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Als ich Shanes Wohnkomplex erreiche, erfüllt mich für einen kurzen Moment Angst, denn es ist den Schülern unseres Internats untersagt, die Wohnkomplexe des jeweils anderen Geschlechts zu betreten- nicht, dass diese Regel irgendjemanden davon abhalten würde. Ich atme also tief durch, weil ich in meinen vier Jahren auf dem Primrose Internat nicht ein einziges Mal von einer Überprüfung der Einhaltung dieser Regel gehört habe.

Kaum bin ich über die Türschwelle des Jungenwohnkomplexes getreten, höre ich ein paar Stimmen aus dem Gemeinschaftsraum, den ein jeder Wohnkomplex bei sich im Erdgeschoss hat. So paranoid wie ich bin, meine ich auch die Stimme von Brex dort herauszuhören und auf die Sekunde genau tritt nun der Schmerz an meinem Wangenknochen wieder ein, welcher trotz den vergangen Tagen immer noch leicht blau ist. Ich spiele mit dem Gedanken das Wohnheim sofort wieder zu verlassen, entscheide mich jedoch trotzdem dafür zu bleiben. Sonst würde Brex genau das bekommen, was er will.

Ich fasse mir ein Herz und schreite so leise wie ich kann an dem Gemeinschaftsraum vorbei und anschließend die Treppe in den ersten Stock hoch, von dem ich weiß, dass Shane dort sein Zimmer hat. Tatsächlich entdecken mich dabei ein paar Jungs, die wohl in diesem Wohnkomplex ihr Zimmer haben, doch anders als erwartet, sehen sie mich nicht anders an, als wenn wir uns in der Schule über den Weg gelaufen wären. Dass sich Mädchen hier herumtreiben scheint also ganz normal zu sein.

Trotzdem beschleunige ich meine Schritte, als ich die letzten Stufen ins erste Geschoss nehme. Leider bin ich dabei so auf die Leute im Erdegeschoss fixiert, dass ich oben angelangt direkt in jemanden hinein laufe.

„Oh, verdammt. Sorry", murmele ich und trete schnell von der männlichen Brust zurück, in die ich soeben hinein gelaufen bin.

„Denkst du nicht, dass diese Entschuldigung etwas zu spät kommt?", erwidert die Person vor mir und meine Augen werden größer, als ich erkenne wer vor mir steht.

„Die Entschuldigung war nicht für den Schlag, falls du das denkst. Den hast du nämlich verdient", gebe ich trotzig zurück und sehe Van starr in die grün leuchtenden Augen. Dabei ignoriere ich die Tatsache, dass es sich komisch anfühlt, ihn in normaler Kleidung zu sehen, da wir während der Schulzeit immer die Schuluniform tragen müssen.

Jetzt trägt Van jedoch ein weißes Langarmshirt, mit schwarzer Schrift an den Seiten seiner Arme, dessen Stoff sich an seine muskulöse Brust schmiegt, so komisch sich das in meinem Kopf auch anhört. Sonst trägt er eine neongrüne Jogginghose, dunkle Socken und Addiletten.

Ich hingegen trage ein viel zu großes gelbes Shirt mit einem Cartooncharakter aus den Achtzigern darauf. Kombiniert habe ich dieses mit einer blau-orangen Yogahose, die kein bisschen zu dem T-Shirt passt. Außerdem sind meiner Haare von der Dusche nass, die ich vor meinem Weg hierher genommen habe und mein Pony steht demnach bestimmt in alle Richtungen ab. Doch es macht mir nichts aus, dass er mich so sieht. Soll er sich denken was er will.

„Also dafür, dass du so bissig bist, hast du dir nicht gerade viel Zeit gelassen, mich wiederzusehen. Hast du mich vermisst oder willst du mir dafür, dass ich dich vor Brexen gerettet habe noch eine reinhauen?", fragt Van und scheint bei unserem Gespräch deutlich mehr Freude zu finden, als ich.

„Du hast mich nicht gerettet, sondern mein Geschlecht beleidigt", kontere ich und will mich schon an ihm vorbeischieben, da stellt er sich mir erneut in den Weg.

„Also ich finde, dass du mich wenigstens verarzten könntest."

„Erst wenn dieser blonde Depp mich verarztet hat. Aber da ich dieses Arschloch nicht in meiner Nähe haben möchte, kannst du lange darauf warten."

„Entspann dich mal. Wieso so schlecht drauf?"

„Als ob dich das etwas angehen würde."

„Soll ich stattdessen Ravenna fragen, was mit dir los ist? Mal sehen was sie dazu sagt, dass du dich für sie mit Brexen geprügelt hättest", stachelt der Dunkelhäutige weiter und fährt sich durch die schwarzen Locken, als würde er ganz normal mit mir reden und mich nicht etwa bedrohen.

„Mach doch", gebe ich zurück, meine Stimme klingt jedoch nicht ganz so gleichgültig, wie ich es gerne gehabt hätte. Van scheint mir doch etwas schlauer als gedacht, denn er bemerkt die Unsicherheit, die für einen kurzen Moment in meinen Augen aufflackert. Er grinst, als habe er das ultimative Druckmittel gefunden- hat er ja auch, nur möchte ich ihn das nicht wissen lassen.

„Das ist ja interessant", sagt Van und seine Augen blitzen vor Begeisterung, als er seinen Blick bis hinunter zu meinen senfgelben Vans schweifen lässt und dann langsam wieder nach oben wandert. „Wie weit würdest du wohl gehen, damit ich diese Sachen für mich behalte? Ich nehme an, dass da weit mehr als nur freundschaftliche Gefühle für Ravenna im Spiel waren, als du dich gegen Brexen behauptet hast. Oder liege ich mit dieser Vermutung etwa falsch?"

Bei seinen Worten verziehe ich angewidert das Gesicht. Wieso zum Teufel haben wir so viele Arschlöcher auf der Schule? Wobei ich wohl dazu sagen muss, dass ich mit unserer Auseinandersetzung begonnen habe. Van hätte nicht wissen können, dass ich auf dieses Thema so sensibel reagiere und ich kann mir durchaus vorstellen, dass er mir im Grunde nur helfen wollte.

„Ich entschuldige mich, wenn es das ist, was du willst. Tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe, okay?"

„Tut mir leid, Kleine, aber deine Entschuldigung lässt mein Gesicht auch nicht schneller heilen", erwidert Van, welcher immer noch viel mehr Spaß an unserer Konversation hat, als ich.

„Was willst du dann?", seufze ich und der Dunkelhäutige legt seine Hand an sein Kinn, um besonders zu betonen, dass er sich etwas überlegt.

„Bedeutet das, dass ich mit meiner Vermutung zu deinen Gefühlen gegenüber Ravenna richtig liege?"

„Nein", lüge ich zwischen vor Wut zusammengepressten Zähnen und spüre, wie mich das Bedürfnis überkommt einfach nur schreiend davon zu laufen.

„Na dann", Van grinst nur weiter und ich frage mich, ob er meine Lüge enttarnt hat. Was ist in letzter Zeit eigentlich los mit mir? In den letzten zwei Jahren habe ich es doch auch problemlos geschafft meine Gefühle für mich zu behalten. Doch in diesem Monat habe ich es geschafft gleich zwei Leuten mein Geheimnis ungewollt unterzuschieben. Bei Shane habe ich damit kein Problem, aber bei Van? Mein Bauchgefühl sagt mir, dass mich diese Unachtsamkeit noch in eine unangenehme Situation bringen wird.

Doch bevor Van mit seiner Erpressung fortfahren kann, wird er von einer weiteren Stimme unterbrochen. „Kiara, was-?"

Es ist Shane, der durch den Flur auf Van und mich zugelaufen kommt und dem ein eindeutiges Fragezeichen im Gesicht steht. Er scheint sich zu wundern, was zum Teufel ich um diese Uhrzeit hier mit Van zu besprechen habe.

„Ach, Van wollte sich nur bei mir entschuldigen, weil er gerade in mich hineingelaufen ist", erzähle ich, obwohl wir beide für den Zusammenstoß verantwortlich sind- vermutlich sogar ich etwas mehr als er, aber dieses Detail lasse ich bewusst aus.

Shane sieht etwas verwirrt zwischen uns hin und her, nickt aber dann. Anschließend werfe ich dem Dunkelhäutigen einen letzten Blick zu, dann gehe ich an ihm vorbei in die Richtung des Rothaarigen. Als ich dabei an Vans Schulter vorbeikomme, werde ich etwas langsamer und beuge meinen Kopf leicht in seine Richtung.

„Damit das klar ist. Wenn du vor Ravenna auch nur ein Wort darüber verlierst, dann kannst du deinem Vater gerne erklären wie du wirklich deine guten Noten bekommst", raune ich ihm zu und spüre deutlich, wie er sich geschockt anspannt. Es hat wohl doch seine Vorteile, dass Ravenna von jedem Tratsch weiß und ihn auch an mich weitergibt. Dann rempele ich ihn mit der Schulter an, was wohl nicht sonderlich schmerzhaft für ihn ist, da ich mit der Höhe meiner Schulter nicht die seine erreiche, doch die Geste zählt.

Shane sieht mich immer noch etwas perplex an, fragt aber nicht genauer nach.

„Wo ist eigentlich dein Zimmerbewohner?", frage ich, als der Rothaarige die Tür zu seinem Internatszimmer öffnet und mir wieder einfällt, dass er mir gesagt hat, dass sein Mitbewohner eher selten da sei. Gleichzeitig bin ich überrascht, dass zur Abwechslung mal ich es bin, die ein Gespräch startet.

„Der Schmeißt eine Hausparty", erwidert Shane und zuckt mit den Schultern, als wäre das das Normalste überhaupt. Ich hingegen bin verwirrt. Hauspartys gibt es eigentlich nicht, weil wir ja alle nur Zimmer in diesem Internat haben und unsere Familien eher abseits wohnen.

„Wie?", frage ich also irritiert und sehe mich in Shanes Doppelzimmer um, während ich mir die Vans mit den Füßen ausziehe.

„Na ja, er wohnt eben hier in der Nähe und hat ein großes Haus", beendet Shane das Thema und beobachtet mich, während ich meinen Blick durch das Zimmer gleiten lasse. Die eine Seite ist ordentlicher gehalten; viele Bücher türmen sich auf dem Schreibtisch, das Bett ist gemacht und der Kalender an der Wand, sowie die Fotos und Bilder hängen gerade. Die andere Seite ist unordentlich; das Bett ist ungemacht, überall liegen Essenverpackungen herum, Kleidung ist auf dem Boden verteilt, auf dem Schreibtisch türmen sich sämtliche Gegenstände, deren Nutzen mir nicht einmal bekannt ist und auch an der Wand hängen Poster und Bilder ungleichmäßig und teils übereinander.

Ich muss nicht lange überlegen, um zu wissen, dass es sich bei ersterer Zimmerhälfte nicht um die von Shane handelt. Ich ziehe amüsiert eine Augenbraue nach oben und stelle meinen Rucksack an der Wand neben der Tür ab.

„Also, dafür dass du mich eingeladen hast, hätte ich erwartet, dass es hier ein bisschen ordentlicher ist", witzele ich und nehme auf dem ungemachten Bett Platz, von dem ich annehme, dass es von Shane ist. Genau wie mein Bett ist es mit dem blauen Bezug des Internates bezogen.

„Ja, tut mir leid. Mein Mitbewohner ist unglaublich unordentlich", sagt der Rothaarige ernst und ich verstehe sofort worauf er hinaus will. Geschockt erhebe ich mich von dem Bett des Fremden und sehe mich um, als wollte ich überprüfen ob sich in dem Zimmer noch jemand versteckt, der diese Situation beobachtet haben könnte.

Kurz ist es still zwischen uns, dann fängt Shane auf einmal an aus vollem Halse zu lachen und ich realisiere, dass er mich nur auf den Arm genommen hat.

„Du hinterhältiges Arschloch", pruste ich los und schlage ihm aufgebracht gegen den Oberarm.

„Du hättest deinen Gesichtausdruck sehen sollen, der war es mir ja mal so was von wert", lacht der Rothaarige weiter.

„Ha ha, ich lach mich tot."

„Sorry, du wirktest so angespannt. Ich wollte einfach nur die Stimmung etwas auflockern", Shane hebt die Arme und wirft mir einen- deutlich nicht ernst gemeinten- entschuldigenden Blick zu. „Also, wie steht es mit diesem Film?"

Shane hält eine DVD hoch und ich zucke nur mit den Schultern, weil ich die Komödie nicht kenne. „Ist mir eigentlich egal, such du den Film aus. Solange keine Gewalt darin vorkommt bin ich mit allem glücklich."

„Du kennst den nicht?"

„Nö, wieso?"

„Ach nicht so wichtig. Ich habe diese Komödie nur einfach schon so oft mit meinem Bruder und meiner Großmutter gesehen, dass ich schon mitsprechen kann."

„Guckst du oft Filme mit deiner Großmutter?", frage ich interessiert, weil ich zu meiner gesamten Familie nicht wirklich Kontakt habe- oder wir uns ehrlich gesagt nicht gerade ausstehen können.

„Ja, immer wenn sie von ihren Geschäftsreisen zurück kommt gucken wir einen Film den wir schon zuhause haben und einen den sie uns mitbringt."

„Deine Großmutter arbeitet noch? Ich meine ist sie so jung, dass sie noch keine Rente bekommt?"

„Nein, aber sie hat bei sich zuhause nicht viel zu tun. Mein Großvater hat eine schwerwiegende Knieverletzung, deswegen verlässt er das Haus so gut wie nie. Und da Fotografie eine große Leidenschaft meiner Oma ist, reist sie gelegentlich, um ein paar Fotos von Häusern und Natur zu machen. Ich habe ihr sogar gezeigt wie man einen Social Media Account erstellt und jetzt lädt sie die Bilder immer hoch, sodass mein Bruder und ich sie uns direkt ansehen können."

Ich lache, weil ich schon oft von Ravenna gehört habe, dass sie mit ihren Eltern und Großeltern ähnliche Probleme hat, was die Nutzung von elektronischen Geräten und ganz besondere dem Internet angeht. Selbst habe ich aber eigentlich keine Erfahrungen gemacht.

„Wie ist es bei dir zuhause? Habt ihr auch eure Traditionen?", fragt Shane, als ich nicht antworte, sondern mir nur eine gemütliche Position auf seinem Bett suche.

„Wir haben nicht wirklich Traditionen", gebe ich zurück und zucke mit den Schultern. Kurz überlege ich ihm eine Lüge über meine Familie aufzutischen, doch ich verstehe schnell, dass das keinen Sinn haben würde. Wozu eine Freundschaft, wenn man sich dann dich nicht die Wahrheit erzählt? „Das Verhältnis von mir und meiner Mutter nicht sonderlich gut. Mit meiner Halbschwester und meinem Stiefvater verstehe ich mich auch nicht sonderlich. Das hört sich jetzt vermutlich hart an, aber manchmal glaube ich, dass sie ohne mich eine glückliche Familie währen."

Und wenn sie mehr Geld hätten, denn das ist ihnen ja wichtiger, als alles andere, füge ich noch trocken in Gedanken hinzu.

„Oh, tut mir leid."

„Muss es nicht", winke ich ab, denn ich habe mich mit der Tatsache abgefunden. Ich habe mich auch schon vor dem Vorfall mit meinem leiblichen Vater, woraufhin das Jugendamt mich auf dieses Internat geschickt hat, nie sonderlich gut mit meiner Mutter oder meinen Großeltern von ihrer Seite verstanden. „wenigstens habe ich Ravenna an meiner Seite."

„Deine beste Freundin?"

„Ja genau, sie ist einfach die Beste", sage ich lächelnd und lasse mir, mal abgesehen von den Enttäuschungen im letzten Jahr, all die schönen Erinnerungen an unsere Freundschaft durch den Kopf gehen.

Ich erinnere mich an die Abende an denen wir über alles Mögliche geredet haben, an unsere Film- und Kinoabende und auch an die Male, in denen ich während den Ferien bei Ravenna zu Hause war, weil ich mich mit meiner Familie gestritten habe. In ihrer Familie ist auch nicht alles perfekt, ganz im Gegenteil, doch ihre Mutter und ihre kleine Schwester haben mich für die paar Tage freudig bei sich aufgenommen.

„Ich habe ehrlich gesagt ungern einen besten Freund. Irgendwie funktioniert das bei mir nicht, wenn wir dasselbe Geschlecht haben", gesteht Shane mir und ich verstehe sofort, was er meint. Es ist nicht einfach für mich, immer so zu tun, als wäre Ravenna bloß eine Freundin für mich.

„Ist das der Grund, wieso du dich mir beim Seifenschnitzkurs so aufgedrängt hast?", frage ich belustigt, während der Rothaarige auf dem Bett neben mir platz nimmt und der Vorspann der Komödie beginnt.

„Oh Gott nein", erwidert Shane und macht dabei konfuse Handbewegungen in alle Richtungen. „Ich- Ich...ach scheiß drauf. Ich war da, weil ich meinen Exfreund ausspionieren wollte. Als mir jedoch aufgefallen ist, dass er mit seiner Großmutter da war, ist mir die Aktion total unangenehm gewesen und ich musste mich dringend jemand anderem anschließen. Und da ich keinen sonderlich guten Draht zu Senioren und deren Gesprächsthemen habe- so sehr ich meine Großeltern auch liebt habe- kamst du mir da ziemlich gelegen."

„Ich war also nur ein Mittel zum Zweck", stelle ich gespielt beleidigt fest, was eine Angewohnheit ist, die ich mir in der kurzen Zeit bereits von dem Rothaarigen angewöhnt habe.

„So gesehen ja, aber du bist auch deutlich cooler gewesen, als ich erwartet habe- also wenn man mal von deiner unglaublich hässlichen Seifenschnitzerei absieht."

„Hey!", rufe ich entsetzt und steche dem Jungen neben mir in die Seite.

„Ich hab doch nur Spaß gemacht, der Joker-Smiley gehört in ein Museum. Ich bin sicher du könntest eine ganze Ausstellung mit deinen Kunstwerken füllen."

„Okay, wir wollen es jetzt aber auch nicht zu sehr übertreiben."

„Wenn du das sagst, Kiara."

„Ja, ich sage das."

„Okay, dann hör jetzt bitte auf zu sagen und konzentrier dich auf dieses Meisterwerk von einer Komödie."

„Ja ja, du kannst ruhig sagen, dass ich still sein soll."

„Nein, du hast einfach nur die Angewohnheit einem in den unpassendsten Momenten beim Reden ins Gesicht zu sehen."

„Hätte ich jetzt auch gesagt", scherze ich, wende mich aber trotzdem wie Shane es gesagt hat der Komödie zu.


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