1. Kapitel
Niyol war sich sicher, ihm würden seine Ohren abfallen.
Bei der Lautstärke, in der ihm Sienna Black Anweisungen ins Ohr trichterte, hatten sie wohl keine andere Wahl als sich aus Selbstschutz von seinem Körper abzulösen.
Vielleicht würde er sie auch selbst irgendwann abhacken.
"Aufstehen Soldat, ein Nickerchen kannst du später machen!"
Keuchend richtete sich Niyol auf und richtete sich dem Mädchen zu, das schon wieder kampfbereit ihre Position eingenommen hatte.
"Warum wolltest du nochmal Extraprobestunden machen?", fragte er sie.
Als Antwort erhielt er nur ein Schnaufen und ehe er sich versah, hatte sie sich schon wieder auf ihn gestürzt.
Niyol, der dieses Mal vorbereitet war, blockte Siennas angedeuteten Schlag mit der linken Hand ab, griff mit der anderen nach der ungeschützten Hand des Mädchens und drehte sie am Handgelenk ruckartig nach unten, wodurch sie ihren Halt verlor und so wie Niyol vor nur wenigen Momenten dumpf auf den sandigen Boden prallte.
"Deswegen", gab sie augenrollend von sich.
"Meine Stabilität in den Handgelenken ist viel zu schwach."
"Ja, das Gefühl hatte ich auch als du die anderen beim Armdrücken besiegt hast", sagte Niyol und hielt Sienna seine Hand zum Aufstehen hin.
Das Mädchen rappelte sich seine Hand ignorierend auf und strich sich die dunkelbraunen Haarsträhnen aus dem Gesicht.
"Das hat nichts mit meinen Handgelenken zu tun. Es heißt ja schon Armdrücken."
Niyol runzelte daraufhin nur die Stirn und klopfte sich den Sand von den Klamotten.
"Aber jetzt mal im Ernst", führte Sienna fort und erhob seufzend ihre Hände. "Durch diese Dinger klappe ich ein, wie du, wenn man dein Schienbein auch nur anstupst."
Schulterzuckend bückte sich Niyol nach seiner Wasserflasche und warf dem Mädchen einen fragenden Blick zu.
"Das tue ich doch gar nicht."
Daraufhin lachte sie nur und rollte ihre Schultern, bis sie knackten.
"Wenn du das sagst."
"Willst du noch üben?", fragte Niyol als er fertig mit Trinken war.
Sienna schüttelte den Kopf und trat von einem Bein auf das andere.
"Ich muss nachher nochmal ins Labor und da will ich nicht mit Sand in den Schuhen hin."
"Ok, dann bis morgen", sagte Niyol und winkte dem Mädchen zum Abschied zu, ehe sie den Übungsplatz verließ.
Als Sienna fort war, erlaubte er sich für einen Moment durchzuatmen und ließ sich seufzend im Sand nieder.
Seine Knochen und Gelenke schmerzten, genau so wie jeder einzelne Muskel in Niyols müden Körper.
Zwar waren die Extratrainingseinheiten, die er seit Neuestem mit Sienna hatte, wirklich hilfreich und stellten auch seinen Vater teilweise zufrieden, dennoch machte sich Niyols zunehmende Erschöpfung durchaus bemerkbar.
Er bewunderte Sienna, die neben ihrer Militärberufung auch noch jede Menge Zeit im Labor verbrachte.
Aber er wollte jetzt nicht an Arbeit denken.
Das müsste er sowieso früh genug tun, sobald sein Vater ihn für die nächste Trainingseinheit abholen würde.
Also vergrub er lieber seine wunden Hände im heißen Sand, verschloss die Augen vor der blendenden Sonne und lauschte dem Wind, wie er mit den Dünen spielte.
Wenn er so tat, war es fast wie in Syrien.
Und wenn er sich ganz genau konzentrierte, spürte er sogar fast die Berührung seiner Mutter, hörte das Lachen seiner Schwester.
Das war das letzte, was von ihnen in der Wüste übrig war, der Ansatz einer längst vergangenen Erinnerung, die Niyol schon längst hätte vergessen sollen.
Aber das tat er nicht.
Sein Vater sprach nicht gern über Niyols Kindheit. Immer, wenn er den mürrischen Mann nach Geschichten von seiner Mutter fragte, hatte er nur das Übliche als Antwort bekommen:
"Sie war eine einzigartige Frau."
"Was soll ich dir erzählen, du kanntest sie doch selbst."
"Hör auf, der Vergangenheit hinterher zu träumen und fang endlich an, im Jetzt zu leben."
"Vielleicht wäre eine weitere Trainingseinheit gut für dich, Junge."
Irgendwann hatte Niyol aufgehört, zu fragen.
Doch die Sehnsucht blieb.
Ungefähr eine halbe Stunde war vergangen, seitdem Sienna den Platz verlassen hatte.
Niyol musste immer darauf achten, dass ihm ein Zeitpuffer zwischen Siennas Verschwinden und das Kommen seines Vater blieb.
Wenn dieser herausfinden würde, dass Niyol mit einer Soldatin trainierte, stecke er in Schwierigkeiten.
Also trug Sienna in der Vorstellung seines Vaters den Namen Brett und war eigentlich Teil einer anderen Kuppel.
So konnte er es vermeiden, seinem Vater irgendwann seinen echten Trainingspartner vorstellen zu müssen.
Sienna selbst wusste nichts von ihrer geheimen Identität, aber Niyol war sich sicher, dass die Perfektionistin niemals zugeben würde, dass sie zusätzliches Training benötigte.
Niyol hatte sich aus dem Sand erhoben und sich in den kleineren der beiden Militärlagerhallen begeben, um seine Sachen aus seinem Spind zu holen.
Das Training, das er mit seinem Vater durchführte, war keineswegs wie das mit seinen Soldatenkollegen.
Deswegen fand dies immer bei ihnen Zuhause statt, privat.
Wenn es eines gab, was Niyol in und auswendig kannte, dann waren es Bücher und die Militärlagerhallen.
Vermutlich hatte er so gut wie sein ganzes Leben, seitdem er Teil der Elyktra war, in diesen Hallen verbracht, neben Bibliotheken.
Seine Beine trugen ihn vorbei an den kleineren Helikoptern, die ordentlich nebeneinander aufgestellt waren,
entlang den Flur, bis er rechts einbiegen musste und sich schließlich vor seinem Spind wiederfand.
Er kramte in seinen inneren Jackentaschen nach seinem Schlüssel, ergriff den spitzen Gegenstand und drehte ihn im Schloss, bis es Klick machte.
Niyol verschwendete nicht viel Zeit und griff nach dem grauen Rucksack, welcher in der hinteren Ecke des Spindes lag.
Während er das tat, hatte er fast den kleinen gefalteten Zettel übersehen, der, wie ein Blatt im Wind, beim Herausziehen des Rucksackes zu Boden gefallen war.
Gerade, als er sich nach dem Stück Papier bücken wollte, hörte er die ihm nur allzu gut bekannten Schritte seines Vaters und schon bog Iskandar Rachid um die Ecke.
Schnell wollte sich Niyol wieder erheben, knallte dabei aber mit dem Hinterkopf an die Ecke der geöffneten Spindtür.
Am liebsten hätte er laut geflucht, biss sich stattdessen aber nur auf die Lippe und versuchte, den Schmerz zu ignorieren.
"Vater!", begrüßte er den Mann, der sich vor ihm aufgebaut hatte und irritiert beobachte, wie Niyol sich den Hinterkopf hielt.
"Ich dachte, wir würden uns in einer halben Stunde treffen", stellte der Junge fest und nahm bei der Art, wie sein Vater ihn anschaute, lieber die Hand von der schmerzenden Stelle.
Er war Soldat, Schmerz sollte nichts Neues für ihn sein.
Iskander nickte und verschloss die Arme vor der eigenen Brust.
"Ich komme nicht, um dich vom Training abzuholen. Es gibt da einen kurzfristigen Termin, zu dem wir müssen. Außerdem wollte ich deinen Trainingspartner noch erwischen, bevor er wieder in seine Kuppel muss. Wie hieß er noch gleich?"
Als sein Vater dies erwähnte, zog sich Niyols Magen kurz zusammen.
Zum Glück war Sienna früher gegangen als sonst.
"Hunter, Brett Hunter", log Niyol.
"Er musste schon früher los. Die beschäftigen ihn ganz schön in seinem Posten."
"Wenn er so viel zu tun hat, dass er seine Trainingszeiten mit dir nicht einmal einhalten kann, müssen wir dir einen anderen Soldaten für deine Förderung besorgen."
"Das war wirklich nur ein einziges Mal", versuchte Niyol ihn zu beschwichtigen.
"Er macht seine Arbeit gut und ist sehr kompetent, glaub mir. Er wird es wohl bloß nicht schaffen, zu bleiben bis du deine Pause machen kannst."
"Davon würde ich mich gerne selbst überzeugen", brummte der Soldat, ging aber zu Niyols Erleichterung nicht weiter auf das Thema ein.
"Nun komm, Mrs. Patrov erwartet uns schon."
"Mrs. Patrov?" Niyol war verwirrt.
Warum wollte die Leiterin der gesamten Elyktra mit ihnen reden?
Aber er ließ sich seine Unsicherheit nicht anmerken und folgte seinem Vater, nachdem er seinen Spind sorgfältig geschlossen und seinen Rucksack aufgesetzt hatte.
"Ich habe selbst nicht viele Informationen, aber ich wurde von Mrs. Yenen gebeten, mich mit dir in dem Büro von Mrs. Patrov einzufinden, sobald unsere Pflichten getan sind."
Mehr erfuhr Niyol nicht bezüglich dieses Treffens, und so machten sich die beiden Soldaten auf dem Weg ins Innere der Elyktra.
Niyol war erst ein einziges Mal im Büro der Leiterin gewesen.
Damals war er noch ein kleines Kind gewesen, das erst vor kurzem Teil der Elyktra geworden war.
Das Büro der Leiterin hätte man wohl als langweilig beschreiben können. Aber wenn man bedachte, wem es gehörte, schien die Beschreibung schlicht oder einfach nur ordentlich besser zu passen.
Mrs. Patrov war keine extrovertierte, farbenfrohe Person.
Sie legte viel mehr Wert auf Potenzial, Loyalität oder Sicherheit als auf Waghalsigkeit, Individualität oder gar Kunst.
Was Niyol durchaus nachvollziehen konnte.
In der Welt, in der sie nun lebten, war kein Platz für diese Dinge.
Entweder man überlebte oder eben nicht.
Die Elyktra war da schon ziemlich großzügig.
Das hatte Mrs. Patrov alles klar und deutlich erklärt, damals als er hier das erste Mal gewesen war.
Nun, ungefähr ein Jahrzehnt später, war er ein junger Mann, der in dem gleichen Stuhl saß, in dem er früher auch gesessen hatte.
Bis jetzt konnte er sich an jedes einzelne Wort erinnern.
"Danke, dass Sie heute gekommen sind", begrüßte sie Mrs. Patrov.
Man bekam die Leiterin wahrscheinlich so selten zu Gesicht, wie ein Wissenschaftler oder Arzt die Außenwelt.
Und vielleicht bildete sich Niyol das auch nur ein, aber in seiner Erinnerung war Adrijana Patrov größer gewesen.
Ihm war klar, dass er sehr wahrscheinlich einfach nur gewachsen war, aber er schätzte sie auf keine 1, 56 m.
Mrs. Patrov hatte wohl Niyols Blick bemerkt und verschränkte die im Gegensatz zu Niyols sehr gepflegten Hände vor ihrer Brust, sagte aber nichts.
"Wir sind sofort hier hergekommen, auch wenn wir mehr als genug zu tun haben", stellte Niyols Vater mürrisch fest.
Er hatte schon immer ein großes Problem mit weiblichen Führungskräften gehabt, aber ausgerechnet jetzt wäre Niyol ihm sehr dankbar, wenn er einfach seine molarischen Vorsätze herunterschlucken und seine übliche Besessenheit von Autorität und Gehorsam auspacken könnte.
Mrs. Patrov ließ sich nichts anmerken und nickte nur zustimmend, ihre braunen Augen nun von Niyol abgelenkt.
"Das haben wir alle, Soldat."
Darauf antwortete Iskandar glücklicherweise nicht.
"Was ist denn überhaupt der Grund dieses Gesprächs?", fragte er stattdessen.
Mrs. Patrov nickte erneut und wendete sich wieder Niyol zu.
"Die Elyktra möchte Ihnen ein Angebot machen, Soldat Rachid."
Neugier machte sich in Niyol breit und ließ ihn sich ein wenig nach vorn beugen.
"Die Elyktra stellt eine Forschungstruppe zusammen, deren Mission es ist, nach neu bewohnbaren Gebieten außerhalb der Elyktra zu suchen. Satellitenaufnahmen haben festgestellt, dass die Elyktra nicht eine der letzten Oasen sein muss. Ihre Aufgabe wäre es, in Gesellschaft von fünf anderen jungen Menschen und zwei älteren Begleitern nach diesen Orten zu suchen, sie ausfindig zu machen und zu kontrollieren, ob sie sich auch wirklich zum Leben eignen."
Die Leiterin schob Niyol und seinem Vater einen schwarzen Ordner hin, der weder beschriftet noch nummeriert war.
"In diesem Ordner findet ihr alle wissenswerten Informationen bezüglich der Reise, Gefahren, Organisation und so weiter und so fort.
Sie haben bis übermorgen Zeit, sich zu entscheiden und in drei Tagen würde die Expedition auch schon anfangen. Potenzielle Mitglieder der Forschertruppe sind ebenfalls in diesem Ordner aufgelistet und du kannst sie somit jederzeit aufsuchen. Falls Ihnen später Fragen einfallen, an die sie in diesem Moment nicht denken, wenden Sie sich bitte an Chester Wilson oder an Colin Westside. Nun, haben Sie denn irgendwelche Fragen?"
Niyol hatte die ganze Zeit auf den schwarzen Deckel des Ordners gestarrt und erhob erst jetzt, da die Leiterin ihre Rede beendet hatte, den Kopf.
Sein Blick begegnete dem ruhigen aber erwartungsvollen von Mrs. Patrov.
"Das heißt, Niyol wird wie lange weg sein?", fragte sein Vater und übernahm somit das Reden, wofür Niyol sehr dankbar war.
Er hatte momentan keine Idee, was er hätte sagen sollen, oder was er überhaupt über diese ganze Sache dachte.
Natürlich fühlte er sich überaus geehrt, dass ihm diese Verantwortung zugetraut wurde und für die Elyktra war er bereit, jede Mission zu erledigen, er war ja schließlich Soldat.
Aber es würde sicherlich kein Kinderspiel werden, den ganzen Tag durch die Wüste zu wandern und nach weiteren Oasen zu suchen, und das auch noch mit einer Menge an vermutlich nicht sehr erträglichen Menschen.
Auch wenn das voraussichtliche Dasein Chester Wilsons Niyol schon einmal ziemlich beruhigte.
Der Mann war ein guter Soldat mit viel Erfahrung und leiden konnte er Niyol auch sehr gut.
"Vermutlich ein bis zwei Monate. Vielleicht mehr", unterbrach Mrs. Patrov seine wirren Gedankengänge, dies packte seine Aufmerksamkeit.
"Vielleicht länger?", fragten Niyol und sein Vater aus gleichem Mund.
War es denn überhaupt möglich, so lange den giftigen Gasen ausgesetzt zu sein? Natürlich war Niyol als Soldat öfter draußen und manchmal auch außerhalb der Letzten Oase, anders als andere Bewohner der Elyktra, aber nicht mehr als zwei Monate am Stück. Wie sollte das gut gehen?
Nicht jeder war so durchtrainiert wie das Militär.
"Und was ist mit Niyols Militärdienst?", fragte sein Vater entsetzt.
Niyol beachtete nicht die Gleichgültigkeit seines Vaters bezüglich der Gefahr, die diese Expedition bot.
"Glauben Sie mir Iskandar,", man spürte förmlich das Unbehagen des Mannes, als die Leiterin ihm beim Vornamen ansprach,"diese Expedition wird Ihren Sohn weiter bringen, als jede Art von Trainingseinheit es je tun könnte."
Für einen kurzen Moment trat Schweigen ein.
"Niyol", erhob Mrs. Patrov nun die Stimme.
"Wie ist denn überhaupt Ihre Meinung?"
Niyol versuchte eine noch geradere Haltung einzunehmen, als er ohnehin schon hatte, und strich sich nachdenklich über die Narbe an seinem Mundwinkel.
Dann nickte er langsam.
"Ich fühle mich sehr geehrt Mrs. Patrov. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gerne noch eine Nacht darüber schlafen und Ihnen dann morgen Bescheid geben?"
"Das ist in Ordnung", antwortete die Leiterin und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück.
"Dann sehe ich Sie morgen, allein", fügte sie mit einem nicht einfach zu deutenden Blick auf Niyols Vater hinzu.
Die beiden Soldaten erhoben sich aus ihren Stühlen und begaben sich zum Ausgang des Büros.
Mit einem letzten emotionslosen Nicken, das an die Leiterin gerichtet war, öffnete Niyols Vater die Tür und vor ihnen erschien das Gesicht Sienna Blacks.
Der vornehme und entschlossene Blick des Mädchens veränderte sich schlagartig, sobald sie Niyol hinter seinem Vater in der Türshwelle stehen sah.
Niyol tat es ihr gleich.
Er stellte fest, dass sie noch die Kleidung der Wissenschaftler trug, vermutlich nicht ihre bevorzugte Kleidung, bei einem Gespräch mit der Leiterin.
Dann würde sie wohl auch Teil der Forschergruppe sein, das konnte ja heiter werden.
So schnell wie Siennas Miene gefallen war, fasste sie sich auch wieder.
"Sir", sagte sie nur zu Niyols Vater, nickte Niyol ohne Bemerkung zu und huschte schnell an den beiden vorbei, als sie aus der Türschwelle getreten waren.
Hinter ihnen fiel die schwere Tür ins Schloss.
Genau in diesem Moment wurde Niyol mit Wucht an eben diese geschmissen, eine Hand an seinen Kragen gepackt und der Atem seines Vaters stieß ihm ins Gesicht.
Die Türklinke bohrte sich schmerzhaft in seinen Rücken.
Niyol brauchte einen Moment, um zu verstehen, was gerade passiert war und griff intuitiv nach der Hand, die an seiner Kehle ruhte. Noch drückte sie nicht zu, noch hatte sein Vater sie nur dort abgelegt, als Art Warnung.
"Ob du auf diese Expedition gehst, hab immer noch ich zu entscheiden, Junge!", zischte er ihm ins Ohr.
"Ich habe alles für deine Militärausbildung riskiert und du wirst das nicht wegschmeißen für eine dämliche Wüstenwanderung, so ehrenhaft sie auch sein mag.
Hast du mich verstanden?"
Niyol nickte langsam, sein Blick zu Boden gerichtet und spürte bald, wie sein Vater zögernd von ihm abließ.
"Ich muss nochmal zu den Lagerhallen", sagte er schließlich als ob nichts gewesen wäre.
Niyol nickte wieder, es war ihm zu unangenehm, seinen Vater anzuschauen.
"In einer Stunde sehe ich dich Zuhause und wir reden, ist das klar? Dein eigentliches Training verschieben wir auf morgen."
Mit diesen Worten machte sich Iskandar davon und ließ Niyol allein im Flur stehen.
Zu Niyols noch größerem Unbehagen stellte er fest, dass sie nicht ganz allein gewesen waren.
Ein Mädchen hatte nicht weit entfernt auf einer Bank vor dem Büro der stellvertretenden Leiterin gesessen, ein Buch in der Hand, und schaut ihn nun etwas verwirrt an.
"Daddy scheint ja ganz schön aufgebracht zu sein", sagte sie mit erhobenen Augenbrauen.
"Was hast du denn verbrochen?"
Niyol schluckte seine aufkochende Wut herunter und zählte innerlich bis drei.
Wer auch immer dieses Mädchen auch war, sie war es nicht wert, sich aufzuregen oder die Kontrolle zu verlieren.
Stattdessen entschied er sich dafür, sie zu ignorieren, und schlug den Weg seines Vaters ein, heraus aus dem Flur.
"Mein Name ist übrigens Reyna. Freut mich auch, Sie kennenzulernen, Sir!", rief ihm das Mädchen noch grinsend hinterher, aber Niyol hörte sie nicht und drehte sich auch nicht um.
Niyols Zuhause war nichts Besonderes.
Durch das Militär worden Niyol und sein Vater gut mit Nahrung, Medizin oder anderen wichtigen Dingen versorgt, weswegen sie sich darum keine Gedanken machen mussten.
Und durch das zusätzliche Geld, das Niyols Vater durch seine gelegentliche Aushilfe als Lehrer für das Fach Überleben verdiente, blieb noch genug übrig, um eine recht gute aber bescheidene Wohnung in der Elyktra bewohnen zu können.
Es war natürlich nicht das gleiche wie das Haus, das sie in Ägypten hatten, als Niyol noch ein kleiner Junge gewesen war.
Es war nicht so voller Leben, wie damals.
Nicht voll von Liebe und Licht, oder Wärme.
All dies waren Dinge, die er seiner Mutter verdankt hatte.
Und ohne seine Mutter, konnte er wohl kaum mit damit rechnen, diese Dinge wieder zu bekommen.
Die Wohnung erinnerte ihn sehr an das Büro von Mrs. Patrov.
Jedes Möbelstück hatte seinen genauen Platz, und davon gab es nicht viele.
Niyols Vater scherte sich nicht besonders um Einrichtung oder Gemütlichkeit, eher eine Priorität seiner Mutter.
Wenn Niyol genau nachdachte, war es kein wirkliches Zuhause.
Aber wenigstens war er in Sicherheit.
Niyol hatte sich, sobald er die Wohnungstür hinter sich geschlossen hatte, auf direktem Weg ins Badezimmer gemacht.
Er hatte eine Dusche genommen und dabei versucht sich jedes Sandkorn vom Leib zu waschen.
Jedoch wusste er, dass er beim Schlafengehen wieder welche finden würde.
Als er fertig war und sich auch wieder angezogen hatte, ließ er sich erschöpft auf der Couch, die sein provisorisches Bett seit mehreren Jahren sein sollte, nieder.
Eigentlich wollte Niyol nur für ein paar Minuten die Augen schließen, aber es dauerte nicht lange, bis der Soldat von seiner Müdigkeit in einen tiefen Schlaf gezogen wurde.
Sein Vater weckte ihn nicht auf.
Als Niyol am nächsten Morgen unsanft von seinem Wecker geweckt wurde, hatte Iskandar bereits die Wohnung verlassen und Niyol fand sich allein im Schlafzimmer wieder.
Er verfluchte sich selbst dafür, am gestrigen Abend sofort eingeschlafen zu sein, ohne die Möglichkeit zu haben, mit seinem Vater über die Expedition zu reden.
Schließlich musste er bereits heute eine Entscheidung treffen.
Niyol verstand ohnehin nicht den Grund, warum sein Vater so reagiert hatte, wie er eben reagiert hatte.
Und das auch noch in aller Öffentlichkeit.
Ihm fiel das Mädchen ein, welches die ganze Situation mit beobachtet hatte.
Sollte sie herumerzählen, was sie gesehen hatte, wäre Iskandars Posten sowie sein Ansehen in Gefahr, und das von Niyol somit auch.
Bedauernd stellte er fest, dass er das Mädchen im Laufe des Tages noch einmal aufsuchen müsste.
Ob es ihm gefiel oder nicht, die Sache müsste er erledigen, ohne dass sein Vater Wind davon bekam. Oder sonst irgendwer.
Er erinnerte sich, dass sie vor dem Büro der stellvertretenden Leiterin gesessen hatte.
Vielleicht war sie dann auch ein potenzielles Mitglied der Forschungsgruppe, und somit müsste sie auch in dem Ordner aufgelistet sein, den Mrs. Patrov ihnen gegeben hatte, was ihm bei der Suche nach der Fremden helfen konnte.
Niyol beschloss, dass er genug Gedanken an das Mädchen verschwendet hatte, und machte sich stattdessen fertig für sein Training.
"Ich war überrascht, dich gestern auch bei Mrs. Patrov zu sehen."
Niyol war gerade dabei, sich sein Soldatenhemd über den Kopf zu ziehen, als er Siennas Stimme in der Gemeinschaftsumkleide vernahm.
Er hielt inne und drehte sich zu dem Mädchen um, dessen graue Augen ihn fixierten.
"Ging mir genau so", entgegnete er unbekümmert.
"Nettes Outfit, das du da hattest", fügte er hinzu und fuhr fort, sich anzuziehen.
Sienna schenkte ihm ein abfälliges Lächeln und verließ mit ein paar anderen Soldaten und Soldatinnen die Umkleide als erstes.
Niyol folgte nur ein wenig später.
Während sich nach und nach die restlichen Soldaten und Soldatinnen einfanden, hatte Chester Wilson Niyol in der Reihe ausfindig machen können und sich zu ihm gesellt.
Niyol wusste, dass der Soldat ab und zu die jüngeren Leute trainierte, aber normalerweise nicht in der Frühschicht, wenn es noch ziemlich dunkel draußen war.
"Guten Morgen Soldat", begrüßte der Mann Niyol als er bei ihm angekommen war.
"Man hat mir mitgeteilt, dass man Sie als Teil der Forschergruppe haben möchte", sagte er etwas leiser, damit die anderen im Militär nichts mitbekommen konnten.
Niyol war deswegen erleichtert, die anderen konnten ihn aufgrund seines Vaters sowieso nicht sehr leiden.
Er war sich sicher, dass es ihm wenig Pluspunkte einspielen würde, sollten sie von seinem Angebot erfahren.
"Ich habe gehört, Sie werden die Gruppe begleiten?"
Chester nickte mit einem ruhigen Lächeln.
"Ja, das werde ich", antwortete er.
"Ich bin der Meinung, dass sie eine sehr gute Wahl bezüglich Ihnen getroffen haben."
Niyol, der nicht ganz wusste, wie er darauf antworten sollte, nickte nur unbehaglich.
"Noch steht ja nicht fest, ob ich denn mitkomme."
Chester sah ihn verwundert an.
"Wieso? Haben Sie Zweifel?"
"Nun, ja. Wenn es nach mir ginge, dann-", weiter kam Niyol nicht.
"Wenn es um Ihren Vater geht, machen Sie sich keine Sorgen", unterbrach ihn der ältere Mann.
Alarmiert blickte Niyol in die dunkelbraunen Augen des Soldaten.
Wusste Chester von den Bedenken seines Vaters, wusste er sehr wahrscheinlich auch von dem, was außerhalb des Büros der Leiterin passiert war.
Aber Chester wirkte ganz entspannt, so wie immer.
"Glauben Sie mir, ich kenne Ihren Vater nur zu gut und kann mir nicht schwer vorstellen, dass er sich Sorgen um ihre berufliche und gesundheitliche Laufbahn macht."
Niyols angespannte Schultern lockerten sich etwas.
Wenn Chester glaubte, sein Vater würde sich Sorgen um ihn machen, dann konnte er wohl schlecht Bescheid wissen.
"Kein Grund zur Besorgung, ich werde gern mit Offizier Rachid sprechen", sagte er augenzwinkernd und ließ Niyol, ohne ein weiteres Wort auf dem Trainingsgelände stehen.
Er schaute Chester noch kurz ungläubig hinterher, ehe auch schon das Training begann.
Der Tag verging wie jeder andere, langsam und anstrengend.
Während des Trainings hatten sie nur mehrere veraltete Techniken aufgefrischt und in Gruppen verschiedene Arten Nahkampf geübt, worin Niyol ohnehin gut war.
Er hatte Sienna das heutige Training abgesagt, um noch die Sache mit dem Mädchen klären zu können, bevor sein Vater nach Hause kommen würde.
Auch wenn Niyol das Mädchen nur für einen kurzen Moment gesehen hatte, fiel es ihm nicht schwer, sie unter den anderen Mitgliedern zu erkennen.
Auf dem Foto, das von ihr abgebildet war, trug sie die gleichen zwei Dutts, wie am Vortag und das Grinsen, mit dem sie in die Kamera schaute, war auch unverwechselbar.
Laut dem Ordner war ihr Name Reyna Hernandéz und sie war Wissenschaftlerin.
Die waren immer schwer zu beeinflussen, besonders wenn es um das Militär ging, aber Niyol würde nicht klein beigeben.
Ihm war etwas Unwohl bei der Tatsache, dass jeder andere der Forschergruppe auch diese Informationen über ihn selbst in diesem Ordner nachlesen konnte, aber solange es sich nur um grobe Eckdaten und ein peinliches Bild von ihm handelte, war seine Privatsphäre noch nicht allzu sehr verletzt.
Also hatte sich Niyol zügig auf den Weg zu den Laboren gemacht, oder zumindest dahin, wo er sie vermutete.
Nachdem er ein bisschen umhergeirrt war, hatte er dank seines Orientierungssinnes irgendwann doch den Weg gefunden und klopfte nun an die Türen des Labors, in der Hoffnung, er würde Reyna hier auffinden können.
Er wartete ein paar Sekunden und schon hatte jemand die Tür geöffnet.
Vor ihm stand eine junge Frau, die ihn kurz mit zusammen gekniffenen Augen betrachtete, mit der einen Hand stützte sie sich an der geöffneten Tür ab, die andere an ihrer Hüfte.
Sie war etwas kleiner und Niyol glaubte mindesten drei Farben in ihren Haaren finden zu können, rosa und hellblau auf jeden Fall, beides nicht ganz sein Geschmack.
Niyol kam das Mädchen bekannt vor und er war sich ziemliche sicher, auch ein Foto von ihr in dem schwarzen Ordner gesehen zu haben.
Es sah nicht danach aus, als ob sie vorhatte als erstes etwas zu sagen. Sie musterte ihn nur weiterhin unbeeindruckt.
"Ich bin Soldat Rachid vom Militär und-"
"Glaubst du, das interessiert mich?", unterbrach sie Niyol und legte ihren Kopf gelangweilt am Türrahmen ab.
"Außerdem steht dein Name auf dieser schönen Uniform, die du gerade trägst."
Sie deutete auf seine Brust.
Niyol ließ sich nicht irritieren und versuchte einen Blick vorbei an der Wissenschaftlerin in das Labor zu erhaschen.
"Ich bin, wie Sie denke ich auch, potenzielles Mitglied der Forschergruppe und-"
"Das ist ja alles sehr interessant, aber ich bin momentan wirklich zu beschäftigt und habe keine Zeit, um mit allen potenziellen Mitgliedern dieser Expedition zu plaudern."
Sie hatte ihn schon wieder unterbrochen und sah ihn nun übertrieben entschuldigend an.
Gerade war sie dabei, die Tür wieder vor seiner Nase zu schließen, aber Niyol konnte gerade noch rechtzeitig seinen Fuß zwischen Tür und Türrahmen stellen und öffnete diese wieder mit Leichtigkeit.
Genervt sah sie ihn an.
Er schaute zurück.
"Ich will nicht zu Ihnen. Ich will zu Reyna Hernandéz. Ist sie hier?"
Der Buntschopf stöhnte augenverdrehend.
"Du willst zu Miss Sunshine. Das hättest du doch gleich sagen können."
Mit diesen Worten drehte sie sich von ihm weg und marschierte zurück ins Labor.
"Reyna, da wartet ein Verehrer auf dich."
Kurz darauf hatte Niyol die Frau an einem der hinteren Schreibtische ausfindig machen können und sah zu, wie die Braunhaarige auf ihn zulief.
"Ich sehe, Sie haben Bekanntschaft mit Nici gemacht?", lachte sie, als sie vor ihm zum Stehen kam.
Ein Spitzname erschien Niyol bei diesem Mädchen ziemlich unpassend.
Und ihr Wesen passte zudem auch nicht ganz zu ihrem farbenfrohen Haarschopf.
Reynas Ausstrahlung passte da viel mehr.
So, wie sie ihn mit ihren großen und leuchtenden Augen erwartungsvoll anschaute.
Ihm fiel auf, dass ihr eines Auge gar nicht blau, wie das andere war, sondern einen bernsteinfarbenen, ja sogar fast goldenen, Ton besaß und ihm fiel auch die Narbe auf, die sich von ihrem linken Auge bis hinunter zu ihrem Kinn zog.
Er wunderte sich, wie sie sich diese zugezogen hatte.
Auf Reynas Aussage ging er nicht weiter ein, er hatte bereits genug Zeit verschwendet.
"Wäre es möglich, dass ich kurz mit Ihnen über eine Angelegenheit reden könnte? Privat?"
Reyna nickte zögerlich, folgte Niyol dann aber in einen Seitenflur.
"Ich bitte Sie, dass dieses Gespräch unter uns bleibt", sagte er sobald sich Reyna ihm gegenüber aufgestellt hatte.
Die Miene der Frau wurde immer ungläubiger.
"Was ist denn das Problem?", fragte sie ruhig.
"Sie erinnern sich bestimmt an gestern?"
Reyna blickte ihn nur abwartend an.
"Vor dem Büro der Schulleiterin?", hakte er ungeduldig nach.
Jetzt trat Klarheit in den Blick der Wissenschaftlerin.
"Der Soldat mit seinem verärgertem Väterchen! Ich erinnere mich!"
Waren Wissenschaftler grundsätzlich unhöflich, oder warum schien keiner von denen, die Niyol traf, zu wissen, wie man über Autoritätspersonen sprach?
"Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie das, was Sie gesehen haben, nicht unbedingt weiter erzählen würden. Es war nicht das, wonach es vermutlich ausgesehen hat."
"Für mich sah es danach aus, als, ob Ihr werter Vater ein paar Aggressionsprobleme hat, die er alleine nicht bewältigen kann", sagte Reyna mit erhobenen Augenbrauen. "Vielleicht sollte er sich einen Therapeuten suchen." Sie fasste sich gespielt nachdenklich an die Lippen.
"Mein Vater hat keine Aggressionsprobleme", versuchte Niyol klarzustellen, aber Reyna hörte ihm offensichtlich nicht ganz zu.
"Aber das könnte schwierig für ihn werden", fuhr sie fort, immer noch bezüglich des Therapeuten.
"Die sind ziemlich teuer geworden."
Was hatte dieses Mädchen an sich, dass Niyol in ihrer Nähe immer die Nerven verlor.
"Tun Sie mir den Gefallen und behalten Sie die ganze Sache einfach für sich, okay?"
"Aber Sir, ich habe schon meinen ganzen Freunden davon erzählt", erzählte sie mit geweiteten Augen.
"Im Ernst?", stieß Niyol aus, etwas lauter als beabsichtigt und sah sich vorsichtig zu beiden Seiten des Flurs um, aber da war niemand.
"Hören Sie, mein Vater und ich haben einen Ruf zu verlieren. Was denken Sie-"
Niyol hatte es satt, dauernd unterbrochen zu werden, aber Reyna war zu eben in lautes Gelächter ausgebrochen.
"Meine Güte, Sie sind ja leichtgläubig", prustete sie.
Niyol hielt in seiner Wut inne und sah Reyna mit offenem Mund an.
"Denken Sie wirklich, es interessiert irgendwen, ob sie von Ihrem Vater gegen eine Tür geschubst worden oder nicht? Ich hatte die ganze Sache ein paar Minuten danach schon wieder vergessen.
Sind Sie wirklich deshalb hier hergekommen?"
Darauf wusste Niyol keine Antwort.
War er wirklich so paranoid gewesen?
"Jetzt haben Sie aber meine Aufmerksamkeit, das wissen Sie schon?"
Der Soldat fluchte innerlich.
"Es ist wirklich nicht so wichtig, wie Sie schon gesagt haben. Es ist nur...etwas peinlich."
Reyna lachte erneut.
"Keine Sorge, Sir. Ihr Geheimnis ist bei mir sicher", sagte sie mit ernster Miene, die definitiv künstlich war.
Niyol nickte langsam und stieß seinen Atem aus, den er unbewusst angehalten hatten.
"Ehm, danke", murmelte er schließlich.
"Vielleicht verraten Sie es mir ja irgendwann auf der Expedition", schlug sie grinsend vor und beugte sich geheimnisvoll zu ihm nach vorne.
"Ich bin übrigens Reyna Hernandéz. Das hatte ich Ihnen eigentlich schon gestern gesagt, aber da waren Sie schon so schnell verschwunden."
"Nein, ich weiß", entgegnete der junge Mann.
"Ich bin Niyol Rachid."
"Ja, ich weiß", meinte sie schmunzelnd und deutete auf sein Namensschild.
《⊙》
Heyy, das war dann erst einmal das erste Kapitel.
Ganz schön viele Wörter ohne viel Handlung, ich weiß. xD
Aber ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen und ihr könnt damit rechnen, dass die weiteren Kapitel etwas ereignisreicher werden und auch immer mehr Charaktere in die Geschichte etabliert werden, keine Sorge!
Ich habe das Ende dieses Kapitels noch nicht korrigiert, also hoffe ich einfach, dass alles grammatikalisch korrekt ist.
Bei Wünschen oder Sonstiges sagt mir sehr gerne Bescheid.
Ich freue mich jedenfalls sehr auf das Projekt. <3
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