9. Töten
Ben POV
Sie war wieder weg. Wieder war ich ganz allein.
Ich schätzte es sehr, dass sie mir die Wahl ließ. Egal wie ich mich entscheiden würde, Rey wäre einfach froh, dass ich weiterleben würde.
Ich sah wieder zu den übriggebliebenen Türen. Kaum hatte ich mich umgedreht, leuchtete die Tür rechts zur Bronzetür silbern auf und entblößte damit ihren Schriftzug: Töten.
Ich wusste ich hatte keine Wahl. Also trat ich auf die Tür zu und schritt hindurch.
Ich war wieder Kylo Ren. Ich fühlte mich stark, nichts ließ darauf zurückführen, dass ich noch unter den Schmerzen litt. Ich trug meine Maske und meinen Umhang und stand vor dem Fenster einer unserer größten Sternenzerstörer. Vor mir bot sich ein überwältigender Anblick. Die weiträumige Galaxis, tiefschwarz mit vielen kleinen Sternen, die sie erhellten. Darin verteilt mehrere Planeten, die dicht beieinander waren, und in der Weite immer kleiner wurden. Ich fühlte mich mächtig.
Hinter mir hörte ich Schritte, die auf mich zusteuerten.
„Oberster Anführer, wir sind im Besitz der Kenntnis, dass sich die Schrottsammlerin auf einem unserer Planeten aufhält. Sollen wir ihr Schiff bereit machen? Sie könnten die einmalige Gelegenheit bekommen sie endgültig zu vernichten.", sagte Hux und seine Stimme triefte dabei nur so vor Befriedigung. Ich nickte nur und er gab weitere Kommandos mein Schiff klar zu machen.
Ich war der Oberste Anführer der Ersten Ordnung. All das, was sich vor mir erstreckte befand sich unter meiner Herrschaft. Jetzt stand mir nur noch der keine, übriggebliebene Rest des Widerstandes im Weg. Sollte ich es schaffen, Rey auf meine Seite zu ziehen, hätten sie endgültig verloren.
Mit neuer Kraft, löste ich mich vom Fenster und ging zum Hangar.
Gelandet auf dem Planeten auf dem sich Rey befinden sollte, spürte ich bereits ihre Anwesenheit. Es kümmerte mich nicht wie der Planet hieß oder welchen Nutzen er für die Erste Ordnung hatte.
Ich suchte mit der macht nach Rey und schon zeichnete sich vor mir der Weg ab, den ich gehen musste, um zu ihr zu gelangen.
Nach einem kurzen Fußmarsch entlang ein paar Kneipen und Spielhallen, sah ich sie abgelegen am Rande der Stadt entlanglaufen. Es gab nicht viel Grün auf diesem Planeten. Die Landschaft war eher Wüstenartig beschaffen, ab und zu ragten dürre Sträucher aus dem Boden. Das hieß es gab wenig zum Verstecken, was das Anschleichen schwieriger gestaltete. Also entschied ich mich für ein selbstbewusstes Auftreten.
Mit nach hinten gezogenen Armen und stolzem Schritt lief ich auf sie zu. Ein paar Schritte vorher hielt ich an und schaltete mein Lichtschwert ein.
Ohne mich anzuschauen entzündete auch Rey ihr Laserschwert. „Du hast dich also für die dunkle Seite entschieden, Ren. Und für die Macht.", sagte sie laut. Ich dachte herauszuhören, dass ein wenig Enttäuschung in ihrer Stimme mitschwang. Langsam drehte sie sich um.
„Macht, die du auch haben könntest.", sagte ich laut und bestimmt. „Ich gebe dir eine letzte Chance. Schließe dich mir an und regiere mit mir an einer Seite. Oder ich werde dich endgültig vernichten." Dies war wirklich ihre letzte Chance. Ich streckte ihr nicht mehr die Hand hin. Sie sollte sich endlich dazu entscheiden der dunklen Seite zu dienen.
„Nein. Lieber sterbe ich, als ein Leben an deiner Seite zu verbringen und die Galaxis zu unterwerfen!"
Das war's. Ich empfand nur noch reine Wut. Sie hatte keine Gefühle für mich, hatte nur so nett getan, damit ich mich für die helle Seite entscheiden würde. Doch ich hatte die richtige Entscheidung getroffen.
„Dann wirst du als das sterben, was du in Wahrheit bist: als ein Nichts." Zischte ich durch meine Maske hervor und stürzte mich in den Kampf.
Schon beim ersten Schlag meines Lichtschwertes gegen ihres, merkte ich, dass sie schwächer war als sonst. Sie hatte bereits kurz vorher gekämpft und sich noch nicht genug davon erholt. Ich hatte keine Skrupel mehr. Ich nutzte die Macht, um gegen sie vorzudringen und zog ihre restliche Macht aus ihr heraus und bezog sie auf mich. Mit jedem weiteren Schlag gegen sie vergrößerte sich meine Kraft und ich durchbrach ihre Verteidigung, bis sie vor lauter Schwäche nicht ehr konnte und zu Boden sank. Ich nutzte die Gelegenheit, nahm ihr mit Hilfe der Macht das Lichtschwert weg und stieß ihr mein eigenes in den Bauch. Sie schrie vor Schmerz auf und drückte die Hände auf die schmerzende Wunde.
Erstarrt von meiner Tat, blieb ich für einen Augenblick reglos stehen und blickte auf sie herab. Die Wut in mir verebbte und ich begriff langsam, was ich gerade getan hatte.
Rey rollte sich auf dem Boden vor Schmerzen und weinte.
Ich nahm den Helm ab und stürzte zu ihr auf die Knie. „Was habe ich getan...", flüsterte ich kaum hörbar. Sanft zog ich sie an mich heran, panisch über das Ergebnis, das ich mit meiner unkontrollierten Wut angerichtet hatte. Ich spürte wie ihre Macht immer weniger wurde.
„Ben, ich möchte, dass du weißt...", versuchte sie mit letzter Kraft zu sagen, doch ich unterbrach sie.
„Schschhh. Es tut mir so leid... ich habe nur noch diese brennende Wut in mir gespürt...", sagte ich wieder so leise und tatsächlich rann mir eine Träne übers Gesicht.
Sie hob ihre Hand und wischte sie weg.
Stille.
Ich sah in ihre Augen und kurz bevor das restliche kleine Flackern aus ihnen erlosch sagte sie mit ihrem letzten Atem:
„Ich liebe dich".
Fünf Monate waren seit Reys Tod vergangen.
Bei der Ersten Ordnung war es so gut wie niemandem aufgefallen. Nur als ich zurückkam und Hux mich fragte, ob das Mädchen beseitigt worden war hatte ich genickt.
Ich hatte von einer großen Trauerfeier des Widerstandes ihr zu Ehren gehört und als ich einen Dienstbesuch auf einem Planeten hatte, der vor allem durch seine Sklaverei-Geschäfte in der Galaxis bekannt war, hatte ich ein paar ein Legende über sie gehört, die den anderen Kindern erzählt wurde.
Die Rebellen waren noch nicht vollständig besiegt, doch so gut wie. Bald würde sich keiner mehr der Ersten Ordnung in den Weg stellen.
Doch ich fühlte mich so einsam wie noch nie.
Ich hatte Macht, die Galaxis und unglaubliche Kraft. Warum war ich nicht glücklich? Warum fühlte sich alles nur noch so unbedeutend an?
Die meiste Zeit des Tages verbrachte ich in irgendwelchen politischen Versammlungen, in denen besprochen wurde wie die Planeten am besten gefördert wurden, um der Ersten Ordnung eine stabile Wirtschaft zu gewährleisten und am meisten Geld zuzusichern. Es wurde auch schon wieder an einer neuen Waffe gearbeitet, die es in Zukunft nie wieder möglich machen sollte, dass sich irgendein Widerstand jemals wieder gegen die Erste Ordnung erheben sollte.
Und so zogen sich die Tage dahin. Einsam und allein. Und immer mit dem Gedanken im Kopf: Was wäre gewesen, wenn ich mich für die helle Seite entschieden hätte?"
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