05 | erste Begegnung mit dem Sexobjekt
Flaschen drehen war echt wie Achterbahn fahren. Ein Herzinfarkt nach dem anderen und gleichzeitig konnte es sich nur um Stunden handeln.
Während meine beste Freundin gleich immer mehrmals hintereinander dran kam, war ich der Pechvogel schlecht hin und die Flasche zeigte nicht ein einziges Mal auf mich.
Naja, was eigentlich gut war. So musste ich keine ekelhaften Typen küssen, gar betatschen, und konnte gleichzeitig beobachten wie Ace seine Augen einfach nicht von meiner besten Freundin lassen konnte.
Der war übrigens gerade mal ein Mal dran gewesen und hatte so die Chance, die heimliche Beobachtung unauffällig zu halten. Taylor, ein Freund von ihm, fiel es zum Beispiel erst gar nicht auf, obwohl er direkt in seinem Sichtfeld saß.
Aber dafür Matthew, der mit mir jetzt wohl indirekt und unbemerkt im selben Team saß, merkte, das etwas mit seinem Teamkollegen und besten Freund nicht stimmte und behielt die vielen, unauffälligen Blicke zu meiner besten Freundin noch im Geheimen für sich. Vielleicht wollte er ihn später drauf ansprechen?
Nun stand ich mit meiner besten Freundin in der Küche und holten uns wieder etwas Neues zu trinken. Ich, meine Cola inklusive das unauffälige Einnehmen meiner Medikamente und sie, einen- ja, was denn?
Mit einem prüfenden Blick zu ihr rüber, was sie nun genau da tat, stellte ich fest, dass sie sich schulterzuckend ein ach-scheiß-drauf-ist-mir-egal-ich-bin-happy-Drink machte.
»Und dabei tust du alles rein, was gerade im Umfeld von dreißig Zentimeter steht?«, erwiderte ich verwirrt und beäugte das Ganze eher mit einem unguten Gefühl.
Sie verdrehte über meine Aussage nur genervt die Augen und griff nach der Flasche Jack Daniels neben mir. »Nein, natürlich nicht. Was denkst du bitte von mir? Ist doch nur ein bisschen Alkohol zusammen gemischt.«
»Ah, in fünf verschiedenen Variationen?«, entgegnete ich ihr entspanntes Abtun daher trocken und mit einer Spur Sarkasmus darin, »Wird dir von dem ganzen zusammen gewürfelten Zeugs nicht schlecht?«
Das einzige, was sie noch von ihrer Seite aus kam, war ein erneutes Schulterzucken, während sie noch nach der sechsten Zutat, einer Flasche Bourboun, griff und mir noch ein schwaches »Nein, ich bin schon etwas abgehärtet.« mitteilte.
Keine zwei Sekunden später tauchten plötzlich zwei männliche Gestalten neben der Kücheninsel auf, die sich als Ace und Matthew herausstellten und sich wohl auch etwas zu trinken holen wollten. Den leeren Bierflaschen nach zu urteilen.
Neugierig blickte Ace zu Emma und sah zwischen der Flasche in ihrer Hand, dem Bourbon, und ihrem Becher kurz hin und her. »Bekomme ich auch so ein gemischtes Getränk von dir?«
Mutig, Ace. Ob du die Mischung so überlebst, ist die andere Frage. Ich glaube nicht.
Seine Stimme klang sehr ruhig, fast schon schüchtern. Ich nahm seitdem Flaschen drehen an, dass sie ihn mit ihrer unverblümten Art direkt zu sein, einfach den Kopf verdreht hat.
»Hm, wenn du das aushälst.. warum nicht?«, antwortete sie ihm selbstsicher, ohne einmal den Blick zu heben, und füllte etwas von dem Bourbon in ihrer Hand in einen anderen leeren Becher, »Du auch, Matt?«
Als sie ihn direkt ansprach, sah sie kurz hoch und hielt den Blick zu dem Schwarzhaarigen stand, ehe dieser total verwirrt nickte und anschließend unverblümt in meinen Becher lugte. »Ist das Cola in deinem Becher?«
Ich zuckte aufgrund seiner plötzlichen Nähe zu mir kurz zusammen und trat automatisch einen Schritt zurück. »Ja, ist Cola. Warum?«
Er zuckte ebenfalls kurz zusammen und riss für einen Moment erschrocken die Augen auf, da er wohl mit so einer Reaktion von mir nicht gerechnet hat, und hielt seine Hände schützend vor sich, damit ich mich nochmals erschreckte. »Hey, das war nur eine Frage. Ich tue dir schon nichts, okay?«
Er lächelte mich vorsichtig an und beobachtete meine nächste Handlung geduldig. Ich sah ihn zwar noch mit einem erschrockenem Gesichtsausdruck an, aber stellte mich, allmählich wie er, entspannter hin und musste kurz über meine eigene Dummheit verärgert den Kopf schütteln.
Warum kann ich mich nicht einmal normal bei Jungs verhalten?
Matthew's Lächeln wurde breiter und seine blauen Augen fingen regelrecht an zu strahlen. Aus der Gestik heraus hielt er mir plötzlich die Hand hin und fuhr sich mit der anderen durch die pechschwarzen Haare.
»Ich bin übrigens Matthew. Matt reicht auch.«
Zögerlich reichte ich ihm meine Hand. »Grace.«
Seine Lächeln wurde für eine Sekunde etwas breiter, ehe er meinen ängstlichen mit einem neckischen Blick erwiderte. »Ein schöner Name.«
»Du Matt, sag mal, hast du Kalin gesehen?«, holte uns Ace sofort wieder in die Realität zurück und ließ mich zu meiner besten Freundin rüber sehen, die hinter seinem Rücken etwas von verlorenen Reh hatte, »Ich hab ihn hier heute noch gar nicht gesehen.«
Matthew legte kurz die Stirn in Falten und schien tatsächlich zu überlegen. »Nein, tut mir leid. Kalin habe ich noch nicht gesehen.«
Wer zum Teufel ist Kalin?
Er holte sein Handy aus der hinteren Hosentasche seiner Jeans und überprüfte die Uhrzeit. Sein Gesichtsausdruck wurde etwas besorgter. »Es ist schon nach Mitternacht. Er hätte schon längst hier sein müssen.«
»Komisch«, erwiderte Ace, der wie gebannt nach diesem Kalin Ausschau hielt und suchend durch die Menge sah.
Währenddessen war ich unauffällig zwischen den Jungs zu meiner besten Freundin hindurch gehuscht, die mir erleichtert einen Arm um die Schulter legte und ihren Kopf an meiner Halsbeuge vergrub, sobald ich mich zu ihr stellte.
»Du glaubst nicht, wie anstrengend es ist gemein und arrogant zu ihm zu sein, während man gleichzeitig dieses Sexobjekt einfach nur küssen möchte«, hörte ich sie leise an meiner Schulter murmeln und seufzte dabei demonstrierend.
Sie bezeichnete Ace privat manchmal als Sexobjekt. Egal in welcher Art und Weise bezogen. Nur das sie ihn hier, fast neben ihm, so nannte, zeigte mir das sie schon leicht angetrunken war.
»Pscht, nicht so laut!«, warnte ich sie, »Ace steht neben uns. Wäre der nicht mit dem Suchen nach diesem mysteriösen Kalin beschäftigt, wärst du jetzt schon längst aufgeflogen, Emma.«
Sie hob darauf hin ihren Kopf und verdrehte über meine ernstgemeinte Warnung einfach nur die Augen, ehe sie nach ihrem Getränk griff und einige große Schlücke daraus trank. Man hat die es heute eilig betrunken zu werden, dabei ist erst Mitternacht.
Innerlich seufzte ich und war gleichzeitig erleichtert, als Taylor, der Kerl vom Flaschen drehen, der auch bei uns am Boden mit gesessen ist, zu uns stieß und direkt von seinen Kumpels mit Fragen durch löchert wurde.
»Taylor, hast du Kalin gesehen?«, überfiel Matt ihn direkt und erntete beim Blondschopf zuerst einen fragenden Blick, »Ich hab ihn schon mehrmals versucht zu erreichen, aber er geht nicht ran. Weißt du was?«
Demonstrativ holte dieser auch noch schnell sein Handy aus der vorderrn Hosentasche und hielt es lässig in der Höhe.
Taylor's Gesichtsausdruck glich gerade dem, den meine Tante immer aufsetzte, wenn sie etwas nicht fand aber genau wusste, dass es irgendwo herum lag. So dementsprechend sah auch er aus, nur das er wohl schon die Antwort wusste.
»Hat er euch nichts gesagt?«, hakte er vorsichtig nach und lehnte sich an die mittlere Ablagefläche, während er seine Arme lässig darüber legte, jedoch seine Hände nervös mit seiner Handyhülle spielten. Was hat der bloß?
Gespannt beobachtete ich, wie sich die Mimik im Gesicht des Frauenschwarms schlagartig änderte. Von der anfänglichen Besorgnis und Verwirrung, warum sich einer seiner Freunde nicht meldete, zur riesen Panik und Unruhe, das ihm etwas zu gestoßen ist.
Emma hatte wohl mitbekommen das sich die Lage zuspitzte und legte - ohne Alkohol hätte sie diesen Schritt nie gewagt - beruhigend eine Hand auf Ace Oberarm. Sie spürte wohl auch, das er bald explodierte.
Noch wusste keiner, ob es diesem Kalin vielleicht doch gut ginge und er einfach etwas anderes vor hatte, und sich deshalb nun nicht gemeldet hat. Oder ob er tatsächlich irgendwie verhindert war, wegen was auch immer.
»Nein, was ist denn mit ihm?«, hörte ich Emma's ruhige Stimme über die laute Musik hinweg sprechen und merkte plötzlich an der Tonlage, wie sie über ihn sprach, das sie Kalin kannte. »Geht's ihm gut?«
Nervös flatterten seine Augen zwischen den Dreien hin und her, sogar mir galt eines seiner unruhigen Blicke, ehe er kurz auf seine zitterneden Finger sah und dabei die Lippen zusammen presste. Jetzt mach es doch nicht so spannend, du Vollhonk.
Als er wieder hoch sah, hatte er ganz traurige, rot unterlaufenen Augen, die gerade mehr sagten als tausend Worte.
»Kalin geht's gut, aber Mike hatte einen Unfall.«
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