Situation herzugeben, war eine vollkommen andere Kunst der Hingabe. Das Gefühl ließ ihr Herz schneller schlagen, es hämmerte starke gegen ihre Brust. Sie fühlte sich leicht und Elisabeths Küsse fühlten sich so viel intensiver auf ihren pulsierenden Lippen an, von welchen ein sanftes, lüsternes Kichern entwich.
„Wenn ich gewusst hätte, dass dich das stumm werden lässt, hätte ich das schon viel eher gemacht.", hauchte Elisabeth und ließ ein wenig lockerer, während ihre freie Hand über Manuelas Bauch strich. Sie schwang sich von Manuelas Hüfte, ließ ihre Hand noch weiter wandern. Die Jüngere sog scharf die Luft als Elisabeths talentierte Finger begann um ihre Klitoris zu kreisen. „Wie schön du aussiehst", schmunzelte Elisabeth und küsste Manuelas Wange, „Schöner als jede Statue der griechischen Antike, mit den geröteten Wangen und so lüsternen Augen, einem Körper wie aus weißem Marmor". Ein tiefes Summen verließ ihre Lippen. Sie beugte sich herunter, dirigierte mit ihrer Hand Manuelas Kopf leicht zur Seite, küsste ihren Hals, fuhr mit ihrer Zunge sanft ihren Hals entlang, fühlte Manuelas rasenden Puls, welche stöhnend ihren Rücken durchdrückte, versuchte sich festzuhalten, nach Elisabeths Hand griff, sie aber nicht wegdrückte, sondern zu sich zog. Manuelas andere Hand fand ihrer Weg um Elisabeth, hielt ihre Taille im festen Griff als Elisabeth mit ihren Fingern in sie eindrang. Wieder verstärkte sie den Druck in ihrer Hand. Ein lautes Stöhnen verließ die Jüngere, ließ Elisabeths Herz schneller schlagen, als sie mit ihren Bewegungen fortfuhr, langsam nur die Geschwindigkeit erhöhte. Sie genoss wie sich Manuela unter ihr in Lust wand, wie sie ihre Taille umfasste, ihren Rücken durchdrückte, Elisabeth stöhnend und bittend ansah. Die Ältere küsste sie, Manuelas Emotionen entluden sich in diesen Kuss, sie umschlang mit ihren Armen Elisabeths Hals, hauchte atemlos zwischen den Küssen: „Bitte, bitte...", griff mit einer ihrer schlanken Hände nach Elisabeths, deren Finger sich noch immer, mit fast unerträglicher Ruhe, in ihr bewegten. Wann immer Manuela ihren Orgasmus nahe war, stoppte Elisabeth kurz. Das warme, kribbelnde Gefühl, welches sich in ihrer Leistengegend ausbreitete ebbte ab. Manuela drückte sich ihr entgegen, sah sie flehend an. „Plötzlich doch nicht mehr so vorlaut, hm?", raunte Elisabeth und küsste Manuelas Wangen, Kiefer und ihren Hals, am welchem kleine, dunkle Schatten zurückblieben.
„Bitte, Elisabeth...", stöhnte Manuela, ein Kribbeln eroberte Elisabeth. Die Ältere lächelte, leckte sich über die Lippen und erhöhte die Geschwindigkeit. „Wie du wünschst", hauchte sie und verschloss ihre Lippen miteinander, erhöhte noch einmal den Druck um den Hals der Jüngeren, deren Orgasmus über die kam wie eine Welle, welche gegen die Felsen einer Bucht schlägt.
Erschöpft holte Manuelas tief Luft, während das elektrische Gefühl in ihrem Inneren langsam nachließ und ihr Verstand begann zurückzukehren. „Mein Gott, Elisabeth...", hauchte sie und drückte sich nach oben, sah in das Gesicht der Oberin, welche sich zufrieden grinsend den Mittel- und Ringfinger ihrer Hand ableckte. „Du schmeckst gut", sagte sie mit einem leichten Singsang und einer tiefen Stimme. Ihr Blick war intensiv, verführerisch zusammen mit den dunklen Flecken, welche sich über ihren Hals und ihrem Schlüsselbein erstreckten. Langsam erhob sie sich, hielt Elisabeth ihre Hand hin. Sanft führte sie sie wieder zum Schreibtisch, hob sie hoch, setzte sie darauf ab. Sie verband ihre Lippen zu einem hungrigen Kuss, während sich Manuelas Griff um ihre Hüfte verstärkte. „So? Wo waren wir?", fragte Manuela und zog mit einem Ruck Elisabeth an den Rand des Tisches, dieser entfuhr ein amüsiertes Kichern. Durchdringlich sahen sie sich in die Augen als Manuela Elisabeths Beine anhob und sie damit zwang sich auf den Rücken zu legen und spätestens als sie Manuelas Küsse in ihrem Schoß fühlte, verließ ihre Lippen ein genießerischer Seufzer und jegliche Anspannung verließ ihren Körper.
Elisabeth schloss die Augen, gab sich dem erfüllenden Gefühl der Lust hin, wie Manuela ihre Oberschenkel griff, wie ihr warmer Atem und ihre heißen Küsse sie umgaben, ihr eine innere Leichtigkeit verlieh, welche jeglichen Stress von ihr abfallen ließ. „Oh, genau so...", seufzte sie und mit jedem Atemzug verließ ein ruhiges Stöhnen ihre Lippen, Töne, von welchen Manuela mehr hören wollte. Sie ließ sich Zeit, umfuhr mit ihrer Zunge langsam den empfindlichsten Punkt, liebkoste ihn, aber wich auch immer wieder von ihm ab, küsste die Innenseite der Oberschenkel und genoss die sanften Bewegungen der Hüfte, welche die Ältere tat. Sie hob den Blick, besah sich Elisabeth, welche, die Arme rechts und links von ihrem Kopf, die Augen geschlossen, die Lippen leicht geöffnet. Ihre Brust hob und senkte sich stark und wann immer sie den sensibelsten aller Punkte berührte, sog sie kurz scharf die Luft ein, bevor sich ihre Lippen zu einem sanften Lächeln hoben und ein zufriedenes Summen und Stöhnen diese verließ.
Erst, als sie merkte, dass Elisabeth ihrer Erlösung nah war, hörte sie auf. Ein frustrierter Laut verließ die Kehle der Älteren. „Manuela...", sagte sie außer Atem, die blauen Augen voller Erregung, „Ich warne dich". Sie leckte sich über die Lippen, küsste die Ältere, welche leise grummelte und während sie dies tat, drang Manuela mit ihren Fingern in sie ein. Überrascht, warf Elisabeth den Kopf in den Nacken und stöhnte auf. „So?", fragte Manuela und nahm gleichzeitig ihre Arbeit in Elisabeths Schoß wieder auf. In diesem Moment hätte keine Erziehung Elisabeth davon abhalten können, die junge Frau bei den Haaren zu greifen und gegen sich zu drücken. „Exquisit", hauchte Manuela als Elisabeth kam und ihre Beine reflexartig zusammendrückte, nachdem Manuela sich aufgerichtet hatte.
„Daran könnte ich mich gewöhnen", raunte Elisabeth leise und blieb noch kurz auf dem Tisch liegen. „Ich auch, besonders an deine begabten Hände", stimmte die Jüngere zu und fuhr über ihren Hals. Sie hatte noch immer nicht ganz begriffen, dass etwas eigentlich so vulgäres ihr so viel Lust bringen konnte, ihr jeglichen Verstand geraubt hatte. Die Standuhr im Raum schlug zur vollen Stunde. Beide Frauen genossen die angenehme Stille zwischen ihnen bis Manuela plötzlich leise zu kichern begann. Elisabeth öffnete die Augen und sah sie neugierig an, während sie sich langsam aufsetzte. „Hoffentlich hat man uns nicht gehört", erklärte sie. „Die Mauern in diesem Gebäude sind alt und neigen zum Zug, der Wind kann tückisch klingen", scherzte Elisabeth und beide Frauen lachten.
Verträumt blickte die Oberin die junge Frau vor sich an, legte ihre Hand an ihre Wange, strich mit ihrem Daumen über sie. Manuela lehnte sich in die zarte Berührung. Sanft verbanden sie ihre Lippen miteinander. Elisabeth lächelte: „Meine Manuela".
Am kommenden Morgen war die Andacht, sowie das Frühstück um eine Stunde nach hinten verschoben worden. Etwas müde und doch mit roten Wangen trat Manuela nur wenige Augenblicke vor Elisabeth in den Saal. In der Hitze der vergangenen Nacht hatten beide vergessen, dass die dunklen Schatten ihrer Liebe am nächsten Morgen nicht verschwunden sein würden und so hatte Manuela den halben Morgen damit zugebracht ein Oberteil zu finden, welches hoch genug geschlossen war, um zu verdecken, was die Nacht mit sich gebracht hatte. Das einzige, was ihr Genugtuung gab, war, dass sie wusste, dass es Elisabeth noch schlimmer getroffen hatte. Sie biss sich auf die Zunge, um ein Lachen zu unterdrücken, als Elisabeth sich neben ihr positionierte, gekleidet in ihren offiziellen Kleidern, den schwarzen Roben der Oberin, deren Kragen wirklich sehr hoch geschlossen war.
„Guten Morgen, meine Lieben", begann sie, „Ich möchte euch auch heute noch einmal für das wirklich grandiose Schauspiel danken, es hat mir und euren Familien sehr gefallen", sie sah warmes Blickes in die Runde, „Des weitern möchte ich euch für eure ausgezeichneten Manieren loben. Ich dachte mir, um euch zu belohnen, gewähre ich euch den restlichen Tag Ausgang. Die Kutschen werden euch in die Stadt bringen und am Nachmittag zurück. Die Fräuleins Ehenheim und Meinhardis werden euch begleiten." Innerlich rollte Manuela mit den Augen. So sehr sie ihre kleine Schützlinge liebte, so wenig war sie gewillt den ganzen restlichen Tag auf einen Haufen Ameisen achtgeben zu müssen. Das war wohl Elisabeths Weg sich bei Manuela für die gezwungene Nutzung ihrer Robe zu bedanken. Unauffällig tauschten beiden Frauen einen Blick als die Kinder vor Freude jubelten. Nach dem Frühstück rannten die Mädchen beinahe augenblicklich in ihre Schlafsäle, um sich fertig zu machen und kein Rufen oder ermahnen der Lehrerinnen wollte ihre Vorfreude zügeln. O, das versprach anstrengend zu werden, dachte Manuela, welche das Chaos nutzte, um Elisabeth in einem der ruhigeren Gänge abzufangen. Sie griff sie bei der Taille drückte sie sanft gegen die Wand zu ihrer rechten. Die Ältere sah sie herausfordernd an, ein schelmisches Grinsen auf den Lippen. „Womit habe ich das verdient, wenn ich fragen darf", fragte Manuela spielerisch. Elisabeth zog eine Augenbraue hoch. „Du hast kein Recht dich zu beklagen, du hast mich heute früh gesehen! Ich sehe aus wie eines dieser mit Flecken überzogenen exotischen Tiere – wie heißt es noch gleich? – eine Giraffe!", gab sie spielend beleidigt von sich, was Manuela zum Lachen brachte. „O, mein Herz, auch du warst nicht untätig und das weißt du", gab sie zur Antwort und sah verliebt in die blauen Augen vor sich. „Das sollte mindestens als ein unentschieden gelten", gab Manuela zusätzlich zu bedenken, doch Elisabeth schüttelte den Kopf und tippe mit ihrem Zeigefinger auf Manuelas Nase. „Nein, du gehst", damit wollte sie sich abwenden, doch Manuela zog sie zurück in ihre Arme: „Meine Elisabeth", hauchte sie wie in Gedanken und gab ihr einen sanften Kuss. Trotz der risikoreichen Umgebung erwiderte Elisabeth diesen mit einem Lächeln.
So vertieft bemerkten sie erst als sie sich voneinander entfernten, Maria von Tornow und Ingrid von Bourscheid, welche Hand in Hand und vollkommen perplex im Gang aufgetaucht waren. Kurz sahen sich beide Paare stumm an, dann verließ Manuelas Lippen ein Lachen der Ironie, während die Oberin nichts weiter tat als schmunzelnd ihren Zeigefinger auf ihre eigenen Lippen zu legen. Die jungen Mädchen spiegelten lächelnd ihre Geste. Es war eine stumme Abmachung, welche keiner Worte bedurfte.
„Kommt, Mädchen", sagte Manuela und scheuchte die beiden scheinbar einfach so den Gang entlang in die Eingangshalle, drehte sich aber noch einmal um und gab der sichtlich erleichterten Elisabeth zum Abschied einen Kuss auf die Hand. „Kommt heil zurück", sagte die Ältere. „Immer", erwiderte die Jüngere. Und damit verließen sie das Stiftsgebäude unter dem Blick der Oberin Elisabeth von Bernburg.

Ende.

~ Ich bedanke mich bei allen, welche diese Geschichte gelesen haben und widme sie all jenen, welche den Mut haben, der Gesellschaft zum Trotz, sie selbst zu sein. ~

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