Kapitel 41

Lisa

Die Hitze, die sich in meinem Innern ausgebreitet hatte, war mit einem Schlag verschwunden, als diese Jessy neben uns aufgetaucht war. Wie gerne würde ich lieber seine Lippen auf meinen spüren, anstatt meine Zweifel und Unsicherheiten in meinem Kopf zum Verstummen zu bringen.

Er nahm mein Kinn zwischen Zeigefinger und Daumen, zwang mich ihn anzusehen. „Beachte sie einfach gar nicht"

„Das ist nicht so einfach, Joint. Wenn ich denke, mit wem du schon alles ..." ich brach den Satz bei dem Gedanken an seine zahlreichen Betthäschen ab. Natürlich wusste ich, dass er dadurch kein schlechter Mensch wurde, doch die Tatsache, dass es noch andere gab, setzte mir mehr zu, als ich je gedacht hätte. Joint schien meine Zweifel zu bemerken, schluckte geräuschvoll, bevor er sich im nächsten Moment zu mir hinunter beugte.

„Hör auf dir so einen Kopf zu machen." ich schnaubte über seine leicht dahingesagte Bemerkung, verstummte jedoch augenblicklich als er seinen Gedankengang mit seinen nächsten Worten schloss. „Jetzt gehöre ich nur dir." seine tiefe Stimme liebkoste meine Wange wie eine sanfte Brise, wogte mich in eine Sicherheit, die ich so nur bei ihm spürte. 

Obwohl ich seinen Worten Glauben schenkte und obwohl ich ihm in der Hinsicht vertraute, hörte ich mich stichelnd sagen: „Aber nur heute" Auch wenn er heute wie ausgewechselt wirkte, könnte er es sich morgen schon wieder anders überlegt haben.

„Wenn du willst, kann ich dir auch für immer gehören", flüsterte er mit leuchtend dunklen Augen.

„Joint", empört rückte ich ein Stück von ihm ab. „So etwas solltest nicht einmal du leichtfertig versprechen, wenn du dieses Versprechen nicht einhalten wirst"

Ungeachtet meiner Stimmlage zog er mich an der Taille näher zu sich heran, sodass das warme Wasser in leichten Wellen gegen meinen Bauch strich.

„Und was ist, wenn ich es ernst meine?"

Ich konnte nicht anders, als ihn mit offenem Mund anzustarren. Wer war dieser Kerl bloß? Vor ein paar Tagen hatte er mir noch die schlimmsten Dinge an den Kopf geworfen, und jetzt konnte er nicht damit aufhören, mich in seinen Bann zu ziehen. Und das schlimmste, was ich feststellte war, dass es funktionierte. Seine Worte schickten eine wohlige Wärme in meinen Körper, jagten wie kleine bunte Schmetterlinge durch meine Venen, sodass ich ihm sowohl körperlich als auch psychisch erlegen war.

„Wie wäre es, wenn wir an einen Ort gehen, an dem ich dir beweisen kann, wie ernst ich es meine?" Um mich zu überzeugen, strich er mit seiner Nase über meine, erzeugte eine wohlige Gänsehaut, die sich meinem Körper hinab schlängelte. Unfähig ihm zu widersprechen, nickte ich nur. Ich sollte endlich ehrlich mit mir sein. Ich wollte ihn mehr denn je.



„Komm beeil dich", Joint hatte mich an der Hand gepackt und führte mich nun in Windeseile die Treppe seines Hauses hinauf. Unsicher schielte ich auf die Tür meiner besten Freundin. Ich sollte mich schlecht fühlen, ihr noch nichts über meine Gefühle für ihren Bruder gesagt zu haben. Sie hatte die Wahrheit verdient, auch wenn mich die altbekannten Ängste und Zweifel noch nicht an diese Wahrheit, an die Bereitschaft von Joint, eine Beziehung mit mir einzugehen glauben ließen. Dieser musste meine Bedenken gespürt haben, denn er drehte sich halb zu mir um und strich mir sachte über meinen Handrücken.

„Vanessa ist nicht hier. Sie dürfte bei Nik sein." Seine angenehme Stimme zog meinen Kopf in seine Richtung.

„Wir hätten ihr schon längst das von uns erzählen sollen", sagte ich vorwurfsvoll.

„Das von uns?", ein Schmunzeln umspielte seine Lippen. „Das fängt doch gerade erst richtig an."

Sprachlos sah ich ihm entgegen. Ich konnte ihm einfach nicht lange widerstehen. Er hatte so eine Art an sich, die mich immer wieder anzog, die mich immer wieder über meine überglücklichen Hormone zweifeln ließ.

„Und dieser Anfang beginnt also in deinem Zimmer?", fragte ich neckend, machte mich von ihm los und betrat eben diesen Raum. Mittendrin blieb ich stehen und starrte auf ein großes Bett mit dunkler Bettwäsche. Was hatte ich auch anderes erwartet?

„Gefällt's dir?", Joint war mir gefolgt und sah mich jetzt aufmerksam an.

„Dein Bett?"

„Tz, tz, tz, du denkst auch nur an das Eine, oder? Natürlich meine ich mein Zimmer", lachend schloss er mit einem leisen Klicken die Tür hinter sich. Obwohl mir bewusst war, dass er einen Scherz gemacht hatte, spürte ich die Hitze in meine Wangen schießen. Um meine Aufregung zu überspielen, drehte ich mich einmal im Kreis, musterte seine Einrichtung, die lediglich aus dem überdimensional großen Bett, einer Kommode und einem unbenutzt wirkenden Schreibtisch bestand.

„Wo sind deine Poster mit den Autowaschenden-in-Bikini-steckenden-super-heißen-Models?"

Er kam mir mit einem verschmitzten Lächeln entgegen. „Ach, weißt du, auch ich werde langsam erwachsen", wie unauffällig streifte er mit seiner Hand meine. Ein Schauern erfüllte mich, trotz seiner flüchtigen Berührung. „Außerdem, habe ich doch jetzt meine Traumfrau hier", er wollte mich schon zu sich heranziehen, da machte ich kehrt und schlenderte lässig, als würden mich seine Worte kein bisschen berühren, auf seinen Schreibtisch zu. Ob er dort wohl überhaupt einmal dran gesessen war? Wohl eher kaum.

„Der sieht ja aus wie neu", langsam strich ich über die glatte Oberfläche.

„Tja, mein alter wurde zu Kleinholz verarbeitet." Ich spürte, dass er hinter mich getreten war, spürte seine Präsenz überdeutlich auf meinem Körper.

Aufgrund seiner Worte wandte ich mich um, lehnte mich gleichzeitig gegen den Tisch und sah ihm in seine dunklen Augen. „Joint, was du über deinen Vater letzte Nacht gesagt hast, das definiert dich nicht. Du kannst die Wut in dir kontrollieren, das weiß ich."

Sein Blick war unverhohlen auf mich gerichtet, während er sich mit einer Hand durch seine Haare fuhr. Eine typische Geste von ihm, wenn ihm etwas unangenehm war oder er über Gefühle reden musste.

„Ich weiß, mit dir an meiner Seite hege ich nun auch die Hoffnung, dass ich es schaffen kann." Nun stand er dicht vor mir, legte beide Hände auf die Arbeitsplatte, hielt meinen Körper wie schon so oft gefangen.

„Dann kommst du also nicht von mir los", stellte ich atemlos fest, lehnte mich ihm entgegen, während er einige Zentimeter auf mich zu kam.

„Nicht einmal eine verdammte Abrissbirne könnte mich davon abhalten, mich in deine Nähe zu begeben", flüsterte er gegen meine Lippen, entfachte in mir das wunderschöne Gefühl des Verlangens, das sich in seinen dunklen Augen widerspiegelte. So ein süßes Geständnis, das in mir den Wunsch erweckte, für immer die einzige für ihn zu sein. Ein Geständnis, das Lust auf mehr machte. Mehr von diesem tollen Mann.

„Mehr. Ich will mehr davon hören", wisperte ich, woraufhin ein amüsiertes Lächeln auf seinen Lippen erschien. Wärme durchströmte mich, als er wie selbstverständlich seine Hände an meine Taille legte, seine Finger spreizte, sodass ich den Druck auf meiner Haut deutlich spüren konnte. Ich konnte es einfach nicht mehr leugnen, wollte es nicht mehr leugnen. Ich war schon seit Jahren unsterblich und rettungslos in ihn verliebt, sodass es schon längst ein Teil meines Lebens war, den ich die ganze Zeit über aus Schutz unterdrückt hatte. Ich liebte Georg Schwarz.

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