Kapitel 14
Joint
Das Mädchen ging mir auf die Nerven, so richtig! Allen Ernsten gab sie mir die Schuld an dem Abgang des fremden Mannes. Versteht einer mal Frauen!
Mit einem entnervten Schnauben stieß ich die schwere Holztür auf, ließ meinen Blick suchend über den Parkplatz schweifen, bis ich mein Ziel ausfindig gemacht hatte.
Nie im Leben würde ich diese Schuldzuweisung auf mir sitzen lassen.
„Hey, warten Sie." Der Mann mit dem karierten Hemd drehte sich zu mir um, während ich mit schnellen Schritten auf ihn zulief.
„Was wollen Sie?" sagte er streng, doch ich ließ mich davon nicht abhalten.
„Das eben tut mir Leid, sie wissen ja wie verrückt Frauen sein können, wenn sie ihre Tage haben." Bei diesen Worten sah ich Lisas entsetztes Gesicht buchstäblich vor mir und verkniff mir ein Lachen. Mir machte es eindeutig zu viel Spaß, sie zu necken.
„Ich versteh nicht, was sie meinen." Er sah mich immer noch verwirrt an. Was fand Lisa nur an ihm? Wie ein Adonis sah er nicht gerade aus.
„Meine Freundin hat diese verdrehte Vorstellung, dass sie für ihre Mutter Amor spielen kann." Sein Gesichtsausdruck blieb unverändert.
„Wissen Sie, es war nicht einfach für sie, all die Trauer zu bewältigen, und jetzt startet sie den Versuch ihrer Mutter zu helfen, indem sie sie verkuppelt."
„Verkuppeln? Mich?" Der Fisch hatte angebissen.
„Ich weiß, das ist kaum vorstellbar", sagte ich ironisch, woraufhin er mir einen warnenden Blick zuwarf. „Jedenfalls wünscht sie sich nichts Sehnlicheres für ihre Mutter als das."
„Und derjenige soll ich sein?"
„Ja." Ich nickte.
„Ich weiß nicht so recht, ich kenne Sie gar nicht, geschweige denn ihre Freundin." Meine Freundin, irgendetwas regte sich bei diesem Wort in meiner Brust, was ich jedoch nicht genauer ergründete.
„Kommen Sie, es ist doch nur ein Kaffee. Danach können Sie von mir aus wieder verduften." Skeptisch musterte er mich. Sah ich vertrauenserweckend aus? Wahrscheinlich nicht, also versuchte ich mich an einem Lächeln. Viele hatten schon davon geschwärmt, also musste es doch irgendwas bewirken. Und tatsächlich wich Aufgeschlossenheit Skepsis und ich atmete erleichtert aus.
„Wo und wann findet das Treffen statt?" Unendlich dankbar strahlte ich diesmal ein ehrliches breites Lächeln. Lisa würde sowas von in meiner Schuld stehen.
In der Kneipe angekommen schlenderte ich lässig an die Theke, hinter der sich nach wie vor die blonde Schönheit befand. Sie befüllte gerade ein Glas mit Eiswürfel, als sie meinem Blick begegnete und inne hielt.
Mit einer einzigen Bewegung schmiss ich den Zettel, den mir der Mann gegeben hatte, vor ihre Nase und wartete auf eine Reaktion von ihr.
Verständnislos betrachtete sie den Fetzen vor ihr.
„Was ist das?"
„Das ist die Handynummer deines Casanovas."
Ihr Blick huschte von dem Zettel zu mir und dann wieder nach unten bis meine Worte sie erreichten.
„Seine Nummer? Wie hast du..."
„Das spielt keine Rolle", unterbrach ich sie, und sah zu, wie sie den Zettel nun aufhob und die einzelnen Zahlen betrachtete.
Ein glückliches Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht, das im nächsten Moment jedoch wieder verschwand.
„Was willst du dafür?" Sie kannte mich gut.
„Du meinst als Gegenleistung, dass ich dir diesen kostbaren Zettel besorgt habe?" ihre Miene verfinsterte sich. Nachdenkend legte ich mir einen Finger ans Kinn, tat so als überlegte ich mir gerade eine perfekte Herausforderung für sie.
„Joint." Ihre Stimme klang angespannt, sie rechnete wohl mit dem Schlimmsten.
„Ich möchte einen Abend mit dir verbringen." Ungläubigkeit versetzte ihre Züge, dann sah sie mich empört an.
„Niemals! Außerdem habe ich einen Freund, schon vergessen?" Das klang endgültig, doch ich wollte nicht locker lassen. Den Aspekt über ihren „Freund" ignorierte ich geflissentlich. Wenn sie wirklich glücklich mit ihm war, warum war er dann nicht hier, an ihrer Seite?
„Dann muss ich diesen Zettel leider wieder konfiszieren." Meine Hand schnellte nach vorne, doch sie sah es kommen und entzog mir das Papier knapp vorher. Für einen kurzen Moment streifte ich dabei ihre weichen Finger, und war mehr denn je entschlossen, das prickelnde Gefühl, das sich durch meinen Körper schlängelte, erneut zu fühlen.
„Wie wäre es mit einem rendez-vous?" Misstrauisch sah sie mich an, doch ich schenkte ihr nur ein unwiderstehliches Lächeln.
„Eine Verabredung", hielt sie eisern dagegen.
„Ich denke nicht, dass du in der Position bist, um zu verhandeln."
Sie sah mich herausfordernd an. „Eine Verabredung oder gar nichts. Deine Entscheidung."
„Also gut."
„In einem öffentlichen Gebäude." Schob sie schnell hinterher, als hätte sie meine Gedanken gelesen.
Das war zwar nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte, doch damit konnte ich leben. Mit einem verschmitzten Lächeln ließ ich meinen Blick an ihrem Körper hinab wandern. Das Top, das sie trug, saß verdammt eng und schürte meine Fantasie nur noch mehr an.
„Dann gehen wir schwimmen." Ihr geschockter Blick entging mir dabei nicht. Damit hatte sie nicht gerechnet. Wenn sie schon nicht bereit war, alleine etwas mit mir zu unternehmen, würde ich diesen genialen Körper in einem knappen Bikini sehen und doch noch auf meine Kosten kommen.
„Den Tag bestimme ich." Damit stieß ich mich von der Theke und verließ eine verdutzt drein guckende Lisa, die mir wahrscheinlich im Gedanken tausend Flüche an den Kopf warf.
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