Dreißig: Die Wütende
Cassias POV:
Der Arm um meiner Schulter war mir eher eine last, als eine Stütze, doch Cedric zeigt kein Interesse ihn irgendwo anders hinzubewegen, als genau da an meiner Schulter, um der ganzen Schule, unter die Nase zu reiben, dass wir ein Paar sind. Als ob das nach so vielen Wochen noch irgendjemand nicht wissen würde.
Meine unzähligen versuche mich unauffällig aus seinen Armen zu winden, scheiterten kläglich, und meine Tasche will er mir auch nicht mehr geben, weil er sie ,,Gentlemanlike" für mich tragen will, was mich allerdings nur noch mehr ankotzt. Warum denken Typen, Mädchen könnten nicht einmal Taschen selber tragen? Ich hab mehr Muskeln als er denkt!
Noch nie in meinem Leben war ich so erleichtert, den Zaubertrankkerker von Professor Snape zu sehen, doch dieses mal bedeutete er dass ich meine Tasche alleine tragen darf, Cedric sich nicht mehr an mir abstützen kann und vor allem, dass er weg muss. Ich wollte nicht dass er mich begleitet, aber er hatte darauf bestanden, da er offensichtlich nicht nur meine Muskelmasse, sondern auch meinen Orientierungssinn anzweifelt.
,,Viel Spaß Honey, wir sehen uns heute Abend. Ich liebe dich so sehr.", verabschiedet er sich und küsst mich während ich versuche nicht aufgrund meines neuen Spitznamen zu kotzen. Honey... Igitt. Was ist bitte romantisch daran jemanden mit einer klebrigen, urinfarbernen, von Bienen ausgeschiedenen Flüssigkeit zu vergleichen? Außerdem liebt er mich nicht.
Erleichtert sehe ich ihm zu, wie er abzieht, und überlege, wie dringend ich heute noch Abendessen brauche, oder ob der Lakrizzauberstabvorrat in meinem Zimmer reicht.
In der Klasse sitzen bereits Fred, George und Lee, auf ihren Plätzen, und grinsen als hätten sie erfahren, dass Professor Snape an einer Shampoo-Allergie gestorben ist, beim ersten und einzigen versuch, seine Haaren von diesen Massen an Fett zu befreien.
Ich bin froh dass sie da sind. Ich brauche jetzt einfach.
Aber als ich mich zu ihnen setze, schreit George plötzlich theatralisch auf, hält sich die Nase zu und zieht ein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. ,,Du stinkst nach dem Wohnzimmer meiner verstorbenen Uhrgroßtante, warst du bei Cedric?", fragt er gespielt angewidert und atmet durch den Mund.
Toll. Jetzt färbt Cedrics schräges Parfum auch noch auf mich ab. Als ob der Tag noch nicht schlimm genug wäre. ,,Ja.", gebe ich deswegen nur knapp zurück und hohle mein Zaubertrankbuch aus meiner Tasche, ohne ihn noch einmal anzuschauen.
,,Uh da ist aber jemand grantig.", erwidert George nun etwas leiser, und wieder durch die Nase atmend, da er merkt, das ich offensichtlich nicht zum Scherzen gelaunt bin.
,,Habt ihr eure erste Beziehungskriese?", fragt Lee lachend und auch Fred muss seinen Senf dazu geben :,, Ist er eifersüchtig weil wir in einem Bett schlafen?" alle drei lachen, und spekulieren weiter über diverse Möglichkeiten, warum Cedric und ich gestritten haben könnten. Ich sitze stumm daneben, und versuche mich zu beherrschen keinen von ihnen ein Auge mit meinem ,,Zauberstab" auszustechen. Bitte nicht heute.
,,...vielleicht hat er Mundgeruch!" ,,Geruch hat er auf jeden Fall!" ,,Aber vielleicht putzt er sich die Zähne nie, und sie hat es satt Essensreste beim Küssen zu Finden" ,,George! Das ist ekelhaft!" ,,Wisst ihr was noch ekelhaft ist?" ,,Sein Geruch?" ,,Hundert Punkte an Lee!..."
Langsam ging es mir zu weit. Ja, er ist scheiße und alles, aber sie kennen ihn nicht, und er hat die weißesten Zähne der ganzen Schule! Ich wollte ihn nicht verteidigen wirklich, aber ich bin die einzige die so über ihn reden darf... und außerdem haben sich die Umstände verändert.
Still sitze ich auf meinen Platz. Und wüsche mir nichts mehr, als dass sich Snape endlich von seiner Shampooallergie erholt.
Doch die Pause will einfach nicht vergehen, und nach einer Weiteren Minute voller Theorien, über mich und Cedric, reicht es mir endgültig und ich setzte mich weg von ihnen. Ich spüre die verdatterten Blicke auch mir, die sich offensichtlich nicht sicher sind, ob sie das jetzt noch lustiger finden sollen, weil sie es geschafft haben mich zu ärgern, oder sich wirklich sorgen machen sollten. Aber sie wären nicht sie, wenn sie jetzt nicht erst recht in einen Lachflash verfallen würden.
Wenn ich jetzt Flüche aussprechen könnte...
Leider hat meine Versetzung nicht dazu beigetragen, dass ich sie weniger höre, sondern eher dazu angestifftet noch Lauter zu werden, und selbst die anderen aus der Klasse lachen schon mit.
,,...denkt ihr Cho hat was damit zu tun? er steht doch offensichtlich auf sie" ,,Ihr denkt doch nicht er hat sie betrogen!?",,Würde mich bei ihm nicht wundern, ich meine drei Monate Beziehung, das ist sein neuer Rekord" ,,Jaja wer weiß wie lang das hält... die erste Kriese haben sie ja schon!"
Alle lachen.
Das war der Moment, in dem ich mir zum ersten Mal wünschte, ich wäre nicht hier. In dem ich mir wünschte, dass mich dieser beschissene Dementor geküsst hätte.
Ich weiß, dass sie nur Spaß machen, und dass sie mich nie wirklich verletzten wollen würden, aber jetzt konnte ich das einfach nicht mehr. Jetzt war genug. Ich stand auf, und ging aus dem Raum. Wie eine wasch echte Verliererin. Aber ich kann gerade nicht. Ich möchte doch nur einen Tag schlecht gelaunt sein und nur an einem Tag nicht die Taffe Cassy sein, die ich sonst bin.
Wütend stürme ich in unser Zimmer, und verkrieche mich hinter meine Trennwand.
Langsam bilden sich Tränen in meinen Augen, aber ich habe keine Lust, sie wegzuwischen. Diesen kleinen Moment will ich mir gönnen.
Ich schließe die Augen, und genieße es fast, für einem Augenblick weinen zu dürfen.
Ich höre wie die Tür aufgeht. Ich bewege mich nicht. Vielleicht schauen sie nicht hinter der Wand nach und suchen mich wo anders, schließlich liege ich zum ersten Mal in diesem Bett.
,,Cas?", fragt Freds Stimme vorsichtig.
Vielleicht wäre er einfach wieder gegangen, wenn ich nichts gesagt hätte, aber genau in dem Moment, meint mein dummes Gehirn dass jetzt der beste Zeitpunkt ist aufzuschluchzen, und ich verrate mein Versteck.
Ich höre wie seine Schritte näher kommen, und drehe mich schnell weg, ganz nach dem Motto, wenn ich ihn nicht sehe, kann er mich auch nicht sehen. Doch dieses Prinzip hat als Kind beim Versteckspielen nicht geholfen, und das tut es jetzt immer noch nicht.
,,Hey Cas. Was ist los. Wir haben doch nur Spaß gemacht! Seit wann stört dich das so?", fragt er wieder vorsichtig, und ich spüre wie er sich zu mir aufs Bett setzt
Ich gebe aber immer noch keine Antwort. Vielleicht denkt er dann ich bin tot und geht wieder.
Er streicht mir vorsichtig übers Haar. Ich schluchze.
,,Hey, du weißt doch dass du mit mir reden kannst, auch wen es um so einen Spasten wie Cedric geht, aber wenn er dir wirklich was antut, dann gibt's Zores, das verspreche ich dir!", redet er unbeirrt weiter.
Obwohl es mir schon seit Wochen nicht mehr so scheiße ging, muss ich ein bisschen Lächeln, allein schon weil er das Wort Zores verwendet hat. Einen Moment bleib ich noch so liegen, und genieße seine Berührungen, dann dreh ich mich zu ihm und schau ihn an.
Er lächelt leicht und wischt mir meinen Tränen weg.
Ich lege meinen Kopf auf seinen Schoß und denke nach, während er mir wieder beruhigend über den Kopf streicht.
,,Willst du sagen, was passiert ist?", fragt er leise, nach einigen Minuten Schweigen.
Ich schüttle leicht den Kopf, doch ich merke wie mir die Tränen schon wieder kommen.
Warum trifft mich das so?!
Ich merke, dass er wirklich besorgt ist, denn er versucht nicht mehr meine Tränen wegzuwischen, sondern nimmt mich in den Arm.
Wieder vergehen ein paar Minuten, bis ich mich wieder halbwegs beruhigt habe, aber jedes Mal wenn ich kurz davor bin, mich wieder in den Griff zu bekommen, fängt es wieder von vorne an.
Es kommt mir vor, als wären Jahre vergangen, bis ich mich wieder hab, aber irgendwann war es dann doch so weit.
Es entsteht eine Stille, in der Fred mich erwartungsvoll ansieht. jetzt ist der Zeitpunkt wo ich es ihm erzählen sollte, aber es fühlt sich so falsch an, vor allem nachdem er mich so getröstet hat. Aber verdammt, Cedric wird es sowieso jedem weiter sagen der es hören will! Ich bin mir sicher dass er stolz darauf ist. Eine Weitere in seiner Sammlung. Besser er erfährt es durch mich, als durch irgendein Gerücht.
,,Ich habe mit Cedric geschlafen."
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I am back!
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