Prolog – Bitte lass mich sterben
"Hör auf!!" schrie ich hysterisch, dies nützte allerdings nichts, denn ich wurde in diesem Augenblick wieder unter die Wasseroberfläche gedrückt. Nicht von irgendjemandem der mich nicht leiden konnte oder mich ertränken wollte, nein es war der beste Freund meines Bruders Phillip. Mein Bruder hatte uns an diesem heißen Sommertag alleine gelassen, nachdem er mit einem seiner Freunde namens Max in die Stadt gefahren ist um noch etwas zu erledigen. Jetzt war ich mit Brad, Phillips bestem Freund, an einem schönen See schwimmen. Aber gerade konnte man dies nicht so nennen. Er ärgerte mich immer wenn er die Gelegenheit hatte, also eigentlich immer ob mit Phillip oder ohne ihn. Dies soll nicht so klingen als würden sie mich nicht mögen, dass taten sie sogar aber manchmal will jeder doch mal seine Ruhe haben.
Doch dieses Mal ging er eindeutig zu weit, spätestens beim Tod hört der Spaß auf. Irgendwann hat man keine Kraft und Luft mehr, so wie ich jetzt. Immer wieder holte er mich für einen kurzen Augenblick hoch aber so schnell wie ich oben war, so schnell war ich auch wieder unten. Während ich nach Luft schnappte gelangte ich auch schon wieder unter die Wasseroberfläche. Mein Mund konnte ich nicht rechtzeitig schließen und zum Luft holen war auch nicht genügend Zeit. Wasser gelangte in meinen Mund und drang weiter vor so als wolle es meinen Körper erforschen, bis es schlussendlich in meine Lungen gelangte. Schmerzen zogen meinen Brustkorb zusammen und ich versuchte vergeblich Luft zuholen, was nur noch mehr Wasser in meine Lungen pumpte. Ich strampelte wild und traf dabei auch Brads Bein, und prompt bekam ich nur einen Tritt zurück, welcher auch unglücklicher Weise meinen Bauch traf. Er drückte mich fester runter, ich wurde immer schwächer und ich gab es auf mich zu wehren. Ich wurde immer mehr müde, sodass meine Augenlider immer schwerer wurden bis sie fast ganz zufielen. War hier denn niemand der es sehen konnte? Anscheinend nicht, da wir heute anscheinend die Einzigen waren, die die Schule schwänzten.
Weil ich keine Luft mehr in meinem Körper hatte, die mir Auftrieb verlieh sank ich einige Meter bis auf den sandigen Boden. Kurz konnte ich durch die schimmernde Wasseroberfläche sehen und sah wie Brad lachte und sich in Richtung Strand drehte, um den See zu verlassen. Über mir brachen sich die Sonnenstrahlen im Wasser und sie erleuchtete den Boden schwach. Der Druck auf meinem Kopf und insbesondere auf meinen Ohren wurde immer größer. Die schwachen Sonnenstrahlen wurden von einem Schatten unterbrochen, welcher immer größer wurde. Dieser eine Schatten kam immer näher, bis ich ein Gesicht verschwommen vor mir sehen konnte. Ich kannte die Person nicht, welche mich am Arm packte und leicht rüttelte. Ich versucht meinen Arm ihm zu entziehen, ich will hier bleiben. Hier wo mich sonst keiner finden wird und ich Ruhe habe vor meinem erbärmlichen Leben.
Anschließend zog die Person wieder an meinem Arm und wir kamen der Wasseroberfläche Stück für Stück näher, nicht fähig mich zu wehren. Als er wieder im Wasser stehen konnte trug er mich bis zum Strand. Er legte mich auf den heißen Sand, welcher sich anfühlte wie ein lauwarmer Lufthauch im Winter, wenn es so etwas überhaupt gab. Ein Ruck durchfuhr meine Brust und Wasser bahnte sich den Weg aus meiner Lunge an die Freiheit. Ich lehnte mich zur Seite und erbrach das Wasser. Ich spürte immer noch die Schwere in meiner Lunge, trotzdessen verspürte ich auf einmal den Drang etwas zu trinken und ich war sehr müde. Schlaf oder Durst? Durst oder Schlaf? Schlaf!...Durst?...nein definitiv Schlaf!! Ich sank wieder in den Sand, unfähig mich weiter zu bewegen und schloss meine Lider. Ein schrecklicher Schmerz durchzuckte meine Wange und ich riss meine Augen vor Schreck wieder auf.
"Nicht schlafen, Ariel!" erklang die Stimme eines Engels, welcher mich gerettet hat.
"Bin ich tot und du bist mein Engel, der mich von meinem Leid befreit?" brachte ich krächzend hervor.
"Nein!" sagte er und musste lächeln, ich wollte es erwidern doch ich musste husten. Wieder kam ein Schwall Wasser heraus.
"Wie geht es dir? Soll ich.." ich unterbrach ihn und sammelte all meine Energie um meinen letzten Satz zu sagen.
"Ist ja nicht so, dass ich gerade fast ertrunken wäre." er lächelte wieder, auch wenn es traurig aussah. Er merkte dass ich das Bewusstsein verlor und das Lächeln verflüchtigte sich.
"Nein!" gab er panisch von sich. Alles um mich herum wurde kurzzeitig schwarz. Vor meinen Augen spielten sich Situationen aus meinem Leben ab. Ich sah meine Eltern mit meinem Bruder und mir. Sie waren glücklich, stolz und vor allem lebendig. Sie starben als ich 14 war. Werde ich jetzt sterben? Werde ich meine Eltern im Himmel wieder sehen? Hoffentlich. Diese Vision verschwand in Sekundenschnelle und dieser Fremde erschien. Wie er auf mich zu schwamm und mich rettete. Augenblicklich durchfuhr mich ein Ruck und mein Herz fing an laut und langsam zu schlagen. Warum hörte ich es jetzt erst? Meinen Herzschlag? War er schon vorher da gewesen? Und schon wieder wechselte die Vision, jetzt sah ich meinen Bruder und ich. Wir spielten Fußball, auf der Wiese hinter unserem ehemaligen Haus. Meine Eltern filmten das ganze und lachten, weil ich den Ball nicht getroffen hatte und ausrutschte. Plötzlich überkam mich Trauer. Weil meine Eltern tot waren, weil mein Leben einfach eine Müllhalte ist. Mein Herzschlag wurde wieder langsamer bis er aufhörte. Ich hörte wieder den Fremden wie er mich Ariel nannte. Eine Wärme durchfuhr meinen Körper und durch den gleichen Ruck wie vorher, fing mein Herz an zu schlagen. Diesmal laut und regelmäßig. Dies blieb auch so, aber wieso sah ich mehrmals einen Menschen denn ich nicht kannte?
Jetzt blieben meine Gedanken schwarz, vielleicht bin ich ja sogar bei den Toten unerwünscht. Er hätte sich nicht Mühe geben sollen jemanden zu retten, der schon lange verloren ist.
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