Kapitel 21

Lisa

„Hab's dir gesagt", flüsterte Markus mir ins Ohr, woraufhin Joints Finger sich stärker um sein Bier verkrampften. Hatte er Recht? Ging es ihm hier um mich? Etwas regte sich in meiner Brust, und mein Herz wollte schon auf und ab hüpfen, da wurde mir bewusst, dass es sich bei Joint nicht um Eifersucht handelte. Er konnte die Tatsache, dass ich ihm widerstehen konnte, dass ich über ihn hinweg war, nicht ausstehen. Darum ging es ihm. Er war sauer darüber, dass er nicht gewann.

Und als er mit einem lauten Schlag seine Flasche auf den Tisch abstellte und sich knurrend von unserem Anblick abwandte, bestätigte er damit meine Theorie.

„Und Nik, wie läuft's beim Fußball?", fragte er mit einer solchen Schärfe in der Stimme, dass Vanessa sich schnurstracks aufrichtete, ehe sie begriff, was seine Worte beinhalteten.

Niklas sah ihn überrascht an, hatte anscheinend nicht mit dieser Frage –oder überhaupt eine seinerseits- gerechnet. „Gut", sagte er daher sichtlich überrumpelt.

Vanessa sah mich mit großen Augen an, doch ich konnte nur mit den Schultern zucken, konnte ihr Joints Verhalten nicht erklären.

„Gut", wiederholte Joint und nahm einen großen Schluck von seinem Bier.

„Du könntest gerne wieder anfangen, niemand hätte was dagegen."

„Du hast aufgehört zu spielen?", fiel Vanessa ihrem Bruder ins Wort, dann drehte sie sich zu Nik. „Warum hast du mir nichts davon erzählt?"

„Weil es dich nichts angeht, Schwesterherz", sprach Joint mit zuckersüßer Stimme.

Sie öffnete empört den Mund, schloss ihn dann jedoch wieder.

„Ich habe dir nichts gesagt, weil ich mir sicher bin, dass er sowieso wieder ankriechen wird."

„Das könnte dir so passen", schnaubte Joint, wirkte dabei jedoch entspannter als noch zuvor. „Ohne mich, habt ihr euren besten Spieler verloren."

Niklas lachte auf. „Ganz schön mutig für einen, der kaum Tore schießt, geschweige denn den Ball trifft."

Joints Gesicht verwandelte sich zu einem Lächeln, das sogar seine Augen erreichte. Fasziniert sah ich ihn an, erkannte in einigen Zügen den alten Joint wieder, der mich so spielerisch zum Lachen bringen konnte.

„Der Punkt geht an dich", damit hob er seine Flasche an, prostete ihm zu und trank sie in wenigen Schlucken leer.

Niklas grinste wie ein kleines Kind, als er sein Bier ebenfalls leerte.

„Ich hole uns Nachschub", sagte er zu Joint und stand auf.

„Warte, ich komm mit", wandte Vanessa ein und verschwand mit ihm aus dem Raum, bevor ich sie aufhalten konnte.

Jetzt saßen nur noch wir drei uns gegenüber, und die Anspannung legte sich wie ein unbehaglicher Schleier um uns. Joint war verdächtig still geworden, als die beiden das Zimmer verlassen hatten, starrte er auf seine leere Flasche, als wäre es ein ganz besonderer Schatz. Während ich ebenfalls keinen Ton sagte, seufzte Markus frustriert auf.

„Was läuft da zwischen euch?" Geschockt sah ich ihn an, auch Joint hatte seinen Blick gehoben, den ich jedoch nicht wirklich deuten konnte.

„Was?", Markus streckte beide Hände von sich. „Jeder der Augen im Kopf hat, merkt, dass hier etwas nicht stimmt."

„Bist du jetzt auch noch ein Hobbypsychologe, oder was?", fragte ihn Joint genervt.

„Ich spreche nur das aus, was ich sehe. Mehr nicht."

„Dann halt einfach den Mund", fuhr ihn Joint wütend an.

„Joint!", rief ich verärgert über seine abweisende Reaktion. Jetzt galt sein vernichtender Blick mir, sodass ich unwillkürlich schlucken musste.

„Ach, spricht die Prinzessin wieder mit mir?", knurrte er sarkastisch.

„Was soll das denn jetzt?" es war unfair von ihm, mich so anzufahren. Dabei hatte er kein Wort mit mir gewechselt, da wollte ich ihn in seinem Vorhaben auch nicht stören.

Er deutete mit dem Zeigefinger auf Markus, der keinen Hehl aus seiner Neugier machte. „Soll das irgendeine Strafe dafür sein, weil ich über dein Kleid hergezogen hab?"

„Sie sieht toll aus in dem Kleid", bemerkte Markus, wurde jedoch von Joint harsch unterbrochen.

„Halt die Klappe." Sofort verstummte dieser.

Das reichte. „Komm mal wieder runter, Joint. Markus kann überhaupt nichts für dein lautes Mundwerk. Also hör auf deinen Frust an ihm auszulassen."

„Dann hör du auf, dich so billig aufzuführen", warf er mir entgegen, stand auf und marschierte aus dem Raum, ehe ich noch etwas auf seine Gemeinheit erwidern konnte.

„Wow", sagte Markus verblüfft, als Joint weg war. Angestrengt versuchte ich mich gegen seine Worte zu wehren, versuchte sie nicht an mich ran zu lassen, doch wie immer scheiterte ich dabei. Er hatte nicht das Recht dazu, mich zu beleidigen, nur weil er gerade schlechte Laune hatte. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass das so ausarten würde."

„Schon ok", versicherte ich ihm, trank einen Schluck von meinem Cocktail.

„Sicher? Das sah nach ziemlich viel aufgestauter Wut aus."

Ich schüttelte den Kopf. Und ich dachte gerade noch, dass ich den alten Joint gesehen hätte. Ich war so dumm.

„Lisa?" Ich wandte mich ihm zu. „Es ist nichts, wirklich."

„Das kannst du deiner Oma verkaufen, aber nicht mir. Schon vergessen, ich hab das gerade live mitbekommen."

„Markus, du kannst mir ruhig glauben, wenn ich sage, dass da nichts mehr zwischen uns läuft, ok?"

„Nicht mehr?", lächelte er siegessicher.

„Er kann manchmal so ein Arsch sein", ignorierte ich sein Lächeln.

„Also für mich, sah das eher nach Eifersucht aus. Vielleicht hegt er ja noch Gefühle für..."

„Nein", hinderte ich ihn daran, seinen Satz zu beenden.

Er wollte schon etwas erwidern, da kamen Vanessa und Niklas zu uns gestapft.

„Was ist denn passiert? Wir waren doch nur ein paar Minuten weg", fragte Nik und stellte sein Bier ab.

„Ach, er wollte Lisa nur einen neuen Cocktail zubereiten", flunkerte Markus und stand auf. „Ich schau mal lieber nach ihm."

Wieder konnte ich nur dabei zu sehen, wie er in der Küche verschwand. Oh man, hoffentlich würden wir bald im Klub sein, dann konnte ich Joint endlich aus dem Weg gehen.

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