Wenn ich gewusst hätte, worauf ich mich eingelassen habe, hätte ich diesen Schritt nie gemacht...

Kapitel 1

Ich bin vorgestern 18 Jahre alt geworden. Ich bin Volljährig. Trotzdem fühle ich mich noch wie 13.
Eigentlich ist es Zeit, erwachsen zu werden, aber ich realisiere es nicht. 18. Mit 18 kann ich mir nun legal Vodka im Geschäft kaufen. Ich kann endlich Auto fahren. Ich kann machen was immer ich auch will.
"Alexandra, hier vorne spielt die Musik!"
Mein Chemie Lehrer riss mich aus meinen Gedanken.
"Tut mir Leid, Herr Paulsen.." sagte ich leise. "Is' ja nicht das erste mal, dass Sie in meinem Unterricht mental nicht erreichbar sind", antwortete er mir.
Ich bemerkte, wie alle meine Mitschüler auf mich starrten.

Sie hassten mich.

"Na, hattest du gestern Abend noch schönen Männerbesuch, Alex?" rief Marvin. Alle lachten.
Ich war kurz vorm heulen.
Marvin Hof ist das Allerletzte. Er ist 19 Jahre alt und mein Nachbar. Damals waren wir gute Freunde, nein, beste Freunde. Jetzt bin ich ganz alleine. Ohne Freunde. Einfach ganz allein.
Ich blickte mit rotem Kopf nach unten. Von der Seite hörte ich Getuschel. Ich hörte, wie mein Name fiel. Es ist nichts Neues. Ich bin daran gewohnt. Lästereien und ähnliches gehören bei mir zu der Tagesordnung. Nutte, Hure, hässliche Schlampe. Wörter die ich jeden Tag höre.
Ich versuchte mich auf den Chemie Unterricht zu konzentrieren, denn nächste Woche schreiben wir einen wichtigen Test. Naja. An sich ist der Test nicht wichtig. Aber für mich schon. Meine Versetzung hängt davon ab. Ich bin schon einmal sitzen geblieben. Meine Eltern waren so sauer auf mich. Sie waren enttäuscht.

Zum Glück war Chemie das letzte Fach an dem Tag. Ich machte mich auf dem Weg zu meinem Fahrrad. Wie jeden Tag, hoffte ich, dass mein Fahrrad unversehrt am Platz steht. Oder das es überhaupt noch am Ständer steht.
15 Minuten dauerte es ungefähr, bis ich mein Zuhause erreichte. Eine kleine Wohnung mitten in der Stadt.
Ich schloss die Tür auf. Keiner da. Wie immer.
Meine Eltern denken nur an sich.
Es war wie immer unordentlich. Niemand kümmert sich um den Haushalt. Am Ende bleibt es wie immer an mir hängen.
Aber heute hatte ich keine Lust. Ich warf meine Tasche in die Ecke und schmiss mich auf mein ungemachtes Bett. Nebenbei schaltete ich den Laptop an und ging in den Chatroom, den ich schon seit mehr als 3 Jahren nutzte.

3 neue Nachrichten.

Na wenigstens reden die Leute hier mit mir.
Ich öffnete die erste Nachricht. Sie war von Johanna, kurz Jo. Ich kenne sie schon seit 2 Jahren. Sie ist meine beste Freundin. Leider haben wir uns noch nie in echt gesehen. Wir haben zwar geskypet, aber so wirklich...nein.

" Hey Al!
Wollte fragen wie dein Geburtstag so war? Ich werde ja auch bald 18 und würde dich dann gerne mal einladen!"

Schrieb sie mir.

" Yo, Jo!
Naja. War wie ein ganz normaler Tag. Oh ja. Du würdest mich echt einladen? Das wäre soooo geil!"

Schrieb ich ihr zurück.

Die zweite Nachricht war von einem typischen Perversling. Das erkannte man schon am Namen: BigD69
Ich schenkte dieser Nachricht keine Beachtung. Sowas habe ich nicht nötig.
Die dritte Nachricht kam von einer Person namens UnknownBoy.
Ich öffnete diese und fand folgende Nachricht:

"Hi AlexaB,
du bist mir direkt auf der Startseite aufgefallen. Deine wunderschönen grün leuchtenden Augen haben mich sofort in den Bann gezogen. Es wäre sehr toll, wenn ich eine Antwort bekäme."

Ich musste laut loslachen. Was war das denn für eine komische Nachricht. Aber ich wurde doch neugierig. Ich ging auf sein Profil und stöberte rum. Stefan. 20. Hobbyfotograf.
Er sah ziemlich nett aus auf den Bildern. Ich beschloss ihm zu antworten:

" Hey UnknownBoy,
Danke für die netten Worte. Bloß kann ich die nicht ernst nehmen. "

Nach nicht einmal einer Minute kam direkt eine Antwort von ihm:

"Glaub mir, du bist wunderschön."

Ich musste schmunzeln. Es ist selten jemand so nett zu mir.

Die Zeit verging wie im Flug. Es war schon 20:10 Uhr und meine Eltern sind immer noch nicht Zuhause. Meine Hausaufgaben habe ich auch noch nicht erledigt.
Warum bin ich so faul.
Wieso krieg ich rein gar nichts auf die Reihe.
Wieso.
Wieso ich.