13 | Drama pur

Da stand doch tätsächlich Mike mitten in der Cafeteria mit einigen Schrammen und Blutergüssen im Gesicht, während er das Mädchen am Boden drangsalierte.

Zu allem Überfluss trat er ihr verpacktes Brötchen, das sie wohl gerade erst an der Ausgabe gekauft hatte, breit und kickte es ihr vor die Knie. Das schwarzhaarige Mädchen reagierte darauf nicht, hockte weiterhin dort am Boden und hielt den Kopf gesenkt.

Das deutete Mike wohl als Aufruf weiter zu machen und schnappte sich plötzlich das breit getretene Brötchen, ehe er es ihr mit voller Wucht ins Gesicht warf und sie damit weiter demütigte. Es machte ein dumpfes Geräusch, bevor es ihr in den Schoß fiel.

Erschrocken wich mir die Luft aus der Lunge und ich sprang im selben Moment entrüstet auf. Warum tat keiner was dagegen?

»Ha, bist du jetzt sprachlos, hm?«, spottete er über sie und lachte gehässig auf. Ihm schien das Ganze richtig Spaß zu machen, jemanden am Boden zu sehen, denjenigen zu erniedrigen.

Mike starrte auf sie herab. Er wartete auf eine Reaktion von ihr ab, die vergebens ausblieb, und wurde um jede Sekunde, in der sie nicht handelte, aggressiver und wütender.

»ANTWORTE MIR!«

Ehe ich mich versah, geschah alles ganz schnell. Er griff plötzlich nach ihren langen, braunen Haaren. Dem Mädchen entfleuchte ein Schreckensschrei, ehe sie im selben Moment mit ihrem Kopf nach hinten gerissen wurde und dazu verdammt war, wimmernd in seine Augen zu sehen.

Ich war selber plötzlich so wütend und erschrocken über die Tat des Ex-Freundes meiner besten Freundin, das ich trotz kurzem Schreck unüberlegt los rannte.

»Stopp! Grace, nein!«, versuchte mich Kalin noch aufzuhalten und verfehlte dabei meinen Unterarm, den er zwar trotz schnellem Aufstehen kurz ergreifen konnte, aber durch meine entschlossene Unaufhaltsamkeit sofort wieder an mich riss.

»Lass mich«, zischte ich noch und rannte links und rechts am Tisch der Schach-AG und der Schülerzeitung vorbei, während ich desweiteren gedämpft Matthew's Stimme wahrnahm, »Scheiße. Kalin, halt sie auf!«

Ein Wimmern entfloh dem Mädchen aus dem Mund, als Mike sie grob herum riss und mit der anderen Hand ihren Kiefer packte. Ich sah wie er ihr näher kam und leise etwas zuflüstern.

Ich rannte gerade am vorletzten Tisch vorbei, als sich plötzlich von hinten zwei starke Arme um mich schlangen und mich an einen robusten Körper drückte. Durch die ruckartige Bremsung dieser Geste wurde mir kurz die Luft abgeschnürt, als ich gegen die Arme prallte, und ächzte deshalb im nächsten Moment auf.

»Lass das«, zischte ich auch sogleich meinen Peniger an, ich hatte so eine Vermutung wer es war, und wand mich in seinem Griff, der wie bei einer Schlange immer stärker wurde. Es tat nicht weh, aber desto mehr ich mich wehrte, umso mühsamer wurde es für mich.

»Grace, lass es einfach gut sein«, hörte ich Kalin's besänftigende Stimme direkt an meinem Ohr, während er bei meinem nächsten Tritt ins Leere seinen rechten Arm fester um meine Brust schlang und seine Wange an meinen Kopf lehnte.

Ich geriet jedoch immer mehr in Panik. Vor allem als ich sah, das Mike sie immer noch so schlecht behandelte, wollte ich nichts mehr, als das mich Kalin einfach los ließ. Ich spürte, wie sich ein schwerer Kloß in meinen Hals bildete und es mir die Tränen hoch drückte. Selbst, als ich mich schüttelte und versuchte auf seinen Fuß zu steigen, gab er nicht nach und hielt mich fest.

»Kalin, sie braucht meine Hilfe«, brachte ich inzwischen schweratmend raus, klang fast schon wimmernd und weinerlich, und drückte mich vergeblichst gegen seine Arme, »Bitte, lass mich los. Sie braucht mich. Ich kann sie-«

»Es ist okay, Grace, alles ist okay«, murmelte Kalin nah meinem Ohr und hatte plötzlich mit seiner linken Hand meine rechte ergriffen, die er mit seinem Daumen beruhigend streichelte.

Ich brach erschöpft ab − pustete angespannte Luft aus. Ein paar Haarsträhnen fielen mir ins Gesicht und versperrten mir ein kleinwenig die Sicht. Es hat keinen Sinn mehr.

Ich ließ mich von Kalin in seinen Armen halten und beobachtete das nächste Szenario. Wie sich zwei Footballspieler schützend vor das Mädchen stellten und Mike in die Schranken wiesen, hatte ich irgendwie ein bisschen das Gefühl versagt zu haben.

Kalin schob mich − natürlich ohne seinen Griff um mich zu lösen − behutsam in Richtung Ausgang. Zuerst realisierte ich nicht, was er vor hatte, da ich total erleichtert zu Jungs rüber sah, die das Mädchen verteidigten.

Doch als ich verstand, was er vor hatte, drückte ich mich gegen ihn und seinen muskolösen Körper und setzte alles daran, das er es auch ja schwer hatte. Spätestens als er mich einfach hoch hob und aus der Glastür raus trug, strampelte ich hilflos mit den Beinen in der Luft und ärgerte mich darüber, das ich wie eine Einkaufstasche herum getragen wurde.

»Hör auf so zu strampeln«, mahnte mich Kalin verärgert und verstärkte seinen Griff um meine Taille, ehe er mich nach fünf Metern an den Spinden vorsichtig los ließ und dafür von mir sofort einen Schlag gegen die Brust kassierte.

»Hey!«, schimpfte er verärgert und streckte verwirrt die Arme seitlich etwas von sich weg, während er mich durch seinen grün-blauen Augen genau zu mustern schien.

»Was soll das?«,

»Was das soll?«, pfefferte ich fassungslos zurück und ballte meine Hände zu Fäusten, ehe ich mich mit zusammen gekniffenen Augen ihm näherte, »Ich sag dir mal, was das soll. Was fällt dir ein, mich einfach so zu packen?«

Er blinzelte kurz. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Sein Blick änderte sich und ein wütender Glanz schimmerte in ihnen auf. Das Blau in seinen Augen siegte über seine Iris. »Was mir dazu einfällt? Krankenkaus. Hätte ich dich − mal wieder − nicht aufgehalten, hätte dich Mike genauso behandelt wie das Mädchen.«

»Ach, das wäre ja auch so schlimm gewesen«, spottete ich mal wieder über seine selbstlose Heldentaten, die unglaublich großzügig waren, und konnte es mir nicht nehmen, das ich kurz höhnisch auflachte und dabei meine Arme vor der Brust verschränkte.

»Du weißt nicht zu was er fähig ist«, knurrte er und ich merkte, das er durch meine Worte etwas verletzt war, da ich ja sprichwörtlich darauf hingedeutet hatte, das es ja auch ohne ihn ging. Obwohl das nicht stimmte.

Ich stand da und starrte ihn an. Ich wusste, nein ich merkte, das er es nicht böse meinte. Im Gegenteil. Er meinte es sogar wirklich gut, und ich verstand ihn auch, warum er mich immer wieder aufs Neue vor dem Bösen retten wollte.

Ich konnte nicht auf mich selbst aufpassen.

Anstatt das ich noch etwas auf seine Aussage erwiderte, sprang ich ihm ohne Vowarnung in die Arme und schlang meine um seinen Nacken.

»Danke Kalin, du bist der Beste«, wisperte ich an seiner Halsbeuge und spürte wenige Sekunden später, wie er ebenfalls die Arme um mich legte und meine Umarmung erwiderte.

Sein Körper entspannte augenblicklich ind er vergrub seinen Kopf in meinen Nacken. Er seufzte. »Kein Problem, immer wieder gern.«

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