14 | ein ausgefuchster Kalin

»Kalin!«, rief ich verärgert auf, als mir der Dummkopf die Decke vom Schoß riss und sich damit selbst einfach mal eindeckte, und griff nach dem kuscheligen Stück Stoff.

»Das ist meine Decke.«

»Ach, wirklich?«, fragte er scheinheilig und riss erschrocken die Augen auf, ehe er die Decke anhob und in der Luft nach etwas auf ihr suchte, »Und wo steht da dein Name?«

Ich kniff verärgert die Augenzusammen und starrte ihn stumm an. Am liebsten würde ich meinen Todesblick aufsetzen, doch ich ahnte, dass er sich darüber nur scheckig lachen würde. Ich brummte genervt. »Idiot.«

Seit ich ihn gestern im Schulflur umarmt hatte, war das Verhältnis zwischen uns irgendwie anders. Unangespannt und freundschaftlich. Er hatte mich heute Morgen im Schulflur sogar von hinten erschreckt und mir aus seiner überschwänglichen, guten Laune heraus einen Kuss auf die Wange gedrückt. Matthew hatte breit geschmunzelt, während Emma und Ace sichtlich verwirrt zwischen uns beiden hin und her sahen. Wie die Schüler im Gang.

»Tz, Grace«, tadelte er über mein kleines Schimpfwort und schnalzte missbilligend mit der Zunge, dabei richtete er sich die Decke auf dem Schoß und hob sie kurz, »Nicht so gemein. Du kannst ja zu mir unter die Decke.«

»Nur über meine Leiche«, zischte ich und ließ mich zurück ins Sofa plumpsen, ehe ich wie ein beleidigtes Kind meine Arme vor der Brust verschränkte, »Gib mir die Decke wieder.«

Kalin schmunzelte neben mir und warf mir dabei einen Dein-Ernst-Blick zu, der bei mir wahrscheinlich tital witzig ausgesehen hätte, doch bei ihm unglaublich atttaktiv und sexy rüber kam. Fuck, was dachte ich bloß?

»Und das du dich jetzt wie ein Kind benimmst, macht es besser?«, fragte er klugscheißerisch nach und kniff dabei die Augenbrauen zusammen, während er auf meine verschränkten Arme vor der Brust deutete.

»Ja!«, erwiderte ich schmollend und war davei nicht gerade das beste Beispiel für die richtige Führung einer Diskussion, »Ich will meine Decke wieder haben.«

»Streitet ihr schon wieder?«, machte sich Matthew mit zwei großen Schalen Popkorn bemerkbar im Türrahmen bemerkbar und kam langsam zu uns rüber.

»Ja, und das erst seit ungefähr fünf Minuten«, kommentierte Ace monton und klopfte schmunzelnd auf den Platz neben sich, »Setz dich. Du hast nichts verpasst, Matt.«

Verärgert starrte ich mit geröteten Wangen zu den Beiden rüber und öffnete meinen Mund, schloss ihn jedoch wieder und nahm mir eine Popkornschale vom Couchtisch. Nichts anmerken lassen, Edwards. Das ist eine Falle.

Kaum lag die Schüssel in meinem nicht mit einer Decke bedeckten Schoß, langte auch schon Kalin's Hand zu und stopfte sich eine handvoll Popkorn in den Mund.

»Ähm Kaln, willst du deine Hand noch behalten?«, fragte ich ihn unschuldig und sah mir ruhiger Miene zu ihm rüber, die er irritiert und abwartend in der Bewegung inne hielt. Er ahnte wohl böses. »Dann Pfoten weg.«

Demonstrativ schlug ich ihm die ausgestreckte Hand weg und hielt die Schale schützend an meine Brust von ihm weg. Selbst als er sich zu mir rüber beugte und danach greifen wollte, drehte ich mich weg und schüttelte den Kopf.

»Du hast die Decke«, merkte ich an und sah ihn provozierend an, während ich die nächsten Worte wie eine Grundschullehrerin aussprach und betonte, »Und ich habe jetzt das Popkorn, also beides gibt es nicht, Kalin. Entweder die Decke oder das Popkorn.«

Wie ein kleiner Junge blickte er aus unentschlossenen, grün-blauen Augen aus seiner ausgestreckten Liegeposition zu mir auf.

»Wow, überhaupt nicht Kindergarten«, hörte ich im Hintergrund Emma murmeln und könnte schwören, das sie dabei die Augen verdreht hatte, während Ace bestätigend aufschnaubte und dabei einen Laut machte.

Empört wollte ich gerade etwas erwidern, als sich Kalin plötzlich mit beiden Armen nach mir ausstreckte und mit einer schnellen Bewegung einen Arm um meine Hüfte schlang, ehe er mich über die Couch zu sich zog. Mit großen Augen sah ich zu, wie er mir die weiche Stoffdecke bereitwillig über den Schoß legte und es sich im Anschluss neben mir wieder bequem machte.

Als wäre nichts gewesen aß er seelenruhig das Popkorn aus der Schüssel in meinen Armen und sah auf den Fernseher, wo gerade der Anfang eines Filmes lief. Welcher es war, wusste ich nicht, und hatte mich auch nicht interessiert, denn ich spürte mit einem Mal seinen linken Arm um meine Hüfte, den er wohl noch nicht von mir weg genommen hatte.

Naja, so versuchte ich es mir zumindest den ganzen Abend einzureden.

Es war sicher nur ein Versehen.

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