Kapitel 40

Oscar, Marco und ich sind im Garten und spielen Fußball. Der arme Mr. Cooper ist bereits geflüchtet, da er einmal den Ball abbekommen hat. Naja, mit seinen zehn Jahren ist er ja auch nicht mehr der jüngste. Mittlerweile liegt er lieber faul in der Sonne als herumzustreunern. Oscar liebt den alten Kater sehr. Keine Ahnung was los sein wird, wenn Coop mal nicht mehr ist. Nicht nur Oscar wird trauern. Ich werde auch ziemlich traurig sein. Genauso wie Dad, Mom und Timo. Wie alle lieben unseren alten Coop sehr. Aber man kann eben nicht für immer leben. Auch Katzen nicht.

Oscar schießt mir den Ball zu und ich laufe damit zu unserem imaginären Tor. Aber dann laufe ich mit Marco zusammen und knicke stark um. "Oh Gott, Miley, das tut mir leid.", ruft Marco erschrocken und will mir hoch helfen. "Nein, warte, ich kann nicht auftreten.", halte ich ihn auf und ziehe zischend Luft durch die Zähne ein. "Déjà-vu.", schmunzelt Marco und hebt mich kurzerhand hoch. "Findest du das witzig?", "Schon irgendwie, ja.", lacht er und trägt mich ins Haus, wo er mich auf einen Stuhl in der Küche setzt und mir einen zweiten Stuhl heranzieht, wo ich meinen Fuß drauf legen soll. "Habt ihr Kühlakkus?", "Ohne wären Oscar und ich längst gestorben. Unten im Gefrierschrank." Marco lacht und holt ein Kühlakku heraus. "Oscar hat wohl deine Tollpatschigkeit geerbt?", "Aber sicher doch.", kichere ich, zische aber wieder, als Marco das Kühlakku auf mein Fußgelenk drückt. "Tut es sehr weh?" Ich nicke seufzend. "Mama? Hast du dir wehgetan?", fragt Oscar besorgt, der sich den armen Kater unter den Arm geklemmt hat. Coop ist dabei jedoch so entspannt und lässt sich einfach hängen. Naja, ich denke eher, dass er einfach irgendwann aufgegeben hat sich zu wehren. Das muss so gewesen sein, als Oscar ungefähr zwei war und Coop durchgehend von dem Zwerg schikaniert wurde. Ich schätze es war leichter aufzugeben, als ständig auf der Flucht vor ihm zu sein.

"Ja, Mama hat sich wehgetan. Schau mal, Ozzy, das wird ganz dick.", sagt Marco zu unserem Sohn und zeigt ihm meinen Knöchel. Ich schnaube beleidigt. "Hey, nicht bockig sein. Wir machen jetzt einen coolen Ausflug zum Krankenhaus.", grinst Marco. Ich verdrehe meine Augen und lasse mich wieder von Marco hochheben. "Ich darf doch mit deinem Auto fahren?", "Ja, klar. Oscar? Bring mal bitte den Autoschlüssel mit." Er ruft ein lautes "Ja" zurück und kommt kurz darauf mit dem Schlüssel hinter uns hergelaufen.

"Hast du schon mal einen Test gemacht?", fragt Marco leise, als wir in der Notaufnahme sitzen und warten. "Nein, noch nicht. Ich habe mich nicht getraut.", gebe ich ehrlich zu. Ich weiß nicht wieso, aber Marco und ich sind in den letzten zwei Wochen ständig übereinander hergefallen. Langsam beginne ich mich schlecht zu fühlen. Er schleicht sich von Wiebke Zuhause weg und kommt zu mir, um mit mir zu schlafen. Und mich zu schwängern. Welche normale Frau kann das einfach so mit ihrem Gewissen ausmachen? Ich lasse mich von einem verheirateten Mann schwängern! Aber es ist Marco. Ich liebe ihn so sehr. Meine Gefühle für ihn sind so unglaublich stark. Ich habe lange genug zurückgesteckt. Jetzt darf ich mal egoistisch sein. Finde ich jeden falls. "Sollen wir später einen Test holen?" Ich seufze. "Weiß nicht. Wenn überhaupt dann bin ich maximal zweite Woche. Ich glaube ich warte lieber noch." Er runzelt seine Stirn und legt seinen Arm um mich. "Was ist los?", fragt er einfühlsam. "Du fragst so neugierig nach, ob ich bereits einen Test gemacht habe. Du scheinst so sehr zu wollen, dass ich schwanger werde. Aber Marco, du hast eine Frau zuhause sitzen, die sich auch Kinder mit dir wünscht. Wir drei spielen zuhause Fußball zusammen, wie eine Familie. Wünschen uns ein zweites Kind, wie eine Familie. Aber wir sind keine Familie. Oscar und ich sind eine. Du und Oscar seid eine. Aber du, Oscar und ich sind keine, verstehst du das?" Er nickt traurig. "Also willst du das mit uns nicht mehr?", "Uns? Marco, es gibt kein Uns. Was haben wir zwei denn schon? Eine Affäre. Mehr aber auch nicht. Ich fühle mich schon nach zwei Wochen total scheiße. Keine Ahnung was ich mir dabei gedacht habe, als ich zugesagt habe. Das ist totaler Mist, was wir machen. Du betrügst deine Ehefrau!" Er presst seine Lippen aufeinander und schüttelt den Kopf. "Das ist doch alles nur Show. Ich habe mich in Wiebke verliebt, ja, aber auch nur, weil ich total einsam war. Ja scheiße, ich habe dich so sehr vermisst Miley. Ich habe all die Lügen geglaubt und habe einfach nicht verstanden, wieso du mir das angetan hast. Jetzt weiß ich aber, dass du mir das überhaupt niemals angetan hast. Aber ich kann Wiebke einfach nicht verlassen.", "Und warum nicht?" Er fährt sich durch die Haare und seufzt verzweifelt. "Weil meine Eltern mir sonst den Geldhahn zudrehen." Ich ziehe eine Augenbraue hoch. "Überrascht, dass ich von meinen Eltern abhängig bin?" Ich nicke perplex. "Was glaubst du denn? Du hast am Tag von Oscars Geburt gesagt, dass ich der Vater bin. Als ich wieder in der Lage war zu arbeiten, wurde ich entlassen. Und als Lehrer habe ich dann natürlich keine neue Stelle bekommen. Keine Schule nimmt einen Lehrer, der etwas mit seiner Schülerin hatte und mit dieser sogar ein Kind gezeugt hat." Oh Gott, wieso hat er mir das denn nicht früher erzählt? "Abgesehen davon macht Wiebkes Bruder mich fertig, wenn ich sie verlasse.", "Du hast Angst vor ihrem Bruder?", "Ja, das habe ich. Denn wenn ich sie wegen dir verlasse, dann wird er mich zum leiden bringen wollen. Und wie würde ihm das ganz einfach gelingen?" Ich schlucke schwer und sehe zu Oscar rüber, der in der Spielecke sitzt und friedlich spielt. "Richtig. Durch Oscar und dich.", bestätigt Marco meine Vermutung. "Und was tun wir jetzt?" Er lächelt und legt seinen Arm wieder um mich. "Du, Baby, wirst gar nichts tun. Zumindest nichts außer deinen Fuß kühlen und meine Spermien empfangen, falls sie noch nicht angekommen sein sollten." Ich schnappe empört nach Luft, weil er es so laut gesagt hat und hier schließlich noch ganz viele andere Leute sitzen, und haue ihm auf die Brust. "Okay, das habe ich verdient.", lacht er leise und reibt sich die Stelle. Anschließend zieht er mich an sich, um meine Schläfe zu küssen. "Du bist ein Idiot.", "Ich weiß. Aber wenn du ehrlich zu dir selbst bist, dann liebst du mich trotzdem." Seufzend sehe ich zu ihm hoch. "Wusste ich es doch.", grinst er selbstzufrieden. Ich hoffe er erstickt dran. Schmunzelnd schüttle ich den Kopf. Er ist trotzdem ein Idiot.

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