Part 2, Kap. 8

Erika Brookes

Jona ist schon wieder unfassbar anstrengend. Gestern Abend scheint irgendwas passiert zu sein, aber er will mit mir nicht darüber reden. Das ist mir allerdings nicht neu. Er redet fast gar nicht mit mir, dabei gebe ich wirklich alles. Ich bin nett, koche und kümmere mich um den Haushalt, als würde ich hier wohnen oder wäre seine Hausfrau. Manchmal bedankt er sich dafür, nachdem er mich Minuten lang beobachtet hat, aber das nutzt mir nichts. Ich habe überhaupt nichts davon, wenn er sich dafür bedankt.

Dafür kann ich alles machen, was ich will, wenn er bei der Arbeit ist. Also fast alles. Um mit Lukas zu schlafen gehe ich natürlich zu ihm. Niemand ist so blöd und bestellt seinen Lover in die Wohnung seines zukünftigen Freundes. Natürlich sollte ich das lassen, aber Jona fasst mich nicht an und ich bin eben auch nur ein Mensch. Ein Mensch, der Bedürfnisse hat und dazu gehört nicht, ihm ein Taschentuch nach dem andern zu reichen, wenn er sich über Allison ausheult.

Genau genommen weint er nicht und vergleicht mich nur ständig mit ihr, was mich jedes Mal zu Weißglut bringt, aber wenigstens habe ich dabei das Gefühl, dass er das nur macht, weil er sie nicht haben kann. Was auch immer gestern Abend passiert ist, ihm scheint jetzt klar zu sein, dass Allison für ihn gestorben ist. Somit stehen mir alle Türen offen und ich muss nichts anderes tun, als da zu sein, wenn er aufhört mir für alles die Schuld zu geben. Er ist schließlich das weinerliche, empfindliche Kind von uns beiden. Er verhält sich überhaupt nicht wie ein erwachsener, werdender Vater.

Im Übrigen kauft er mir das auch immer noch nicht ab. Er glaubt wirklich, ich wäre so dumm und würde zulassen, dass ich von Lukas schwanger werde. Für wen hält er mich? Nach wie vor ist Jona mein Ziel, ganz egal, was passiert. Früher oder später wird er das merken.

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>Du bist also immer noch hier?<, begrüßt er mich nach der Arbeit, kaum dass er das Wohnzimmer betreten hat. Zu gern würde ich ihn verletzten und ihm sagen, dass ich wieder da bin und dann abwägen, ob er sich selbst Gedanken machen soll, oder ob ich ihm sage, bei wem ich war. Allerdings beißt er sich dann vermutlich weiter daran fest, dass das Kind von Lukas sein muss.

>Sei doch nicht so<, bitte ich ihn, lächle ihn an. >Ich habe Bratfisch mit Gemüsereis für uns gemacht.< Er zieht seine Schuhe aus, hängt seine Jacke an die Garderobe, sieht mich nicht an.

>Schon wieder?< Wütend balle ich meine Hände zu Fäusten, halte mein Lächeln aber aufrecht. Ich kann schließlich nichts dafür, dass ich keine ausgebildete Köchin bin. Ich musste vorher nie kochen und jetzt mache ich es auch nur, damit er sieht, dass ich mehr kann, als ihn herum zu schicken.

>Dann sag mir doch, was ich sonst kochen soll. Ich bin eben nicht gut darin<, spiele ich die Mitleidkarte, aber er achtet überhaupt nicht auf mich, geht in die Küche.

>Irgendwas anderes als Gemüsereis.< Leise fluchend folge ich ihm in die Küche, wo das Essen noch auf dem Herd steht, damit es warm bleibt und der Tisch gedeckt ist. Ich habe mir wirklich Mühe gegeben und er tut noch nicht einmal so, als wäre er dankbar dafür.

>Was hast du?<, frage ich ihn so mitfühlend wie möglich, hole den Topf mit dem Reis vom Herd, stelle ihn auf den Tisch.

>Nichts<, weicht er aus und ich stelle auch die Pfanne mit dem Backfisch dazu, bevor ich mich zu ihm setzte.

>Ich sehe doch, dass dich etwas bedrückt<, versuche ich es noch einmal und endlich sieht er mich an. Seine blauen Augen durchbohren mich und ich muss schlucken. Ich verstehe nicht, warum er schon wieder wütend auf mich ist.

>Du bedrückst mich, Erika. Du und dieser Zustand<, sagt er gepresst, wobei sich seine Augen kurz auf meinen Bauch richten.

>Ich kann doch nichts-<

>Hör auf. Hör einfach auf dich immer raus zu reden. Ich will nichts mehr von dir, versteh das endlich. Du und ich, wir sind geschiedene Leute. Alles, was mich dazu bewegt, dich hier zu dulden, ist das da<, fährt er mich an, deutet auf meinen Bauch. Wütend mahle ich mit den Zähnen, lasse es über mich ergehen. Wenn ich zurück feuere und herumschreie, wirft er mich nur wieder raus. >Hör auf zu versuchen, dich bei mir einzuschleimen, mir etwas vorzumachen. Ich weiß, wie du bist, wer du bist. Mit deinen billigen Spielchen machst du mich nicht gehorsam wie einen verdammten Hund!< Er ist laut geworden, was mich zusammenzucken lässt. So langsam bin ich mit meinem Latein am Ende. Ganz egal, was ich mache, er hasst mich. Allison ist nicht hier, er ignoriert sie und trotzdem will er nicht zurück zu mir.

>Ich kann das nicht<, schluchze ich, fange an zu weinen. Natürlich bin ich nicht wirklich so eine Heulsuse, aber irgendwie muss ich ihn weich bekommen. >Ich bin nicht schuld an all dem, Jona. Nicht allein. Ich habe einen Fehler gemacht und ich komme damit klar, dass du deswegen sauer auf mich bist. Trotzdem kann ich nichts dafür, dass ich schwanger geworden bin und ich bin nicht bereit ein unschuldiges Kind zu töten, weil wir beide das nicht wieder hinbekommen.< Beinahe hätte ich noch gesagt, dass Allison Geschichte ist und er demnach auch nichts aufs Spiel setzt, aber dafür weiß ich zu wenig über die Gründe, warum er sie ignoriert. Am Ende mache ich es nur schlimmer. Tatsächlich weicht die Härte aus seinen Augen und er atmet tief durch, lässt die Schultern sinken.

>Nicht weinen, bitte<, sagt er leise, sieht mich besorgt an. >Lass uns essen und danach reden wir in Ruhe, einverstanden?< Schnell nicke ich, bevor er es sich anders überlegt, dann stehe ich auf und hole mir Taschentücher, um mein Lächeln zu verbergen. Er ist einfach zu naiv, aber genau das spielt mir in die Hände.

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