Kapitel 48
"Jetzt komm doch mal runter! Du benimmst dich wie eine Furie!", "Wie bitte? Sag das nochmal!", "Du benimmst dich wie eine Furie!" Ich hebe eine Augenbraue an und beobachte meinen Bruder dabei, wie er gerade mit seiner Frau streitet. Das ist der Nachteil, wenn man sich ein Haus teilt. Marco sitzt mir gegenüber und trinkt mit erhobenen Augenbrauen aus seiner Kaffeetasse, während auch er die zwei ansieht. "Du kannst mich mal, du Arsch! Verpiss dich zu deiner Schlampe!", "Man, Jette, ich betrüge dich nicht! Mein Gott, wieso sollte ich denn auch?" Ah, darum geht es also. Wie kommt sie bloß auf so etwas? "Ist das normal?", flüstert Marco und lehnt sich leicht zu mir herüber. "Naja, sie streitet so selten, dass wenn sie es doch mal tun, dabei die Fetzen fliegen. Also ja, das ist normal.", grinse ich. Marco lehnt sich ebenfalls grinsend zurück und hält mir seine Kaffeetasse hin, woraufhin wir mit unseren Tassen anstoßen und anschließend weiter diesen Streit beobachten. Ist besser als Kino. "Verpiss dich, Timo!", schreit Jette Timo an und stampft nach oben. Timo knurrt, boxt gegen das Treppengeländer und dreht sich dann plötzlich zu uns um. "Habt ihr nichts besseres zu tun?", fährt er uns gereizt an. Marco und ich sehen uns an, drehen unsere Köpfe dann wieder zu Timo. "Nein." Timo schnaubt und verlässt mit knallender Haustür das Haus. "Wow. Also das nenne ich mal einen Streit.", "Als ob der fremd geht.", kichere ich und trinke den letzten Schluck aus meiner Teetasse. "Wieso bist du davon so überzeugt?", "Ich kenne meinen Bruder. Sollten er und Jette sich jemals trennen, dann würde er entweder forever alone bleiben oder er wechselt ans andere Ufer. Der lässt keine andere Frau als Jette an sich heran." Marco nickt nachdenklich und trinkt ebenfalls den letzten Schluck aus seiner Tasse, ehe er aufsteht und unsere Tassen in den Spüler stellt. "Ist nur scheiße, dass Timo jetzt so mies drauf ist. Er und ich müssen heute eigentlich wieder einen Tourieausflug machen. Mit der Laune vergrault er uns aber die Kunden." Marco schmunzelt und setzt sich wieder mir gegenüber. "Wir könnten ja beide raus fahren. Ich denke, dass ich das hinbekomme. Obwohl mir nicht wohl dabei ist, dass du dann ins Wasser gehst." Ich verdrehe die Augen. "Ich gehe ja nicht aus dem Käfig heraus. Alleine geht niemand von den Leuten in den Käfig und du bist noch nicht erfahren genug." Marco nickt etwas erleichtert. Ihm setzt das ziemlich zu, dass ich normal weiter offen tauchen will. Solange ich in meinen Neoprenanzug passe, werde ich aber nichts daran ändern. Bekomme ich ihn nicht mehr zu, werde ich das Tauchen bis nach der Geburt unseres Babys sein lassen. Ganz einfach. Marco murrt deswegen zwar rum aber damit muss er eben klar kommen.
Irritiert lege den Kopf schief und beobachte Marco, wie er sich gerade auszieht. "Was tust du?", "Ich gehe tauchen.", grinst er mich an und nimmt sich Timos Neoprenanzug. "Das hatten wir doch vorhin. Du bist zu unerfahren, um mit den Urlaubern alleine nach unten zu gehen." Er schüttelt den Kopf und kommt zu mir rüber, um mich zu küssen. "Ich mach das schon, Baby, entspann dich. Ich war oft genug unten." Ich seufze, ergebe mich dann aber und nicke. "Außerdem bin ich heute irgendwie voll scharf drauf mit den Viechern zu tauchen.", "Hör auf sie Viecher zu nennen. Es sind wunderschöne Tiere." Marco schmunzelt und drückt mir noch einen Kuss auf die Lippen. Der Kerl macht mich fertig. Grinsend geht er nach draußen und belehrt alle. Er macht das wirklich gut. Aber ich bin ziemlich skeptisch, was das Tauchen betrifft. Wenn etwas passiert, dann haben wir ein großes Problem. Ich darf die Leute nicht mit ihm alleine hinunter lassen. Keine Ahnung was das für ein Desaster werden würde. Aber es wird sicher nichts passieren. Fuck, ich kann das nicht. "Marco, das geht nicht. Ich werde runter gehen." Er sieht mich irritiert an. "Die Versicherung springt nicht ein, wenn etwas passiert und ein unerfahrener wie du mit unten bist." Er verdreht seine Augen und schließt den Reißverschluss des Neoprenanzuges. "Ich will jetzt wirklich keinen Streit anfangen, Marco. Zieh das scheiß Ding aus, ich werde runter gehen." Er sieht mich wütend an. "Du wirst nicht mehr tauchen, Miley. Du bist schwanger und riskierst somit nicht mehr nur noch dein Leben." Langsam hängt mir der scheiß zum Hals raus. Haben wir nicht genug darüber diskutiert? "Schatz, ich habe doch nur Angst um dich.", "Mein Gott, was soll denn da passieren? Der Käfig ist zwischen dem Hai und mir! Der kann mich nicht angreifen. Nicht einmal, wenn der Hai den Käfig angreift, kann etwas passieren!" Ich atme tief durch und sehe etwas nervös zu den Urlaubern. Man, wir dürfen uns hier nicht streiten. Das geht echt gar nicht. "Ich gehe runter. Wenn einem dieser Laute etwas passiert, dann bin ich am Arsch.", "Ach, ich denke, da passiert nichts?", "Mit den Haien nicht, nein. Aber die können alle erst seit gestern tauchen, einer von ihnen könnte Panik bekommen und ertrinken. Ich weiß, wie man in dem Moment handelt. Ich habe nämlich meinen Rettungsschwimmer gemacht, um diesen Job hier einwandfrei zu erledigen. Und du hast Seepferdchen und Bronze." Marco verdreht seine Augen, gibt aber letztendlich nach. "Na schön. Dann zieh dich um. Ich passe dann hier oben auf." Ich nicke und gebe ihm einen flüchtigen Kuss, ehe ich mich umziehen gehe. Dass Marco aber auch immer wieder auf dieser Scheiße herumreiten muss. Was ist sein Problem?
Marco macht das Boot fest, während ich dann auch vom Boot steige und den Urlaubern helfe. Nicht, dass einer noch ins Wasser fällt. "Vielen Dank für diesen Ausflug, Miley, es hat mir und meiner Familie sehr großen Spaß gemacht.", lächelt eine Frau mich an, die mit ihrem Mann und ihren 18-jährigen Zwillingen die Tour mitgemacht hat. "Ich freue mich, dass es euch gefallen hat.", erwidere ich lächelnd. "Wir werden auf jeden Fall eine gute Bewertungen auf ihrer Internetseite abgeben." Das ist doch mal was. Alle verabschieden sich nach und nach, bis nur noch Marco und ich hier sind und uns seufzend ansehen. "Es tut mir leid.", sagen wir beide gleichzeitig und müssen daraufhin grinsen. "Vertragen wir uns wieder?" Ich nicke und lasse mich von diesem einzigartigen Mann in den Arm nehmen. "Man merkt, dass du schwanger bist. Langsam kommen die Launen hervor." Empört schnappe ich nach Luft und haue ihm auf die Schulter, doch er lacht nur. "Komm, du liebst mich trotzdem." Schmunzelnd nicke ich und strecke mich ihm entgegen, damit er mich küsst. "Ich liebe dich.", "Und ich dich.", erwidert der Mann, den ich liebe.
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