Kapitel 15 - Smaragdgrünes Feuer
Blake ist nicht erschienen am Abend um mit mir meinen Geburtstag zu feiern. Als ich am nächsten Morgen mit Kopfschmerzen aufwachte, stand ein Strauß roter Rosen neben meinem Bett. Es waren genau 18 Rosen und darin lag ein kleiner Zettel.
"Egal wie stark du jetzt bist, ich werde immer auf dich achten, auch wenn ich nicht mehr bei dir bin." ~Blake
Ich saß einige Minuten im Bett ohne dass ich seine Worte verstand. Dann stand ich panisch auf und zog mich schnell an. Ich stürmte aus meinem Zimmer und rannte in den Schlaftrakt der Jungen. Ich wusste nicht wo Blakes Zimmer war, doch nun stand ich vor einem Zimmer, die Tür stand weit offen. Ich trat hinein und sah eine ältere Frau, welche das Bett neu bezog. Ich blickte mich im Zimmer um, kein Zeichen von Blake. Sein Geruch lag noch in der Luft, dies bedeutete er musste vor kurzem noch hier gewesen sein. Vergiss mich nicht, lag ein Gedankenfetzen von Blake in der Luft. Es schien so als würde er hinter mir stehen und mir die Worte ins Ohr flüstern.
"Wo ist er?" fragte ich eher mich selbst, doch die ältere Frau fühlte sich angesprochen. Sie legte das Kissen beiseite, welches sie mit weißer Leinenbettwäsche überzogen hatte.
"Oh Liebes, ich habe dich gar nicht hereinkommen hören." sagte sie erstaunt. "Der junge Herr hat noch bevor die Sonne aufging die Akademie verlassen. Er hat allerdings etwas vergessen und ich glaube es ist bei Ihnen besser aufgehoben, als bei mir."
Sie kramte in ihrer Kitteltasche und fischte etwas glänzendes heraus. Mit ausgestrecktem Arm hielt sie es mit entgegen und ich ging auf sie zu. In ihrer Hand hielt sie eine silberne Kette und hatte einen grünen Stein als Anhänger. So wie seine Augen, stellte ich fest. Ich nahm sie ihr aus der Hand und betrachtete den Stein genauer. In ihm schimmerte es, so als würde darin ein Feuer lodern. Ein Smaragdgrünes Feuer und kurz sah ich seine Augen. Ich blinzelte, doch sie waren sofort wieder verschwunden oder ich hatte es mir nur eingebildet. Ich schloss meine Hand fester am sie und verließ mit einem leise 'Danke' das Zimmer. Er war einfach gegangen, ohne mich. Ich ging gedankenversunken in mein Zimmer zurück und ließ mich aufs Bett fallen. Die wenigen Tage, die ich hier war mussten anscheinend schlimm gewesen sein, wenn er einfach so verschwinden und sich von jedem lossagt. Es war nicht so dass ich jetzt weinen musste, ich war irgendwie enttäuscht. Doch ich wusste nicht ob ich von mir oder Blake enttäuscht war. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als es an der Tür klopfte. Liz kam vorsichtig herein und man sah ihr an, dass sie geweint hatte. Ich stand auf und zog sie sofort in meine Arme. Sie fing wieder an zu schluchzten.
"Wie kann er nur?" fragte sie mit rauer Stimme. Ich führte sie zum Bett und wir setzten uns erstmal. Ich strich ihr über den Rücken, bis sie sich wieder beruhigt hatte und nun sah sie mich verwirrt an. Wahrscheinlich weil ich nicht gesagt hatte und mein Gesicht keine Regung zeigte. Sie sagte nichts doch ich konnte ihre unausgesprochenen Fragen hören, doch auch diese blieben unbeantwortet. Unser Beisammensein wurde durch Schweigen beherrscht, ebenfalls der Abschied als Liz ging. Ich fühlte mich nicht in der Lage zu sprechen, also ließ ich es ganz. Nun war ich wieder allein und blicke auf die Uhr. In zehn Minuten musste ich bei Sina sein. Endlich das Siegeltattoo. Ich blickte in den Spiegel und lächelte mich an, ich war kein Stück traurig im Moment. Ich wusste nicht woran es lag und haltet mich jetzt für verrückt, doch ich wusste er war bei mir. Ich legte mir die Kette von Blake um den Hals. Es leuchtete kurz auf und ich musste noch mehr lächeln und berührte es mit meinen Fingerspitzen. "...ich werde immer auf dich achten, auch wenn ich nicht mehr bei dir bin.", hallten seine geschriebenen Worte in meinem Kopf wieder. Er hatte die Kette nicht vergessen, er hat sie bewusst zurück gelassen. Bedeutete ich ihm wirklich so viel? Wenn nicht, wie ich immer dachte, wieso sollte er mir die Kette überlassen haben. Also muss ich ihm doch was bedeuten, oder?
Meine Gedanken wiederholten sich den ganzen Vormittag, bei Sina, im Speisesaal beim Essen und am Abend auf dem Weg in den Wald zu Adam. Bevor ich aufbrach in den Wald, legte ich die Kette auf mein Bett und sie leuchtete grell, so als wüsste sie dass etwas schlimmes passiert. Mein ganzes Zimmer leuchtete in einem unheimlichen Grün.
Jetzt stand ich mittlerweile zitternd im Wald und mir gegenüber stand eine Gruppe vermummter Männer. Ich folgte ihnen weiter in den Wald hinein. Meine Gedanken wechselten jetzt von Blake zu Gwenny. Sie war in der Gewalt von Adam, ich komme nicht zu spät. Ich lief noch etwas schnell, denn ich wollte unbedingt zu ihr. Wie schon beim letzten Mal verschleierte Nebel den Waldboden und wurde immer dichter. Die Bäume lichteten sich, doch es wurde immer dunkler. Die Gestalten welche einige Meter vor mir stehen geblieben waren konnte ich kaum noch ausmachen und plötzlich waren sie weg, vor mir stand Adam. Ich wollte zu ihm rennen, zu Gwenny, welche vor ihm hockte, gefesselt an Händen und Beinen. Ihr Mund war zugeklebt und ihr ganzer Köper war mit Dreck übersät. Ihre feuerroten Haare standen wirr in alle Richtungen ab, jemand hatte ihr grob die Haare kurz geschnitten. Es sah einfach schrecklich aus und auf ihrem Gesicht konnte ich blaue Flecken erkennen. Ihre rehbraunen Augen leuchteten kurz als sie mich sah, doch dies änderte sich schlagartig wieder. Sie schüttelte hektisch ihren Kopf und wollte mir etwas zuschreien, was jedoch vom Panzertape zurückgehalten wurde.
"Du bist gekommen! Also ist deine Arbeit hiermit getan." letzteres sagte Adam zu Gwenny, welche angefangen hatte zu weinen und sich in ihren Fesseln wandte. Ich rannte zu ihr, doch ich konnte mich keinen Zentimeter rühren, eine unbekannte Kraft wirkte auf mich ein und ich konnte Adams Tat nur stumm beobachten. Ich schrie, rannte auf sie zu, brach beim rennen zusammen und doch bewegte ich mich nicht vom Fleck. Die Klinge war blutüberströmt, weshalb Adam sie erfreut in die Luft hielt. Gwenny fiel wie in Zeitlupe vornüber, ihre leeren Augen starrten mich an. In ihrer Kehle klaffte ein riesiger Schnitt, ihr Blut bedeckte inzwischen schon den Boden zu ihren Füßen. Ihre verunstalteten kurzen feuerroten Haare vereinten sich mit der gleichfarbigen Flüssigkeit. Sie regte sich nicht mehr und plötzlich hielt ich sie in den Händen, hockte neben ihr. Meine Tränen fielen auf ihr blasses Gesicht.
"Du trägst keine Schuld! Ich habe dich lieb, wir werden uns wiedersehen."
Ihre letzten Gedanken raubten mir den Atem und ich brüllte meine angestaute Wut hinaus. Das Waldstück wurde in ein blaues Licht getaucht, wie der Krankensaal bei meiner ersten Verwandlung. Meine Verwandlung setzte nicht vollständig ein, meine Hände hatten sich in Pranken verwandelt. Ich wollte damit Adams hässliches Grinsen aus dem Gesicht schlagen, was ich dann auch tat. Jetzt sah er noch unheimlicher aus. Sein Gesicht zierten jetzt vier klaffende Kratzer, die würden Narben hinterlassen. Jetzt brüllte Adam und wollte auf mich mit seiner Klinge losgehen. Ich sprang noch rechtzeitig aus seinem Blickfeld und er durchschnitt die Nebenwaden. Jetzt war ich wieder vollkommen ein Mensch. Er bekam mich an meinen Haaren zu fassen und zog mich brutal zurück. Ein schriller Schrei verließ meine Kehle. Jetzt war mein Leben in Gefahr. Ich durfte nicht auch noch sterben, erst wenn ich Gwenny gerächt hatte. Ich merkte dass weitere magische Fähigkeiten meinen Köper verlassen wollten, doch sie kamen nicht heraus. Ich hatte keine Kraft mehr, ich hatte mich in den letzten Tagen total verausgabt. Selbst die Verwandlung meiner Hände hatte soviel Kraft gekostet, wie eine vollständige Verwandlung. Ich kippte nach hinten und jetzt traf er mich leicht am Arm mit seinem Dolch. Es brannte fürchterlich, so als hätte er die Klinge in Gift getaucht. Jetzt hatte er mich in der Hand und er wollte zu einem weiteren Hieb ausholen. Doch so weit kam es nicht, denn er wurde von grünem Feuer erfasst. Als ich genauer hinsah erkannte ich, dass es ein Wolf war, er bestand nur aus Feuer. Sofort lies er von mir ab und versuchte das Feuer auszuklopfen, welches auf ihn übergegangen war. Ich schaffte ein bisschen Abstand zwischen uns und blickte auf Gwenny zurück. Es tut mir so leid, ich wünschte ich könnte dich richtig bestatten. Ich starrte sie mit einem durchdringenden Blick an, bis sie auf einmal anfing richtig zu brennen. Nicht in dem grünen Feuer, in welchem Adam immer noch loderte, sondern richtiges Feuer. Lebe wohl, jetzt kann dir niemand mehr etwas antun. Ich rannte aus dem Wald, obwohl ich wusste keiner würde mit folgen. Denn mein Beschützer, der Feuerwolf begleitete mich und ich wusste genau woher er kam.
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