Zehn
Ich stehe alleine in meinem Gemach und streiche über den dunkel roten Stoff. Irgendwie habe ich es geschafft alleine in dieses bodenlange Tüllkleid zu kommen. Es klopfte an der Tür. Hoffnung flackert in mir auf, vielleicht hatte Verá schon was raus gefunden? Eigentlich unwahrscheinlich, schließlich ist sie kaum eine Stunde weg.
"Herein.", sagte ich, trotz meiner zerstörten Hoffnungen, einfach freundlich. Die Tür wurde geöffnet und vor mir stand Chris. In einem Anzug der die Muskeln unter seinem Hemd nur noch mehr betont. Ich könnte mich für diese Gedanken selbst schlagen, doch die bittere Wahrheit ist einfach, dass ich ihm verfallen bin. Ich hatte mich ungewollt verliebt.
Trotzdem hingen mir seine Agressiven Worte weiterhin nach, ich wollte etwas sagen und erwartete im selben Augenblick das er mich zurechtweisen würde. Doch nichts dergleichen geschah, wir schauen uns einfach nur gegenseitig in die Augen. Meine Verwirrung über seinen Besuch wird immer größer, doch da geht er mit wenigen großen Schritten auf mich zu, legt seine Händen an meinen Wangen, zieht mein Gesicht näher und küsst mich.
Kurze Zeit bin ich wie erstarrt und versuche zu verstehen, dass es wirklich passiert. Doch dann erwidere ich einfach und schließe die Augen. Ob ich wirklich erwidern will oder ob da einfach mein Instinkt reagiert vermag ich nicht zu sagen. Denn während mein Herz hämmert, schreit mein Verstand und behaart auf zweitem.
Viel zu schnell löst er sich wieder von mir, nimmt seine Händen von meinen Wangen und geht einen Schritt zurück. Fassungslos und mit wahrscheinlich feuerroten Wangen starre ich ihn an. Er hingegen hat sein Gesicht unter Kontrolle und grinst schief.
"Wenn Ihr erbost seid, Prinzessin. Ist jetzt der richtige Moment mich zum Mond zu jagen.", sagt Chris und es klingt als wolle er mir auf die Sprünge helfen, was ich zu tun hatte. Ich schlucke und schüttle leicht den Kopf um einen klaren Gedanken fassen zu können.
"Und was wenn ich nicht erbost bin?", frage ich und mache ein nachdenkliches Gesicht, doch meine Worten lassen seine Augen nur noch mehr erstrahlen.
"Angenommen Sie wären nicht erbost, sollten sie mich jetzt erneut küssen."
Ich schüttle nur grinsend den Kopf. "Ich bin nicht erbost, euer Hoheit. Doch mir erscheint es unangebracht euch einfach zu küssen.", er grinst auf meine Worte hin und ich habe das Gefühl das meine Knie bald nach geben werden. Doch sollte ich nicht eigentlich böse sein?
Chris, der auf einmal wieder dicht vor mir steht nimmt meine Hand und bedeutet mir, mich auf mein Bett zu setzten. Er selbst sinkt vor mir auf die Knie, meine Hand noch in seiner.
"Ich Bitte euch hiermit um Verzeihung. Ich weiß, dass ich mich wie ein Idiot verhalten habe. Ich habe Ihnen nicht den Respekt entgegen gebracht den Sie verdienen. Meine Eltern haben unsere Verlobung nicht mit mir besprochen, ich schwöre Ihnen ich hätte Sie sonst gewarnt. Da dieses Bündnis aber unumgänglich ist, habe ich beschlossen das sie einen ordentlichen Antrag verdienen.", er grinst noch immer schief und ich kann ihn nur sprachlos anlächeln. Das hier ist nicht nur eine harmlose Entschuldigung. Denn solche wäre wohl kaum in der Lage mein Herz außer Kontrolle zu bringen.
"Also, Prinzessin Scarlett Marie Jackson. Möchten Sie mich als ihren Ehegatten wissen?"
Obwohl es eigentlich eine rhetorische Frage ist, denn eine Wahl hatte ich ja nicht wirklich, rührt mich diese Geste zu Tränen. Tränen die diesen Antrag noch echter wirken lassen.
"Ja.", kann ich nur antworten bevor er sich leicht erhebt und mich erneut küsst. Liebevoller und sanfter als eben, doch genauso schön. Dieses mal stehe ich nicht einfach nur da, sondern schlinge meine Arme um seinen Nacken.
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Ich hatte diese Zeit mit ihm genossen und zum ersten Mal seid langem auch das Gefühl ich würde ihn wirklich kennen. Jetzt laufe ich, bei ihm untergehakt, mit ihm zum Speisesaal.
Chris erklärt mir, das die meisten wichtigen Gäste für den morgigen Ball bereits heute angereist sind. Das betrifft vorallem die Vertreter der anderen Elemente. Die Königsfamilien selbst würden erst zur Hochzeit anreisen. Ein kleiner Teil von mir hat Angst vor dem Vertreter meines Vaters. Doch eigentlich wusste ich, dass er keine Macht hat.
Das Chris mir so nah war und das auch noch öffentlich, gab mir sichtlich Kraft. Ich fühlte mich ein wenig mutiger. Ob es Chris auch nur ansatzweise so geht, kann ich unmöglich beurteilen.
Vor uns werden die großen Flügeltüren geöffnet. "Prinz Christian und Prinzessin Scarlett.", schreit der kleine dicke Mann direkt neben der Tür. Den ganzen Abend kündigt er Leute an, denn selbst mehrere Flure entfernt hatte man ihn bereits brüllen gehört.
Chris hatte sein charmantes und ich mein süßes Lächlen aufgesetzt, wir ergänzen uns perfekt. Ein Diener begleitet uns zum Tisch, dies ist nur notwendig weil dieses mal deutlich mehr Tische und Stühle im Speisesaal stehen. Kein Vergleich zu der kleinen Runde am Morgen, reden hier viele Menschen wirr durch einander. Ohne Chris hätte ich mich wahrscheinlich vollkommen allein gefühlt in der Menge von Menschen.
Chris und ich nahmen nebeneinander Platz, am größten Tisch im ganzen Raum, in unmittelbarer Nähe zum Königspaar. Auch diese sind das Sinnbild für Ergänzung oder auch Gegensätze. Der König sah aus wie immer, über viele Köpfe hinweg unterhielt er sich mit einem Fürsten und lachte herzlich. Die Königin hingegen war sehr schweigsam, mit ihrer Sitznachbarin, einer Herzogin, unterhielt sie sich gelegentlich. Ich hatte jedoch den Eindruck, sie täte dies nur um nicht allzu steif und unnahbar zu wirken. Doch ihre schwarze Krone und ihr dunkelrotes Kleid, wirkten ihrer Geste entgegen.
Auch Chris unterhielt sich, doch seine Stimme klang mir fremd. Wahrscheinlich hatte er, so wie ich, eine eigene monotone Stimme für Anlässe dieser Art einstudiert. Ich schwieg nur mit einem damenhaften Lächlen auf den Lippen und beobachtete alles. So war ich auch keinesfalls erschrocken als der König eine Ansprache halten wollte. Denn gerade hatte sich der letzte Platz gefüllt.
"Meine verehrten Gäste, ich freue mich, Sie bereits heute in meinem Palast begrüßen zu dürfen.", erklingt seine warme Stimme schließlich laut. Die Gespräche sind bereits verstummt, doch in den Gesichtern kann man ihre Zustimmung ablesen.
"Ich hoffe das Sie sich in ihren Gemächern wohl fühlen können. Mein Personal steht Ihnen natürlich jeder Zeit zur Verfügung. Fühlen Sie sich wie Zuhause. Und nun, genießen Sie das köstliche Essen!", ruft er so voller Enthusiasmus das die Menge mitgerissen wird.
Während alle beginnen zu Essen, sehe ich zu Chris herüber. Überrascht stelle ich fest, dass er mich bereits anlächelt. Wie lange tut er das schon?
Ich lächle zurück, ich konnte gar nicht anders. Dann widmen wir uns beide dem Essen.
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Wir waren bereits auf dem Weg zu unseren Gemächern als Chris und ich von einem Diener abgefangen und in den Thronsaal geführt wurden. Der Raum versetzt mich wieder ins staunen. "Ah, mein Sohn und seine Liebste. Kommt!", ruft der König fröhlich von seinem Thron. Auch wenn ich dieses mal das Gefühl hatte es wäre weniger unbeschwert. Ich schaue auf die anderen vier Throne. Julé lächelt mich leicht an, die Königin herablassend wie immer und der kleine Prinz interessiert sich nur für seinen Spielzeug-Ritter. Auf den letzten freien Thron setzt sich Chris und ich stelle mich wie selbstverständlich daneben.
Gerade als ich Chris fragen wollte was mich erwartet, schwingen die Flügeltüren auf und mehrere Personen betreten den Raum. Vier Männer die sich kaum mehr unterscheiden könnten.
Der Vertreter der Erdbändiger trug grün und seine braunen Haare im Nacken zusammen gebunden, seine Miene war so ernst das ich gerne einen großen Schritt zurück gewichen wäre. Darauf folgte der Vertreter der Luftbändiger in grau, ein hinterlistiges Lächeln liegt auf seinen Lippen. Er wird dicht gefolgt von einem jungen Mann mit Augenbinde. Im allgemeinen machte auch er mir Angst. Und zu guter letzt der Vertreter von den Wasserbändigern, der Vertreter meiner Familie. Vielleicht hätte mein Verstand damit rechnen sollen, doch als ich ihn sah setzte mein Herz aus. Tyler.
Ich lege eine Hand auf Chris Schulter, er scheint zu verstehen und legt seine Hand auf meine. Streicht mit dem Daumen beruhigend meinen Handrücken. Die drei Vertreter machen eine tiefe Verbeugung, der mutmaßlich blinde jedoch bleibt steif. In den Augen der Königin zwar sichtlich ein Vergehen, doch sie schweigt.
"Ihr hattet um eine Audienz gebeten.", eröffnet der König und die Männer stellen sich wieder aufrecht hin.
"Mit Verlaub, euer Majestät. Ich allein habe etwas zu sagen.", erklärt der Luftbändiger. Der König wirkt zwar verwundert, nickt aber den Kopf.
"Dieser Krieg muss ein Ende finden. Nicht noch mehr Menschen sollten Sterben oder den Hunger leiden müssen. Um eine faire Herrschaft zu gewährleisten müssen alle vier Elemente an der Macht sein.", er macht eine Pause, wahrscheinlich um seinen Worten mehr Gewicht zu verleihen. Doch bevor er weiter sprechen kann, fällt ihm die Königin ins Wort. "Eine Koalition?"
"Nein, euer Majestät. Eine Verbindung. Eine Hochzeit die alle hier Elemente vereint.", erklärt der Luftbändiger und hinterlässt so noch mehr Verwirrung. Eine Hochzeit mit vier?
"Prinzessin Scarlett wird dazu verpflichtet Prinz Jace zu heiraten.", entsetzte Blicke machen sich breit. Doch der König bleibt ausgesprochen ruhig.
"Wieso?", möchte er wissen. Genauso wie ich. Denn ich wollte gar nicht darüber nachdenken jemand anderen als Chris zu heiraten.
Und dann nimmt Prinz Jace seine Augenbinde ab und seine Augen treffen meine. Ich erstarre.
"Weil er sowohl Luft als auch Erde bändigen kann. Er ist das perfekte Gegenstück zu Prinzessin Scarlett. Die beiden sind die einzigen die gemeinsam ein Recht auf den Thron haben. Es ist Ihnen vorbestimmt gemeinsam zu herrschen."
~ K
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