Kapitel 5: Ein unbekanntes Signal
Das Shuttle der Söldnerakademie fegte über die weiten grünen Ebenen nördlich von Coock City. Vera saß an den Seitenfenstern, blickte hinaus und fühlte sich einfach großartig.
Sie war unterwegs, in einem unbekannten Teil des Planeten, an der Seite ihrer besten Freundin Tammy. Und sie hatte eine Aufgabe. Eine verantwortungsvolle, wichtige Aufgabe, mit deren Erfüllung sie zeigen konnte, dass man sich auf sie verlassen konnte. Und wer wusste schon, was danach alles möglich war. Vielleicht würde sie tatsächlich bald in Trainingseinsätzen eine größere Rolle spielen. Vielleicht bekam sie dann richtiges Kampftraining und durfte bei Missionen gegen die verschiedenen Söldnergruppen zeigen, was sie konnte. Oder vielleicht gab es dann noch ganz andere neue Aufgaben für sie, die sie sich nicht einmal vorstellen konnte. Mit den schulischen Leistungen, die sie bislang erbracht hatte, gab es zahllose Möglichkeiten.
Selbst wenn sie sich nicht an Hanks Akademie ausbilden ließ, sondern etwas anderes tat. Vielleicht fand sie dann endlich den Weg, den sie suchte, um Geshtachius Prime zu verlassen.
„Es geht los", meldete Tammy vom Pilotensitz aus. „Wir haben die Koordinaten erreicht. Du kannst mir jetzt gerne helfen, Vera."
Aufgeregt sprang Vera von ihrem Sitz im hinteren Bereich des Shuttles auf und setzte sich auf den Kopilotensitz neben Tammy. Vor dem Start hatte sie sich schon angesehen, mit welchen Kontrolltafeln und Bedienfeldern sie sich zu beschäftigen hatte, und Tammy hatte ihr alles genau erklärt. Außerdem hatte sie ein kurzes Trainingsprogramm auf dem Bordcomputer durchlaufen lassen, das Vera mit den wichtigsten Anzeigen und Schaltflächen vertraut gemacht hatte. Vera kannte ihre Aufgabe und war bereit. Und schon konnte sie das Zielgebiet vor sich sehen.
„Basis, hier ist Alpha 4", gab Tammy über Funk durch. „Haben Zielgebiet erreicht. Starten jetzt die erste Abtastung."
Sie gab Vera einen kurzen Wink, und diese gehorchte sofort. Nachdem sie begriffen hatte, wie der Bordcomputer und die Sensoren funktionierten, war die Aufgabe nicht wirklich schwer. Auf einen Befehl hin begann der Scanner, das gesamte Gebiet zu untersuchen. Ein Sensor fertigte eine Karte von den Höhen und Tiefen an, ein weiterer untersuchte die geologischen Komponenten. Vera hatte alles unter Tammys Anleitung vorher einprogrammiert, sodass der Computer fast von alleine arbeiten konnte. Sie musste lediglich die Bildschirme und Anzeigen überwachen, ob alles so funktionierte, wie es sollte. Während sie wachsam die Daten im Auge behielt, steuerte Tammy das Shuttle in einem großzügigen Bogen über das gesamte Areal.
Kurz gestattet Vera sich, ihre Augen von den Bildschirmen zu nehmen und aus dem Fenster zu blicken. Diese Gegend war anders als das Farmland zuhause – es war viel rauher und zerklüfteter. Hier bestand die Umgebung mehr aus grauem und weißem Stein als aus Feldern oder Wäldern. Zwischen mehreren großen Hügeln, die fast komplett aus Fels bestanden, blitzte hin und wieder noch ein grünes Gebüsch auf, doch hinter einer Klippe, die einen der Hügel aprupt aufhören ließ, blühte ein weitläufiges Waldstück in schönsten Grüntönen. Vera betrachtete die Landschaft eine Weile und verstand langsam, warum Hank diesen Ort als Trainingsgelände nutzen wollte. Es war friedlich und schön, aber für Leute, die dort kämpften, eine echte Herausforderung. Und wenn man hier eine Basis aufstellte und sie gegen Angreifer zu verteidigen wusste...
Der Computer signalisierte mit einem leisen Piepen, dass er die ersten Daten verarbeitet hatte. „Erste Abtastung fertig", meldete Vera ihrer Pilotin gehorsam. Sie versuchte dabei, so erwachsen und vernünftig zu klingen wie möglich. Aber sie musste sich eingestehen, dass es selbst in ihren eigenen Ohren noch nicht richtig klang.
Tammy registrierte es mit einem wohlwollenden Lächeln in Veras Richtung. „Ist gut. Mach dich bereit für den zweiten Anflug. Dieses Mal nehmen wir auch die Sensoren für die Energiewerte. Nur, um sicher zu gehen."
Zum Glück wusste Vera, was zu tun war. Und sie wurde das Gefühl nicht los, dass Tammy sie damit ein wenig auf die Probe stellen wollte, um zu sehen, ob sie die Systeme tatsächlich beherrschte. Einen kurzen Moment dauerte es, bis sie die richtigen Bedienfelder gefunden hatte, doch dann hatte sie auch diese zusätzlichen Sensoren aktiviert. Tammy flog eine Kehrtwende und steuerte das Gelände aus einer anderen Richtung an, um den Sensoren einen weiteren Blickwinkel zu geben. Auf Knopfdruck startete Vera die zweite Abtastung.
Mit den Daten, die von den Sensoren aufgenommen wurden, fertigte der Computer des Shuttles eine Karte des gesamten Geländes an. Vera konnte auf einem der Bildschirme sehen, wie immer mehr Daten zu der Karte hinzugefügt wurden und ein dreidimensionales Bild erzeugten, das mit jeder Sekunde, in der die Scanner arbeiteten, detaillierter und schärfer wurde. Nur die Ergebnisse für die Energiewerte blieben aus. Das war auch nicht verwunderlich. Hier draußen gab es nichts, was in irgendeiner Form Energie erzeugte, die sie messen konnten.
Bis plötzlich ein leises Piepen von eben diesem Scanner kam. Vera blickte überrascht auf. Sie hatte tatsächlich ein schwaches Signal. Es kam jedoch nicht aus dem Zielgebiet, sondern war noch viel weiter im Norden. Unschlüssig blickte Vera dieses Signal an und fragte sich, was zu tun war. Es lag deutlich außerhalb ihres Aufgabengebietes, und sie hatten keinerlei Befehl, dies zu untersuchen. Doch andererseits konnte dies auch wichtig sein. „Ähm... Tammy?", fragte sie daher vorsichtig. „Ich habe hier was."
Tammy konzentrierte sich darauf, das Shuttle zu steuern, daher konnte sie es sich nicht selbst ansehen. „Was ist es, Vera?", fragte sie.
„Eine Energieanzeige", berichtete Vera und bemühte sich, die relevanten Daten vom Bildschirm abzulesen. „Unbekannte Quelle. Richtung Drei-Zwei-Sechs, Entfernung..." Ihre Augen wurden groß, als das Piepen plötzlich verstummte und die Anzeige auf dem Bildschirm verschwand. Es war weg. Die Sensoren nahmen nichts mehr in dieser Richtung wahr. „Äh..."
Tammy warf ihr einen kurzen Blick zu. „Na, was ist denn? Entfernung?"
Aber Vera blickte völlig verunsichert auf die Anzeigen. „Es ist nicht mehr da", murmelte sie entgeistert. „Einfach weg." Plötzlich drehte sie sich zu Tammy um und funkelte sie misstrauisch an. „Warst du das?"
„Was?" Tammy war über die Frage im ersten Moment so verdutzt, dass sie nicht mehr als ein ungläubiges Lachen von sich geben konnte. „Wie kommst du denn darauf?"
„Ach, komm schon!", entgegnete Vera und verschränkte triumphierend die Arme vor der Brust. Als ob sie auf so etwas hereinfallen würde... „Du lässt mich die Energiesensoren einschalten und lässt irgendwo am äußersten Rand der Reichweite ein Signal aufblitzen, um zu gucken, ob ich gründlich genug arbeite. Ich bin nicht von gestern, weißt du?"
„Ehrlich, ich weiß nicht, wovon du redest", widersprach Tammy, aber das überzeugte ihre junge Partnerin nicht.
„Klar weißt du nichts!" Veras Stimme triefte vor Sarkasmus. „Du hast ja auch noch nie versucht, mich auf den Arm zu nehmen..."
„Vera, ich meine es ernst", beharrte Tammy und sah sie entsprechend auch ernst an. „Wir sind hier auf einer Mission, und wir haben eine wichtige Aufgabe. Das ist nicht der richtige Moment, um anderen Leuten Streiche zu spielen. Was auch immer du da draußen gesehen hast, ich habe nichts damit zu tun."
„Ich glaube dir nicht", entgegnete Vera trotzig. Darauf zuckte Tammy gleichgültig die Achseln.
„Dann eben nicht. Aber vielleicht solltest du aus dem Computer die letzten Koordinaten abrufen, an denen das Signal aufgetaucht ist, und sie abspeichern. Dann sehen wir uns das nachher gemeinsam an." Wieder wechselte das Shuttle den Kurs. „Sollen wir noch eine Runde scannen, oder bist du bereit für den nächsten Teil der Mission?"
„Ich bin bereit", antwortete Vera und blickte erneut aus dem Fenster. Es war der gleiche Planet, auf dem sie fast ihr ganzes Leben verbracht hatte. Doch sie konnte sich bei dem Anblick der menschenleeren, zerklüfteten Landschaft gut vorstellen, dass dies hier auch eine völlig andere Welt sein konnte. Eine Welt, die vor ihr noch nie ein Mensch betreten hatte.
„Hast du alles, was du brauchst?", fragte Tammy. „Essen, Trinken..."
Vera warf einen Blick zu ihrem überfüllten Rucksack auf den hinteren Sitzen. „Oh ja! Und dein Geschenk habe ich auch eingepackt." Sie klopfte mit der linken Hand auf eine ihrer Jackentaschen. In einer der Innentaschen befand sich ein kleines Überlebensmesser – fingergroß, mit mehreren Werkzeugen daran und einer speziellen Klinge, die nahezu alles leblose Material schneiden konnte, aber nichts gegen lebendes Gewebe ausrichten würde. Egal, was Vera anstellte, an diesem Messer konnte sie sich nicht verletzen. Es war nicht verwunderlich, dass die Bewohner von Geshtachius Prime solche Messer erfunden hatten. Sie achteten auch sonst auf alles Leben, besonders das von Kindern.
„Dann setze ich zur Landung an", erklärte Tammy und hantierte an den Kontrollen. „Alpha 4 an Basis: Haben zweite Abtastung beendet. Fahren fort mit Aufklärung am Boden..."
Am frühen Nachmittag kehrte Vera zum Landeplatz zurück. Es war ein sonniger Tag geworden, und es war für die Jahreszeit doch sehr warm. Dementsprechend fühlte sie sich auch etwas erschöpft und ließ sich auf einen freien Platz vor dem Shuttle fallen, während Tammy sie amüsiert beobachtete. Dass sie dennoch allerbester Laune war, konnte ihre große Freundin auf Anhieb erkennen.
„Ich habe mir vorgestellt, wie die Basis wohl aussehen mag, wenn sie gebaut wird", erzählte Vera, nachdem sie zu Atem gekommen war und einen großen Schluck Saft getrunken hatte. „Ich weiß ja nicht, wie Hank das später machen will, aber wenn er es so aufbaut, wie ich es mir vorstelle, dann werden sich die Angreifer die Zähne daran ausbeißen."
„Weißt du, ich bin mir sicher, er ist für deine Vorschläge offen", meinte Tammy diplomatisch. „Deswegen hat er dich ja mitgeschickt. Hast du etwas Konkretes herausfinden können?"
Das hatte Vera, und sie sprudelte bereits hervor, was sie entdeckt hatte. Mit bemerkenswerter Genauigkeit schilderte sie, welche Wege man zu Fuß über das Gelände nehmen konnte, welche Stellen ihr gefährlich erschienen, und wo sie eine grundsolide Verteidigung aufbauen würde, wenn sie das Bauvorhaben leitete. Sie hatte von den felsigen Stellen der hügeligen Landschaft auch einige Gesteinsproben mitgebracht, die man an der Akademie untersuchen konnte. Falls die Leute dort herausfanden, aus was der Stein hier genau bestand, konnte man bestimmt auch ermitteln, ob sich daraus eine Schwachstelle für die Basis oder eher eine Verstärkung ergab. Findige Söldner konnten mit den verschiedensten Mitteln gewisse Materialien in gefährliche Waffen umwandeln, und nichts war gemeiner, als die Grundsubstanz eines Berges in eine gewaltige Bombe umzuformen.
Als sie all dies in ein Datenpad eingetragen hatte, nickte Tammy zufrieden. „Das war sehr gute Arbeit, Vera", lobte sie. „Ich glaube, deinen Sold hast du dir damit redlich verdient."
Allein Vera blieb ein wenig skeptisch. „Ich bin mir nicht sicher, ob Paps genauso denkt. Ich weiß nicht, aber ich habe das Gefühl, ich hätte gar nicht so viel gemacht."
„Doch, das hast du sehr wohl", widersprach Tammy energisch. „Ich kenne keinen Söldner an der Akademie, der zu Fuß ein so großes Areal erkundet und dann eine so gute Beschreibung abgeliefert hätte wie du. Glaub mir, die Einstellung zur Mission ist ebenso wichtig wie die Fähigkeiten, mit denen man sie erfüllt. Und so begeistert, wie du an die Aufgabe herangegangen bist, hätte das kein anderer geschafft."
Langsam hellte sich Veras Gesicht auf. „Das meinst du wirklich ehrlich?"
Tammy nickte. „Klar meine ich das ehrlich. Wenn du später mal zu den Söldnern gehst, dann kann ich mir sehr gut vorstellen, dass aus dir ein erstklassiger Scout wird."
„Ach komm, jetzt übertreibst du!" Bei soviel Lob stieg Vera die Röte ins Gesicht, so verlegen wurde sie. Nachdenklich blickte sie zum Shuttle... und verkniff sich ein Grinsen. „Ich würde mich natürlich etwas besser fühlen, wenn wir nachgucken könnten, was es mit diesem Signal auf sich hat."
Natürlich hatte Tammy sie auf Anhieb durchschaut. Aber ihre große Freundin lachte. „Du Schlingel! Dann steh auf, wir müssen los!"
Aufgeregt kam Vera wieder auf die Beine und schleppte ihren Rucksack zum Shuttle. Die Startvorbereitungen waren längst getroffen – alle Söldner der Akademie ließen die Shuttles immer in einem Bereitschaftsmodus, damit sie innerhalb kürzester Zeit losfliegen konnten, und Tammy war da keine Ausnahme. Als Vera wieder ihren Platz am Scannerpult eingenommen hatte, liefen die Triebwerke bereits, und das Shuttle erhob sich in den wolkenlosen Himmel. Vera fuhr die Scanner hoch und schaltete den Energiesucher auf Maximum, in der Hoffnung, das Signal wiederzufinden.
„Hast du noch die Koordinaten?", fragte Tammy. Vera gab die Position durch, die sie im System gespeichert hatte, und das Shuttle bewegte sich mit hoher Geschwindigkeit weiter in Richtung Norden. Wieder behielt Vera alle Anzeigen ihrer Scanner im Auge und lauerte auf einen einzigen Piepser, der die Quelle dieses unbekannten Signals verraten würde. Doch sie näherten sich bald der Stelle, an der ihr Computer das Signal beim ersten Mal entdeckt hatte. Und sie fanden nichts.
Und noch immer argwöhnte Vera, dass dieses Signal in irgendeiner Weise von Tammy oder jemand anderem aus der Akademie stammte. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie die es angestellt haben sollten, aber sie hatte das Gefühl, dass dies einfach nur ein Streich war, den sie einem neuen Söldner der Akademie spielten. Bei anderen Neuzugängen hatte sie es schon beobachten können, dass man in Trainingsmissionen den ein oder anderen fiesen Kniff eingebaut hatte. Doch wenn Tammy tatsächlich etwas damit zu tun hatte, so wäre Vera bitter enttäuscht von ihr, weil sie ihr rückhaltlos vertraute.
Schließlich erreichten sie die Koordinaten. Vera beobachtete, wie Tammy das Shuttle in Schwebemodus versetzte und mehrere Meter über dem Boden anhielt. „Du bist sicher, dass dies die richtigen Koordinaten sind?", fragte die Pilotin schließlich. Vera sah sie ganz aufmerksam an. Und langsam wurde ihr mulmig. Entweder war Tammy eine begnadete Schauspielerin, oder sie hatte sich tatsächlich in ihr getäuscht. Denn anstelle der hämischen Freude darüber, dass Vera ihr auf den Leim gegangen war, erkannte sie Besorgnis und Misstrauen in Tammys Blick.
„Ja, bin ich", bestätigte sie und warf einen erneuten Blick auf die Anzeigen. Sie waren exakt über der Stelle, an der die Energiequelle auf ihren Scannern aufgetaucht war. Doch wie zuvor, direkt nach dem Auftauchen des Signals, rührte sich nicht das Geringste.
Auch Tammy blickte sich um und überprüfte alle Anzeigen, die ihr zur Verfügung standen. „Tja...", meinte sie nachdenklich. „Nichts zu sehen. Vielleicht sollten wir mal einen gründlichen Scan mit allen Systemen durchführen."
„Bin schon dabei", antwortete Vera eifrig, und ihre Finger huschten über die Bedienfelder. Neben den Sensoren, die sie bereits benutzt hatten, besaß das Shuttle eine breite Palette an Scannern und Abtastern, die ihre Umgebung auf Dinge untersuchen konnten, von denen sie nicht einmal die Hälfte verstand. Doch wenn sie alle Scanner gleichzeitig auf maximale Leistung schaltete, konnte sie sich nicht vorstellen, dass sich irgendwas noch vor ihr verstecken konnte.
„Gut." Tammy griff zum Kommsystem. „Ich werde dann mal der Akademie..."
Ein lautes Piepen unterbrach sie mitten im Satz. „Ich habe etwas!", rief Vera aufgeregt und zeigte auf einen hellen Punkt, der urplötzlich auf dem Bildschirm aufgetaucht war.
Eine Sekunde später verwandelte sich das Piepen jedoch in ein elektronisches Heulen. Ein Heulen, bei dem Vera eiskalte Schauer über den Rücken liefen, und das Tammy dazu brachte, mit hektischen Bewegungen die Kontrollen des Shuttles an sich zu reißen. Ein Heulen, das im ganzen Passagierbereich wie der Vorbote der Verdammnis widerhallte. Weitere schrille Signale ertönten von Veras Kontrollpult, mischten sich in das unheilvolle Heulen, und bunte Lichter flammten und blinkten wie in wilder Panik auf allen Bedienfeldern auf. Vera hatte keine Ahnung, was hier vor sich ging, aber sie hatte absolut kein gutes Gefühl dabei. Im Gegenteil: Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass es von hier an kein gutes Ende nehmen konnte.
„Festhalten!", brüllte Tammy und riss die Kontrollen herum. Dies geschah nicht einmal eine Sekunde, nachdem das Heulen losgegangen war. Doch es war eine halbe Sekunde zu spät.
Krachend schlug etwas in die Seite des Shuttles ein. Ein ohrenbetäubender Knall ließ Vera vor Schreck aufschreien, und Funken stoben über die Passagiersitze im hinteren Bereich. Das ganze Shuttle bebte und bockte wie ein wildes Pferd. Vera fiel sofort aus ihrem Sitz. Doch kaum, als sie sich aufrappeln wollte, erschütterte ein weiterer Treffer das Schiff. Mit einem bösartig klingenden Fauchen und einem weiteren Knall zersprang das Bedienfeld unter Tammys Fingerspitzen und spritzte Funken und glühend heiße Splitter in alle Richtungen. Die schrillen Alarmsignale verklangen fast bei dem furchtbaren Schmerzensschrei, den Tammy von sich gab, als die Splitter sie im Gesicht trafen.
Dieser letzte Schrei war für Vera zuviel. Gesteuert durch ihre Instinkte wollte sie nur noch weg. Doch so sehr das Shuttle unter den Einschlägen bebte und zitterte, so wenig konnte sie sich in eine bestimmte Richtung bewegen. Doch auf einmal fühlte sie, wie sie in der Luft hing, wie eine Feder im Wind, bewegungslos und ohne jegliches Gewicht, bis die Rückseite des Passagierbereichs wie eine undurchdringliche Wand auf sie zukam. Sie kniff die Augen zu, in der letzten verzweifelten Hoffnung, dass dies alles nur ein ganz übler Traum war.
Und das Shuttle stürzte wie ein Stein vom Himmel.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top