Kapitel 8

Mit einem weiten Pullover und einer Boyfriend Jenas betrete ich das Klassenzimmer, wo schon viele aus meiner Klasse sitzen und sich unterhalten. Ich habe mir fest vorgenommen ab jetzt auch in der Schule zu reden. Nicht viel und nicht laut. Aber ich werde es versuchen. Mein Ziel ist es, normal im Unterricht heranzukommen. Auch mündlich. Und auch die mündliche Prüfung will ich im nächsten Schuljahr ganz normal ablegen. Marco gibt mir Kraft. Durch ihn mache ich Fortschritte. Dafür liebe ich ihn und bin ihm unendlich dankbar. Über die Ferien sind wohl einige der Lehrer krank geworden, weshalb unser Vertretungsplan etwas verwirrend ist. Im ersten Block haben wir normal Mathe, danach haben wir Sport. Gott sei Dank habe ich gestern noch im Internet auf der Webseite der Schule den Vertretungsplan angesehen sonst hätte ich heute mein Sportzeug nicht mit gehabt. Dabei hat Marco am Anfang des Schuljahres betont, dass man einmal null Punkte bekommt, wenn man zweimal sein Sportzeug vergisst. Das wäre dann zwar erst das erste mal aber es muss ja trotzdem nicht sein.

Da es bereits klingelt und Marco auch schon den Raum betreten hat, packe ich ganz schnell mein Zeug aus. Marco hat heute seine Brille auf und sieht irgendwie kaputt aus. Muss ich mir Sorgen machen? Gestern hat er auch schon nicht mehr auf meine Nachrichten reagiert. "In Ordnung, ich hoffe, dass ihr alle gut ins neue Jahr gerutscht seid und ihr schöne Ferien hattet. Jetzt machen wir aber im Stoff weiter. Schlagt eure Bücher auf Seite 157 auf und löst die Aufgaben bis Seite 159." Ich mustere ihn etwas irritiert. Wieso ist er so drauf? Diesen Ton hatte er noch nie eingeschlagen. Niemand traut sich etwas dagegen einzuwenden oder auch einen Spaß zu machen. Ohne zu zögern schlagen alle ihre Bücher auf und fangen an die Aufgaben zu lösen. Es ist unglaublich ruhig im Raum, niemand traut sich etwas zu sagen. Nur ich habe mein Buch immer noch nicht aufgeschlagen. Mein Blick liegt immer noch auf Marco, der nun an seinem Tisch sitzt und gestresst, vielleicht sogar angenervt in seine ganzen Zettel starrt und irgendwas macht. "Hast du schon die neue Lehrerin gesehen? Sie ist unglaublich hübsch!", höre ich Laura und Diana erzählen. Ich sehe wieder zu Marco. Neue Lehrerin? Hübsch? Schwer schluckend schlage ich mein Buch auf und löse schnell die Aufgaben, sodass ich sogar als erste fertig bin. Die ganze Stunde lässt Marco uns alleine arbeiten und als es dann klingelt packt er wortlos sein Zeug und verlässt den Raum. "Was ist mit ihm?", fragt Timo mich leise. Ich zucke seufzend mit den Schultern. Keine Ahnung, was ihm heute quer sitzt. "Lass uns zur Sporthalle. Vielleicht hat er ja gleich bessere Laune." Das bezweifle ich zwar, aber ist auch egal. Ich folge Timo nach draußen vor den Schulhof, wo er erst einmal eine raucht und ich einfach teilnahmslos durch die Gegend starre. "Ihr Name ist Madame, naja, Frau Wilson. Sie unterrichtet Französisch. Ich habe noch nie eine so hübsche Frau gesehen, Diana. Sie hat lange braune Haare und hammer blaue Augen. So richtig Eisblau." Die soll bloß ihre Pfoten von Marco lassen. Innerlich beginne ich zu kochen. Ich wünschte ich könnte der drohen, damit sie sich Marco aus dem Kopf schlägt, denn ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass sie gefallen an ihm finden wird. Und das geht mir gegen den Strich, bevor ich überhaupt Bekanntschaft mit der gemacht habe. Oh Gott, wieso um Gottes Willen bin ich nur so eifersüchtig? Das müssen die scheiß Hormone sein. Der Frauenarzt, bei dem ich war, hat mir erzählt, dass es dem Baby gut geht und dass ich nur darauf achten soll nicht zu viel Stress zu haben und nicht zu schwer zu tragen. Naja, und seit einer Woche habe ich auch morgens mit Übelkeit zu tun. Kaum schlage ich die Augen auf, renne ich zum Klo und übergebe mich. Kein schöner Start in den Tag, wie ich finde. "Komm, Miley, wir gehen zur Sporthalle.", unterbricht Timo meine wirren Gedanken. Ich nicke und folge ihm frierend zu unserer Sporthalle. "Ist dir kalt?" Ich nicke, woraufhin Timo seinen Arm um meine Schultern legt. "Du musst dir keinen Kopf wegen der Wilson machen. Marco liebt dich. Und so hübsch finde ich die auch gar nicht." Ich sehe ihn überrascht an. "Du hast sie schon gesehen?" Er nickt. "Vorhin, als ich zur Toilette bin." Aha. Sie wird aber sicher hübscher als ich sein. Und reifer, erfahrener. Aber gut, Marco ist auch nicht sehr erfahren. Jedenfalls nicht mehr als ich.

In der Umkleide ziehe ich mich um und denke an vorhin, wo ich im Unterricht etwas gesagt habe. Rico hatte sich gemeldet, weil er eine Frage zu einer Aufgabe hatte. Und ich habe es ihm erklärt. Alle waren ruhig und haben mir aufmerksam und mit großen Augen zugehört. Es war mir irgendwie unangenehm aber es tat gut. "Miley?", fragt Diana. Ich sehe sie fragend an. "Wieso schaffst du es plötzlich zu reden?" Ich lächle etwas. "Neue Therapie." Stimmt ja irgendwie auch. "Es freut mich sehr.", lächelt sie mich liebevoll an und umarmt mich. Grinsend erwidere ich die Umarmung. "Irgendwie hast du dich verändert. Körperlich, meine ich.", murmelt Laura und mustert mich. Erst bleibt sie an meinen Brüsten hängen, dann an meinem Bauch und runzelt die Stirn. Ich sollte lieber schnell mein Top anziehen. Nützt mir aber auch nicht viel, da es eines dieser engen weißen "Untertops" von H&M ist. Ich Idiotin. Egal. Ich habe einfach zu viel gegessen über die Feiertage und gut ist. Ja, die Ausrede passt. "Naja, Timo und seine Mom wohnen ja jetzt bei uns und sie hat über die Feiertage ziemlich gut und vor allem viel gekocht und gebacken. Und ihr wisst ja, wie gerne ich esse." Laura und Diana schmunzeln. Die Mädels aus der Parallelklasse halten sich eher aus unserer Unterhaltung heraus. Ist immer so. "Ach so.", sagt Diana aber doch etwas misstrauisch und sieht noch einmal zu meinem Bauch, ehe sie sich selbst schnell ihr Oberteil über den Kopf zieht und sich anschließend einen Zopf macht. "Okay, wollen wir raus?" Ich nicke und folge meinen beiden Freundinnen in die Halle, wo bereits die Jungs sitzen und warten. "Okay. Drei Runden warm laufen.", gibt Marco von sich. Alle setzen sich widerstandslos in Bewegen, nur ich werde von Marco aufgehalten. "Miley, du setzt dich bitte." Verwirrt ziehe ich die Augenbrauen hoch. "Du machst doch keinen Sport mehr mit." Was redet er denn da? "Wieso sollte ich denn nicht?", "Du weißt warum. Ich möchte nicht, dass du weiter am Sportunterricht teilnimmst." Innerlich beginne ich richtig zu brodeln. "Das haben Sie nicht zu entscheiden.", knurre ich. "Doch, Miley, das habe ich. Und jetzt setz dich." Wütend stürme ich auf ihn zu. "Du hast mir gar nichts zu sagen! Gestern antwortest du nicht mehr und heute bist du durchgehend angepisst! Lass deine scheiß Laune verdammt nochmal nicht an mir aus! Such dir einen anderen Sündenbock aber nicht mich, denn dafür bin ich nicht zu haben! Wenn ich sage, dass ich Sport mitmache, dann mache ich auch mit!", schreie ich ihn an und schubse ihn an der Brust weg von mir. "Und ich sage, dass du nicht mitmachen wirst!", "Was ist dein scheiß Problem, huh? Weißt du was? Fick dich, Marco.", knurre ich und verlasse wütend die Halle. Aber dann wird mir schlagartig klar, dass ich ihm gerade vor zwei Schulklassen eine Szene gemacht habe.

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Kurze Info:

1. Habe ich mich entschieden doch nicht ganz so viel Erotik mit reinzunehmen, da es ziemlich schwierig ist immer wieder solche Szenen zu schreiben.

2. Für die, die "Das Mädchen von der Straße" gelesen haben: diese Story hat jetzt EINE MILLION READS!!! Das ist so krass *-*

~Jassy

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