Shopping

Arin und Sora fuhren an einem sonnigen Nachmittag durch die geschäftigen Straßen von Seoul, bis sie die Mall erreichten – ein monumentales, gläsernes Gebäude, das wie eine moderne Festung in den Himmel ragte. Es war eine der exklusivsten Malls in der Hauptstadt, bekannt für ihre Luxusmarken und teuren Boutiquen, die nur von einer ausgewählten Klientel frequentiert wurden. Hier brauchte Arin sich keine Sorgen zu machen, von Fans oder neugierigen Blicken erkannt zu werden. Die Kundschaft bestand hauptsächlich aus wohlhabenden Familien oder Geschäftsleuten, die wie sie nach exklusiver Kleidung und Accessoires suchten.

Als sie das Gebäude betraten, umfing sie sofort die angenehme, klimatisierte Luft und der Duft teurer Parfüms. Der Boden glänzte in makellosem Marmor, und die Schaufenster waren kunstvoll dekoriert, jedes Stück mit Bedacht platziert, um seine Eleganz zur Schau zu stellen. Arin konnte nicht anders, als sich leicht fehl am Platz zu fühlen. Obwohl sie als Reporterin einen gewissen Status hatte, war es doch lange her, dass sie sich in solchen Kreisen bewegt hatte – und das letzte Mal war, als sie noch an der Seite von Kang Jihun war.

„Also, wir brauchen ein komplettes Outfit – von Kopf bis Fuß,“ sagte Sora, während sie entschlossen auf eine Boutique mit großen, vergoldeten Lettern zusteuerte. „Für uns beide, Arin. Wenn wir schon auf so ein schickes Bankett gehen, dann machen wir es richtig.“

Arin nickte nur und ließ sich von Soras Energie mitziehen. Sie betrat die Boutique und spürte sofort die gedämpfte Eleganz des Ladens – luxuriöse Stoffe in weichen Farben, geschmeidiges Leder, und Verkäufer, die sich diskret im Hintergrund hielten, aber aufmerksam jedes Bedürfnis erahnten.

Sora hatte schon einige Outfits im Kopf. Es vergingen über zwei stunden bis die brünette Kleider fand die ihren vorstellungen entsprechend waren „Was hältst du von diesem Kleid?“ fragte sie, als sie ein dunkelblaues Seidenkleid von einem der Ständer nahm. „Es ist schlicht, aber elegant. Perfekt für dich.“

Arin fuhr mit den Fingern über den glatten Stoff und nickte. „Das könnte passen.“ Sie schaute sich im Raum um, während Sora weiter nach Accessoires und weiteren Kleidungsstücken suchte. Arin merkte, dass sie allmählich wieder etwas von der Freude am Einkaufen zurückgewann – etwas, das sie lange nicht gespürt hatte.

Nach etwa zwei weiteren Stunden hatten sie beide verschiedene Outfits ausgesucht, Accessoires abgestimmt und ein paar perfekt passende Schuhe gefunden. Sora hatte darauf bestanden, dass sie auch ein neues Paar Ohrringe für Arin kauften – „etwas, das dein Gesicht zum Strahlen bringt“, wie sie es nannte.

„Okay, das war's“, verkündete Sora schließlich, als sie die letzten Stücke zur Kasse brachte. „Ich würde sagen, wir haben alles.“

„Jetzt brauchen wir nur noch eine Belohnung“, sagte Arin mit einem kleinen Lächeln. „Italienisch?“

„Italienisch klingt perfekt“, stimmte Sora zu.

Sie verließen die Boutique mit ihren edlen Einkaufstüten und machten sich auf den Weg zu einem kleinen, aber exklusiven italienischen Restaurant, das sich in einer ruhigeren Ecke der Mall befand. Das Restaurant war stilvoll eingerichtet, mit hohen Decken und sanfter Musik im Hintergrund. Sie bestellten Pasta und Pizza, dazu ein Glas Wein, und ließen sich in den bequemen Sesseln nieder, während der Duft von frisch gebackenem Brot durch die Luft strömte.

„Also“, begann Sora, nachdem sie einen Schluck Wein genommen hatte, „bist du bereit für das Bankett?“

Arin zuckte mit den Schultern. „Bereit ist relativ. Aber mit dem neuen Outfit fühle ich mich zumindest etwas besser vorbereitet.“

Sora grinste. „Das wird gut, du wirst sehen. Du musst einfach nur du selbst sein.“

Nach dem Essen schlenderten sie noch ein wenig durch die Mall. Die breiten, glänzenden Gänge waren gesäumt von weiteren Luxusläden, doch nur wenige Menschen waren an diesem Tag unterwegs. Es war eine ruhige Atmosphäre – fast so, als würde die Welt außerhalb dieser Wände nicht existieren. Schließlich machten sie Halt an einem kleinen Bubble Tea-Laden, der sich am Ende des Ganges befand.

„Bubble Tea?“ fragte Sora mit einem schelmischen Lächeln. „Zur Feier des Tages?“

Arin lachte. „Warum nicht. Wir haben uns das verdient.“

Sie bestellten zwei Bubble Teas – einer mit Mango und einer mit Matcha – und setzten sich auf eine der bequemen Bänke in der Nähe des Ladens. Arin nippte an ihrem Getränk und spürte, wie die Anspannung des Tages langsam von ihr abfiel. Trotz der bevorstehenden Herausforderungen und des Unbehagens, das das Bankett mit sich brachte, fühlte sie sich in diesem Moment ruhig. Es war gut, hier zu sein – mit Sora an ihrer Seite, einem neuen Outfit und einem frischen Plan.

„Ich hoffe, das Bankett wird nicht zu kompliziert“, sagte Arin leise und beobachtete, wie die Menschen an ihnen vorbeigingen, elegant gekleidet, aber in Eile.

Sora legte ihr eine Hand auf den Arm. „Mach dir keine Sorgen. Egal was passiert, du wirst es meistern. Und wenn Kang Jihun dort ist – umso besser. Zeig ihm, wie weit du gekommen bist.“

Arin nickte langsam. „Ja, vielleicht hast du recht.“

....................

Arin saß alleine auf ihrem bequemen Sofa, das große Fenster ihres Apartments stand offen und ließ die kühle Nachtluft hereinströmen. In ihrer Hand hielt sie ein Glas tiefroten Weins, das sanft in der spärlichen Beleuchtung des Raumes schimmerte. Die leise Musik im Hintergrund half nicht wirklich, die Gedanken in ihrem Kopf zum Schweigen zu bringen. Der heutige Tag war hektisch gewesen, und trotzdem spürte sie, wie die Dinge, die sie wirklich beschäftigten, sich unaufhörlich durch ihre Gedanken schoben.

Sie nahm einen weiteren Schluck Wein und griff nach ihrem Handy, das seit Stunden auf dem Couchtisch lag. Mehrere verpasste Anrufe blinkten auf, und alle stammten von derselben Nummer – ihrer Mutter.

Schon den ganzen Tag über hatte sie versucht, Arin zu erreichen, doch Arin hatte bewusst nicht abgenommen. Sie wusste, was ihre Mutter wollte. Seit die Nachricht über ihre geplante Scheidung an die engsten Familienmitglieder durchgesickert war, hatte ihre Mutter immer wieder das Gespräch gesucht. In ihren Augen war eine Scheidung unvorstellbar, fast wie ein Verrat an dem, was ihre Familie ausmachte.

Arins Eltern waren gläubige Christen. Für sie war die Ehe ein heiliger Bund, der für die Ewigkeit geschlossen wurde. Das Wort „Scheidung“ hatte keinen Platz in ihrem Glaubenssystem. Arin konnte sich noch genau an die Worte ihrer Mutter erinnern, als sie das Thema damals vorsichtig angesprochen hatte: „Einmal verheiratet, für immer verheiratet. Man gibt sich nicht so leicht auf.“

Sie seufzte tief und ließ ihren Kopf gegen die Sofalehne sinken. Ihre Mutter und ihr Vater führten seit Jahrzehnten ein kleines, aber erfolgreiches Restaurant in Busan, spezialisiert auf die lokalen Delikatessen der Region. Sie waren nicht reich, aber ihre Eltern hatten ihr immer alles ermöglicht, was in ihrer Macht stand. Arin hatte schon früh gelernt, dass das Leben nicht immer einfach war, aber sie hatte auch gelernt, wie man hart arbeitet und mit Geld umgeht. Sie hatte keine Angst davor, nach der Schule zu arbeiten, um ihren Beitrag zu leisten, und im Gegenteil, es hatte ihr sogar eine gewisse Stärke verliehen.

Aber jetzt, mit 32 Jahren, fühlte sich alles anders an. Sie war nicht mehr das Mädchen, das im Restaurant ihrer Eltern aushalf oder stolz war, mit einem kleinen Taschengeld über die Runden zu kommen. Sie war eine Frau, die vor einer gescheiterten Ehe stand und versuchte, in einer Welt zu überleben, die sich schneller drehte, als sie es sich je vorgestellt hatte.

Arin sah auf ihr Handy und zögerte einen Moment. Sie wusste, dass sie irgendwann mit ihrer Mutter reden musste. Es würde sich nicht vermeiden lassen. Aber was konnte sie ihr sagen? Dass ihre Ehe mit Jihun von Anfang an zum Scheitern verurteilt war? Dass die Geheimhaltung, die sie beide leben mussten, sie langsam zermürbt hatte? Dass das perfekte Bild, das sie nach außen hin bewahren sollten, in Wahrheit bröckelte?

Ein weiterer Schluck Wein folgte, und Arin fühlte, wie die Wärme des Getränks langsam ihre Anspannung löste. In den stillen Momenten wie diesen fragte sie sich, ob sie wirklich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Es wäre so viel einfacher gewesen, in der Ehe zu bleiben, den Anschein aufrechtzuerhalten und einfach weiterzumachen – so, wie es ihre Eltern es vielleicht von ihr erwartet hätten.

Aber Arin war nie jemand gewesen, der den einfachen Weg ging. Sie hatte immer gekämpft – für ihre Karriere, für ihre Träume. Und auch wenn die Scheidung ein schmerzhafter Schritt war, war es ein notwendiger. Sie konnte nicht in einer Lüge leben, nicht einmal für den Glauben ihrer Eltern.

Sie lehnte das Glas Wein auf dem Couchtisch ab und atmete tief ein. Vielleicht würde sie ihre Mutter morgen zurückrufen. Aber nicht heute. Heute brauchte sie diese Ruhe, diesen Moment der Stille, um sich zu sammeln und ihre Gedanken zu sortieren.

Arin ließ ihren Blick durch das geräumige Apartment schweifen, während sie das Weinglas auf den Tisch stellte. Es war modern eingerichtet, mit hohen Decken und großen Fenstern, die eine atemberaubende Aussicht auf die nächtliche Skyline von Seoul boten. Das Licht der Stadt glitzerte in der Ferne, während sich der sanfte Wind durch die halb geöffneten Fenster hereinmischte. Doch trotz der stilvollen Einrichtung und der beeindruckenden Aussicht fühlte sich das Apartment oft leer an – wie ein schicker, aber unfertiger Raum, in dem die Zeit stehengeblieben war.

Die Möbel waren minimalistisch und elegant, ganz in neutralen Tönen gehalten – graue Sofas, ein Glastisch, ein paar schwarz-weiße Kunstwerke an den Wänden. Das war das Apartment einer Frau, die in ihrem beruflichen Leben stets die Kontrolle behalten musste, aber es fehlte an den persönlichen Details, die das Zuhause zu einem wirklich einladenden Ort machten.

Ein großes Bücherregal an der Wand hinter dem Sofa beherbergte Bücher über Journalismus, Politik und Philosophie, daneben standen einige Vasen und Kunstgegenstände, die ihr während der vielen Reportagereisen geschenkt worden waren. Doch zwischen den Büchern und den teuren Dekorationen lagen verstreut einige persönliche Erinnerungsstücke, die aus einer ganz anderen Zeit zu stammen schienen.

Hier und da standen Fotos, einige davon in hübschen Rahmen, andere einfach lose auf Kommoden oder Beistelltischen verteilt. Auf einem der kleinen Tische lag eine alte Collage, bestehend aus Fotos ihrer Jugend. Arin sah für einen Moment darauf, ihre Lippen zogen sich leicht in ein Lächeln. Die Bilder zeigten sie als Teenager, lachend mit Freundinnen in ihrer Schuluniform, beim Ausflug zum Strand mit ihren Eltern oder während ihrer ersten Sommerjobs im Restaurant der Familie. Ihr jugendliches Gesicht strahlte eine Unbeschwertheit aus, die in ihrer jetzigen Realität fast verloren schien.

Eines der Fotos zeigte ihre Eltern, lachend und Arm in Arm vor ihrem Restaurant in Busan, ihre Hände von den Jahren harter Arbeit gezeichnet, aber ihre Gesichter voll Zufriedenheit. Arin hatte das Bild oft betrachtet, wenn sie sich nach einem Anker sehnte, etwas, das sie mit dem Leben verbinden konnte, bevor alles so kompliziert geworden war.

An einem anderen Tisch in der Nähe des Fensters stand ein Hochzeitsfoto von Arin und Jihun. Es war in einem schlichten Silberrahmen, doch das Bild hatte sie seit Monaten nicht mehr angerührt. Sie wirkte darauf glücklich, Jihun strahlte an ihrer Seite, und doch, wenn sie jetzt darauf sah, fühlte sie, wie fern dieser Moment war. Es erinnerte sie an das Märchen, das sie einst glaubte, aber das in der Realität nicht überleben konnte.

In den Ecken des Apartments stapelten sich noch einige ungeöffnete Kartons, Überbleibsel ihres Umzugs, der bereits neun Monate zurücklag. Einige waren beschriftet – „Küche“, „Kleidung“, „Alte Fotos“ – doch sie hatte nie die Zeit oder vielleicht die Energie gefunden, sie auszupacken. Es war, als hätte sie sich nie vollständig entschlossen, diesen neuen Lebensabschnitt wirklich zu akzeptieren. Alles, was sich noch in den Kartons verbarg, schien Teil eines Lebens zu sein, das sie noch nicht ganz loslassen konnte.

Arin stand langsam auf und ging zum Bücherregal, wo auf einem der oberen Regale ein altes Fotoalbum stand. Sie zog es hervor und ließ es in ihren Händen ruhen. Es war abgenutzt, die Kanten leicht ausgefranst von all den Jahren, die es sie begleitet hatte. Im Inneren befanden sich weitere Fotos aus ihrer Kindheit – Familienfeiern, Geburtstage, ihre ersten Reisen.

Eines der Bilder zeigte sie als kleines Mädchen mit ihren Eltern in der Küche des Restaurants. Ihre Mutter lachte, während ihr Vater konzentriert eine große Schüssel Teig knetete. Damals war alles noch so einfach gewesen – das Leben bestand aus harter Arbeit, Liebe und dem ständigen Streben, sich gegenseitig zu unterstützen.

Sie blätterte weiter und stieß auf ein Bild aus ihrer Verlobungszeit mit Jihun. Sie beide standen auf einer Party, umgeben von Freunden, und doch wirkte es wie eine Momentaufnahme eines anderen Lebens. Arin erinnerte sich an diesen Abend – es war der Beginn der Phase, in der sie anfingen, ihr Leben und ihre Liebe vor der Öffentlichkeit zu verbergen, in der die Geheimhaltung ein ständiger Begleiter wurde.

Mit einem Seufzen legte sie das Album zurück auf das Regal und strich gedankenverloren über den Rücken eines der Bücher. Ihr Apartment war geräumig und wunderschön, doch die wenigen persönlichen Gegenstände, die verstreut zwischen den edlen Möbeln lagen, erzählten eine Geschichte der Zerrissenheit. Es war ein Ort, der äußerlich perfekt wirkte, doch in Wahrheit spiegelte es das Chaos wider, das tief in ihrem Inneren tobte.

Arin setzte sich wieder auf das Sofa und griff nach ihrem Weinglas. Während sie einen weiteren Schluck nahm, dachte sie daran, wie weit sie gekommen war – und wie weit der Weg noch vor ihr lag.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top

Tags: #seventeen