Kapitel 11

Marco:

Meine Tage vergehen nur schleppend. Ich versuche irgendwie meinen Job zu machen und meinen Schülern den Unterrichtsstoff zu vermitteln, doch meine Konzentration und meine Laune sind am Tiefpunkt. Ich vermisse Miley so sehr und ich mache mir solche Sorgen um sie und unser Baby. Das Wochenende werde ich mich in meine Arbeit stürzen, um mich abzulenken. Ich kann eh nichts tun, um Miley zu finden, denn diese Elena scheint sie tatsächlich mit ins Ausland genommen zu haben. Wohin weiß niemand. Es ist nur klar, dass die Frau das Land verlassen hat. Und gerade weil ich nichts tun kann, sitze ich jetzt im Lehrerzimmer und suche mir sämtliches Zeug zum Arbeiten zusammen, damit ich über das Wochenende komme. Das ist wahrscheinlich besser, als wenn ich trinken würde. "Hey, warum so viel?", lächelt Anika mich an und setzt sich mir gegenüber. "Habe nichts zu tun am Wochenende.", gebe ich von mir und sortiere weiter die vielen Unterlagen. "Nicht? Was hälst du denn davon, wenn wir etwas trinken gehen? Im New Orleans zum Beispiel?" Ich hebe den Kopf, um sie anzusehen. "Warum?" Sie schmunzelt. "Naja, warum sollten ein alleinstehender Mann und eine alleinstehende Frau nicht zusammen etwas trinken gehen?", "Ich bin in festen Händen, tut mir leid.", erwidere ich. Sie sieht mich überrascht an. "Tatsächlich? Man erzählte mir, dass du single seist.", "Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen aber ich bin seit drei Monaten in einer festen Beziehung und ich liebe meine Freundin sehr." Sie nickt nachdenklich. "Und wenn nur so losgehen? Als Freunde? Ich meine, nur weil man in festen Händen ist, muss man ja nicht gleich auf Spaß mit anderen verzichten, wenn du weißt was ich meine." Das ist wirklich erbärmlich. "Wie ich bereits sagte: ich liebe meine Freundin und auch unser Baby, das wir erwarten.", sage ich mit Nachdruck. "Wow, nach so kurzer Zeit schon ein Baby?", "Ja, und wir sind sehr glücklich darüber." Ich ordne alle zusammengesammelten Arbeiten in einen Hefter ein und stecke diesen anschließend in meine Tasche. "Na gut. Aber dann geh wenigstens auf freundschaftlicher Basis mit mir etwas trinken." Ich seufze. "Ich habe kein Interesse, tut mir leid. Aber vielleicht hätte ein Freund von mir Lust." Ich schreibe Jona's Nummer auf einen Zettel. "Schreib ihm ruhig und sag ihm, dass du die Nummer von mir hast. Oh, und sag ihm auch noch, dass du meine Kollegin bist. Nicht, dass er sich wundert.", lächle ich. Jona könnte etwas Ablenkung gebrauchen, denn Betty hat ihm einen Korb gegeben, da diese wohl einen anderen Typen hat. Versteh einer die Frauen. "Okay, ich werde ihm gleich schreiben.", lächelt sie mich an. Hoffentlich habe ich sie dann nicht mehr an der Backe. Die ganze Woche über versucht sie mich schon zu einem Date zu überreden. Aber keine Chance. Als ob ich meiner Freundin fremdgehen würde! Außerdem habe ich gerade anderes im Kopf. Miley ist verschwunden und ich mache mir Sorgen!

Ich habe beschlossen noch bei Miley Zuhause vorbeizuschauen. Vielleicht hat ihr Vater etwas neues herausgefunden. Oder vielleicht ist sie sogar schon wieder da. Aber als Marlene mir mit einem traurigen Lächeln die Tür öffnen, verfliegt meine Hoffnung. "Gibt es etwas neues?" Sie schüttelt den Kopf. "Zumindest nichts festes. Frederiks Informant vermutet, dass Elena nach Spanien abgehauen ist. Er ist sich allerdings noch nicht sicher. Wir müssen abwarten." Ich nicke traurig. "Möchtest du etwas essen? Ich habe gekocht aber Timo ist nach der Schule zu seiner Freundin gefahren.", "Das wäre sehr lieb, vielen Dank. Ich habe den ganzen Tag noch nichts gegessen.", gebe ich zu und ziehe Schuhe und Jacke aus, um Marlene in die Küche zu folgen. "Ich habe so eine Art Bauerntopf gemacht. Ist einfach nur Hack, Paprika und Kartoffeln. Magst du so etwas?" Ich nicke und setze mich an den Tisch, während sie mir einen tellervoll gibt und sich mir dann ebenfalls mit einem vollen Teller gegenüber setzt. "Wie hast du dir das in der Zukunft vorgestellt? Schließlich musst du spätestens zur Geburt des Kindes angeben, dass du und Miley ein gemeinsames Kind habt." Ich nicke wissend. "Miley und ich haben schon viel darüber geredet. Ehrlich gesagt haben wir keine richtige Lösung gefunden. Ich habe überlegt an eine andere Schule zu gehen, was Miley aber partout nicht möchte. Deshalb habe ich überlegt bis zur Geburt zu warten und dann mit Frau Niemann zu reden. Vielleicht sieht sie ja darüber hinweg. Ich weiß es nicht genau. Sollte sie es melden, muss ich mir eben eine andere Tätigkeit suchen. Als Lehrer werde ich dann jedenfalls nicht mehr arbeiten dürfen. Keine Ahnung, was wir sonst tun sollen. Aber als erstes werde ich aus der WG ausziehen und mir etwas eigenes suchen, wo ich ein Zimmer für das Baby habe." Marlene nickt nachdenklich. "Vielleicht fällt uns noch eine geeignete Lösung ein. Aber erstmal müssen wir das arme Kind wiederfinden. Ich mache mir solche Sorgen um mein kleines Mädchen." Es ist rührend, dass sie Miley ihr kleines Mädchen nennt, obwohl diese biologisch nicht ihre Tochter ist. Marlene ist eine tolle Mutter und Frederik ist ein toller Vater. Ich sollte mir die beiden als Vorbild nehmen. Was gute Eltern betrifft sind meine Eltern nämlich die totalen Versager. "Wie haben denn überhaupt deine Eltern reagiert, als sie erfahren haben, dass du Papa wirst." Ich schnaube leicht. "Meine Eltern sind karrieregeile Egoisten. Sie waren sehr sauer und haben mir geraten Miley in den Wind zu schießen. Ich hasse meine Eltern." Marlene sieht mich mitleidig an. "Geld kann viel zerstören." Ich nicke zustimmend und schlucke den letzten Happen meines Essens herunter. "Es war sehr lecker, vielen Dank.", bedanke ich mich lächelnd. "Nicht dafür, Marco. Möchtest du noch mehr?", "Später vielleicht." Sie nickt und stellt unser Geschirr in die Spülmaschine. Die Stimmung ist irgendwie erdrückend. Vielleicht sollte ich nach Hause fahren und mich dann in meine Arbeit stürzen, wie ich es auch geplant hatte. Aber irgendwas hindert mich daran. Oben ist ein lautes Fluchen zu hören, welches ganz offensichtlich von Frederik kommt. Marlene zuckt zusammen und sieht richtig Tür, wo man den Blick auf das untere Ende der Treppe hat. Mit schnellen und lauten Schritten kommt mein zukünftiger Schwiegervater die Treppe hinunter und bleibt schwer atmend in der Tür stehen. "Sie sind in Valencia."

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Da bei mir jetzt die Sommerferien begonnen haben, werde ich versuchen mehr upzudaten. Ich kann nichts versprechen, denn das hängt eben auch davon ab, ob ich Ideen habe. Aber ich werde es versuchen :)

~Jassy

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