Kapitel 6

Heute war die Nacht, in der Vollmond war. Thomas, Caroline und Bonnie hatten sich dazu entschieden, den Abend bei den Salvatores zu verbringen und auch gleich noch dort zu übernachten und sie hatten mich eingeladen, dasselbe zu tun. Ich fand es eigentlich komisch, bei einer Person, die ich noch nicht so lange kannte, zu übernachten, denn ich kannte Stefan und Damon erst ein paar Wochen, was eigentlich schon reichte, um zu wissen, dass die beiden sich immer aufzogen, doch eigentlich war ich einfach nicht so. Die Tatsache, dass die anderen ebenfalls alle dort übernachteten, hatte mich dann wohl doch überzeugt. Ich hatte meine Tasche gepackt und wollte gerade aus der Tür treten, als Nicolas mir entgegen kam.

„Wo willst du so spät noch hin?", fragte er mich. Er hatte sich etwas Schickes angezogen und zog sich gerade noch seine Jacke an. „Ich bin mit Freunden verabredet und ich übernachte übrigens auch noch dort, also brauchst du dich nicht zu wundern, wenn ich morgen früh nicht hier bin. Wo gehst du eigentlich noch hin?" Er sah mich lächelnd an. „Kai hat gesagt, dass er noch ganz dringend etwas erledigen muss und das nur heute funktionieren kann, deswegen muss ich ihm helfen. Was genau er vorhat, weiß ich noch nicht, aber ich bin schon gespannt. Normalerweise bin ich so spät nicht mehr unterwegs und es kann auch sein, dass ich bei Kai übernachte, deswegen werde ich morgen früh wahrscheinlich auch nicht hier sein. Viel Spaß wünsche ich dir aber, May", berichtete er und kam auf mich zu.

Nicolas schloss mich in seine Arme und legte sein Kinn auf meinen Kopf, drückte mich an seine Brust, sodass ich seinen Duft einatmen konnte. Wir wussten zwar, dass wir uns lieb hatten, doch wir beide waren nie der große Fan von Umarmungen gewesen oder dass wir uns sagten, was wir voneinander dachten. Das lag vielleicht daran, dass wir uns schon so lange kannten. Ich hatte bei anderen nicht solche Probleme, sie zu umarmen, doch bei Nicolas tat ich das einfach nicht so oft, das war allerdings keinesfalls böse gemeint. „Danke und pass auf dich auf. Es ist nicht ganz ungefährlich, sich nachts draußen rumzutreiben." Er gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Kai kann schon auf uns aufpassen und das kann ich auch. Alles wird gut werden. Mache dir einen schönen Abend." Irgendwie hatte ich nicht die geringsten Zweifel, dass Kai auf sich aufpassen konnte.

***

„Hey, May, schön, dass du da bist. Komm, ich nehme dir deine Tasche ab. Bonnie, komm und nimm ihr ihre Jacke ab und dann komm herein", begrüßte Caroline mich stürmisch mit einer Umarmung, nach der ich nur noch kurz Bonnie umarmen konnte, bevor mir auch schon meine Tasche aus der Hand gerissen wurde. „Du trägst Thomas' Kette", stellte Bonnie fest und sie warf einen neidischen Blick auf die Kette, die sich an meine Haut schmiegte. Ich trug sie seit dem Tag, an dem er sie mir geschenkt hatte, jeden Tag und nahm sie nur ab, wenn es nötig war. Jeder dachte nun, dass wir irgendetwas am Laufen hatten, weil er mir eine Kette geschenkt hatte, was ich allerdings ablehnen musste.

Ich fand es eigenartig, dass mir der Gedanke, mit ihm zusammen zu sein, nicht völlig zuwider war. Thomas war ein süßer Junge und ich musste zugeben, dass ich mich manchmal dabei erwischte, wie ich an ihn dachte und mir ausmalte, wie es wäre, wenn er bei mir wäre. Vielleicht empfand ich auch etwas für ihn und wollte es mir noch nicht wirklich eingestehen. Hoffentlich würde ich das bald herausfinden.

***

Den ganzen Abend über hatten wir eigentlich viel geredet und viele Spiele gespielt. Ich fand es wirklich witzig, da es in unserem Alter ja nicht mehr so häufig war, dass man in einer großen Gruppe zusammen übernachtete, doch ich fand es ganz lustig. Thomas und ich verstanden uns mal wieder blendend und die anderen waren heute auch ausgesprochen gut drauf. Ich verstand mich super mit allen und freute mich, dass sie mich akzeptierten, obwohl sie manchmal ein paar kleine Geheimnisse zu haben schienen.

„Sie haben leider hier nicht so viele Gästezimmer, deswegen schläfst du zusammen mit Thomas in einem Zimmer", verkündete Damon mir, als wir uns alle in unsere Zimmer zurückzogen. „Bitte, was?", fragte ich. „Du hast schon verstanden." Er lächelte mich verschmitzt an. „Gute Nacht, May."

„Wieso geht ihr an Vollmond nicht raus?", fragte ich Thomas, als wir zusammen nebeneinaner auf dem Bett saßen. Mein Herz klopfte bei dem Gedanken, dass wir die Nacht zusammen in einem Bett verbringen würden, sehr schnell. Es war zwar ein sehr großes Bett, aber allein die Tatsache, dass wir es uns teilten, ließ meinen Kopf rot werden. Da konnte doch keiner sagen, dass das von den anderen keine Absicht gewesen war, dass genau wir zwei beiden in einem Bett übernachteten. Ich war so höllisch nervös, Thomas hatte einen viel stärkeren Einfluss auf mich, als ich mir das hätte vorher denken können. Seine dunkelblonden Haare sahen einfach perfekt an ihm aus und ich konnte nicht in Worte fassen, wie sehr seine braunen Augen mich in den Bann zogen.

„Du weißt, May, man kann nie wissen, was sich draußen rumtreibt." „Aber was ist heute anders? Das hat doch etwas damit zu tun, dass es Vollmond ist." „Manche Menschen drehen durch, wenn Vollmond ist. Nenn uns übervorsichtig, aber wir wollen nichts riskieren." Ich hatte das Gefühl, dass das nicht die Wahrheit war, er mir aber nicht genug vertraute, um die Wahrheit zu sagen. Ich wollte sie aber wissen. Ich mochte ihn und wollte nicht, dass er ein Geheimnis vor mir hatte.

Thomas saß so nahe neben mir, dass sein Arm meinen berührte und es war, als würden einige Funken von ihm auf mich überspringen. Ich musste meinen Blick automatisch heben, um auf seine Lippen zu sehen. Sie waren auf einmal wie Magnete für mich.

Das Klingeln der Tür ließ mich zusammenzucken und holte mich wieder in die Realität zurück. Ebenso wie Stefans Stimme, der nach Thomas rief. „Thomas, da steht Kai Parker vor der Tür. Er sagt, dass er dich dringend sprechen muss." Wenn Kai hier war, war Nicolas dann auch hier? Was wollte Kai von Thomas?

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