Kapitel 1

Mein Dad starrt uns noch immer an und scheint nicht zu wissen, was er tun soll. Ich hätte es ihm nicht heute sagen sollen, nicht so. Heute ist Heiligabend und ich habe das Gefühl, dass meine Welt in sich zusammen bricht. Aber dann wird mir klar, was Marco gerade zu mir gesagt hat. Er hat gesagt, dass er mich liebt. "Bitte sag es noch einmal.", hauche ich und sehe ihn flehend an. Er lächelt und lehnt seine Stirn gegen meine. "Ich liebe dich, Miley." Ein kleines Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus. "Ich liebe dich auch.", antworte ich ihm ehrlich und sehe ihn an. "Das weiß ich. Das wusste ich vom ersten Moment an." Er küsst meine Stirn und nimmt mich fest in den Arm, während er seine Wange an meinen Kopf legt und mich meine Wange an seine Brust schmiege. Ich könnte ewig so stehen bleiben. In seinen Armen. Doch Marco löst sich von mir und dreht sich zu meinem Dad. "Das alles tut mir unglaublich leid, Herr Green. Bitte glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass es nicht meine Absicht war, mich in Ihre Tochter zu verlieben. Ich wollte mich ja von ihr fern halten, weil ich weiß, dass das zwischen uns verboten ist, aber das konnte ich nicht. Ich liebe Ihre Tochter, Herr Green und ich werde für sie und unser Baby sorgen. Ich kann zwar nicht immer zu den beiden stehen aber in mir drinnen tue ich es durchgehend. Ich stehe mit beiden Beinen im Berufsleben und verdiene gutes Geld. Gebildet bin ich auch, schließlich bin ich Mathelehrer. Ich würde alles tun, damit Sie mir eine Chance geben." Dad faltet die Hände vor seinem Mund und sieht Marco nachdenklich an. Schließlich schweift sein Blick zu Timo und Marlene. "Ihr habt es gewusst?" Beide nicken etwas geknickt. "Klar habe ich es gewusst. Miley hat mir von Anfang an alles erzählt. Und das mit der Schwangerschaft hat sie mir gerade vor 20 Minuten erzählt.", "Ja, und ich hatte da so einen Verdacht. Nach so vielen Jahren im Beruf als Hebamme hat man ein Gespür dafür, ob eine Frau einfach ein wenig zugenommen hat oder ein Baby in sich trägt. Ich dachte Miley wüsste es bereits, doch so war es nicht. Und letztendlich hat sie mir dann von ihrem Freund erzählt.", erklärt nun auch Marlene. Meine Mom. "Ich würde sagen, dass ich jetzt Kaffee koche und dann setzen wir uns alle mal an den Tisch. Ich habe gebacken.", lächelt Marlene und verlässt das Wohnzimmer. Ich seufze und sehe traurig zu meinem Dad, der noch immer nicht zu wissen scheint, wie er reagieren soll. Klar, welcher Vater macht schon Luftsprünge, wenn seine 17-jährige Tochter von ihrem Lehrer schwanger ist? Ich denke keiner. Ich löse mich von Marco und gehe Marlene hinterher. "Danke.", sage ich leise zu ihr und umarme sie. "Nicht dafür, Kleines. Wir sind jetzt eine Familie."

Mein Vater hat seit dem Kaffee nicht mehr geredet. Er hat sich etwas zurückgezogen, während ich Mom beim Essen helfe und Marco und Timo sich im Wohnzimmer über Autos und Fußball unterhalten. Typisch Männer. Marlene hat zwischendurch den Gedanken geäußert, dass es komisch ist den Lehrer der Kinder an Heiligabend im Haus zu haben und Sohn und Lehrer so miteinander reden zu sehen. Aber dann hat sie gelächelt und gesagt, dass er gut zu mir passt, was mich sehr gefreut hat. Das hat nämlich noch nie jemand gesagt. Wie denn auch, wenn das von uns im Prinzip niemand wusste? Ich mache gerade Herzogenkartoffeln, als Marco zu mir kommt. "Glaubst du ich sollte mal zu deinem Vater gehen und mit ihm reden?", fragt er mich etwas verunsichert. Ich kann ihn verstehen, ich bin es auch. "Ich weiß nicht so recht. Ich hatte eine solche Situation mit ihm schließlich noch nicht.", zucke ich ratlos mit den Schultern. Er seufzt und geht sich kurz durch die Haare. "Ist alles okay?", frage ich ihn. Er sieht gedankenverloren nach unten zu meinem Bauch und streichelt kurz mit seinem Zeigefinger drüber. "Man sieht es tatsächlich schon. Wieso habe ich das denn nicht gemerkt?" Es klingt, als würde er mehr mit sich selbst reden. Ich nehme sein Gesicht in meine Hände und zwinge ihn somit mich anzusehen. "Geh zu meinem Dad und versuch mit ihm zu reden. Vielleicht bringt es ja etwas und wir kommen alle besser mit dieser Situation klar." Er nickt und löst sich von mir, um das Arbeitszimmer meines Vaters aufzusuchen. Zu gern wüsste ich, was die zwei sagen. "Geh auf deinen Balkon. Vielleicht hast du Glück und das Fenster vom Büro ist auf." Ich sehe Marlene überrascht an, die mich wissend anlächelt. Okay, sie hat irgendwie recht. Ich gehe leise nach oben in mein Zimmer und dann nach draußen auf meinen Balkon. Papas Büro liegt rechts neben meinem Zimmer, weshalb es mir möglich wäre unbemerkt zu lauschen. Jedoch nur, wenn das Fenster angekippt ist. Und ich habe Glück. "Wissen Sie, Herr Reus, ich bin auch nur ein Mann, der Angst um seine kleine Tochter hat. Mir ist klar, dass sie mittlerweile erwachsen ist aber trotzdem ist sie mein kleines Mädchen. Ich bin alles andere als begeistert, dass ausgerechnet Sie meine Tochter glücklich machen. Aber allein die Tatsache, dass Sie sie glücklich machen, lässt mein altes Vaterherz aufgehen. Miley hatte es immer eher schwer. Und seit sie mit Ihnen zusammen ist, macht sie die Fortschritte, die sie seit Jahren versucht zu machen. Sie scheinen ihr gut zu tun." Oh Daddy. Ich liebe dich ja so. "Ich verstehe Sie, Sir. Ich liebe Miley und es ist mir einfach nicht möglich mich von ihr fernzuhalten. Sie ist nun ein Teil von mir." Es ist kurz Ruhe, doch dann knarscht der Schreibtischstuhl meines Vaters. "Sie sind ein toter Mann, wenn Sie meiner Tochter das Herz brechen. Ich will, dass Sie für Miley und das Baby da sind. Sollte es nicht so sein, werden Sie die längste Zeit ein schönes Leben gehabt haben, das verspreche ich Ihnen. Sie haben ja keine Ahnung wie es ist, als Mann ganz alleine ein kleines Mädchen großzuziehen, das von der Mutter gebrochen wurde. Ich würde alles dafür tun, um sie glücklich zu sehen.", sagt mein Dad in seiner kalten Stimme, die er oft hat, wenn er geschäftlich telefoniert. "Natürlich, Sir.", antwortet Marco ihm. Mein Gott, wir sind nicht in Amerika oder England oder so. Er soll dieses Sir lassen. Obwohl, naja, meinem Vater scheint das ganz offensichtlich zu gefallen. "Verbringen Sie den Abend mit uns?", "Wenn es Ihnen nichts aus macht.", antwortet Marco. "Natürlich nicht.", murrt mein Vater und wieder knartscht der Lederstuhl, anschließend sind dann aber Schritte zu hören, weshalb ich davon ausgehe, dass mein Vater den Raum verlässt.

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